USA: Amazon, Apple, Facebook und Google missbrauchen ihre Marktmacht

In den USA wurde eine recht umfangreiche Untersuchung zur Stellung der großen Tech-Unternehmen durchgeführt. Ein Panel des Repräsentantenhauses kommt nun zu einem eher vernichtenden Urteil. So sollen Amazon, Apple, Facebook und Google ihre Marktmacht missbraucht haben. Sie hätten beispielsweise potenzielle Konkurrenten übernommen, um deren innovationsträchtige Projekte einzustampfen („Killer Acquisitions“), würden überzogene Gebühren erheben und kleine Unternehmen in unvorteilhafte Verträge zwingen.

Ziel der Geschäftsstrategien jener Big Four sei immer der Profit. Das zuständige Wettbewerbskomitee empfiehlt, dass die genannten Unternehmen, deren Marktwert zusammengenommen bei 5 Billionen US-Dollar liegt, den Markt nicht so kontrollieren dürften. Empfohlen werden auch Aufspaltungen, da ging man aber noch nicht dazu ins Detail, welche Unternehmen da insbesondere im Visier sind – Facebook dürfte da wohl ein Kandidat sein.

449 Seiten umfasst der Bericht, welcher auch Anpassungen der Wettbewerbsgesetze vorschlägt und dutzende von Fällen aufführt, in welchen die großen Tech-Unternehmen ihre Marktmacht missbraucht hätten. Die Zusammenfassung klingt drastisch: „Um es zu vereinfachen: Unternehmen, die einmal schäbige Underdog-Start-ups gewesen sind, welche den Status Quo erschüttern wollten, sind nun Monopolisten, die wir zuletzt in der Ära der Ölbarone und Eisenbahn-Tycoons erlebt haben.“

Amazon kommentierte den Bericht bereits mit Abwinken und unterstellte, dass potenzielle Maßnahmen kleinen Geschäften und den Kunden nur schaden würden. Google wiederum erklärte, dass man fairem Wettbewerb nachgehe und dem Bericht in keinster Weise zustimme. Bei Facebook verstehe man sich als „amerikanische Erfolgsgeschichte“ und erging sich als Reaktion in Eigenlob. Apple? In Cupertino erläuterte man, dass es natürlich richtig sei den Markt zu beobachten, man aber den Ergebnissen des Berichts nicht zustimme.

Als Hintergrund: Die Untersuchung in den USA nahm auch weitere Unternehmen ins Visier. In ihrem Rahmen wurden über 300 Interviews geführt und mehr als 1,3 Mio. Dokumente geprüft. Ein essenzieller Kritikpunkt lautet, dass die Big Four teilweise Marktplätze für Partner betreiben, in denen sie selbst mit ihren Partnern konkurrieren. Das sei „eine Position, in der sie die Regeln für andere aufstellen, sich aber selbst nicht daran halten müssen“.

In den USA ist der Bericht auch brisant, da bekanntermaßen die Wahl zum Präsidenten ansteht. Und in dem Bericht wird die demokratische Mehrheit des Repräsentantenhauses widergespiegelt. Allerdings hatten auch die Republikaner schon Kritik an der Dominanz der Big Four angemeldet – sie sind allerdings gegen potenzielle Aufspaltungen.

Wird sicher nicht umgesetzt, aber in dem Bericht sind auch Vorschläge für neue gesetzliche Regelungen enthalten: Beispielsweise wäre es eine besonders harte Maßnahme, Unternehmen wie Amazon oder Apple zu untersagen, Marktplätze zu betreiben, in denen sie selbst vertreten sind. Für Amazon würde das etwa die Schließung oder Abspaltung des Marketplace bedeuten. Apple wiederum dürfte logischerweise seine eigenen Apps wie Apple Music nicht mehr als Konkurrenz zu etwa Spotify im App Store platzieren.

Weniger kontrovers sind Vorschläge, wie eine Aufstockung zur Erhöhung des Budgets der Wettbewerbshüter, um besser für die Balance des Marktes zu arbeiten. Konsequenzen aus dem Bericht? Die sind noch gar nicht abschätzbar und werden sich frühestens 2021 ergeben.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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11 Kommentare

  1. Irgendwie kann ich ein Land, das auf die Maxime „America First“ setzt und diesbezüglich in andere Staaten zwecks Ressourcensicherung für die eigenen Zwecke einmarschiert, bei so etwas wie einer „Untersuchung einer marktbeherrschenden Stellung“ nicht wirklich ernst nehmen…

  2. Konsequenzen frühestens 2021? Wir reden über das Repräsentantenhaus, Konsequenzen dürftest du vor 2025 nicht sehen, und dann geht das vor Gericht erneut los…

  3. Interessanter ist eher welche Lobbys standen dahinter …..

  4. Um die Macht der Big-Four Konzerne zu reduzieren, müssen sie reguliert oder ganz zerschlagen werden. Daran führt über kurz oder lang einfach kein Weg vorbei.

  5. Eine Beschäftigungsmassnahme auf ganz hohem Niveau. Da durften sich ein paar Leute ihren feuchten Träumen und Fantasien hingeben, weil sie offiziell nicht an ganz dringendere Themen ran dürfen, deren Auswüchse wirklich der Bevölkerung schaden: Wall Street, Big Pharma, NRA, usw.
    Dann lieber Tech-Firmen, der Bereich, der am schnellsten wächst und global dominiert. Und auch nur eine zufällige Auswahl von 4, ohne Microsoft, Twitter, usw.

  6. Irgendwie fehlt mir Microsoft in der Auflistung.

  7. > Ein Panel des Repräsentantenhauses kommt nun zu einem eher vernichtenden Urteil.
    Wo ist denn dieses Urteil? Gibt es einen Link?

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