Whoop 4.0 im Test: Gelungene Evolution mit Body-Ökosystem
Fitnesstracker gibt es da draußen wie Sand am Meer. Ich habe in den vergangenen Jahren diverse Modelle und Smartwatches ausprobiert, bin dann am Ende aber bei der Apple Watch hängengeblieben. Sie vereint die Fähigkeiten eines Fitnesstrackers mit den Funktionalitäten einer Smartwatch. Im letzten Jahr schaffte es dann der Whoop-Tracker an meinen Arm und ich war von den guten Messergebnissen und die tieferen Einblicke in die Gesundheitsdaten angetan. Das Ganze hatte jedoch Verbesserungspotenzial.
Vor einiger Zeit stellte man den Whoop-4.0-Tracker vor. Kleiner, verbessertes Akku-Pack, Whoop-Body und neue Messungen sollen Kaufargumente sein. Ich durfte das Ganze ausprobieren und seit ein paar Wochen sammelt das Wearable die Gesundheitsdaten. Doch für die, die einen Bericht vom letzten Mal noch nicht gelesen haben, fangen wir einfacher an.
Whoop gibt es nicht im Handel. Der kann auch nicht über eine gewöhnliche Einmalzahlung erworben werden. Whoop verdient sein Geld mit der Analyse eurer Daten für euch, gibt Empfehlungen und stellt euch dafür den Tracker bereit. Gibt es neue Hardware, könnt ihr kostenfrei upgraden. Dafür müsst ihr – je nach Zahlungsweise – entweder 18, 24 oder 30 Euro monatlich auf den Tisch blättern. Nicht ganz ohne, doch für den ambitionierten (Hobby-)Sportler – das ist die Zielgruppe – ist es das vielleicht wert.
Der Tracker ist kleiner als sein Vorgänger, aus Kunststoff und besitzt eine kleine LED zur Anzeige des Pairing-Modus oder des Ladezustandes. Ein Herzfrequenzmesser findet sich an der Unterseite, der auch in der Lage ist, den Sauerstoffgehalt des Blutes zu erfassen. Neu ist, dass die auswechselbaren Armbänder noch schneller ab- und angebaut werden können. Eine Seite wird auf den Tracker geschoben, die andere einfach reingeklickt. Ist in 10 Sekunden erledigt und ermöglicht die schnelle Nutzung von Whoop Body.
Die Armbänder gefielen mir auch in der letzten Generation ziemlich gut. Sie sind sehr gut verarbeitet, besitzen eine ordentliche Stärke und kommen in allerlei Farben. Das genutzte Metall ist beständig gegen Kratzer und macht einen hochwertigen Eindruck. Habt ihr das Armband angebracht, zieht ihr dieses auf eine angenehme – jedoch nicht zu lockere – Länge und klappt die Schließe zu.
Am Arm wirkt Whoop 4.0 relativ unscheinbar und kann durch die breite Auswahl an Armbändern – darunter auch Luxusmodelle – an das Outfit angepasst werden. Kostet natürlich auch. Die Superknit-Luxe-Armbänder schlagen mit 99 Euro zu Buche. Für die normalen Superknit-Armbänder müssen 49 Euro über den Ladentisch wandern. Da das Armband den ganzen Tag und die ganze Nacht am Arm verbringt, sollte es bequem sein. Das ist es auch. Habt ihr eine gute Länge eingestellt, dann drückt es nicht und fällt irgendwann überhaupt nicht mehr auf.
In der Verpackung liegen neben dem Tracker und einem Armband auch ein Akku-Pack und ein USB-C-Kabel. Der Akku wird auf Whoop geschoben und lädt kabellos – ihr könnt den Tracker weiterhin tragen. Man kann mit der neuen Version auch duschen. Das sah bei dem alten Modell anders aus, einer ist mir dadurch kaputtgegangen. Die Laufzeit von Whoop 4.0 ist trotz der Verkleinerung des Gerätes nicht geringer geworden. Nach wie vor komme ich knappe fünf Tage damit aus, bis der Akku zum Einsatz kommt. Problem des Akkus: Ihr habt keine alternative Lademöglichkeit. Verlegt ihr das Kerlchen, könnt ihr so lange nicht mehr laden, bis ihr einen Neuen gekauft habt. Kostet euch 49 Euro.
Die Einrichtung des Fitnesstrackers ist zügig erklärt. Voraussetzung sind die Whoop-App für Android oder iOS und ein Whoop-Konto. Im Gegensatz zu etwa der Apple Watch oder anderen Geräten, werden die Daten nicht lokal verarbeitet, sondern in die Cloud und dort in euren Account geladen. Im Ergebnis kann der Anbieter bessere Empfehlungen geben. Wer damit prinzipiell ein Problem hat, braucht ab hier nicht weiterzulesen. Stört euch das nicht, dann solltet ihr bedenken, dass ihr immer noch des Englischen mächtig sein müsst. Eine deutsche Lokalisierung gibt es leider noch nicht. Im Interview verriet mir aber ein Manager von Whoop, dass das kommen solle. Ist auch das keine Herausforderung, koppelt ihr den Tracker mit dem Smartphone und die App erklärt euch die wichtigsten Funktionen.
Ab hier muss Whoop nur an eurem Arm verbleiben und benötigt im ersten Kalibrierungsschritt 7 Tage – und nach 30 Tagen ist das Gerät komplett an euch gewöhnt. Die Daten sind ab diesem Zeitpunkt am aussagekräftigsten und Whoop kann ordentliche Empfehlungen geben.
Aber werfen wir einen Blick auf die App, die im vergangenen Jahr deutlich an Funktionalität gewonnen hat und meiner Meinung nach auch etwas übersichtlicher geworden ist. Sicher könnte man in puncto Übersichtlichkeit noch mehr tun, aber Whoop arbeitet an Verbesserungen der Plattform.
In der ersten Karte findet ihr die Timeline eures Tages. Wenn ihr die App hochkant nutzt, werden neben den Aktivitäten, dem Schlaf und den drei Ringen für Erholung, Belastung und Schlaf auch der Status der Synchronisierung, der Zugang zum Support – der übrigens wirklich gut ist und per Chat innerhalb von 24 Stunden reagiert – und euer Profil angezeigt. Im Querformat seht ihr einen Überblick über den Verlauf eurer Herzfrequenz und die entsprechende zeitliche Einordnung Schlafes und der Aktivitäten.
Aktivitäten und Schlaf werden übrigens automatisch erkannt und ihr könnt nachher festlegen, um welches Training es sich handelte. Mit dem Mittagsschläfchen hat es der Tracker nicht ganz so. Den muss man meist manuell nacherfassen. Ein Nap wird erst erkannt, wenn er länger als eine Stunde ist.
Das Profil zeigt einen Überblick über eure Daten der letzten 30 Tage oder über die komplette Laufzeit an und ordnet euch je nach gesammelten Recovery-Daten einem Level zu.
Eine Aktivität könnt ihr wie schon gesagt manuell direkt mit den richtigen Parametern (Sportart) starten oder ihr lasst sie automatisch erkennen. In beiden Fällen erhaltet ihr beim Tippen darauf eine detaillierte Übersicht eurer Herzfrequenz und den weiteren Daten. Startet ihr einen Lauf manuell, wird auch die GPS-Route über das Smartphone erfasst. Autonom seid ihr mit dem Tracker nicht, wenn ihr die Route benötigt, da kein GPS-Sensor verbaut ist. Zu jedem erfassten Training könnt ihr noch eure Meinung sagen. Wie habt ihr euch gefühlt etc. Dadurch könnt ihr genau nachvollziehen, wie ihr unter welchen Umständen für eine bestimmte Leistung erbringen konntet.
Tippt ihr auf den Schlaf, erhaltet ihr eine detaillierte Auswertung zu den Schlafphasen, eurer Atemfrequenz, der Schlafeffizienz und mehr. Daraus wird auch der Erholungswert errechnet, der in etwa dem entspricht, wie ich mich fühle. Am nächsten Morgen habt ihr außerdem die Möglichkeit eine Art Tagebuch zu führen. Die Parameter dafür könnt ihr selbst festlegen. Wollt ihr beispielsweise jeden Tag nur tracken, wie viele Kaffee ihr getrunken habt, oder darf es auch Sex, Medikation, Symptomatik, Ernährungsaufnahme und mehr sein? Die Liste der Auswahlmöglichkeiten ist verdammt lang.
Wischt ihr in der Hauptansicht nach rechts, landet ihr jeweils in den Sichten für Belastung, Erholung und Schlaf. In jeder dieser Karten findet sich die Momentaufnahme und die historische Betrachtung mit entsprechenden Empfehlungen, wie ihr eure Ergebnisse verbessern könnt. Konkret werden von dem Tracker eure durchschnittliche Herzfrequenz, die Atemfrequenz, der Ruhepuls, der Blutsauerstoffgehalt, die Herzfrequenzvariabilität und die Hauttemperatur erfasst. All diese Daten werden genutzt, um etwa den durchschnittlichen Kalorienverbrauch und mehr auszurechnen.
Im zweiten Reiter erhaltet ihr eine Übersicht über den Belastungs- und den Schlafcoach, der euch vorschlägt, wann ihr ins Bett zu gehen habt, um eure maximale Erholung zu erreichen. Die App benachrichtigt euch per Push, wenn ihr ins Bett gehen solltet, um erholt zu sein. Neu mit Whoop 4.0 ist die Wecker-Funktion, denn es gibt einen Vibrationsmotor im Band, der euch auf Wunsch am Handgelenk entweder zu einer festen Zeit, nach Erreichen eures Schlafziels oder dann weckt, wenn ihr im grünen Bereich seid.
Es gibt leider keine Möglichkeit, die Weckzeiten so einzustellen, dass ihr Wochen- und Wochenendtage habt. Im Interview gab der Whoop-Sprecher an, dass die Zielgruppe ihren Tag eher nach den Sport- und Fitnessroutinen ausrichte und angeblich den Bedarf nicht habe. Man denke aber über derlei Verbesserungen nach. Mit drei Kindern, Arbeit, Blog und Sport ist das Schlafziel von Whoop für mich nicht erreichbar – aktuell zumindest. Ich höre da auch eher auf meinen Körper als auf die App.
Im zweiten Tab findet sich auch der neue Health-Monitor, der euch die Werte für die Atemfrequenz, den Blutsauerstoffgehalt, den Ruhepuls, die Herzfrequenzvariabilität und die Hauttemperatur zusammenfasst und einteilt. Ich habe hier mal einen Screenshot genommen, bei dem ich nach der Booster-Impfung nicht wirklich gut drauf war. Sah man nicht nur an dem ersten Tag nach der Impfung.
Weiterhin gibt Whoop euch sowohl monatlich als auch wöchentlich eine Zusammenfassung eurer erreichten Ziele, wie ihr in den verschiedenen Bereichen abgeschlossen habt und was ihr verbessern könntet. All das kann man in Berichte exportieren und beispielsweise auch seinem Arzt oder Trainer zur Verfügung stellen.
Was gibt es noch zu sehen? Whoop bietet eine große Community an, die in verschiedene Sportarten, Länder etc. eingeteilt ist und deren Gruppen ihr beitreten könnt. Dort könnt ihr euch mit anderen austauschen oder einfach schauen, wie ihr im Vergleich zu anderen abgeschnitten habt, wenn ihr mit dem Training durch seid. Ansonsten bietet die App viele weitere Funktionen hinsichtlich Support, Hilfestellung, Account-Einstellungen und mehr.
Lasst mich noch ein paar Worte zu Whoop Body verlieren. Dabei handelt es sich um die Sportkleidung / Unterwäsche, die einen eingenähten Platz für den Whoop-Tracker hat. Ich habe die Boxershorts von Whoop getestet, die aus einem sehr angenehmen Material bestehen, super verarbeitet sind und über ein stabiles aber komfortables Bündchen verfügen. Der Tracker hat im Bündchen seinen Platz und sitzt quasi an der Wirbelsäule. Dort verrutscht er nicht und liefert genauso zuverlässig Ergebnisse wie am Arm. Wen ihr mal kein Armband tragen möchtet, ist das eine wirklich gute Alternative. Whoop Body gibt es in allerlei verschiedenen Ausfertigungen für Frauen und Männer.
Zeit, um ein Fazit zu ziehen. Mir gefällt der Tracker bzw. seine kompakte Größe und die tiefen Einblicke in die Gesundheitsdaten meines Körpers, die mir eine Apple Watch nicht in der Granularität bieten kann. Mit Whoop Body bringt man hochwertige aber nicht ganz preiswerte Kleidung an die Frau oder den Mann und bietet gleichzeitig die Möglichkeit der Tracker-Integration. Die Synchronisation in Apple Health / Google Fit fehlt mir nach wie vor, doch da gab es in meinem Interview einen kleinen Teaser, ich solle mich noch etwas gedulden.
Am Ende muss jeder selbst entscheiden, ob das Geld für die Einblicke in Sport und Gesundheit ausgeben werden soll. Die Präferenzen und Ambitionen gerade im Bereich Sport sind sehr unterschiedlich und da gibt es sicherlich genügend Menschen, die mit Whoop den richtigen Begleiter finden könnten.
Ihr wollt euch Whoop testweise anschauen? Dann könnt ihr das über diesen Link tun und bekommt einen Monat kostenlos.
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Woher ist ersichtlich, dass der erste Monat kostenlos ist? Auf der verlinkten Seite finde ich da keinen Hinweis drauf, außer, dass ich das abgeräumt nach 30 Tagen retournieren darf.
Daten nur online? Dann leider nix für mich.
Aber ein interessanter Bericht!
Mir fehlten ad hoc noch ein paar Praxisangaben bzgl. Akkupack: „Habt ihr eine gute Länge eingestellt, dann drückt es nicht und fällt irgendwann überhaupt nicht mehr auf.“ ist ja sicher die Angabe für ohne Akkupack.
– spürt man den Akkupack auf der Whoop deutlich beim Tragen (Gewicht, insb. aber Trägheit bei Beschleunigungen)?
– behindert er (die Whoop wird ja 2-2,5x so dick) nicht beim An-/Ausziehen von Hemd oder Jacke?
– wie lange braucht er für 1x Vollladen?
– wie viele Ladungen, bevor der Akkupack selbst wieder an den Strom muss (Reisetauglichkeit)?
Gesundes, erfolgreiches 2022 dem Blog und -team!