EU will nachhaltige Produkte zum Standard erheben

In der EU will man nachhaltige Produkte nicht mehr zu etwas Besonderem küren, sondern sie zum Standard erheben. Dafür sollen auch neue Ökodesign-Richtlinien sorgen. Es dreht sich aber gar nicht alles um Technik, sondern vor allem Kleidung hat man seitens der Behörden im Visier. Beispielsweise soll es auch verboten werden, unverkaufte Textilien und Schuhe einfach zu vernichten.

Zu diesem Zwecke haben das EU-Parlament sowie der Rat eine vorläufige Übereinkunft getroffen, welche beinhaltet, die Ökodesign-Rahmenbedingungen für nachhaltige Produkte zu überarbeiten. Das Ergebnis sollen haltbare, verlässlichere, leichter weiterverwendbare, aktualisierbare und wiederverwertbare Artikel aus unterschiedlichen Branchen sein, die zudem weniger Ressourcen benötigen. Spoiler: Dadurch werden natürlich auch die Preise sicherlich nicht unerheblich steigen.

Spezifischere Anforderungen soll nun die Kommission erarbeiten. In Angriff nehmen will man dabei auch Praktiken der Hersteller, die als geplante Obsoleszenz gelten. Das sind Maßnahmen, die Firmen manchmal einsetzen, um gezielt die Lebensdauer von Produkten überschaubar zu erhalten – damit der Kunde sich dann ein neues kaufen muss. Zum Beispiel kann dies die mangelnde Verfügbarkeit von Updates oder auch Ersatzteilen sein.

Priorität will man dabei zunächst auf Materialien wie Eisen, Stahl und Aluminium legen, die nachhaltiger werden sollen. Ebenfalls hohe Priorität haben Chemikalien, Farben, Reinigungsmittel, aber auch Reifen, Möbel sowie die bereits angesprochenen Textilien und Schuhe. Angestrebt sind auch digitale „Produktpässe“, welche bei Kunden für mehr Transparenz sorgen sollen. Sie sollen aktuelle Informationen zu etwa der Herstellung und den Materialien enthalten. Die EU-Kommission soll dafür ein öffentliches Webportal erstellen, auf der Kunden dann nach Informationen zu Produkten suchen und sie vergleichen können. Ob das eine gute Verwendung von Steuergeldern ist? Das zu beurteilen, überlasse ich mal euch.

Hersteller, die unverkaufte Waren vernichten, sollen jährlich genau berichten, welche Mengen sie zerstört haben und wie die Gründe dafür aussehen. Für Kleidung und Schuhe soll es da aber eben ein Verbot geben. Es wird aber Übergangsfristen von zwei Jahren nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes geben – sechs Jahre für mittelständische Unternehmen.

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11 Kommentare

  1. Stell ich mir vom Grundsatz her erstmal nicht schlecht vor. Wer hat schon was dagegen, wenn der Toaster 30 Jahre hält oder man Klamotten günstiger über Restposten bekommen kann?

    • Günstiger werden die Klamotten dadurch vermutlich nicht. Die Hersteller werden mit Hinweis auf die Einhaltung der Öko-Design-Richtlinie ihre Preise anpassen und der Verkauf von Überproduktionen ist teurer als die Vernichtung. Die Rest- und Sonderposten in Outlet-Centern anzubieten, halte ich für ökologisch bedenklich. Zum einen befinden sich diese Outlet-Center nicht vor der Haustür und andererseits will nicht jeder etwas aus der vergangenen Kollektion anziehen.

      Der geplanten Obsoleszenz den Kampf anzusagen, hört sich erstmal nicht schlecht an. Es stellt sich aber die Frage ob und wie man die geplante Obsoleszenz nachweisen will.

      Für den Mittelstand sind solche Bestrebungen in meinen Augen zusätzliche Hürden, denn der bürokratische Aufwand, wie bei den meisten Ideen der EUrokraten, dürfte einige Mittelständler überfordern. Anstatt Bürokratie abzubauen, wird immer mehr Bürokratie aufgebaut. Darunter leidet am Ende die Wertschöpfung. Unnötige Bürokratie ist und bleibt waste!

      • Beim ersten Punkt mit den Klamotten bin ich mir gar nicht so sicher. Luxusmarken (oder welche die es werden wollen) vernichten zum Großteil Ihre Produkte, damit sie grade nicht reduziert irgendwo verkaufen werden. Das würde dem Image der Marke schaden…Es würde sich auch anbieten diese Klamotten übers Internet zu verkaufen? Muss ja noch ein physikalisches Outletcenter am Stadtrand sein. Und ja ich weiß: Die Rücksendequoten…Aber solange sich Hersteller nicht auf wirklich einheitliche Größen einigen können, wird sich da nichts ändern.

        Mit dem zweiten Punkt und den Mehraufwand für Mittlere und Kleinunternehmen muss ich dir allerdings recht geben. Da kommt es halt sehr drauf an wie die EU das alles umsetzen möchte. Allerdings denke ich auch an die ganzen Mittelständler die sich besonders in Deutschland auf die gute Qualität berufen. Für die sollte sich dann (bei richtiger Umsetzung) gut nachweisen lassen, dass Sie nachhaltig sind.

      • Peter Brülls says:

        „Zum einen befinden sich diese Outlet-Center nicht vor der Haustür und andererseits will nicht jeder etwas aus der vergangenen Kollektion anziehen.

        Der geplanten Obsoleszenz den Kampf anzusagen, hört sich erstmal nicht schlecht an. Es stellt sich aber die Frage ob und wie man die geplante Obsoleszenz nachweisen will.“

        Nichts ist mehr geplante Obsoleszenz alle Mode.

  2. Würde ja schon reichen wenn die Hersteller verpflichtet werden würden ihre Produktzyklen auf 2 Jahre anzuheben und nicht jedes Jahr ein neues, ganz extrem Smartphones, heraus zu bringen und jedem weis machen zu wohlen das man unbedingt „updaten“ muss.

  3. Aber die einfach die Gewährleistung auf drei oder vier Jahre zu erhöhen wäre wohl zu einfach, oder?

    Ich meine, wer will schon eine praktische Lösung die jedem was bringt wenn ich irgendwelche geschönte Informationen über die Herstellung haben kann …

    • Weißt du was passiert, wenn dein 12,99 LIDL Toaster plötzlich 4 Jahre Gewährleistung haben muss? Dann kostet er plötzlich 89€.

      • Der Lidl Toaster wird dann billiger, weil sie ja keine Uhr mehr einbauen müssen, die genau 2 Jahre und 1 Tag später die Heizdrähte durchbrennen lässt.

        5 Jahre Garantie auf alles und dann gibts keine Textilien mehr die so dünn sind dass sie nach 3 mal waschen kaputt sind. Und TVs & Toaster halten auch länger!

        PS: Meine Eltern ihr Toaster ist noch von Ende der 70er
        (und steigt daher vielleicht schon wieder im Wert)

      • Wäre das dann nicht genau das, was was die EU hier will?

  4. Mann stelle sich vor, Media Markt und Co können Ihre Versicherung nicht mehr verkaufen, weil das Gerät 10 Jahre lang nicht kaputt geht. Hier wird ein Geschäftsmodell torpediert. Ob das der Media Markt überleben wird darf bezweifelt werden. Schon deswegen weil deutlich weniger verkauft werden wird. Auch Umsatzsteuer ist ein Thema.

    Es hat sicher einen Grund warum die Kleiderindustrie Kleidung vernichtet anstatt zu verkaufen. Die Hersteller dazu zu zwingen die Kleider nicht mehr zu vernichten empfinde ich als eine fragwürdige Maßnahme. Am Ende wird wieder alles nur teurer und wird sich wieder auf die Wirtschaft auswirken. Haben wir nicht schon genug minus Wachstum? Anscheinend reicht das noch nicht?

    • Ich bin ein absoluter Gegner der Deindustrialization die durch politische Entscheidungen verbeigeführt wird. Aber „Minus Wachstum“ bei Obsoleszenz wie Mode und absichtlich kurzlebiger Elektronik, bei der die Wertschöpfung nur im Ausland und bei den Zwischenhändlern hier stattfindet, die gut Schrott mit Marge verkaufen wäre mal angebracht. Es gibt eben Branchen die schaden der heimischen realen Wirtschaft, Umwelt und Verbrauchern langfristig. Wäre man nicht dem Heilsversprechen von mehr Gewinn durch Asien hinterhergelaufen, dann würde es hier in Deutschland noch richtige Industrie geben, stattdessen ist es jetzt in China. Und auch die entsprechende Mittelschicht schrumpft hier und ist dort explodiert. Denn die Jobs in der Entwicklung kann man nicht langfristig vernab der Industrie halten und irgendwann brauchen die Fabriken auch die Deutschen Zwischenhändler nicht. Dann wird direkt über Amazon, die Ameriker, verkauft oder über die Expansion der Asiatischen Händler hierher.

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