Google: Rechtsstreit mit Oracle geht weiter, Software-Interoperabilität als Gegenargument
Der Rechtsstreit zwischen Oracle und Google geht mittlerweile ins zehnte Jahr über. Oracle warf Google seinerzeit vor, Java-APIs unrechtmäßig zu verwenden, Google berief sich auf die Fair-Use-Policy und gewann. Oracle ging dagegen in Berufung und hat dann ebenfalls einen Sieg für sich verzeichnen können. Doch warum sollte damit auch ein Ende gefunden sein? Immerhin standen damit beide Unternehmen wieder ganz am Anfang, der Rechtsstreit geht in die nächste Runde.
Denn als neues Argument, warum Google sich bei der Verwendung von Java-Code nicht in einer Täter-Rolle sieht, bringt das Unternehmen die Interoperabilität von Software ins Spiel und legt einen entsprechenden Antrag zur Prüfung beim Obersten Gerichtshof ein.
We’re asking the Court to reaffirm the importance of the software interoperability that has allowed millions of developers to write millions of applications that work on billions of devices. As Microsoft said in an earlier filing in this case: „Consumers … expect to be able to take a photo on their Apple phone, save it onto Google’s cloud servers, and edit it on their Surface tablets.“ – Google
Ganz falsch liegt Google da sicherlich nicht. Die Fähigkeit verschiedener Softwaresysteme, Informationen plattformunabhängig untereinander auszutauschen ist die Grundlage vieler heutiger Technologien. Google pocht mehr oder minder darauf, dass das Gericht die genutzten APIs aus der Sicht der Open-Source-Bewegung zu betrachten. Ob dies am Ende wirklich als Argument ausreicht, werden wir wohl in einer entsprechenden Meldung erfahren. Oracle wird sicherlich auch weiterhin sein Recht durchsetzen wollen. Google indes bedankt sich dafür, dass sich diverse Start-Ups, aber auch große Unternehmen, mit ähnlichen Anträgen an das Gericht wenden wollen oder dies schon getan haben. Noch im Frühjahr wird Google beim Obersten Gerichtshof erscheinen, um dort noch einmal seine Sicht der Dinge darzulegen, spätestens dann werden wir sicherlich auch mehr zum Fortgang der Geschichte erfahren.
Oracle ist wie die Pest. Man sollte es meiden.
Zum Glück gibt es ausreichend alternativen.
Ich kann Google’s Argument hier wirklich nicht nachvollziehen: Es geht hier um APIs, nicht um Bilder oder sonstiges, welche man als Benutzer durch die Gegend schickt und wo Interoperabilität wünschenswert ist. Android Apps sind so oder so nicht auf andere Systeme, wo ebenfalls Java und die betroffenen Schnittstellen laufen, übertragbar. Egal ob Google die APIs kopiert oder eigene entwickelt, die Interoperabilität der Systeme ist hier exakt null.
Damit ist es Schwachsinn, dass Oracle Googles Verhalten im Sinne der Interoperabilität dulden soll (womit ich nicht sagen will, dass dies aus anderen Gründen durchaus so zu akzeptieren wäre).
Interoperabilität ist in diesem Bezug vor allem aus Entwickler-Sicht zu sehen und somit ein sehr valides Argument.
Es ist aber dann ein Präzedenzfall dass man sich einfach fremde APIs einverleiben kann. Aus Entwickler Sicht sehe ich da keine Interoperabilität wenn ich mehrere APIs kennen muss, zumal der Entwickler eh keine Imports selber schreibt. Hier ging es einfach nur Google darum so zu tun als ob alles ganz normal wäre damit man Entwickler leichter von Android überzeugt.
Das APIs für Entwickler ähnlich aussehen hat aber nichts mit Interoperabilität zu tun, solange damit nicht auch die geschriebenen Programme auf verschiedenen Systemen (wo Oracle’s ursprüngliches API läuft) lauffähig sind. Dies war aber nicht der Fall.
Es geht nicht darum, dass Android Apps auf anderen Systemen laufen – das ist die Sicht des Endanwenders.
Es geht darum, dass man die Interoperabilität zur Java Library-Landschaft beibehält und es den Entwicklern so ermöglicht vorhandene und seit Jahren etablierte Libraries in ihren Apps zu verwenden.