Autorenstreik in Hollywood: Studios wollen die Situation vorerst aussitzen

In Hollywood läuft weiterhin der große Autorenstreik und es könnte auch zu einem Streik der Schauspieler-Gewerkschaft SAG-AFTRA (Screen Actors Guild – American Federation of Television and Radio Artists) kommen. Doch wie Deadline berichtet, soll das die Studios vorerst kaltlassen. Ihre Strategie ist es, die Autoren erst einmal finanziell ausbluten zu lassen, um frühestens im Herbst 2023 an den Verhandlungstisch zu gehen.

Demnach will Deadline unter anderem von einem hochrangigen Produzenten erfahren haben, dass die Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), die im Namen der Studios und Streaming-Anbieter verhandelt, Ende Oktober 2023 für Verhandlungen einplane. Weitere Quellen sollen das bestätigt haben.

Mit der Wall Street im Rücken wollen Apple, Amazon, Disney, Paramount. Warner Bros. Discovery und andere angeblich „die WGA brechen“, wie es ein Manager wohl wenig blumig auf den Punkt gebracht hat. Man geht davon aus, dass die meisten Autoren innerhalb der nächsten Monate an ihre finanziellen Grenzen kommen werden. Ein Studio-Manager soll erklärt haben: „Im Endspiel soll die Sache so lange verschleppt werden, bis die Gewerkschaftsmitglieder ihre Wohnungen und Häuser verlieren.“ Ein Insider soll zugegeben haben, dass das eine eiskalte Strategie sei – die aber notwendig wäre.

Man rechnet damit, dass im Laufe der Zeit die geschwächten WGA-Mitglieder die Führung zu Verhandlungen drängen werden. Dann sehen sich die Studios und Streaming-Anbieter in einer starken Position, bei der sie die Verhandlungsergebnisse weitgehend diktieren könnten. Wobei natürlich zu erwähnen ist, dass der Streik auch die Studios in Hollywood Millionen kostet. So liegen etliche hochkarätige TV- und Film-Produktionen aktuell auf Eis.

Man behilft sich unter anderem mit Reality-Produktionen, aber auch ausländischen Filmen und Serien, die nicht vom Streik betroffen sind. Sollte die SAG-AFTRA wiederum ebenfalls zum Streik aufrufen, würde man hier wohl innerhalb weniger Wochen mit zumindest jener verhandeln. Denn die Schauspieler sind auch für die Vermarktung bereits abgedrehter Projekte von Wichtigkeit.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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9 Kommentare

  1. Ich denke, das könnte für die Studios und die Streaming-Anbieter deftig in die Hose gehen. Zum einen wollen die Kunden (Kino. TV oder Streaming) neues Futter, zum anderen ist die Atmosphäre zwischen Studios und Writern danach maximal vergiftet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die schon jetzt geskripteten Stoffe dann ruckartig besser werden…

  2. Marc Albrecht says:

    Ich arbeite seit vielen Jahren in der internationalen Filmbranche. Meine Kunden (VFX-Studios) sind direkt von den Streiks betroffen, weil Produktionen gestoppt oder zum Teil abgeblasen sind (aka „auf unbestimmte Zeit verschoben“). Da gehen zur Zeit nicht nur „Existenzen“ kaputt, dieser „Streik“ könnte zu langfristigen Schmerzen im gesamten Business führen – je nach Ausgang. Nicht, dass diese Industrie nicht DRINGEND Erneuerung bräuchte, aber das ist ein anderes Thema.

    Schwierig ist, dass – obwohl Gewerkschaften in vielen Bereichen der Filmindustrie unbedingt notwendig wären, aufgrund der üblichen Arbeitsstrukturen aber nahezu unmöglich zu realisieren sind – die Writers noch zu den (relativ betrachtet) am besten Bezahlten gehören. Dass nun ausgerechnet DIE mit ziemlich überzogenen Forderungen eine weltweit Hunderttausende, wenn nicht Millionen Menschen beschäftigende Industrie schädigen (weit jenseits des notwendigen „wir fordern mehr als nötig um Verhandlungsmasse zu haben), stößt sehr, sehr vielen sauer auf und ist, wie gesagt, Teil des Problems.

    Vieles von dem, was die Autorinnen (nicht unberechtigt) an Arbeitsbedingungen kritisieren, ist für eigentlich ALLE Teile der Produktion Alltag. Klar, natürlich darf jeder erstmal für sich Besserungen suchen. Aber wenn man andere direkt schädigt, ihnen Lebensplanung, Alltag und Zukunft zerstört (das passiert gerade in immensem Umfang), dann sollte man sich nicht auf ein DERART hohes Ross setzen, wie es die WGA tut.
    Schwierig.

    • Marc Albrecht says:

      Tja … es war ja zu erwarten, dass die Schauspielerinnen jetzt mit einsteigen in den Streik.

      Mal Tacheles: Seit zig Jahren werden Schauspielerinnenköppe durch Bits und Pixel ersetzt, weil die – zu Recht – keine Lust haben, sich den Kopf WIRKLICH an einer Steinwand einschlagen zu lassen. Das ist ganz normal. Die GLAUBEN, sie würden „vollständig“ ersetzt, die sollten mal mit Andy Serkis reden, der IST NICHT ZU ERSETZEN (aber wer kann aus dem Stegreif sein Gesicht zeichnen, na?). Manche von denen sollte man zwar ersetzen – aber das ist auch ein anderes Thema.
      Nein, da stoßen Unwissen auf Ignoranz, antrainierte Borniertheit auf Überheblichkeit. Auch hier: Nicht bei allen, nicht pauschal, aber eben in der großen Masse.

      Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Schauspielerinnen gerne mal einen Dreck darauf geben, ihren Job anständig zu machen. Ich habe SELBST das berüchtigte „They can fix that in post“ ERLEBT. Besoffen am Set, keinen Bock auf noch einen Take … NICHT ALLE, NICHT STÄNDIG. Aber das gehört eben AUCH dazu. Digitale Postproduktion ist ALLTAG. Es gibt nahezu NULL Filme (inkl. Serien), die ohne auskommen. Und nein, da werden Schauspielerinnen nicht komplett ersetzt (siehe z.B. die seit zig Jahren laufenden Produktionen in Argentinien … wäre doch logisch, da Digidoubles zu verwenden, das GEGENTEIL ist der Fall: Set, Props – alles ist digi, nur die Schauspielerinnen nicht).

      Seufz. Streiks sind wichtige Druckmittel, um Reichtum ETWAS fairer zu verteilen. Aber Streiks sollten von Informationen auch für die Streikenden selbst begleitet werden. Nicht einfach „nur so, weil man glaubt, die Welt geht unter“ (here’s looking at you, last generation) …

      • MeinNametutnichtszurSache says:

        Also nur die weiblichen Schauspieler? Oder kriegt da jemand das Gendern nicht richtig hin?

        • Marc Albrecht says:

          Ich „gendere“ nicht, dafür bin ich zu alt. Ich schreibe seit Jahrzehnten – wie viele Amerikaner auch – abwechselnd nach eigenem Gusto von femininen und maskulinen Personen. Sie dürfen sich gerne nicht angesprochen fühlen, damit kann ich leben.
          Haben Sie zur Sache auch etwas zu sagen oder sind Sie Generation „Klebmich“?

          • MeinNametutnichtszurSache says:

            Lies nochmal deinen eigenen Text. Und achte darauf, welche Personen dort genannt werden. Und dann denke nochmal nach.

    • MeinNametutnichtszurSache says:

      Also nur die weiblichen Autoren? Oder kriegt da jemand das Gendern nicht richtig hin?

      • Marc Albrecht says:

        „weibliche Autoren“ heißen „Autorinnen“. Bekommen Sie das „Gendern“ nicht hin? Tongue-in-cheek.

        • MeinNametutnichtszurSache says:

          Lies nochmal den Text, auf den ich geantwortet habe. Und achte darauf, welche Personen dort genannt werden.

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