Black Shark 3 im Test: Ein Gaming-Smartphone strebt nach mehr
Gaming-Smartphones sind in Asien schon ganz groß, markieren bei uns bisher aber nur eine Nische. Das wollen Anbieter wie nubia mit seiner Marke RedMagic aber auch Black Shark, verbandelt mit Xiaomi, ändern. Kürzlich habe ich ja das RedMagic 5G getestet – erstklassige Hardware, die leider durch die Software im Alltag zurechtgestutzt wird. Nun ist das Black Shark 3 eingetrudelt. Im März 2020 wurde es vorgestellt und ist seit Anfang Mai 2020 in Europa zu haben. Schafft dieses Modell es vielleicht, sich auch als Daily Driver zu empfehlen?
Gegenüber dem RedMagic 5G muss das Black Shark 3 im Bezug auf das Display übrigens zurückstecken: Statt 144 kann man nur mit 90 Hz aufwarten. Dafür schürt die Triple-Kamera auf dem Papier etwas mehr Hoffnung, bietet sie doch einen höher auflösenden Ultra-Weitwinkel-Sensor mit 13 statt 8 Megapixeln und einen dedizierten Tiefensensor statt einer halbgaren Makro-Kamera. Doch lest euch die Specs gerne einmal selbst durch.
Technische Daten des Black Shark 3:
- Display: 6,67 Zoll, AMOLED, 2.400 x 1.080 Pixel, 90 Hz, HDR10+
- Betriebssystem: Android 10 mit der Oberfläche JOYUI
- SoC: Qualcomm Snapdragon 865 mit acht Kernen (1x 2,84 GHz Kryo 585 & 3x 2,42 GHz Kryo 585 & 4x 1,80 GHz Kryo 585)
- GPU: Adreno 650
- RAM: 12 GByte LPDDR5
- Speicherplatz: 128 GByte (UFS 3.0)
- Triple-Hauptkamera: 64 (Weitwinkel, f/1.8) + 13 (Ultra-Weitwinkel, f/2.3) + 5 (Tiefensensor, f/2.2) Megapixel
- Videoaufnahne: 4K mit bis zu 60 fps
- Frontkamera: 20 (f/2.2) Megapixel
- Akku: 4.720 mAh (Fast-Charging mit bis zu 65 Watt)
- Schnittstellen 5G, 4G LTE, Dual-SIM, 3,5-mm-Audio, Wi-Fi 802.11 ax, Bluetooth 5.0, GPS, USB Typ-C (2.0)
- Maße / Gewicht: 168,7 x 77,3 x 10,4 mm / 222 Gramm
- Besonderheiten: Fingerabdruckscanner im Display, Stereo-Lautsprecher, rückseitige Kontakte zum Verbinden von Zubehör
- Farben: Schwarz, Grau, Silber
- Preis: ab 599 Euro
Black Shark hat mir dabei für den Test eine Version zur Verfügung gestellt, die bisher nicht in Europa zu haben ist: das Black Shark 3 mit 12 GByte RAM und 128 GByte Speicherplatz. Hierzulande müsst ihr wählen zwischen der Variante mit 8 / 128 GByte zum Preis von 599 Euro oder aber dem Modell mit 12 GByte und 256 GByte Speicherplatz für 729 Euro – erhältlich direkt über die EU-Präsenz des Herstellers. Die Basis-Ausführung ist damit 20 Euro teurer als das RedMagic 5G.
Auf eine aktive Kühlung verzichtet Black Shark und auch haptische Schultertasten fehlen. Wer also Schultertasten wünscht, sollte auf das Black Shark 3 Pro blicken: Jenes Smartphone nutzt sogar echte, haptische Tasten.
Ausstattung und Verarbeitung
Vergleiche ich das Black Shark 3 mit dem RedMagic 5G, dann ist für mich klar, wer hier vorne liegt – wirkt das RedMagic 5G sehr elegant und bewältigt den Spagat zwischen einem Gaming-Hingucker und einem eleganten Gerät für den Alltag, so wirkt speziell die Rückseite des Black Shark 3 regelrecht rustikal.
Da haben wir oben den dreieckigen Kamerahügel, in der Mitte das beleuchtete Logo des Herstellers und unten auf einem weiteren Hügel den magnetischen Kontakt für etwa da separat erhältliche Ladekabel. Metall und Glas mischen sich hier und das Design wirkt auf mich dezent veraltet. Klar, dass das Glas zudem Fingerabdrücke anzieht.
Die Vorderseite des Black Shark 3 verzichtet auf einen Notch oder ein Punch-Hole, stattdessen sitzt die Frontkamera oben im Bildschirmrand. Durch den schmalen Rahmen um das Display kommt man auf einen Screen-to-Body-Ratio von 83,6 %. An der Oberseite verfügt das Smartphone auch noch über einen Klinkenanschluss für Kopfhörer – unten sitzt der Port für USB Typ-C.
Rechts sitzen außerdem der Power-Button und weiter unten am Rahmen ein Schalter, der das Umschalten zwischen der normalen Systemoberfläche und dem Shark Space 3.0, der Gaming-Oberfläche, erlaubt. An der linken Seite des Rahmens sitzen wiederum recht weit oben der SIM-Einschub und darunter der Power-Button.
Wie erwähnt, das Design des Black Shark 3 erscheint mir für ein High-End-Gerät etwas hausbacken, die Verarbeitungsqualität an sich stimmt aber. Auch wer die Nase voll von Punch-Holes, Notches oder Pop-Up-Kameras hat, empfindet dieses mobile Endgerät vielleicht als herrlich traditionell.
Display & Kamera
Der Bildschirm des Black Shark 3 operiert in der Systemoberfläche und kompatiblen Apps mit 90 Hz, kann optional aber auch auf 60 Hz begrenzt werden, um den Akku zu schonen. Da ich kürzlich ja auch das Red Magic 5G mit 144 Hz getestet habe, kann ich im direkten Vergleich definitiv sagen, dass der Sprung von 90 zu 144 Hz bemerkbar ist – allerdings ist auch schon der Wechsel von 60 zu 90 Hz enorm. Das ist nicht nur beim Zocken ein Vorteil, sondern auch in der normalen UI, die viel flotter und flüssiger wirkt.
HDR10 / HDR10+ und Wide Color Gamut hat das Black Shark 3 ebenfalls im Repertoire, ich ziehe da immer gerne dieses Video heran, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Sieht klasse aus, aber wenn ich mit zum Beispiel meinem eigenen Xiaomi Mi Note 10 vergleiche, dann ist bei dem zuletzt genannten Gerät die Wiedergabe einen Tick ausgewogener: Die Farben wirken beispeilsweise knackiger. Hier muss man offenbar, zumindest im Falle des Black Shark 3, doch noch ein paar Kompromisse eingehen, will man ein OLED-Display mit 90 Hz verbauen. Trotzdem liefert der Bildschirm eine überzeugende Vorstellung ab.
Ihr könnt übrigens im Menü DC-Dimming an- und ausschalten und sogar eine automatische HDR-Konvertierung für Videos aktivieren – die Resultate fallen aber recht gemischt aus. Es gibt auch einen „Super-Kinomodus“, der im Wesentlichen Zwischenbilder berechnet – empfehle ich persönlich nicht, es wird aber sicherlich Nutzer geben, welche das Feature begrüßen.
Gaming-Smartphones sind nicht unbedingt für herausragende Kameras bekannt und leider bestätigt auch das Black Shark 3 dieses Klischee. Jedoch platziert man sich immerhin vor dem Red Magic 5G, dessen Cam selbst den meisten Mittelklasse-Smartphones unterlegen ist. Auch das Black Shark 3 neigt jedoch manchmal zu übersteigerten Bonbonfarben, ein Manko, das Samsung und Co. seit Jahren hinter sich gelassen haben.
Was den Porträtmodus betrifft, so ist dieser ebenfalls spartanisch: Nach dem Knipsen ist leider keine Anpassung der Tiefenunschärfe mehr möglich, ist müsst also mit dem leben, was die Kamera automatisch anlegt. Dabei neigt die Kamera dazu „zu verwischen“, überzieht die Tiefenunschärfe also etwas und schneidet dadurch nicht ganz sauber aus.
Dafür lässt sich der Ultra-Weitwinkel-Modus praktisch über einen kleinen Button zuschalten – so wie man es auch von Xiaomis-Geräten kennt. Die Verzerrungen an den Rändern sind allerdings sehr deutlich, trotzdem kann man damit je nach Situation ein paar sehr ordentliche Bilder rausholen.
Die Frontkamera mit 20 Megapixeln ist unverhofft solide und wird Selfie-Fans zwar nicht in neue Sphären heben, knipst aber sehr ordentliche Selfies. Und irgendwie ist das dann auch das Gesamtergebnis für die Kamera des Black Shark 3: Man liefert hier eine deutlich bessere Vorstellung ab als das RedMagic 5G, scheitert aber ebenfalls daran mit der Kamera stark genug zu punkten, um das Smartphone für den Alltag ohne Vorbehalte empfehlenswert zu machen – zumindest zum eher gehobenen Preis des Gaming-Smartphones. Wer noch unkomprimierte Bilder mustern möchte, findet sie hier.
Benchmarks und Gaming
Soll ich euch nun erzählen, dass das Black Shark 3 massive Leistung mitbringt? Das tut es, aber das habt ihr wohl schon anhand der Specs erahnt. Eine aktive Kühlung fehlt hier allerdings, sodass eventuell bei längeren Spielesitzungen ein schnelleres Heruntertakten als beim RedMagic 5G die Folge sein könnte. Ich muss aber zugeben, dass ich selbst beim Spielen keine großen Unterschiede im Verhalten bemerkte – wer langfristig und täglich mit dem Gerät zockt, kann aber auch andere Erfahrungen machen.
Was beim RedMagic 5G der Game Space ist, ist beim Black Shark 3 der Shark Space: eine dedizierte Gaming-Oberfläche, die ihr direkt über das Umlegen eines Hardware-Schalters aufrufen könnt. In diesem Modus könnt ihr die Benachrichtigungen deaktivieren und einrichten, dass etwa der RAM vor jedem Spielstart automatisch leergefegt wird, damit alle Ressourcen zur Verfügung stehen.
In jenem Modus könnt ihr auch für die Spiele bestimmte Settings setzen – etwa die Aktualisierungsrate (60 oder 90 Hz) und auch die Bildoptimierung. Da war das RedMagic 5G aber etwas besser und übersichtlicher aufgestellt, da man dort auch jeweils klar gesehen hat, wenn ein Spiel 144 Hz oder 4D Shock unterstützte. Grundsätzlich haben beide Oberflächen aber mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.
Ihr könnt dabei sogar einstellen wie stark sich das Gerät quasi erhitzen darf, bis eingegriffen wird – schaltet ihr auf den Extremmodus, ploppt ein Hinweis auf, der euch quasi darauf aufmerksam macht, dass ihr an die Grenzen geht – ein brennendes Smartphone im Hintergrund ermuntert da vielleicht nicht so, aber die Anmerkung „Entfesseln Sie Ihre Leidenschaft mit überwältigender Leistung“, brachte mich durchaus zum Schmunzeln.
Spiele wie „Asphalt 9: Legends“ laufen dann natürlich butterweich und im Shark Space auch ablenkungsfrei. Schon beeindruckend, was man da mittlerweile aus den kleinen, mobilen Endgeräten herauskitzeln kann.
Auch „Dead Trigger 2“ weiß zu überzeugen – ein eher simpler Zombie-Shooter, der aber trotz Touch-Steuerung gut funktioniert und sich zum Ausprobieren geeignet hat. Saubere Performance, keinerlei Stocken.
„PUBG Mobile“ litt in meinem Fall unter etwas mehr Pop-In am Black Shark 3, was aber auch schlichtweg an der Session gelegen haben kann. Dafür bescherte mir das Game einen recht amüsanten Augenblick, als ich einen Angreifer, den ich zunächst für meinen Teamkameraden hielt, mit einer Bratpfanne erschlug und ihm sein Maschinengewehr und Killer-Clown-Kostüm abknöpfte – wunderbar.
Auch ganz nett: Im Performance Manager könnt ihr die Auslastung des RAMs, die Wi-Fi-Bedingungen, die aktuelle CPU-Last und die Taktraten einsehen. Für Gamer eine ganz nette Sache. Spielen macht Spaß und da habe ich nun am Black Shark 3 wahrlich auch nichts zu meckern gehabt.
Unten seht ihr dann noch die Benchmark-Ergebnisse des Black Shark 3 – sie spielen auf einem ähnlichen Niveau wie jene des RedMagic 5G – mal liegt das Konkurrenzmodell vorne, mal das Black Shark 3. Lediglich in PCMark Work 2.0 hat das RedMagic 5G einen etwas höheren Vorsprung als man erwarten sollte – ich schiebe das auf die aktive Kühlung. Klar ist, dass der Qualcomm Snapdragon 865 hier seine Stärken ausspielen kann.
Weitere Anmerkungen
Ab Werk sind beim Black Shark 3 direkt mehrere Titel von Gameloft vorinstalliert: „Asphalt 9: Legends“, „MC: Rebel Guns“, „N.O.V.A. Legacy“ und „Rival Wheels“. Da wollte man wohl Spieler direkt abholen. Ansonsten habe ich aber keine Bloatware auf dem Black Shark 3 gefunden – und das Vorinstallieren von Spielen auf einem Gaming-Smartphone lasse ich mal als verschmerzbar durchgehen.
Die Stereo-Lautsprecher des Black Shark 3 haben mich recht positiv überrascht, denn hier hat sich der Hersteller eine Ebene ausgesucht, auf der aktuell nur wenige Anbieter punkten. Da kann man sich durchaus auch mal im Notfall ein wenig Musik anhören, hat man das Aufladen seines Bluetooth-Lautsprechers vergessen.
Leider steckt das Black Shark 3 (wie auch das RedMagic 5G) nur bei Widevine Level 3 fest. Das bedeutet, ihr könnt keine HD-Videos von Streaming-Anbietern wie Amazon Prime Video, Disney+ oder Netflix ansehen. Die zuletzt genannten Apps standen mir sogar gar nicht zur Installation zur Verfügung. Ob es hier noch ein Update geben wird, erscheint fraglich.
Telefonate verliefen am Black Shark 3 reibungslos: Ich war gut zu verstehen und konnte dies ebenfalls von meinem Gesprächspartner behaupten. Und die Akkulaufzeit? Im Betrieb mit 90 Hz saugt das Black Shark 3 gerne am Akku, sodass je nach Nutzung Abends die Steckdose an der Reihe ist. Schaltet ihr auf 60 Hz um, dann sind auch anderthalb Tage möglich. Natürlich werdet ihr aber hier je nach euren Nutzungsgewohnheiten sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Wer aber vielleicht skeptisch denkt „Gaming-Smartphone? Da kann der Akku ja nur schnell leer sein!“, der braucht sich keine Sorgen machen. Das gilt eben nur, wenn ihr viel zockt und 90 Hz aktiviert.
Fazit
Das Black Shark 3 weiß in vielen Disziplinen zu überzeugen: Leider gehört die Kamera nur bedingt dazu. Genau das ist aber ein Merkmal, das für besonders viele Anwender eine Rolle spielt. Allerdings ist die Cam eben auch nicht der Fokus eines derartigen Gaming-Smartphones. Auch das Design erscheint mir persönlich eher etwas rustikal, was sowohl die Hardware als auch die Software betrifft. Allerdings schafft es BlackShark, grobe Schnitzer, wie sie leider beim dafür optisch ansehnlicheren Red Magic 5G auftraten, zu vermeiden. Die Oberfläche JOYUI ist durchaus ausgereift. Für Gamer ist natürlich auch hier ein extra Hub integriert, der sich sofort über einen Hardware-Schalter aktivieren lässt.
Leistung bietet das Black Shark 3 en masse: Mein Testmuster mit dem Qualcomm Snapdragon 865 und 12 GByte LPDDR5-RAM kann kein aktuelles Mobile Game wirklich ins Schwitzen bringen. Schade, dass dieses Gerät aber immer noch nicht ganz den Sprung schafft, sich auch als Daily Driver anzubieten. Man ist aber auf dem richtigen Weg, denn die Kamera liefert trotz des genannten Verbesserungsbedarfs schon einmal eine deutlich bessere Leistung ab, als bei der Konkurrenz – und da profitiert Black Shark sicherlich auch von der Zusammenarbeit mit Xiaomi. Solltet ihr unterwegs also viel zocken und keine Kompromisse bei der Leistung eingehen wollen, dann behaltet das Black Shark 3 ruhig im Auge.
Sobald ich lese, daß da ein ach so schlauer Hersteller wieder böse am OS rum gefummelt hat, bin ich raus.
Xiaomi und Huawei kommen mir nie mehr ins Haus, schlimm was die da verbasteln.
Denn die Hardware ist eigentlich geil.
Genau meine Meinung. Android One oder kein neues Phone.
Grade MIUI ist eine Zumutung, hat mich von allen Hersteller-Spielereien geheilt.
Hmm komisch, MIUI ist doch ziemlich gut durchdacht und macht optisch einiges her. Was ist an dieser Oberfläche denn so verkehrt? Das normale Android sieht ziemlich langweilig aus.
Zum Thema:
Ich verstehe nicht warum es ein Gaming-Smartphone geben muss, ist doch echt überflüssig und bietet keinen Mehrwert. Alle Spiele aus dem Playstore laufen doch z.B. auf dem Pocophone butterweich, da hat noch nie etwas geruckelt.
Die Dinger haben halt ne optimierte Kühlung, damit später heruntergetaktet wird und du kannst n der Software mehr anpassen – siehe der Abschnitt dazu. Per se sinnlos finde ich die Geräte nicht, aber sie visieren schon eine bestimmte Zielgruppe an.
Dann wäre genau dies mit der optimierten Kühlung ein Testkriterium und sinnvoll in einem Vergleich unterzubringen. So ist es einfach nur ein weiteres Handy mit Werbesprüchen