Zendure SolarFlow ausprobiert: Hyper und Ace bereichern die Solar-Landschaft

Wir hatten euch das modulare Speichersystem Zendure SolarFlow bereits im vergangenen Jahr im Rahmen eines ausführlichen Testberichts gezeigt. Es handelt sich hierbei um eine Speicherlösung für das heimische Balkonkraftwerk. Tagsüber lässt sich hiermit Sonnenenergie speichern, um diese in den Abend- und Nachtstunden verwenden zu können. Mittlerweile erfreuen sich Balkonkraftwerke bekanntlich steigender Beliebtheit, in Deutschland darf man diese inzwischen auch mit 800 Watt (statt zuvor 600 Watt) betreiben. Und auch Zendure hat einige (Produkt)- Entwicklungen hingelegt, die ich in den vergangenen Sommermonaten ausführlich unter die Lupe nehmen konnte.

Inzwischen gibt es das modulare Batteriesystem nicht mehr nur 960 Wh (AB1000) je Modul, sondern auch mit 1920 Wh (AB2000). In beiden Fällen lassen sich bis zu 4 Akku-Packs, sprich maximal rund 8 kWh (bei den AB2000) kombinieren. Zudem lassen sich die Batterien nun auch für den Betrieb in kühlen Wintermonaten beheizen. Hierauf soll aber nicht der Fokus liegen, denn funktional hat sich da sonst nichts verändert. Zendure bietet mit flexiblen Panels inzwischen Module mit 210 Watt an, hierzu lasse ich einige Erfahrungen einfließen. Ihr seht diese auch im Artikelbild abgebildet. Die Montage mit Kabelbinder war hier jedenfalls so einfach, dass es schlicht nicht niederschwelliger geht, sich ein Balkonkraftwerk zu montieren und gerade an einem klassischen Balkon mit Metallstreben ist das eine super einfache Geschichte.

Vielmehr sollen die neuen Module SolarFlow Hyper und SolarFlow Ace im Vordergrund stehen. Caschy hatte damals mit seinen Solar-Panels den PV-Hub von Zendure eingesetzt. Hier ist zusätzlich auch ein Wechselrichter notwendig, wobei man da auf einen vorhandenen setzen kann. Ändert aber nichts am Hub-Geschwulst, in dem das endet, zumal der PV-Hub von Zendure, welcher letztlich für die Logik und Netzwerkanbindung verantwortlich ist, größentechnisch alles andere als klein ausfiel. Logisch, das Balkonkraftwerk selbst amortisiert sich recht flott. Bei den Batterien sieht es da anders aus.

Zendure SolarFlow Hyper: Wechselrichter und Hub in neuem, modularen Formfaktor zum Aufstecken

Mit dem Zendure SolarFlow Hyper wird das Geraffel, wie Caschy es liebevoll nennen würde, doch spürbar weniger. So vereint es Wechselrichter und PV-Hub in einem Modul. Dieses fällt zudem recht kompakt aus und es lässt sich modular auf eurem Batterie-Turm anbringen, was die Verkabelung doch stark vereinfacht. Das ist auch mit dem Zendure AIO 2400 so, was mit hübschem Gehäuse kommt. Hier ist das Speichermodul jedoch nicht modular und es ist zudem kein Laden vom Netz möglich, dazu aber später mehr – für manche könnte es dennoch eine Alternative sein.

Der SolarFlow Hyper eignet sich vor allem für Zendure-Neueinsteiger. Sprich solche, die noch keine Akkus und PV-Hub besitzen und möglicherweise auch direkt die Anschaffung eines Wechselrichters mit kombinieren wollen. Mit knapp 8,5 Kilogramm ist das doch ein Brocken, aber so oft bewegt man die Batteriemodule und den Hyper ja wohl nicht hin- und her. Die gute Verarbeitungsqualität und Materialwahl (Aluminium) lassen das Gewicht schnell vergessen.

Die Installation ist denkbar einfach. Der Hyper wird auf die Batterie-Module aufgesetzt. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr mit den AB1000 oder AB2000 arbeitet. Klasse, dass man da auch an vorhandene Hardware zu Hause denkt. Die Einrichtung über die App ist denkbar einfach. Der SolarFlow Hyper wird zum Koppeln vorgeschlagen, man bringt ihn ins WLAN-Netz und damit hat sich das. Anschließend hat man (nach dem Fahren diverser, verfügbarer Updates) Zugriff auf Daten und Einstellungsmöglichkeiten.

Vier Solarstecker sind (fest verdrahtet) für bis zu vier Gruppen Solarpanels vorgesehen. Die beiden MPPT-Eingänge liegen zwischen 350 und 600 Watt. Ich habe vier der flexiblen Panels angeklemmt und in den vergangenen (Sommer-)Monaten haben diese knapp 2 kWh täglich produziert. Je nach Sonne eben mal etwas mehr, mal etwas weniger. Durch die komplett senkrechte Montage hat die Anlage vor allem in den Morgen- und Abendstunden produziert. Sprich dann, wenn die PV-Anlage eben nicht auf Hochtouren lief. Für viele (auch mit PV-Anlage) ist daher der Betrieb des Balkonkraftwerks (auch ohne Akkus) denkbar.

Es sind verschiedene Betriebsmodi möglich. Die App von Zendure ist übersichtlich. Daten sind nahezu live abrufbar, auch über die Cloud und man kann auch weiteren Personen das Balkonkraftwerk zugänglich machen. Mittlerweile hat Zendure den Funktionsumfang ausgebaut: Der Akku lässt sich zeitbasiert, auf Basis des Strompreises oder gar mit einer Leistungsüberwachung auch smart aufladen. Das Messen mittels smarter Steckdosen und anpassen auf deren Datenbasis ist weiterhin möglich, halte ich aber für wenig praktikabel. Aus den Vollen schöpft man jetzt durch eine Shelly-Kooperation. Verbrauchsorientiert lässt sich beispielsweise mit dem Shelly Pro 3EM der Gesamtbedarf erfassen und die Einspeiseleistung regulieren. Da hat man sich mit Shelly als Partner sicherlich die richtigen geangelt. Auch andere Hersteller von Balkonkraftwerken arbeiten da inzwischen mit Shelly zusammen. Bei mir rennt man übrigens außerdem für die MQTT-Unterstützung offene Türen ein.

Zendure Hyper bringt gegenüber der bisherigen Kombination aus Wechselrichter und PV-Hub einen weiteren Vorteil mit. So ermöglicht Hyper, neben dem Aufladen des Akkus per Solar und Einspeisen in das heimische Stromnetz auch das Aufladen der Akkus mit dem Netzstrom (1200 Watt). So lässt sich beispielsweise der Akku mit dynamischem Stromtarif kostengünstig vollladen. Außerdem ist es denkbar, auch Überschuss aus einer PV-Anlage zu speichern, statt ins Netz zu speisen. Logisch, das ersetzt nicht den Betrieb (und die volle Funktionalität) eines Heimspeichers. Und derzeit hat man beispielsweise auch keine Lösung, Geräte im Falle eines Stromausfalls zu versorgen. Hier soll sich der Hyper aber künftig erweitern lassen.

Übrigens: Es lassen sich auch mehrere Hyper-Systeme miteinander kombinieren und auf jeder Phase eines betreiben. Innerhalb einer Phase soll das System mehrere Systeme (Phasenerkennung & ZenLink) erkennen und die Einspeiseleistung insgesamt dann eben auf erlaubte 800 Watt herabregeln.

Alleine, um PV Hub und Wechselrichter in einem Gerät zu haben würde ich wohl für den Betrieb eines Balkonkraftwerks mit Zendure-Akkus zum Hyper greifen. Wer das schon hat, braucht wohl eher weniger aufrüsten, außer das bidirektionale Laden ist interessant. Die weiteren Funktionen, die der Hyper bietet, sind in meinen Augen sinnvoll. Preislich muss man mit knapp 700 Euro aber doch tiefer in die Tasche greifen, als es mit PV-Hub und Wechselrichter einzeln notwendig wäre. Es bietet sich ein Kauf im Bundle (mit Panels und/oder Akkus) an. Alternativ gibt es mit dem AIO2400 ja auch noch eine Lösung, die besser verkabelt, aber nicht so modular und flexibel einsetzbar (bidirektionales Laden, Aufrüsten der Akku-Kapazität etc.) ist.

Zendure SolarFlow Ace: Das Akku-Pack wird zur Powerstation

Mit dem SolarFlow Ace konnte ich mir zudem noch ein Zubehörteil anschauen, welches die Zendure-Akkus zur „mobilen“ Powerstation macht. Wie der SolarFlow Hyper wird das Ace-Modul oben auf einen Akkuturm aufgesetzt. Bedeutet, Hyper-Modul abnehmen und Ace-Modul aufsetzen. Gleichzeitig ist das nicht möglich. Wer die Module nicht tauschen möchte, der muss mit dem Ace tatsächlich auf einen Hub 2000 in Kombination mit Wechselrichter zum Betrieb am heimischen Balkonkraftwerk (On-Grid) zurückgreifen. Anders als der Hyper ist Ace übrigens aus Kunststoff. Das bringt einen Gewichtsvorteil, wirkt aber nicht sonderlich hochwertig.

Off-Grid macht die Ace die Zendure-Akkus dann zur Powerstation und liefert per AC-Ausgang Saft für angeschlossene Geräte. Hier sind maximal 1500 Watt Ausgangsleistung möglich. Das hängt aber davon ab, an wie vielen Akkus man den Ace betreibt. Zwei Akkus (wahlweise AB1000 oder AB2000) sind für die maximale Leistung notwendig und das ist dann auch eher unhandlich. Mit einem AB1000 sind gar nur 960 Watt, mit einem AB2000 immerhin 1200 Watt möglich. Sprich: Will man aus einem Akku-Pack mal eben schnell eine Powerstation basteln, dann ist die Ausgangsleistung doch nicht sonderlich hoch. Ich denke da beispielsweise an Verbraucher, wie eine induktive Herdplatte. Aber: Die genannten Maximalleistungen werden auch dauerhaft erbracht. Kurzzeitig sind höhere Leistungen möglich, beispielsweise wenn ein Gerät zum Starten mehr Leistung zieht. Zendure gibt hier eine Spitzenleistung von 3000 Watt an, welche sich sehen lassen kann, die man aber nur wenige Sekunden abrufen kann. Wie diverse Powerstations röhrt bei der Verwendung der Steckdosen auch bei der Zendure Ace nach kürzester Zeit (unüberhörbar) der Lüfter. Die Lautstärke ist allerdings noch im Rahmen.

Die Auswahl der Anschlüsse nebst zweimal Schuko beim Ace ist überschaubar, aber ausreichend. So gibt es einmal USB-A (12 Watt). Am USB-C-Anschluss lassen sich mit 65 Watt auch gut und gerne Notebooks betreiben. In einer herkömmlichen Powerstation sind da inzwischen, auch wenn das wohl völlig ausreicht, ein bis zweimal 100 Watt (Power Delivery) gesetzt.

Aufladen lässt sich eine Kombi mit dem Ace übrigens auf verschiedenste Weisen. Zu Beginn hab ich den Anschluss eines Balkonkraftwerks beschrieben, mit Wechselrichter und zusätzlichem PV-Hub (Hub 1200 oder Hub 2000). Es ist außerdem möglich, das System – wie beim Hyper – per Netzstrom (900 Watt AC) zu laden – sei es per dynamischem Stromtarif, PV-Überschuss oder einfach so. Nett finde ich die Möglichkeit der verbauten 400 Watt MPPT. Hier lassen sich mobile Panels per XT-60 betreiben. Das unterstützen diverse Panels, oder ihr verwendet wie ich in meinem Fall an den Jackery-Panels entsprechende Adapter.

In meinen Augen eine nette Lösung, die aber vor allem ein nischiges Nutzerszenario abbildet. So wäre ein Camper denkbar, der sonst mit einer Zendure-Akkulösung ausgestattet ist und der mit dem Ace dann eben auch vor dem Camper eine Akkulösung (ohne Verlängerungskabel etc.) anbietet. Auf der anderen Seite muss man auch sehen: Die wenigsten brauchen wohl eine Powerstation für längere Zeiträume, sondern ich tippe bei den meisten eher auf wenige Wochen im Jahr. Sieht man die Zendure-Lösung mit der Ace als Speicher fürs Balkonkraftwerk, den man sich für diese Zeiten dann eben ausborgt, ist das Szenario wohl weiterhin nischig, aber das Akku-Pack wird dann auch wirklich ausgenutzt.

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

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8 Kommentare

  1. Nicht zu vergessen in Kombination mit dem Shelly Pro 3EM, der mit dem Zendure System verknüpft werden kann, ist praktisch eine Nulleinspeisung möglich. Alles was Zuviel an Energie durch die PV-Module erzeugt wird, geht in den Akku und kann später ins Haus eingespeist werden. Hab beides im Einsatz und es funktioniert erstaunlich gut, habe seit dem nichts mehr ins Stromnetz eingespeist.

  2. Manche der Screenshots aus der Zendure App sehen aus wie wenn die aus Home Assistant wären. Und bevor die Frage aufkommt… Laut google lassen die Akkupacks auch sich in Home Assistant via MQTT einbinden.

  3. Ernsthafte Frage: Für wen ist sowas denn finanziell sinnvoll?
    Das Produkt aus dem Link (Hyper 2000 + eine Batterie) kostet Stand heute 1500€. Führt das die Amortisierungszeit nicht ad absurdum? In der Regel kaufen sich Leute ja ein Balkonkraftwerk, weil sich das innerhalb von 5-10 Jahren amortisiert hat und sie dann Teil ihres Stroms bei Sonnenschein kostenlos haben können.
    Das erwähnte Aufladen der Batterie mit günstigerem Nachtstrom sollte bei der finanziellen Kalkulation keine so große Rolle spielen.

    Was sehe ich hier falsch?

    • Ich nutze das Ganze mit dem everHome EcoTracker in Nulleinspeisung, der hat vor dem Shelly den Vorteil, dass ich keinen Elektriker zur Installation brauchte.

      • @Timh: wie hast du das realisiert? Nutze aktuell einen Poweropti, der auch durch einen EcoTracler ersetzt werden könnte. Eine Umsetzung ohne Elektriker hat schon was für sich.

    • Da hast Du natürlich recht- ich habe auch die Zahlen zur Amortisation kräftig biegen müssen, um den Segen der Regierungschefin zu bekommen. Auf der anderen Seite erhöht so ein Setup aber auch nochmal kräftig die Effizienz und Autarkie eines PV-Setups.
      Plus: Es hat (jedenfalls in meinem Umfeld) zu einem Umdenken geführt, wie man mit Energie umgeht. Die Nutzung der Verbraucher hat sich schon ziemlich gewandelt. Beispiel: Morgens, wenn der Akku noch Energie bereitstellt, läuft jetzt zuerst (automatisch) die Kaffeemaschine an und erst dann der Toaster, um die Energieentnahme zu optimieren und möglichst wenig Strom zu importieren. Bei Nutzung der Sonnenenergie heißt die Devise: Battery first. Es wenn diese ausreichend versorgt ist, springen andere Verbraucher an. Die Steuerung übernimmt der Homeassistant.

      Und außerdem: Das Ganze macht schon irgendwie sau viel Spaß 🙂

    • Ganz genau. Das Ziel ist, Stromkosten zu sparen. Und damit sollte so ein Artikel möglichst auch beginnen, die Randbedingungen zu nennen, unter denen man damit Stromkosten spart und eine kleine Beispielrechnung, wieviel Geld man zum Ablauf der Garantiezeit gespart hat und wie lange man dann selbst noch Risiko tragen muss bis es amortisiert ist. Erst danach mache ich Plus.

      Das sind nur ein paar Zahlen, wenn das nicht im Artikel steht, fehlt die wichtigste information und er ist für mich gesehen uninteressant.

    • Aktuell kann ich sagen das ich seit dem 01.07.2022 bisher 2.830 kWh mit dem Balkonkraftwerk eingespart habe. Bei dem von mir genutzen Strromtarifen macht dies 869,72 EUR aus. Zendure gibt 10 Jahre Garantie. In den ersten 12 Monaten hatte ich 2 Module a 375 Watt dran hängen und habe im letzten Jahr noch 2 weitere Module a 410 Watt ergänzt
      Da muss halt jeder selbst rechnen was er einsparen kann, bei seinem Stromtarif.
      Aus meiner sicht rechnet es sich.

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