Deutsche Bahn plant selbstfahrende Züge ohne Lokführer
Als Kind waren meine ersten Berufswünsche Feuerwehrmann und Lokführer – beide jeweils durch Helden meiner Kindheit inspiriert. Für den Plan Feuerwehrmann zu werden, zeichnete sich „Grisu der kleine Drache“ verantwortlich. Auf den Lokführer kam ich durch Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ bzw.die Umsetzung der Augsburger Puppenkiste. Man soll ja niemals nie sagen, doch vielleicht wird es irgendwann schwer damit, mich hinter den Zug zu klemmen: Denn die Deutsche Bahn will innerhalb „weniger Jahre“ bald zumindest einige Züge ohne Lokführer auf die Gleise schicken.
Laut dem Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, laufen bereits Pilotprojekte. Ab 2021 bis maximal 2023 soll es dann soweit sein, dass Teile des Netzes vollautomatisch betrieben werden. Bis dahin müsse man allerdings noch einige Hürden bewältigen: „Das autonome Fahren ist in einem komplexen Schienensystem, in dem schnelle und langsame Personenzüge sowie Güterzüge fahren, schwieriger als bei einer U-Bahn – aber es ist möglich. Die ersten Pilotprojekte laufen, ein Testfeld haben wir bei der Erzgebirgsbahn aufgebaut.“ Da könnte man natürlich vermuten, dass die Lokführer von dieser Entwicklung weniger begeistert sein dürften. Grube hält allerdings präventiv dagegen, dass auch die Deutsche Bahn bei der zunehmenden Digitalisierung nicht nur daneben sitzen könne. Man müsse wettbewerbsfähig bleiben. Dafür zähle man auch auf die Unterstützung der Arbeitnehmer.
Noch recht vage, aber kritisch zu sehen, ist, dass sich die Deutsche Bahn auch vermehrt bei Kundendaten bedienen will. Man müsse gewonnene Daten besser nutzen und entsprechende Geschäftsmodelle in seine Strategie integrieren. Laut Grube gründe die Deutsche Bahn daher eine „Digital Venture GmbH“. Ideen, wie man die Kundendaten im Betrieb besser verwenden könnte, gebe es mehrere. Unter anderem könnte die Deutsche Bahn eine Art digitale Mobilitätskarte einführen oder den elektronischen Handel einbeziehen.
Ich selbst bin allerdings auch gespannt, ob man mögliche Sicherheitsbedenken flugs zerstreuen kann. Erinnert mich ja schon fast an das gerade erst vorgestellte „Watch Dogs 2“ in dem der Hacker-Hauptcharakter sich in allerlei Verkehrsmittel einklinkt. Fahrerlose U-Bahnen, etwa in Nürnberg, gibt es aber bereits. Es war zu erwarten, dass Experimente mit anderen Zügen folgen würden.
Hallo, ich melde mich mal hier als (Automatisierungs)-Eektroniker 🙂
@Oliver K
frage, wie willst du für sichere Signalübertragung sorgen?
Wie mir ein ehemaliger Kollege beibrachte und wo er weiterhin recht hat, Wer wichtige Signale überträgt, macht das per Kabel, Punkt. Die ganze Steuerungstechnik ist nicht kompliziert, nur wird das auf Deutschland gesehen recht Komplex.
Um möglichst genaue Daten erheben zu können, muss ein Zug immer mit GPS UND GSM/R eine Verbindung halten können, damit man immer weiß wo sich welcher Zug aufhält. Wie ich bei der Bahn nachgehakt habe, weiß man nicht bei allen Zügen wo sie sind, sondern über Kontaktstellen an den Weichen. Weiterhin muss jeder Zug über Optische Sensoren verfügen und Messungen im Mikrosekunden Bereich machen und alles auswerten, sprich Lasermessungen. Was die Überwachung der Gleise angeht, kann sich die Bahn Knowhow aus Japan holen, dort gibt es einen gelben Shinkansen, welcher mit Sensoren die Gleise überprüft und schnell fährt. Generell kann die Bahn sich Verbesserungsvorschläge aus Japan/Schweiz holen, denn dort gibt es solche Probleme wie hier in DE so gut wie gar nicht.
Schöne grüße 🙂
@ShyAngel
Kannst du das genauer erklären? Oder bleibt es bei dem Blabla ohne Quellen?
@Nino
Stimmt, aber die meisten der von dir genannten Punkte könnten, wenn man es irgendwie realisiert bekommen würde die Züge alleine fahren zu lassen, auch angelernte Kräfte für den Mindestlohn machen, die dann noch mit Harz IV aufstocken müssen.
Ich habe keinen Zweifel daran, dass es in den nächsten X Jahren in Deutschland mehr als zwei U-Bahn Linien geben wird, die ohne Lokführer fahren. Aber wie komplex das ist, hat Petr ja schon beschrieben. Wir bekommen zurzeit nichtmal flächendeckendes und zuverlässiges W-Lan in die Züge, geschweige denn mal Stellwerke oder Fahrzeuge gebaut die halbwegs zuverlässig von Anfang an funktionieren. Selbst im Rangierbetrieb (bspw. am Ablaufberg) hat man es noch nicht hinbekommen, komplett auf Lokrangierführer zu verzichten. Und dort ist es wirklich nur Vor – und zurückfahren, der eigentliche Abdrückbetrieb läuft ja funkgesteuert.
Es bleibt auch die Frage: Wer bezahlt das? Die meisten Strecken in Deutschland sind Bundeseigentum. Die Fahrzeuge einzelnen Verkehrsunternehmen. Wie machen das die ganzen Privatbahnen? Was ist mit den Fahrzeugen die den Ländern, bzw. den Zweckverbänden gehören?
Mich ärgert an der ganzen Geschichte nicht dass man darüber nachdenkt den Bahnbetrieb irgendwie zu automatisieren. Mich ärgert es dass man sich in Zeiten in denen jeden Tag Züge wegen Lokführermangel ausfallen (obwohl der Job ja fürstlich bezahlt wird, dafür dass man nur Knöpfe drücken und aus dem Fenster schauen muss, wie wir aus den Medien während des letzten Streik lernen durften) vor die Kamera stellt und quasi sagt: „Hey, in 5 Jahren fahren wir teilweise vollautomatisiert und die Lokführer sind überflüssig.“
Super, so findet man sicher neues Personal!
Zukunftspläne schön und gut, aber man sollte sich vielleicht auch mal mit den Problemen beschäftigen die JETZT da sind. Der gibt es nämlich genug. Oder man sollte so konsequent sein und sich auf den Bahnteig stellen, den Fahrgästen die unter diesem ganzen Mist leiden müssen auf die Schulter klopfen und sagen „Kopf hoch, bald schmeißen wir alle Lokführer raus, dann wird alles gut.“