Vodafone Transparenzbericht: Behörden mit Direktzugriff auf das Kommunikationssystem

Vodafone veröffentlicht einen ersten Transparenzbericht, der Zugriffe durch staatliche Behörden preisgibt. Darin findet man die üblichen Zahlen, an sich nichts besonderes, diese Zugriffe sind von Gerichten abgesegnet. Vodafone gibt aber auch bekannt, dass in einigen der 29 Länder, in denen Vodafone aktiv ist, Behörden direkten Zugang zum Vodafone-Netz haben. Über diesen Zugang kann jegliche Kommunikation direkt überwacht werden, zu jeder Zeit und ohne, dass dafür eine Erlaubnis von höherer Stelle erforderlich wäre.

1984

Da der Netzbetreiber in diesem Fall nichts davon mitbekommt, wenn die Leitungen abgehört werden, können dazu natürlich auch keine Zahlen veröffentlicht werden. Weiterhin erklärt Vodafone, dass dieses Vorgehen in manchen Ländern üblich sei und auch andere Telekommunikationsanbieter betrifft. Vodafone will sich nun dafür einsetzen, dass diese Direktzugriffe entfernt werden.

Unklar ist, in welchen Ländern das Netz direkt von Behörden angezapft werden kann. Dies veröffentlicht Vodafone nicht. Laut Vodafone ist es in vielen Ländern so, dass Direktzugriffe durch die Telekommunikationsanbieter bereitgestellt werden, die Kontrolle aber bei den Providern bleibt. Das sind dann die Maßnahmen, die auch in einem Transparenzbericht auftauchen. Indes ist es nicht möglich, über einen Direktzugang (der nicht im Transparenzbericht auftaucht) auch Kommunikation im Ausland zu überwachen, es handelt sich also um reine inländische Abhörmaßnahmen.

In Deutschland wurden bei Vodafone 2013 23.687 Abfragen zu Inhalten gestellt, 18.026 Metadaten-Abfragen gab es, wie man der unten eingefügten Grafik entnehmen kann. In 6 der 29 Länder ist es Vodafone verboten, überhaupt irgendwelche Anfragen zu veröffentlichen, in 3 weiteren dürfen sie nur teilweise veröffentlicht werden.

Hier noch die Grafik von The Guardian, die zeigt, in welchen Ländern wie viele Abfragen stattfanden. Interessant ist hier vor allem Italien mit über 600.000 Abfragen. Begründet wird dies durch die Mafia-Aktivitäten in dem Land.

Guardian_Vodafone

Die Veröffentlichung des Berichts von Vodafone ist schon ein großer Schritt. Als erster Anbieter hat das Unternehmen einen allumfassenden Bericht über die weltweiten Aktivitäten veröffentlicht. Hinzu kommt dann noch, dass man die Welt über die Direktzugänge informiert. Vodafone selbst kann man da sicher keinen Vorwurf machen, was will ein Unternehmen auch tun, wenn es eine Betriebserlaubnis braucht, diese aber nur bekommt, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden?

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9 Kommentare

  1. EikeJustus says:

    „Vodafone selbst kann man da sicher keinen Vorwurf machen, was will ein Unternehmen auch tun, wenn es eine Betriebserlaubnis braucht, diese aber nur bekommt, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden?“

    Mit anderen Worten: Die Kohle ist Vodafone wichtiger als die Freiheit der Bürger. Na vielen Dank auch!

  2. Crashman1983 says:

    Die Freiheit der Bürger verbessert sich nicht, wenn sie überhaupt keine Kommunikationsmittel haben.

    Mal abgesehen davon sind Unternehmen keine Heilsbringer. Tiefgreifende gesellschaftliche und politische Veränderungen müssen von den Völkern ausgehen.

    Ein gewisses Maß an Überwachungsmöglichkeiten, z.B. im Rahmen richterlicher Anordnung, halte ich allerdings in jedem Staat für geboten. Die Mittel zur Aufklärung von kriminellen Handlungen müssen dem technischen Fortschritt angepasst sein.

    Grüße,
    Sebastian

  3. Interessante Nachricht, auch wenn sie jetzt nicht wirklich überrascht.
    Schade das dieses Thema von dem meisten Menschen nicht ernst genommen wird… Ich sehe jetzt schon Kommentare alla „Ich habe doch eh nix zu verbergen“.
    Das kann ja gut sein, dass habe ich rein theoretisch auch nicht. Allerdings geht es nicht darum etwas zu verbergen sondern sich und seine Daten zu schützen.

    Je nachdem wo diese Daten abgegriffen werden, können diese auch Manipuliert werden und immensen schaden anrichten. Und selbst wenn sie nicht manipuliert werden besteht bei den derzeitigen Datensammelwahn Gefahr. Sobald die falschen Personen Zugriff haben besteht die Gefahr, dass man selbst erpressbar wird.
    Auch z.B. der „Einbruch Industrie“ bieten all diese Daten immense vorteile, denn sie können so leicht feststellen wann und wo sich ein Hausbesuch lohnt.
    Auch Programmierer von Malware profitieren davon. Schon bei banalen Trojanern alla BKA, GVU, etc., wo nur die IP ausgelesen und die Webcam angezapft wird, bezahlen mehr als genug Menschen dafür, weil sie es für authentisch halten.
    Viele sagen jetzt wahrscheinlich das diese Menschen dumm sind, aber ich würde da widersprechen. Diese Menschen stecken einfach nicht so tief in der Materie, was ja vollkommen in Ordnung ist, und da reichen schon diese paar Daten aus um sie zu überzeugen. Mit den „richtigen“ Daten würdest wahrscheinlich auch DU zahlen.
    Es gibt natürlich noch zahlreiche weitere Anwendungsmöglichkeiten solcher Daten.

    Ich begrüße, dass immer mehr Unternehmen solche Reports veröffentlichen. So erhält man zu mindestens einen groben Überblick wo überall Daten im großen Maße abgezapft werden.
    Bleibt zu hoffen, das dies nicht eine neue art der Werbung für Nerds wird.

    Achtet auf EURE Daten!!!

  4. Wenigstens veröffentlicht Vodafone nun einen entsprechenden Transparenzbericht. Bei der Konkurrenz, allen voran in Deutschland die Telekom, dürften die Überwachungsmaßnahmen deutlich umfangreicher ausfallen.

  5. EikeJustus was will Vodafone auch machen, wenn die Gesetzeslage Ihnen das vorschreibt? Genau nichts.
    Aber bei 29 Ländern, die das verlangen, können sie auch gleich dichtmachen.

  6. Ihr solltet mal den Roman „Zero“ von Marc Elsberg lesen.
    Ist zwar ein Roman, zeigt aber auf wo der Zug hinfährt.

  7. Irgendwie sind die schwarzen Balken mal wieder bei den „üblichen Verdächtigen“ …

  8. Alle die über die Stasi gemeckert haben werden heutzutage feststellen das sie einfach nur ihrer Zeit voraus war !

  9. @Jo: die Telekom hat doch ihren Transparenzbericht zumindest für Deutschland schon Anfang Mai veröffentlicht.

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