Warum ich immer mehr Evernote nutze, die Cloud gut finde und Generalist bin
Gestern Abend schrieb ich einen Beitrag, warum ich Evernote derzeit nicht nutze. Obwohl zu später Stunde geschrieben, wurde der Beitrag schnell einer der Top-Beiträge dieser Woche. Der Inhalt des Beitrags beschreibt meine derzeitige Sichtweise und soll keine Anleitung sein – gibt leider Leser, die der Meinung sind, ich würde hier immer alles generell äußern. Kurz danach bekam ich eine Mail von Herbert, mir lange als Leser bekannt.
Ein bekennender Evernote-Fan, der auf seiner Seite immer wieder gute Tipps für Evernote in deutscher Sprache festhält. Dürft ihr gerne lesen, zu Herberts Seite geht es hier lang. Er sieht die Dinge anders als ich und beschreibt für euch in einem Gastbeitrag, warum und wie er Evernote nutzt. Somit hätten wir beide Seiten hier im Blog, finde ich gut 🙂 Und nun übergebe ich mein Blog an Herbert!
Also bevor jetzt jemand denkt, dass Caschy ganz schön schnell seine Meinung ändert – ich bin Herbert, ein langjähriger Leser von Caschys Blog, und wollte mit einem kurzen Beitrag meine Sicht zum Posting „Warum ich nicht mehr Evernote nutze …“ darstellen. (Und ja, ich bin parteiisch, weil ich Evernote wirklich gut finde …)
Mir geht es bei der Nutzung von Diensten wie Evernote eigentlich weniger darum, alle eingehende Post einzuscannen und ein Online-Archiv anzulegen. Das meiste von derartigen Papieren kann weiterhin in Ordnern im Regal schlummern – wann muss ich schon mal an eine Strom- oder Wasserrechnung oder mir den Folgebeitrag meiner privaten Haftpflichtversicherung anschauen?
Für mich liegt der Nutzen solcher Dienste im unmittelbaren Zugang zu Daten, die für meinen Beruf und Alltag sehr wichtig sind – 98 % dieser Unterlagen dürften hingegen für alle anderen höchst langweilig sein.
Um das zu konkretisieren (in meinem Fall ist es Evernote – andere Dienste können das sicher auch): Mein Büro liegt in der westlichen Universitätshälfte, meine Veranstaltungen für Lehramtsstudenten gebe dort in der Nähe, die für Medieninformatiker im östlichen Teil – gut 20 Minuten Fußweg entfernt. Früher war es kein Einzelfall, dass ich ein Papier, einen Artikel, ein Arbeitsblatt oder den USB-Stick mit der Präsentation in der Hektik vergessen hatte und die Sitzung zumindest teilweise umstellen musste. Das kommt heute praktisch nicht mehr vor. Andere Beispiele:
Ein Student spricht mich nach der Veranstaltung wegen Prüfungsmaterialien an? Ich öffne das Evernote-Notizbuch auf dem iPad und sende im die PDFs für die Vorbereitung.
• Wir setzen ein Medienprojekt fort – ich werfe die Fotos von den Brainstorming-Stichpunkten auf der Tafel der letzten Sitzung an die Wand, die ich am Ende mit der App auf dem Smartphone aufgenommen hatte.
• Ich höre abends um 23 Uhr zufällig ein gutes Musikstück oder einen Podcast, der zu unserem Uni-Radio-Projekt („Campuswelle“ – reinhören! 🙂 ) passen würde? Ruckzuck ist die Audio-Datei in einem Notizblatt samt den Gedanken als Zusatznotizen – das hätte ich alles sonst zwei Tage später nicht mehr auf dem Radarschirm.
• Ein Kollege fragt mich nach dem Zeitfenster X für das Sommersemester 2013 – ich habe meine handschriftlichen Notizen vom letzten Meeting auf dem iPad gemacht und in Evernote abgespeichert.
• Zurück im Büro muss ich für eine Gegenposition zu Spitzers „Digitaler Demenz“ recherchieren, die PDF-Aufsätze wandern auf einen Pfad, der von Evernote überwacht wird, die Dateien werden automatisch importiert und von Evernote in das Recherche-Notizbuch eingeordnet.
• Abends kann ich doch noch bei der Buchhandlung vorbei huschen und zu dem Krimi greifen, der letzte Woche in der Süddeutschen besprochen worden ist, weil ich mir den Titel mit der Smartphone-App notiert hatte.
• Ich bin in meinem Arbeitszimmer zu Hause im ersten Stock – und kann nahtlos an den Unterlagen weiter arbeiten, die nach Sachgebieten in Evernote eingeordnet sind. Nach dem Speichern habe ich morgen früh den aktuellen Stand auf meinem Büro-PC, ohne an einen USB-Stick denken zu müssen.
• Gerade kommt noch eine Mail vom Kollegen einer anderen Hochschule, der wissen möchte, wie er zu meinem Büro kommt – ich ziehe aus dem Grafik-Notizbuch die Anfahrtskizze und Beschreibung, die ich immer wieder brauche.
• Ich muss unbedingt noch einen Aufsatz fertig lesen, bin aber zu kaputt, um noch länger in einer Büro-Umgebung zu sitzen, gehe ein Stockwerk tiefer, gieße mir einen Drink ein und öffne mein iPad mit dem Notizbuch, das die entsprechende PDF bereit hält. Mit meinem Stylus mache ich handschriftliche Anmerkungen, sichere und kann am nächsten Tag auf meinem Büro-PC die Datei samt Anmerkungen in Acrobat öffnen.
Das sind jetzt gerade mal 10 – 20 % der Dinge, die ich mit dem Online-Dienst Evernote tagtäglich mache. Bei all diesen Dingen ist nichts dabei, was besonders datensensibel wäre, aber dafür ganz viel, was mir Zeit und Arbeit erspart. (Das einzige, was ich in den letzten Wochen verschlüsselt in Evernote abgelegt habe, war ein Buch-Manuskript. Zu Evernote … 😉 )
Zum Schluss: Ich kann jeden verstehen, der bei Online-Diensten eher Bedenken hat – und wenn er einen Alltag anders bewältigt, ist das doch okay. Aber im Zeitalter von Homeoffice, Smartphones und Tablets werden solche Dienste immer mehr an Wert gewinnen.
wo fängt der gastbeitrag an und wo hört er auf?
Wer lesen kann……..:
„Und nun übergebe ich mein Blog an Herbert!“
@bob: Recht eindeutig: „Also bevor jetzt jemand denkt, dass Caschy ganz schön schnell seine Meinung ändert – ich bin Herbert, ein langjähriger Leser von Caschys Blog,…“
seht ihr, schon zwei unterschiedliche meinungen…
@bob@web.de
Anfang: Also bevor jetzt jemand denkt…
Ende: Da wo die Werbung für den RSS anfängt!
Sehr schöner Artikel mit guten, sinnvollen, klugen Argumenten für Evernote.
Es sind keine unterschiedlichen Meinungen, die eine Person hat den letzten Satz von Caschy zitiert, während die andere den ersten Satz des Gastautoren zitiert hat du Bob.
Als Ideen Sammler ist Evernote gut zu gebrauchen. Aber auch Evernote (wie jede andere Software) hat seine grenzen. Eben mal eine Notiz beim Surfen – hier mal ein Link – dafür ist Evernote gut. Als strukturiertes Notizbuch aber kaum zu gebrauchen. Da das Ändern der Notizen (vor allen bei Formatierungen) Evernote an die Grenzen bringt. Der Bericht von Herbert finde ich klasse, wie immer 😉
Hallo,
vorweg, ich bin ein ganz großer Fan der Dropbox. Das ist für mich wirklich eine Bereicherung 😉
Evernote fristet bei mir, gemessen an den Funktionen, eher ein Schattendasein. Was ich aber wirklich genieße: als Selbstständiger tippe ich meine Notizen bei Kundenterminen nun in Evernote. Kaum im Büro zurück verfüge ich darüber. Sehr praktisch. Obwohl ich mir jedes Mal vornehme Evernote noch mehr in meine Abläufe einzubinden, schaffe ich es nicht. Als überall verfügbares Notizbuch (iPad, iPhone und Macs im Büro/Homeoffice) perfekt. Dabei gefällt mir z.B. dass der Titel aus dem Kalendereintrag generiert wird.
Ein nächster Versuch wird ein „Projektmanagement für Arme“ mit Evernote umzusetzen 🙂
in diesem Sinne, schönen Sonntag.
Ich kann mich hier Herbert nur anschließen.
Jeder hat seine eigene Arbeitsweise und geht auch anders mit verschiedenen Daten und Medien oder Diensten um, denen er diese Daten anvertraut.
Ich nutze Evernote für das wofür es – meiner Meinung nach – auch da ist: als Notizbuch. Hier halte ich viele Dinge fest, die früher auf einem Zettel gelandet wären, der dann meist irgendwann verschwunden ist. Dabei handelt es sich um ganz verschiedene Dinge wie z. B. die folgenden:
* Tolle Song, dich ich höre und später nachsehe auf welchem Album er sich befindet.
* Einfache Ideensammlungen zu verschiedenen Themen.
* Sammlung von How-Tos inkl. eigenen Anmerkungen
* Erstellung von eigenen How-Tos aus diversen Quellen
* Sammlung von Rezepten (auch eigenen)
* Mitschrieb bei Schulungen
Sehr praktisch finde ich in diesem Zusammenhang immer wie den WebClipper, der es mir erlaubt genau die wichtigen Stellen eines Artikels, How-Tos oder einer Webseite raus zu ziehen. Darüber hinaus habe ich dann immer noch den Link zur (kompletten) Original-Quelle und ich kann auch eigenen Notizen dazu ergänzen.
Diese ganzen Informationen stehen mit dann nicht nur Zuhause und im Büro überall und jederzeit zur Verfügung, sonst auch wenn ich mal bei Freunden oder sonst wo bin.
Ich kann Caschy und seine Argumente ganz gut verstehen und und ich kann mir auch denken, dass es eben keine Entscheidung gegen Evernote war, sonder eben für einen anderen Weg.
Bei mir liegen keine kritischen Daten bei Evernote, die auch kaum jemanden interessieren dürften und wenn sie doch mal jemand anders zu sehen bekommen sollte, dann wäre das auch nicht schlimm.
Auf der Baustelle unverzichtbar
Guten Beitrag und direkt die Gegenüberstellung zu Caschy 🙂
Sehr unterhaltsam und informativ. Das wertet den Blog auf jeden Fall auf.
Ich nutze Evernote auch. Hauptsächlich als einfaches Notizbuch auf dem Handy, da ich immer auf Achse bin und sonst alles vergessen würde 😀
@bob: Nööö
cr schreibt, wo caschys beitrag aufhört
naima schreibt, wo herberts beitrag anfängt.
Sehr guter Bericht, der wirklich Lust darauf macht, Evernote mehr zu nutzen.
an der stelle muss ich mal ganz nüchtern bemerken, dass ein beitrag, der mir erklärt warum der autor etwas benutzt, doch irgendwie nützlicher ist, als ein beitrag in welchem der autor erklärt warum er etwas nicht (mehr) benutzt. ^^
Schöner Beitrag Herbert! Hab dich nur schon lange nicht mehr arbeiten gesehen 😉
Hach ja… die verschiedenen Anwendungszwecke.
Da tut immer jeder so als als könne man es nur so benutzen (oder eben gar nicht) wie er es tut.
Mir wollten auch schon Leute erzählen wie unnötig Dropbox doch sei. Man könne ja seinen eigenen Server benutzen… „Daten vernünftig teilen? Ordner sharen?“ – „Das brauch ich nicht, will nur das Laptop und PC selbe Daten haben.“ – „Oh, ja, Super. Ich mach damit halt einiges mehr.“
Und so haben eben viele Dienste mehr als nur einen Sinn, es gibt eben Programmierer, Grafiker und Leute die mit Dokumenten (siehe Herbert) arbeiten. Wenn man sich da versucht mal für einen Moment hineinzuversetzen kann man das auch verstehen 😉
@Negativity: Ich habe Caschys ursprünglichen Artikel nicht gelesen.
Aber wenn jemand schreibt daß er eine Anwendung xy nicht (mehr) nutzt weil sie aus bestimmten Gründen nicht seinem Nutzungsprofil entspricht dann kann es schon hilfreich sein wenn ich gerade vor der Überlegung stehe einen ähnlichen Arbeitsablauf umzusetzen.
Aber ich les mir jetzt dann mal den Eintrag von Caschy durch, weil in DIESEM Beitrag habe ich nichts gefunden was mich dazu bringen würde, Evernote MEHR zu nutzen.
Denn wenn ich ehrlich bin: ich nutze das zu 90% um die Tracking ID eines Pakets was mir zugestellt wird schnell vom PC (auf dem ich diese Info abrufe) auf dem Handy zu haben um sie dann in die App einzufügen.
Ist pervers, ich weiß. 😀
Hinweise wie immer Klasse, ich denk jeder ist dauerhaft dran sich weiterzuentwickeln. Dabei sind es meist die kleinen Tools die sehr hilfreich sich gestalten.
Well done, danke an Caschy und Herbert – ich sehe mich persönlich auch als Evernote-Fan und war gestern schon etwas irritiert, als ich Caschys neue Prozesse las. Naja, muss ja selber wissen 🙂
Ich benutze Evernote nur für das Notiz-Widget, damit ich darauf meinen Einkaufszettel schreiben kann.
Ich muss aber auch gestehen, dass ich mich noch nicht richtig mit Evernote beschäftigt habe und nicht weiß, wozu ich es sonst verwenden soll.
Ich benutze Evernote nur, weil auf meinem Smartphone kein Textspeicherer vorinstalliert war, und die Synchronisierung finde ich wirklich praktisch. ich gehe generell mit meinem Betriebssystem nicht sehr zimperlich um und mache auch die mal die ganze Festplatte platt, und dann muss ich mich nur in Google Docs anmelden und dort sind alle Sachen. Den Desktopclienten von Gdrive benutze ich eigentlich nicht, nur das Webinterface.