„Yakuza: Like A Dragon“ im Test: Die nächste Generation beginnt
Die Spielereihe „Yakuza“, in Japan als „Ryu ga Gotoku“ bekannt, erobert sich auch im Westen eine immer größere Anhängerschaft. Das ist wesentlich „Yakuza Zero“ zuzuschreiben, welches Neuankömmlingen einen fulminanten Einstieg ermöglicht hat. Auch die Remakes der ersten beiden Teile, „Yakuza Kiwami“ und „Yakuza Kiwami 2„, sind sehr empfehlenswert. Mit „Yakuza 6: The Song of Life“ vollzog Sega dann einen würdigen Abgesang auf den bisherigen Protagonisten Kazuma Kiryu. „Yakuza: Like a Dragon“ läutet darum nun gleich im doppelten Sinne eine neue Generation ein.
So ist der neueste Teil der „Yakuza“-Reihe ein Launchtitel für die Xbox Series X|S. Eigentlich war „Yakuza“ zunächst ein PlayStation-Franchise. Erst nach und nach wagte die Reihe mit Verspätung den Sprung auf Xbox-Plattformen. Dadurch ist es bemerkenswert, dass es dieses Mal die PlayStation-5-Version ist, auf die wir warten müssen. Sie kommt erst im März 2021 auf den Markt. Allerdings sei erwähnt, dass „Yakuza: Like A Dragon“ auch an der Xbox Series X seine Wurzeln in der letzten Konsolengeneration nicht verhehlen kann. Beispielsweise unterstützt das Game kein HDR.
Und auch sonst ist das Spiel, daran sind „Yakuza“-Fans jedoch gewöhnt, kein technischer Kracher. So gibt es zwar einen „Normal“-Modus mit 60 fps, der bietet aber nur 1440p als Auflösung. Im Modus „High Resolution“ winkt dann 4K – bei halbierter Framerate. Hier zeigt sich, dass die zugrunde liegende Dragon-Engine nicht sonderlich gut optimiert wurde. Grafisch kommt hier nur bedingt Next-Gen-Feeling auf. Eher könnte man sich das Gebotene eigentlich auch gut auf der Xbox One X vorstellen.
„Yakuza: Like a Dragon“ sieht stellenweise aber durchaus gut aus: In Cutscenes sind die Charaktermodelle sehr beeindruckend und ausdrucksstark in Mimik und Gestik. Wer sich im First-Person-Modus umsieht, entdeckt zudem in Shops und den Straßen des Schauplatzes Yokohama eine Fülle von Details. Doch ein Wow-Effekt bleibt hier eben aus. Wer neu in das Franchise einsteigen möchte, sollte also mit gemäßigten Erwartungen an die Grafik herangehen. Und für Neueinsteiger eignet sich der Titel wiederum hervorragend.
Denn „Yakuza: Like a Dragon“ ist quasi ein Soft-Reboot der Spielreihe. Es weichen nicht nur die Echtzeit-Prügeleien einem rundenbasierten RPG-Kampfsystem, auch der Protagonist hat gewechselt: Kasuga Ichiban ist quasi das Gegenteil des stoischen Kazuma Kiryu aus den bisherigen Teilen. Stets nimmt Kasuga den Mund zu voll und reagiert eher emotional als logisch. Dabei ist das rundenbasierte Kampfsystem, das auch allerlei surreale Elemente ins Spiel bringt, sogar in die Story eingebunden. Kasugas Fantasie geht gerne mit ihm durch und er ist großer Fan der JRPG-Reihe „Dragon Quest“. Entsprechend stellt er sich auch die Bewohner Yokohamas für seine Gefechte anders vor, als man erwarten sollte.
Des Weiteren dreht sich die Hauptgeschichte um Kasugas Streben einem Netz voller Intrigen auf den Grund zu gehen. Vereinfacht gesagt, wanderte Kasuga aus Loyalität zu seinem Patriarchen freiwillig für ein Verbrechen ins Gefängnis, das er nicht begangen hatte. Doch als er nach über 15 Jahren entlassen wird, hat sich sein ehemaliger Boss von ihm abgewandt. Nun muss er auf eigene Faust herausfinden, was hinter den neuen Machtgefügen in Yokohama und Tokyo steckt, die ihn anfangs überfordern.
Schnell schließen sich Kasuga allerdings illustre Gefährten an, die ihn als Party, wie es sich für ein RPG gehört, unterstützen. Mit ihnen sind in den rundenbasierten Kämpfen etwa auch Kombi-Angriffe möglich. Außerdem können sowohl Kasuga als auch seine Mitstreiter im Verlauf des Spiels unterschiedliche Jobs (Klassen) annehmen, was auch ihre Fähigkeiten beeinflusst. Freilich gibt es für siegreiche Kämpfe Erfahrungspunkte, Ausrüstung und neue Fähigkeiten, sodass die Helden immer stärker und vielseitiger werden.
Auch wenn ich selbst skeptisch gegenüber dem neuen Kampfsystem war, so habe ich mich schnell daran gewöhnt. Denn weiterhin sind die meisten Kämpfe kurz und knackig. Außerdem müsst ihr ein wenig Taktik walten lassen. Stürmt ihr etwa auf einen Gegner zu, der sich weiter hinten aufgereiht hat, kann es passieren, dass seine Kumpels euch vorher abfangen. Gleichzeitig könnt ihr mit Flächenangriffen mehrere Feinde auf einmal ausknocken, wenn ihr euch klug anstellt. Obacht ist geboten, wenn ihr dabei Gegner vorfindet, die mehrere Levels über euch angesiedelt sind. Dann landet ihr schneller auf dem Asphalt, als Kasuga die Kinnlade wieder herunterklappen kann.
Sofort heimisch fühlte ich mich in den Nebenaufgaben. Abermals bilden sie den perfekten Kontrast zur ernsten und dramatischen Hauptgeschichte. Die skurrilen Sidequests sind nicht nur äußerst humorvoll, sondern teilweise auch mit einem warmherzigen Twist versehen. Beispiel: In einer Seitenstraße entdeckt Kasuga einen riesigen Müllhaufen, der die Anwohner nervt. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes erhofft sich vom ehemaligen Yakuza-Schläger nun Verhandlungsgeschick. Denn der Müllhaufen gehört dem Besitzer eines Pfandhauses. Jener wirkt komplett durchgeknallt und will seinen Tand nicht hergeben. Es stellt sich jedoch heraus, dass er all die Sachen nur zwanghaft aufgehoben hat, da sie ihn an seine Frau erinnern, welche den Laden mit ihm betrieben hat. Für ihren Tod gibt er sich die Schuld. Solche Twists tauchen selbst in anfangs kurios wirkenden Nebenaufgaben immer wieder auf.
Kritisieren muss ich, dass das Balancing in „Yakuza: Like a Dragon“ stellenweise misslungen ist. Wechselt ihr etwa für einen der Charaktere den Job, beginnt er oder sie erneut auf dem niedrigsten Rang. Das hemmt die Experimentierfreude, da ihr so zunächst gegen eine Wand rennt, wenn ihr die Geschichte fortsetzen mögt. Somit fällt nach einem Jobwechsel zuerst einmal wieder Grinding an. Ohnehin ist das Spiel aber nichts für Ungeduldige: In den ersten Spielstunden schaltete sich mehrfach mein Controller ab, da es Abschnitte gibt, in denen 45 Minuten nur Cutscenes ablaufen. Jene sind grandios inszeniert und die Geschichte fesselt. Doch wer nach rasanter Action sucht, ist, insbesondere im etwas zähen Anfang, an der falschen Adresse.
Wie schon bei „Judgment“ (hier mein Test), so gibt es auch in „Yakuza: Like A Dragon“ die Möglichkeit das Spiel sowohl mit dem japanischen Originalton als auch einem englischsprachigen Dub zu zocken. Außerdem stehen unter anderem deutsche Untertitel zur Verfügung. Ich habe mich dazu entschieden das Spiel auf Japanisch mit englischen Untertiteln zu zocken, da ich es so schlichtweg von den Vorgängern gewöhnt gewesen bin. Auch die englische Vertonung macht aber einen gelungenen Eindruck. Die Musikuntermalung steht dabei meistens eher im Hintergrund, etwa hört man beim Rennen durch Yokohama nur die Umgebungsgeräusche und erst beim Starten von Kämpfen oder Dialogen gibt es Musik auf die Ohren.
Auch wenn das Spiel im traditionellen „Yakuza-„Setting, in Kamurocho, startet, wechselt das Szenario schnell zu Yokohama. Hier ist der Bezirk, in dem sich Kasuga und Co. herumtreiben, in etwa dreimal so groß wie das erwähnte Kamurocho. Allerdings ist die Gegend auch etwas dünner mit Läden und anderen aufsuchbaren Örtlichkeiten besiedelt. Immer noch könnt ihr aber unzähligen Nebenaktivitäten nachgehen: vom Müllsammeln, über Darts, Karaoke, Shogi, Golf, Pachinko und mehr.
Mein Fazit? Da „Yakuza: Like a Dragon“ ein kleines Reboot darstellt, können auch Neueinsteiger bedenkenlos zuschlagen. Wer sich hier jedoch zum Start der Xbox Series X ein Technik-Feuerwerk erhofft, wird enttäuscht sein. Insgesamt hat Sega hier jedoch ein exzellentes RPG vorgelegt, das sich selbst nie zu ernst nimmt und dem Spieler einen weitreichenden Sandkasten zum Austoben bereitstellt. Dafür kann zumindest ich mich mit etwas Grinding und den ab und an ausufernden Cutscenes arrangieren.
- Spiele als Ichiban Kasuga, ein Yakuza Schläger, der von seinem engsten Vertrauten betrogen wurde
Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf gelangt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir eine kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.
Vielleicht noch ergänzend: ab morgen auch für den PC erhältlich.
Hatte das Spiel am Donnerstag im Briefkasten
Auf der One X angefangen und ab übermorgen auf der Series X weiterspielen.
Hi Zusammen, mal offtpoic. Wenn ich z.B. diese Seite aufrufe (https://stadt-bremerhaven.de/yakuza-like-a-dragon-im-test-die-naechste-generation-beginnt/) werde ich seit kurzem ohne weiteres Zutun auf die Vollbildseite des videos weiter geleitet. Dies geschieht unabhängig vom Browser. Hat Jemand ne Idee woren das liegt? THX