Auf jeder Seite anonym kommentieren
Ja, dieser Beitrag könnte wieder zu einer Grundsatzdiskussion führen. Es geht um das Thema: Kommentare und Meinungen auf Webseiten. Blogs bieten oftmals eine Funktion zum Kommentieren an. Logisch, der Schreiber freut sich in den meisten Fällen über konstruktives Feedback oder Austausch. Was passiert aber, wenn der Schreiber wegen irgendeiner Sache zu einer gehassten Person wird? Oder sich ein Troll einfindet? Oder keine Kommentarfunktion zu finden ist?
Vor einiger Zeit schrieb ich dazu etwas über Google Side Wiki. Nutzer des Google Side Wikis können auf jeder Seite ihren Senf abgeben. Dieser ist für alle anderen Nutzer des Side Wikis sichtbar. Es dauert nur wenige Minuten einen Google-Account einzurichten und diesen anonym zu nutzen.
Die Tatsache ist: Meldungen können nur von anderen Benutzern gelesen werden wenn diese auch das Side Wiki von Google nutzen. Nun gibt es einen weiteren Dienst der das anonyme Kommentieren auf jeder Webseite erlaubt. Er nennt sich Blopps. Dieser lässt sich zur Zeit mit einem Firefox-Addon nutzen. Schaut euch den Screenshot an: es ist die Anzahl der Meinungen zu sehen, inklusive dem Text.
Ich selber möchte gleich sagen, dass ich eine der Personen dahinter persönlich kenne und diese ist eine, die gerade kommunikationstechnisch eine echt gute Denkweise hat. Aber das ist hier nicht die Intention meinen Beitrag zu schreiben.
Fakt ist folgender: nutzt keiner das Google Side Wiki oder Blopps – so sieht auch keiner die (anonyme) Meinung. Was passiert aber, wenn uns die Macht in die Hand gegeben wird, auf jeder Seite zu kommentieren und diese Meinung einer großen Leserschar zu präsentieren? Was wäre wenn unser Browser solch ein Feature standardmäßig eingebaut wäre? Würde die Vernunft siegen? Oder die Trolle, die versuchen ihre eigenen Schwächen durch diskreditierende Äußerungen zu überdecken? Anarchie? Selbstregulierung?
Stellt euch mal vor, diese Funktion wäre in naher dunkler Zukunft ein Feature / Zwang eures Netzlebens. Alle Kommentare und Meinungen. Egal wann und wo abgegeben lassen sich bis auf euch zurück verfolgen. So etwas realisieren ja heute schon Blognutzer, die den Dienst Disqus nutzen.
Ich für meinen Teil muss sagen: die Mutter der Idioten ist immer schwanger. Es wird immer Wirrköpfe geben, die nützliche Kommunikationsmittel mißbrauchen. Leider.
Wie steht ihr zu der oben angesprochenen Thematik?
Ich finde es gar nicht gut. Der Grund ist einfach. Nach diversen Gerichtsurteilen ist ja der Seiteninhaber für den Inhalt verantwortlich selbst wenn es von einem Leser geschrieben wurde. Wie sieht es denn bei diesen Diensten dann aus? Der Seiteninhaber hat ja keine Kontrolle darüber etc. So können Seiten mißbraucht werden um hetzerisches zu verbreiten etc.
Es ist interessant, dass sich hier alle darüber Gedanken machen, dass es immer anonyme Schwachsinnschreiber gibt, die versuchen eine Community zu stören.
Das ist aber doch nur eine technische Frage oder nicht?
Wenn wir hier doch von browsergestützten Kommentaren sprechen, habe ich es doch in der Hand, dass nur Kommentare von Browsern einschaltet werden, die online sind.
Geht also jemand anonym online und postet Mist, dann können solche Kommentare natürlich auch beanstandet werden. Wenn jemand viele beanstandete Kommentare hat, wird der Browser komplett gesperrt (es verschwinden alle Kommentare auf allen Seiten von diesem User).
Damit muss der User, der solchen Mist verzapft, erst den Browser zurücksetzen. Damit also mit seinen Kommentaren wieder bei null anfangen.
Die Menge der „Mist Posts“ im Vergleich zu „Konstruktiven Posts“, könnte so also in der Masse untergehen.
Wer möchte schon dass alle Kommentare verloren gehen, die er online hat?
Die technischen Details können bestimmt gestemmt werden.
Und ich weiß dass dies nicht unbedingt die Lösung für Internet Cafes bietet, da sind wir dann wieder beim Anmeldeverfahren oder USB Stick-Browser.
Aber für Leute die ernsthaft browsen wollen und Kommentare vergeben, gibt es sicher Lösungen.
> die Mutter der Idioten ist immer schwanger
Den muss ich mir merken 😀
Naja, es ist ja nicht so, dass es als alternative zu den Kommentarfunktionen der jeweiligen Seiten zu verstehen ist, sondern als Option für die Seiten wo es NICHT möglich ist. Und die Anonymität ist bei diesem Addon ja im Grunde die pragmatische Lösung aller vorangegangen Kommentare: wer seinen Namen angeben möchte, kann das ja machen und wers nicht will, eben nicht. Wie schon oben erwähnt ist es ja sowieso möglich anonym zu bleiben und dann ist es doch umso praktischer, wenn ich mich nicht gar nicht erst anmelden muss, aber halt kann. Und ein entscheidender Unterschied zwischen blopps.com und der GSW ist, dass (http://blopps.com/terms zufolge) alle Kommentare geistiges Eigentum des Autors bleiben und das eben keine Daten gesammelt geschweige denn in irgeneiner Form „verwurstet“ werden…
@XTRAA:
LOL – ich habe mal nach Blobbs gesucht. Natürlich auch gefunden. Also habe ich im FF auf „Hol Dir das Add-On“ geklickt und … nichts passiert.
Dann habe ich das gleich im Chrome gemacht und …
ich komme auf die Firefox Install Seite. Diese habe ich in den Firefox kopiert. Jetzt geht es 🙂
Bei so etwas fände ich es schon gut, wenn A) der Browser erkannt würde und B) ich ohne Javascript auf die Install Seite gelangen kann und ich C) erfahre, dass Javascript eingeschaltet sein muss.
Ansonsten kann ich noch nichts sagen, da ich es gerade erst installiere.
Nebenbei: Da ich von FF auf GChrome umgestiegen bin, habe ich nach einer Erweiterung gesucht, die GSidewiki der GToolbar entspricht. Hier bin ich fündig geworden: http://goo.gl/IHnP
Es funktioniert gut.
Anonym ist doch eh keiner mehr im Netz durch die verschiedensten genutzten Dienste, von daher find ich solche Anonymitäts-Addons und -Dienste unnütz. Und mir ist die Meinung anderer egal, die sich nicht in irgendeiner Weise zu erkennen geben, wenigstens durch einen Nickname oder eben richtigen Namen. Ausserdem sag ich anderen auch meine Meinung und geb mich zu erkennen, das hat einfach was mit Respekt seinem Gegenüber, in dem Fall Blogger, zu tun. Sonst kann ja jeder daherkommen und ’n Kommentar hinblubbern. Wenn ich denjenigen aber kenne, sei es nur durchs Netz, dann leg ich auch auf dessen Meinung wert.
Ist einfach so. Und wie schon oft hier geschrieben wurde, man sollte nicht zu paranoid sein, unsere Daten schwirren nicht nur online rum 😉
@caschy:
der spruch ist echt klasse 😀
Hm, GSidewiki ist ziemlich ungeil. Mit dem blops kann man die Blasen direkt plazieren und bilder, das ist was ganz anderes.
steve
@Torsten:
Danke für die Tipps. Ja, JS muss schon sein, sonst funzen Ajax und das Web ja heute eh nicht mehr, also dass das aktiviert ist, davon gehen wir aus 🙂 Aber stimmt, ein Alert-Fenster ist gut!
Anonym im Netz? Geht das? Gibts das? Bei IPv4 und der 24-stündigen Zwangstrennung eventuell (Zweifel) – beim (zukünftigen) IPv6 wohl nicht mehr: „Lebenslange IP“ (???). Aber warum wird Anonymität im Zusammenhang mit Kommentaren (Blog) diskutiert? Kann man nicht zu dem stehen, was man schreibt/kommentiert?
Wenn man die Netiquette (Netikette) bzw. die normalen Regeln (Knigge) einhält – was soll da schon passieren?
„Wer die Sau rauslässt“ und dies anonym tut ist doch nur ein Feigling.
Im übrigen bin auch ich der Meinung, dass es keine Anonymität im Netz gibt. Je länger (Jahre) man im Netz ist und daran teilnimmt (ich selber seit 15 Jahren), desto leichter dürfte es sein, jemanden aufzufinden…
Man kann eine Meinung haben, man muss nicht. Und wer meint, dass er trollen muss, braucht sich nicht wundern, wenn es ihm später mal zum Verhängnis wird. Andererseits möchte ich auf den meisten Seiten die Kommentare auch nicht lesen, wenn ich mich nicht selbst am Kommentieren beteilige.
Und so lange das Add-On des Browsers kein Feature bietet, das so ähnlich heißt wie „Nutzer, die diese Seite negativ kommentiert haben, haben auch folgendes gesagt:“, sehe ich auch die Relation zu 1984 nicht. Immerhin wäre ein Add-On dann ein sinnvolles Troll-Werkzeug, welches zwar das Kommentieren erlaubt, aber stets unter verschiedenen Nutzernamen ohne feste Zuordnung.
Denn was Trolle nicht schätzen, ist, wenn sie mit ihrem Namen für ihre Nichtbeiträge stehen müssen. Sie sind eben feige.
Anonym im Internet. Ganz einfach: Jap, Tor, Hotspot oder I-Net-Cafe beim Pakistani um die Ecke. Nein, es ist nicht einfach jemanden aufzufinden, wenn nicht gar unmöglich. Solange ein Provider die IP nicht mit den Nutzerdaten verbindet geht das nicht. Wenn man allerdings seine persönlichen Daten in den Orkus, äh ins I-Net, pustet, findet man fast alles.
Händler-Adressdatenbanken sind bisher noch nicht in sehr häufig geknackt worden. Das wäre noch die letzte Möglichkeit.
@ maas-neotek: du weißt, dass du für nen tmobile hotspot zugangsdaten via telekom brauchst? gut, gibt auch zugänge, die man sich im shop kaufen kann für einen zeitlich beschränkten zugang. aber wer nutzt das? warte.. öh, glaub fast keiner
Die kostenlosen in Cafes usw. War nur ein Beispiel.
@maas-neotek
Wie steht es mit Cookies, History-Daten, Browser-Caches, etc.? Wie steht es mit „liebgewonnenen“ Gewohnheiten, die jeder Mensch nun einmal hat? Hat das jeder im Griff? Man nennt das „Verhaltensmuster“. Die hat jeder Mensch. Ich verlasse den Firefox mit der Einstellung „alles zu löschen“. Aber meine Netzgewohnheiten kann ich nicht alle ändern (etliche kenne ich selbst ja gar nicht). Man denke immer an Statistik. Je mehr Daten zusammenkommen, desto eher kann man obige „Verhaltensmuster“ erkennen und Rückschlüsse auf den Internet-Nutzer aufbauen. Darum wollen die Behörden doch immer mehr Daten, um diese miteinander zu verknüpfen…
Wie steht es denn mit dem Verschlüsseln von Daten, die man via Internet verschickt? Wer nutzt E-Mail-Verschlüsselung? USW…
@friddes:
Interessante Sache, das mit den Verhaltensmustern. ich bin ja mit Statistik auch ein bißchen „vorbelastet“.
Und das mit den Verhaltensmustern – vieles läuft da im Unterbewußtsein ab. Ich hab da auch ein simples Beispiel: wenn ich zum Lidl gehe (ist bei mir in „Fußreichweite“), dann geh ich hinwärts immer auf der einen Straßenseite, rückwärts auf der anderen. Sachliche Gründe hat das nicht.
Es könnte damit zusammenhängen, das ich Rechtshänder bin – wissen tu ich das aber nicht. Wenn mich einer abfangen wollte, der könnte sich mit ziemlicher Sicherheit da postieren, wo ich normalerweise her lauf.
Ich schätze mal, (noch) schützt uns das „Gesetz der großen Zahl“ – Daten haben ist die einen Sache – sie auswerten die andere. Eins ist sicher: auch meine „Fußabdrücke“ im Net werden immer größer, je mehr ich kommentiere.
Der Caschy, der könnte sich für Kundige ja noch nicht mal in den neuseeländischen Alpen verstecken – auch da würden sie ihn an seiner Mütze erkennen…
Seine „Net-Fußabdrücke“ sind ja (fast?) größer als die vom Ballmer… 😛
Versteh ich das richtig? Es könnte also sein, das jemand der dieses Addon im Firefox inst. hat bei mir kommentiert ohne das ich davon was mitkriege,weil ich dieses Addon halt nicht habe?
Um mit den Worten von Gisela zu antworten:“Ich möchte das nicht!“
Wer bei mir anonym kommentiert wird eleminiert! So einfach ist das!
@Luigi
Tja, ob das was nützt? Der könnte ja nicht anonym, sondern „utner falscher Flagge“ kommentieren. Und wenn der gut ist, dann rennst du im Kreis rum…
Ich könnte jetzt eine Menge dazu schreiben, aber das ist überflüssig. Weil, solange die IP keinem Computer und damit der dahinter stehenden Person zugeordnet werden kann, sind alle damit verbundenen Daten sinnlos.
Noch sinnloser wird es, wenn Daten die einer IP zugeordnet werden von 100en oder gar 1000en Nutzern stammen. Das ist das Prinzip der Anonymität.
Vom anonymen kommentieren halte ich generell erst mal gar nichts.
Mein größtes Problem mit solchen Diensten wie Sidewiki und co ist es, dass die Kommentare nicht mehr zentral im eigenen Blog sind. Was ist, wenn eine rege Diskussion einfach verloren geht, weil der Dienst eingestellt wird?