Zwischen Hammer und Amboss: Wie die US-Klage gegen Google Mozilla gefährdet
Bei Mozilla scheint es gerade zu brennen. Schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit veröffentlicht man einen Beitrag, der sich bei der Klage der USA gegen Google positioniert. Der Kern des Problems: Das Ministerium will sämtliche Zahlungen von Suchmaschinen-Betreibern an Browser-Entwickler verbieten.
Diese Regelung würde besonders kleine und unabhängige Browser-Anbieter treffen. Mozilla, die Organisation hinter dem Firefox-Browser, warnt vor den Konsequenzen. Während große Technologiekonzerne wie Apple oder Microsoft ihre Browser-Entwicklung durch andere Geschäftszweige finanzieren können, sind unabhängige Anbieter auf Einnahmen aus Suchmaschinen-Vereinbarungen angewiesen. Klar, das trifft natürlich Mozilla, die extrem an Google hängen (90 % des Geldes ist von Google).
Die Bedeutung unabhängiger Browser geht weit über ihre Marktanteile hinaus, meint man bei Mozilla. Firefox verzeichnet derzeit 205 Millionen Nutzer weltweit (ich habe mal nachgeschaut: Es gibt aktuell 164 Mio. aktive Firefox-Instanzen weltweit). Mozilla trägt durch die Entwicklung der Browser-Engine Gecko natürlich zur technischen Vielfalt im Internet bei. Aktuell existieren nur noch drei große Browser-Engines: Googles Chromium, Apples Webkit und Mozillas Gecko.
Die Entwicklung und Pflege einer Browser-Engine erfordert erhebliche technische und finanzielle Ressourcen. Microsoft, trotz einer Marktkapitalisierung von 3 Billionen Dollar, gab seine eigene Browser-Engine 2019 auf. Opera folgte diesem Schritt bereits 2013. Firefox erwähnt allerdings nicht, dass andere Hersteller nun auch etwas in den Hut werfen sollen, um auf Chromium zu setzen. Dennoch dürfte der Einsatz günstiger sein als die Pflege einer eigenen Engine.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen des Justizministeriums zielen laut Mozilla darauf ab, den Wettbewerb im Suchmaschinen-Markt zu fördern. Paradoxerweise könnten sie jedoch den gegenteiligen Effekt haben. Unabhängige Browser machen nur 1,15 Prozent der Suchanfragen in den USA aus. Ein Verbot von Suchmaschinen-Vereinbarungen würde daher kaum zur Lösung des Problems beitragen, aber die Position der marktbeherrschenden Unternehmen weiter stärken.
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Es kann doch aber eigentlich auch nicht im Interesse der Mozilla Foundation sein, derart abhängig von einem Konkurrenten zu sein. Google ist ja nicht nur Suchmaschine, sondern bietet mit Chrome ja inzwischen auch den meistgenutzten Browser an und hat hier eben auch Firefox immer mehr verdrängt. Das viele Alternativen zudem auf Chromium aufbauen, macht es ja nicht besser.
Es müsste im Interesse der Foundation sein, anders an Geld zu kommen. Sich durch Google finanzieren zu lassen, war schon immer ein Risiko und allgemein, sich durch EINEN Anbieter derart finanzieren zu lassen, sowieso. 90%. Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Die Bestrebungen richten sich ja genau gegen dieses „Problem“, dass Google mit Chromium inzwischen quasi ein Monopol gebildet hat. Je nach Statistik 80-85%. 66% allein Chromium, Edge steuert 12% bei, Opera 3% und die restlichen Browser eben den Rest. Safari (macOS) macht 8% aus und Firefox, ebenfalls ja Multiplattform, nur noch 6%…
Da ist doch ohnehin auch die Frage irgendwann erlaubt, wie lange Google es sich noch leistet, so viel Geld in einen Nischenbrowser zu stecken, nur um Standardsuchmaschine zu sein.
Es ging bei den Zahlungen an die Mozilla Foundation für Google nicht primär darum, dass Google die Standardsuchmaschine ist, sondern vielmehr darum, genau diesen nun eingetretenen Fall zu verhindern: die Finanzierung eines Konkurrenten, um nicht als Monopol zu gelten.
Die Idee, andere Geldgeber zu haben hatte auch die Mozilla Foundation – nur finden sie keinen entsprechend Großen, der auch willens ist, all die anderen „Projekte“ der Mozilla Foundation mit zu tragen. So wäre das der Untergang von Thunderbird (und damit auch von K9Mail)
Anders als alle anderen -freien- Browserhersteller ist Mozilla ja eine Non-Profit-Organisation, die 2 Firmen besitzt, die ihrerseits nur jeweils ein einziges Produkt herstellen – inkl. der jeweils notwendigen Verwaltungslandschaft. Auch ist der Hauptzweck ja nicht die Herstellung von Produkten, sondern die „Entwicklung des Internets“, d.h. der Entwicklung und Verbreitung von Vorschriften, Techniken und Regeln mit Bezug auf die Internet-Kommunikation – wobei auch die DEI und Frauenbeschäftigung in diesen Bereich in den letzte Jahren stärker im Fokus lag (ähnlich wie bei Wikipedia).
Mozilla versucht sich seit Jahren unabhängiger von Google zu machen, indem es immer wieder neue Dienste startet, die in irgendeiner Ausprägung auch kostenpflichtig sind. Es hatte nie besonderen Erfolg.
Man versucht auch immer wieder, durch etwas Werbung in Firefox Geld zu verdienen, aber dann schreit die Userschaft geschlossen auf, dass Mozilla das heilige Projekt und alle seine User verraten würde. 🙁
Ich brauche halt nicht noch einen Browser, der meine Daten verschachert.
Warum sollte ich Mozilla nutzen, und meine Daten geben, wenn am Ende das gleiche, wie bei Google gemacht wird.
Dann kann ich auch bei Chrome bleiben, und muss mich nicht mit der schlechteren Engine von Mozilla rumschlagen:
Die Zeiten, wo Mozilla der schnellere Browser war, sind ja auch schon eine ganze Weile vorbei und auch was Features angeht, wüsste ich nichts, was sie jetzt besser als Chrome machen.
„Es kann doch aber eigentlich auch nicht im Interesse der Mozilla Foundation sein, derart abhängig von einem Konkurrenten zu sein.“
Das sieht man bei Mozilla genauso. Allerdings ist es in den letzten (schätzungsweise 10) Jahren nicht gelungen, eine genügend tragfähige alternative Einnahmequelle aufzubauen. Es gab wirklich schon viele Versuche, aus dieser Abhängigkeit raus zu kommen. Es ist aber schwierig mit einem kostenlosen Tool Einnahmen zu generieren. Die User sind in der Regel nicht bereit, für die Software zu bezahlen. Und die Entwickler haben es noch nicht geschafft einen Generator zu bauen, der unverschämtes Nutzer-Genöle in Geld umwandelt.
Die Probleme von Mozilla treffen durchaus auch andere Browserhersteller. Selbst wenn man die Browser-Engine, das Herz des Browsers, „nur“ aus dem Chromium Projekt holt, ist der Aufwand für die Pflege recht groß. Mozilla hingegen ist eines der ganz wenigen Projekte, die sich noch den zusätzlichen Riesenaufwand einer eigenen Browser-Engine antun. Dazu braucht man ein ziemlich großes Team, wenn die Engine die neuesten Entwicklungen enthalten, dauerhaft stabil, performant und sicher sein soll. Selbst Apple kämpft hier. Als Webentwickler erlebt man immer wieder, dass Dinge die auf allen andern Browsern (inklusive Firefox) funktionieren, auf Safari nicht gehen oder völlig unerwartet Fehler haben.
Es wäre nicht gut, wenn dauerhaft nur noch zwei hersteller-dominierte Engines übrig bleiben würden. Bei Chromium kann man die Folgen z.B. bei der Ablösung von Manifest 2 mit Einschränkungen für Ad Blocker sehen.
Als Webentwickler habe ich eher das Problem, dass gerade neuere Features bei Firefox erst Jahre später irgendwann kommen.
Google ist immer sehr schnell und es gibt einige Features, die auch bei Safari sehr lange brauchen, aber ich wüsste auf Anhieb gerade nichts, wo Firefox und die anderen schon Implementiert haben, Safari aber nicht…
Die Begründung das damit „unabhängige Browser-Anbieter“ getroffen werden ist doch quatsch.
Genau wegen der Abhängigkeit ist das doch gerade ein Problem wenn es wegfällt für Mozilla.
Man muss bei der Debatte auch mal differenzieren und darf nicht alles auf die Mozilla Foundation verengen. Die Muttergesellschaft ist eine Non-Profit-Organisation, deren politische und gesellschaftliche Arbeit man unterstützen kann, wenn man an sie spendet. Davon hätte Firefox aber genau gar nichts, weil die Entwicklung komplett innerhalb der Mozilla Corporation abläuft und wo sich auch die anderen Geschäftsfelder wie die Abomodelle von Pocket, Mozilla VPN und Firefox Relay sowie Teile der KI-Entwicklung und das kommende Werbegeschäft bündeln. Firefox hat da in erster Linie auch die Aufgabe, Geld ranzuschaffen, weil er eben nicht zur Wohlfahrt gehört und das bekannteste Produkt eines stinknormalen Open Source-Unternehmens ist. Gemeinnützig ist er in dem Sinne nie gewesen, nur dass die Voraussetzungen aufgrund der Stiftung als Muttergesellschaft noch etwas anders sind.
Bei der MZLA Technologies Corporation, wozu Thunderbird und dessen kommende Abodienste gehören, ist es letztlich ähnlich, nur dass Thunderbird unter dem Dach der Foundation weitgehend unabhängig ist. Und dann gibt es noch die Felder wie Mozilla AI für die KI-Entwicklung und so Punkte wie Mozilla Ventures, wo Mozilla auch als Investor und Risikokapitalgeber tätig ist.
Dass die Situation trotzdem eng ist, kann man bis zu einem gewissen Punkt nicht bestreiten. Trotzdem darf man nicht alles in einen Topf schmeißen.
Ich finde, es geht die US-Regierung nichts an, welche Deals zwischen Google und Mozilla laufen. Es ist eben ihr Business und fertig.
Allerdings finde ich auch, daß ein Projekt wie Mozilla grundsätzlich auf eigenen Beinen laufen sollte. Und wenn es keiner haben will, dann wird es eben beendet.