Volvo: CEO spricht sich gegen Mikrotransaktionen in Fahrzeugen aus

Viele Autohersteller dürstet es danach, auch nach dem eigentlichen Verkauf des Fahrzeugs fortwährend Umsätze zu generieren. Nun sollte man annehmen, das liefe durch Service und Inspektionen schon ganz gut. Doch immer stärker blickt man auch z. B. auf Abonnements. BMW hatte hier wohl den Vogel abgeschossen, als man mit dem Verkauf von Sitzheizungs-Abos einen Shitstorm auslöste. Zukünftig will man sich daher eher auf Software-Abonnements fokussieren. Der CEO von Volvo erteilt Mikrotransaktionen in Fahrzeugen nun eine deutlichere Absage.

In einem längeren Gespräch mit The Verge erklärte der Geschäftsführer von Volvo, Jim Rowan, er sehe es als falschen Weg an, den Kunden über In-App-Käufe direkt im Auto Geld aus der Tasche zu ziehen. Rowan hat bei Volvo 2022 das Zepter übernommen und arbeitete zuvor vor allem im Bereich Unterhaltungselektronik – etwa für BlackBerry. Vermutlich vertritt er deswegen die Ansicht, dass die Infotainment-Systeme in Fahrzeugen am Ende sowieso nie mit einem Smartphone mithalten könnten. Daher sei es ein Fehler, die Monetarisierung aggressiv voranzutreiben und z. B. Apple CarPlay als Konkurrenz zu verstehen. Für die Kunden sei es vielmehr wichtig, Verbindungen zuzulassen. Deswegen werde man im Gegensatz zu einigen anderen Herstellern auch sowohl CarPlay als auch Android Auto weiterhin unterstützen.

Laut dem Volvo-Manager sei der Konkurrenzkampf gegen Apple und Google sinnlos: Am Ende hätten die Kunden täglich in der Regel deutlich länger ihr Smartphone in der Hand, als dass sie ihre Zeit mit Autofahren verbringen. Somit ergebe es keinen Sinn, ihnen ein anderes System aufzuzwingen. Sinniger sei es, z. B. personalisierte Versicherungen zu verkaufen. So könne man mittlerweile über die Sensoren in den Fahrzeugen sehr genau das Fahrverhalten der Nutzer erkennen und auswerten. Entsprechend sei es möglich, sicheres Fahren z. B. durch günstigere Versicherungen zu belohnen – wenn die Kunden ein Opt-in durchführen und die Auswertung ihrer Daten wünschen. Dies könnte z. B. auch Vorteile für Fahranfänger haben, die normalerweise recht hohe Versicherungsbeträge zahlen müssen.

Auch mit Service will Volvo weiterhin mehr Geld verdienen und sieht auch hier Potenzial für personalisierte Angebote. Beispielsweise könnte man erkennen, wo ein Kunde sein Fahrzeug geparkt hat. Dann sei es möglich, einen Reifenwechsel z. B. schnell an dessen Arbeitsplatz durchzuführen, ohne dass ein Werkstattbesuch notwendig wäre. Nutzungsdaten und deren Auswertung rücken hier sehr ins Zentrum, wie ihr schon erkennt.

Eine Ausnahme soll es geben: In Bezug auf Fahrassistenz-Systeme schließt auch Volvo kostenpflichtige Abonnements nicht aus. Man wolle sein Geschäftsmodell aber nicht davon abhängig machen. Eher will man mehr und mehr Nutzungsdaten monetarisieren: Denn Rowan verweist z. B. auch darauf, dass man erfasste Straßendaten z. B. an Behörden reichen könnte, die davon profitieren sollen, um etwa Reparaturen der Infrastruktur effizienter durchzuführen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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8 Kommentare

  1. Ich bin nicht dagegen, dass mit Fahrzeugdaten Mehrwertdienste realisiert werden. Aber: mein Fahrzeug, mein Eigentum. Alle damit erzeugten Daten gehören mir. Wenn Autohersteller diese Daten monetarisieren möchten, dürfen sie gerne dafür bezahlen, gratis abschnorcheln ist nicht.

    • Dann denk da mal dran, wenn du bei der nächsten HU vorfährst und dein Auto ab BJ21 ist, Stichwort EU Verordnung 2017/11511 bzw. OBFCM-Datensätze. 😉

  2. warum handeln die Schweden denn mit ihren Automarke(n) so umsichtig und vernünftig und treffen nachvollziehbare und menschliche Entscheidungen, statt unsere kaputt marode Autoindustrie die nur noch Ankündigungslords und Verwalter spielen und am Ende überteuerte – nicht gewünschte – Autos releasen und produzieren, vorbei am Bedarf der Menschen.
    Ich war schon im Volvo Museum – da hält man noch was auf Versprechen wie Sicherheit und steht dahinter. Bei uns ist immer nur noch Marketing „naa woooaar Vorsprung durch Technik“ aber nix steht mehr dahinter.

    • Auch wenn da mittlerweile ein chinesischer Eigentümer hintersteht, bleibt Volvo für mich eine der sympathischsten Automarken. Leider nicht ganz günstig…

      • Einfach einen guten Gebrauchten kaufen. Fahre mittlerweile meinen fünften gebrauchten Volvo und hatte im Gegensatz zu anderen Marken davor bis auf (altersbedingten) Verschleiß nie Probleme.
        Muss aber dazu sagen, dass mich die letzten Modelle nicht mehr abholen konnten, und man den chinesischen Einfluss so langsam dann doch merkt. Ein Luxus Van für reiche Chinesen (EM90) passt so überhaupt nicht zur Marke, eine künstliche Begrenzung auf 180 Stundenkilometer schon eher, auch wenn ich es bescheuert finde. Genauso lasse ich mir ungerne Sitze aus recyceltem PET-Flaschen als Premium verkaufen, oder billige Soundbars in der Frontscheibe als tolles Audio-System. Design und Entscheidungen gehen seit dem Weggang von Thomas Ingenlath (zu Polestar) und dem vorherigen CEO echt den Bach runter.

  3. „Beispielsweise könnte man erkennen, wo ein Kunde sein Fahrzeug geparkt hat. Dann sei es möglich, einen Reifenwechsel z. B. schnell an dessen Arbeitsplatz durchzuführen, ohne dass ein Werkstattbesuch notwendig wäre. Nutzungsdaten und deren Auswertung rücken hier sehr ins Zentrum, wie ihr schon erkennt.“

    Wo ist denn bei dem Beispiel der Sinn bitte? Denn wenn Volvo der Meinung ist es wäre jetzt Zeit von Sommer- auf Winterreifen umzustellen müssen die doch zumindest den Fahrzeugbesitzer kontaktieren wann es ihm/ihr recht ist. Wäre ja doof wenn man gerade zu einem Termin muss, aber der Volvo Service ohne Vorwarnung kommt und anfängt die Reifen zu wechseln.

    Wenn die dann einen mobilen Wechselservice anbieten, was ja ohne frage praktisch ist, erfahren die spätestens dann auch wo das Fahrzeug steht. Ganz ohne Tracking.

    • Im Beispiel steht ja nicht, dass sie das ohne Absprache machen. Ich buche meine Servicetermine heute schon nur noch in der App. Und da buche ich jetzt Reifenwechsel am Wunschort und gebe einen Zeitraum an, in dem die Reifen gewechselt werden können. Während ich bei der Arbeit bin, werden die Reifen gewechselt. Und wenn ich Feierabend habe, fahre ich mit den neuen Reifen nach Hause. Ich muss nicht mehr zur Werkstatt fahren und warten.

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