Umfrageergebnisse: Informatik als Pflichtfach – und eine kleine Meinung dazu
Vor knapp zwei Wochen nahmen wir eine BITKOM-Umfrage zum Thema Informatik als Pflichtfach zum Anlass, um Euch als Leser nach Eurer Meinung zu befragen. Exakt 1.400 Leser haben ihre Stimme abgegeben, dafür erst einmal ein dickes Dankeschön! Die Fragen, die wir stellten, waren im Groben die gleichen, denen auch die BITKOM-Umfrage zugrunde liegt. Und auch das Ergebnis ähnelt dem von BITKOM sehr stark. Da wir allerdings keinen repräsentativen Durchschnitt erreichen, sondern „nur“ technikinteressierte Menschen, können wir auch nur darüber berichten.
720 Stimmen entschieden sich für die Einführung von Informatik als Pflichtfach, auch wenn andere Fächer darunter leiden. Das entspricht 51 Prozent der Teilnehmer. 504 Personen (36 Prozent) wünschen sich Informatik als zusätzliches Pflichtfach, also mit mehr Wochenstunden insgesamt in der Schule verbunden.
12 Prozent (171 Personen) würden Informatik auf freiwilliger Basis als Zusatzfach anbieten. So gab es das bei uns vor gut 20 Jahren auch schon, damals lernte man so schicke Dinge wie die Programmierung in Basic.
Das Ergebnis zeigt also, dass unsere Leser Informatik in der Schule durchaus als wichtig erachten, rund die Hälfte stellt es sogar über andere Fächer (die dann eventuell wegfallen würden). Was aus der Fragestellung leider nicht hervorging: wie das Fach Informatik definiert wird.
Ich bin der Meinung, dass Informatik-Unterricht, so wie er früher stattfand, heute nicht mehr nötig ist. Also das technische Umfeld, wie werden die Geräte bedient, was macht ein Prozessor, wie lerne ich eine Programmiersprache. PCs, Tablets, Smartphones, all dies sind heute Alltagsgegenstände. Kinder wachsen damit auf, so wie sie mit einem TV-Gerät aufwachsen.
Was Kindern allerdings in den seltensten Fällen beigebracht wird, ist das richtige Verhalten im Umgang mit den Geräten. Informatikunterricht sollte vielmehr Wissen vermitteln, welche Auswirkungen Aktionen im Netz haben, wie man sich in sozialen Netzwerken verhält, wie man seine Privatsphäre-Einstellungen bei verschiedenen Diensten anpasst, damit eben nicht jeder alles sieht.
Das, was allgemein als Medienkompetenz bezeichnet wird, fehlt den meisten Kids heute. Ich sehe das täglich bei meiner Tochter und ihren Freunden. Diese probieren aus, nutzen jeden Messenger, melden sich bei jedem Netzwerk an und posten Dinge, die sie – zumindest aus Erwachsenensicht – eher früher als später bereuen werden. Die meisten Eltern in unserem Umfeld interessiert dies nicht, die lassen halt einfach machen. Liegt vermutlich daran, dass die Eltern selbst nicht durchblicken – und genau hier sind meiner Meinung nach die Bildungseinrichtungen gefragt.
Einen Windows 98-Rechner einschalten, der dann zum Stundenende einmal gebootet ist, dazu braucht man keinen Informatik-Unterricht. Ebenso ist es nicht in Ordnung, wenn den Kindern Office-Formatierungen mit einer Office-Version beigebracht bekommen, die man in der freien Wildbahn überhaupt nicht mehr antrifft. Es ist vielleicht etwas zugespitzt ausgedrückt, aber ich kann nur mit dem Kopf schütteln, wenn meine Tochter von der Schule kommt und mir erzählt, was sie da wieder gemacht haben. Da werden Basics beigebracht, die seit Jahren nicht einmal mehr als Basics bezeichnet werden können. Auf Rechnern, die auch einem Museum gut stehen würden.
Ja, es lässt sich superleicht meckern über diese Umstände in Schulen. Natürlich ist es nicht einfach, Bildungseinrichtungen technisch ständig auf aktuellem Stand zu halten. Allein der finanzielle Aspekt stellt eine große Hürde dar. Und dann kommt noch dazu, dass Schulen kompetentes Lehrpersonal benötigen würden. Der Sportlehrer, der schon beim Studium zu einem zweiten Fach wie Bio gezwungen wird, gibt mit seinen 50+ Jahren einen schlechten Informatiklehrer ab, wenn er sich nicht entsprechend weiterbildet. Selbst in Berufsschulen ist Informatik – je nach Ausbildungsberuf – nur ein Beiwerk, das von den Schülern gerne zum Entspannen angenommen wird. Richtiges Erlernen von Grundlagen? Fehlanzeige.
Nicht die Schulen haben den Trend verschlafen, sondern das Kultusministerium. Man kann einer einzelnen Schule keinen Vorwurf machen, auch den nicht ausreichend ausgebildeten Lehrern nicht. Es gibt auch engagierte Lehrer, das steht außer Frage. Diese sind jedoch in so geringen Mengen anzutreffen, dass sie quasi den berühmten Tropfen auf dem heißen Stein bilden.
So, genug gemotzt. Wenn Ihr schulpflichtige Kinder habt, nehmt diese an die Hand und vermittelt ihnen das, was die Schulen versäumen. Sie werden es Euch irgendwann danken.
@tapsi2308,
gar keine Frage, da hast du Recht – das habe ich weiter oben auch schon betont.
@Guntram,
„Dieses Wissen halte ich für absolut essentiell im Umgang mit den BlackBoxes, die uns im Alltag umgeben.“
– Ich stimmt dir absolut zu, das heißt aber nicht, dass man jemanden zwingen sollte, sich damit zu beschäftigen. Das klappt meiner Erfahrung nach auch so. Und der, den das gar nicht interessiert, nimmt auch aus dem Informatikunterricht nichts mit. Ich habe neben Informatik auch Architektur studiert – viele dort hatten Informatik und Mathe als Grundkurse und wissen n i c h t s auf dem Gebiet. Ob sie das brauchen oder wissen sollten – keine Ahnung. Aber scheinbar funktioniert das mit dem Zwang nicht so gut.
Ansonsten hast du natürlich mit dem zweiten Part auch Recht. Das ist ja wie weiter oben schon jemand erwähnt hat ein Grundsatzproblem: Inwieweit sollte man Kinder zwingen Dinge zu tun, weil man weiß, dass es in deren Zukunft positive Auswirkungen haben wird.
Ich bin sicher kein Freund der antiautoritären Erziehung, aber ich denke, mit Vernunft und Einsicht kommt man weiter als mit Zwang. Nur muss man sich dann eben auch mal selber mit den lieben Kindern beschäftigen und sie erziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Kinder kein Interesse an Informatik haben werden – einfach weil ich es ihnen vorleben werde. Das ist eben nicht Aufgabe der Schule, die das erzwingt, sondern Aufgabe der Eltern, zu erklären, warum das gut ist. (Das soll n i c h t heißen, dass ich dir unterstelle, dass du das nicht tust!)
@Sabrina
siehe oben. Kümmern und erziehen und so.
Aber auf der anderen Seite – warum sollte das Leben kein „Wunschkonzert“ sein? Alle sagen immer, dass es so ist aber niemand kann mir argumentativ belegen, warum das ein guter Zustand ist.
Ich habe mein ganzes Leben lang nur das gemacht, was ich wollte und mir gehts top..
@Allgemein,
das einzige Argument, das ich in dem Bezug gelten lassen würde ist die Undurchlässigkeit der Gesellschaft und die Tatsache, dass es ungebildete Eltern gibt, die ihren Kindern das nicht vermitteln können – ohne das zu bewerten, es ist ja immer wie es ist und das hat Ursachen.
Aber wie oben schon mehrmals geschrieben, bin ich ja nicht dafür, die Schulpflicht abzuschaffen
@Guntram,
„Ist natürlich nicht gewollt von Apple und Co., die ihre Nutzer ja auf weitestgehende Abhängigkeit trimmen“
– Das kann ich so nicht stehen lassen (großer Fan hahaha).
N i e m a n d macht es Menschen so leicht, Entwickler zu sein. Apple stellt eine hervorragenSTE Entwicklungsumgebung (Xcode) und zehntausende Seiten, ja sogar bebildert – Schritt für Schritt, Anleitung bereit um zu lernen wie man Apps etc. schreibt. Sie haben vor ein paar Monaten Swift vorgestellt – eine neue Programmiersprache für iOS und MacOS – die hervorragend dokumentiert ist und sehr viel einfacher zu erlernen als Objective-C – kostenlos.
Das Apple Dev Programm ist auf dem Gebiet das beste, was ich bisher gesehen habe und zum lernen komplett kostenlos.
Ich streite nicht ab, dass auch Apple fehler macht, aber dass sie Nutzer nicht ermuntern zu programmieren ist nicht akkurat.
Die Deutschen, denken immer noch in Fächern. Und viele denken immer noch, dass man in Informatik „den Umgang mit dem Internet und so“ lernt.
Es gibt Schulen, die den fächerübergreifenden Unterrichten schon ganz gut vorantreiben. Und da lernt man in einer vernünftigen Schule ganz automatisch, wie man mit Excel umgeht (um die Ergebnisse aus dem Versuch zu erfassen und auszuwerten), wie Word funktioniert (zum Zusammenfassen der Ergebnisse), Powerpoint (um die Ergebnisse den anderen zu präsentieren), wie man im Internet Informationen sucht (um die Ergebnisse zu validieren), …
Medienkompetenz entsteht in allen „Fächern“, die ich so wie an unseren klassischen Schulen gelehrt, überholt halte. Und schon können die Kinde sich sicher im Internet bewegen, es muss nur einfach zum Alltag im Unterricht gehören, wie früher der Rechenschieber und die Logarithmentafel oder später der Taschenrechner.
Dazu darf es gerne Informatik als Fach geben, es gibt ja auch Mathe. Hilfswissenschaften, mit denen man sich in Grundlagen auskennen sollte. Was Grundlagen sind, dürfen dann gerne die Ministerien in ihren Lehrplänen festlegen.
Zugegeben, Traumschulen, und es gibt viel zu wenige davon. Aber die Umfrage zum Thema „Pflichtfach Informatik“, ohne dass man weiß, was die befragten sich darunter vorstellen, beweist doch, dass eine andere Schlüsselqualifikation nicht erlernt wurde: Erheben von Statistiken.
Ich gehe momentan noch in die elfte Klasse und muss sagen, dass deine Forderungen mMn schon lange erfüllt werden.
Wir hatten ITG in der 6. Klasse und haben die PowerPoint und Word Basics beigebracht bekommen, fächerübergreifend mit Deutsch (z.B. Verben markieren, Autoren präsentieren). Auch was hier als „Medienkompetenz“ proklamiert wurde. Und das ist auch schon ein Weilchen her.
Durch die verpflichtenden Präsentationen wird auch jeder ein Stück weit gezwungen, sich mit Präsentations- und Textverarbeitungsprogrammen auseinanderzusetzen.
Ich persönlich hätte an das Fach „Informatik“ also andere Anforderungen, vor allem wenn man bedenkt, dass Religion, Musik, Deutsch (sogar vierstündig) und „Bildende Kunst“ auch in der Oberstufe immer noch Pflichtfächer sind; während an meiner Schule nur mit Glück ein Informatik-Zweistünder angeboten wurde. Fakt ist, dass Informatik wahrscheinlich der Wirtschaftszweig des 21. Jahrhunderts schlecht hin ist. Deshalb ist es unverhältnismäßig und kurzsichtig, dieses Fach in den Schulen so stiefmütterlich zu behandeln.
„Ebenso ist es nicht in Ordnung, wenn den Kindern Office-Formatierungen mit einer Office-Version beigebracht bekommen, die man in der freien Wildbahn überhaupt nicht mehr antrifft.“
In der Tat. Man arbeitet hier mit Windows Computern und Microschrott Office, das nutzt kein Schwein später mehr.
@DieMathematik: Vielleicht etwas weniger platt: Die Office-Version, die man in der Schule lernt wird man im Beruf nicht wieder benutzen (es sein denn man landet im Bildungsministerium :D). Von daher ist das auch wurscht, welche Version man einsetzt – insofern man den Schülern beibringt, sich selbst zurechtzufinden. Dann kann man nämlich auch gleich freie Software verwenden.
Daß die Versionswechsel bei Microsoft auch nicht von jedem Benutzer verkraftet werden, hat man ja bei vielen Behörden schon mitbekommen…
[veryOfftopic]
@Jon: Der Apple-Seitenhieb bezog sich vor allem auf die Unfreiheit der Normalnutzer (offiziell natürlich zu derem Schutze). Als Programmierer kannst Du für Apple aber eben auch nicht alles programmieren, was Du willst, da als einziger Kanal deren zensierter App-Store existiert und nicht wie z.B. bei Android immerhin die Möglichkeit durch einen Klick auch andere Softwareinstallationen zu ermöglichen (ohne root etc.). Siehe Richard Stallman bzgl. Steve Jobs.
[/veryOfftopic]
@Petra
„Und was wir in fast keinem Bundesland haben, sind hauptberufliche Admins, die sich um die PCs in Schulen kümmern. Hauptberufliche Admins würden nämlich vom Schulträger bezahlt, den Städten und Gemeinden.“
Stimmt so nicht. Zumindest in Niedersachen ist es aktuell so, dass „hauptberufliche Admins“ – auch an BBSen – eigentlich nicht vorgesehen sind. Die Admins die es aktuell an niedersächsischen (Berufs-)schulen gibt werden vom Land bezahlt und sind in der Regel befristet angestellt. Die Befristung liegt zwischen einem und drei Jahren – dann ist Schluss. Ich kenne noch ein paar Ausnahmen, bspw. gibt es an einigen BBSen noch Admins die aus Mitteln der „Medienoffensive“ über sind, deren Stellen existieren zwar eigentlich nicht mehr wirklich, jedoch dürfen/können diese auch nicht so einfach abgekündigt werden. Der Topf der Medienoffensive ist inzwischen leer, IdR werden diese aktuell aus den Personaltöpfen der jeweiligen BBS bezahlt (Landesmittel), und diese Mittel werden im „Finanzausgleich“ zwischen Land und Kommunen je nach Verhältnis zwischen 40-60% von den Kommunen ans Land rückausgeglichen.
Einig ist man sich zwischen Kommune und Land das etwas passieren muss, Gespräche dazu werden seit mindestens 2006 geführt, jedoch wird der „schwarze Peter“ gerne dem jeweils anderen ‚rübergeschoben. Soll heißen, ohne eine entsprechende „Gegenleistung“ des jeweils anderen werden weder Kommunen noch das Land Stellen schaffen.
Als Hauptproblematik wird gerne angeführt welcher „Natur“ der Admin denn ist – kümmert er sich primär um die Unterrichtsversorgung (Klassenraum-PCs, Software, Multimediaboards, Schulungsräume, pädagogisches Netz…) und/oder ist unterstützend für den Lehrkörper tätig (angeführt wird der Vergleich zum Schulassistenten – Landesangestellter) so ist dies eine Landesaufgabe, da Bildung Ländersache ist. Kümmert er sich jedoch (auch) um die IT der Schulverwaltung (die in Art und Umfang nicht zu unterschätzen ist), und das Netzwerk an sich (Switche, Kabelverbindungen, TK-Anlage, WAN-Strecken…etc.) so sichert er die „Grundversorgung der Liegenschaft“ (angeführt wird der Vergleich zum Hausmeister – Kommunalangestellter). In der Praxis kümmert er sich um beides, aber so etwas ist in der Wahrnehmung der Fachdienste, Schulbehörden und Entscheidungsträger nicht vorgesehen.
@theced7
Dann hast du eine der von mir beschriebenen Traumschulen erwischt, herzlichen Glückwunsch. Ich sehe aber bei unseren Auszubildenden, dass das nicht der Normalfall ist.
Ich gebe Dir Recht, dass, wenn bildende Kunst ein Plfichtfach ist, und das ist es in manchen Bundesländern, nicht einzusehen ist, warum es Informatik nicht ist. Auf der anderen Seite ist es Pädagogik (in meinem Bundesland) auch nicht, und bei mir war es Kunst auch nicht. Dafür hatten wir einen normalen Grundkurs Informatik, der allerdings, ebenso wie Mathematik als Hilfswissenschaft, die Naturwissenschaft in der Oberstufe nur ergänzen konnte, nicht aber ersetzen. Das fand ich sehr vernünftig, weniger vernünftig fand ich, dass Mathe Pflicht ist, Informatik nicht.
Wir hatten neben dem Grundkurs auch einen Leistungskurs, und da wir einen fähigen und engagierten Lehrer hatten, war das durchaus zu gebrauchen. Grundlagen in Algorithmen und der Objektorientierung hat der Kurs sehr gut vermittelt, am Ende war die Einführung in die Informatik an der UNI ein Witz, ebenso wie die erste Analysis Vorlesung, die für mich Wiederholung war.
Aber so ist das in Deutschland: Abitur ist nicht vergleichbar. An anderen Schulen hat niemand den Umgang mit Office gelernt, hatte keine Möglichkeit des Info-LKs, und der Mathe-Kurs (im Notfall nur Grundkurs) hat nicht auf die UNI vorbereitet. Diese Studenten können dann vielleicht Latein, wiederholen aber die Analysis-Prüfung im 2. Semester noch mal, und lernen an der Volkshochschule, wie man mit Word (oder besser gleich LaTex oder Open Office) eine wissenschaftliche Arbeit schreibt.
Die Probleme löst auch die Forderung nach einem Pflichtfach Informatik nicht.
Ich fände es sinnvoll, wenn jeder einmal programmiert hat. Das Programmieren erfordert eine sehr besondere Denkweise und bietet Raum für viele kleine und große Erfolgserlebnisse, die einem dem Schrecken vor der Technik nehmen können.
Ich fände es dagegen sinnvoller, wenn alle richtig lesen und schreiben könnten, und wenigstens soviel technisches Grundlagenwissen haben, dass sie nicht auf die Idee kommen, den Hamster in der Mikrowelle zu trocknen. Und ein humanistisches Wissen, um Kaiser Wilhelm nicht für einen guten Mann zu halten.
Es bleibt dabei, eine frühe Spezialisierung ist nicht sinnvoll. Es sei denn, man führt für Schüler Ganztagsschule mit zwanzig Stunden ein. Die Industrie könnte ja die Lehrerstellen bezahlen, wenn sie schon keine Lust haben, selber auszubilden.
@Wolfgang D.
Und auch an dieser Stelle hängt es im Moment einfach zu stark von der Schule ab, an der man ist, bzw von den Lehrern, die man so abbekommt. In NRW ist Geschichte und Sozialwissenschaften Pflicht, bis in die Oberstufe, da kommt man, auf dem Weg zum ABI, nicht dran vorbei. Deutsch ist ebenso Pflicht. Wenn aber der Lehrkörper Lesen und Schreiben nicht vermitteln kann, dann hilft die Pflicht gar nichts, dann können die Schüler es eben nicht.
Warum gehört Informatik aber nicht genau so zur breiten Allgemeinbildung, wie Deutsch, Mathematik, Geschichte, Sozialwissenschaften? Das sind alles bereits Pflichtfächer.
Wie gesagt, ich bin kein Freund von Fächern, ich sähe unsere Schüler gerne viel stärker projektbezogen arbeiten. Dabei können sie gerne lernen, dass Kaiser Wilhelm kein guter Mensch war, wie man programmiert, wie man mit Medien umgeht, wie man Englisch spricht, ich könnte unendlich weiter auflisten.
So lange aber die Qualität der Lehrenden nicht überprüft wird und die Ausbildung der Lehrenden auf einen akzeptablen Stand gebracht wird, so lange man über G8 oder G9 diskutiert, ohne sich ernsthaft mit den Lehrplänen auseinander zu setzen, so lange man über ein Pflichtfach Informatik nachdenkt, ohne sich darüber Gedanken zu machen, um was es in diesem Fach konkret gehen soll, ohne, dass man ansatzweise Personal für eine solche Aufgabe hätte, hängt es für jeden Schüler sehr stark davon ab, an welcher Schule er landet. Was sein Abschluss ihm praktisch bringen wird (mal vom NC abgesehen), beeinflusst weniger ein Ministerium oder seine Fächerwahl, als die Fähigkeit der Lehrkräfte.
Und da kann der Schüler Glück haben (dann kann er irgendwann Lesen und Schreiben, hat eine ausreichende humanistische Grundbildung und weiß, wie so ein Computer funktioniert), oder er hat Pech, und muss das alles in Ausbildung oder Studium selbst lernen. Vielleicht wird er ja auch Lehrer, dann muss er davon gar nicht so viel lernen, was umso tragischer ist, da dieser verkorkste Schüler später unseren Kindern dann immer noch nichts beibringen kann.
Die Frage ist doch eher, wie jemand, ohne die beschriebenen Fähigkeiten erworben zu haben, an einen Abschluss kommt. Wenn man so einige Bewerbungen sieht… Immerhin, selbst gemacht.
@Wolfgang D.
Sehr richtig, und auch hier besteht das Problem, dass auch die Prüfungen nicht vergleichbar sind. Was nutzt ein Zentral-ABI, dass die Lehrer selbst korrigieren und bewerten? Was nutzt es, wenn nur die Abschlussprüfung überhaupt vergleichbar ist, der Weg dorthin aber nicht? Als Ausbilder oder UNI hat man keine Ahnung, was es heißt, dass ein Schüler ABI hat. Das ist auch ein Grund, warum man an vielen UNIs nicht mehr davon aus geht, dass die Studenten wissentschaftliche Arbeiten verfassen können, wissen, was die erste Ableitung oder ein Median, geschweige denn, was ein Vektor ist, oder eine Matrix, wann der zweite Weltkrieg war, und welche Parteien daran beteiligt waren. Es gibt UNIs, die Englisch-Eingangsprüfungen auf dem Niveau einer neunten Klasse durchführen, und deutlich mehr als die Hälfte der Studenten ablehnen müssen.
Ich hatte Informatik als Pflichtfach in der 9. und 10 Klasse. Die Inhalte würde man heute eher als Medienkompetenz beschreiben. In der 11. bis 13. Klasse hatte ich dann richtige Informatik als Wahlfach – Programmierung und viel Theorie.
Wenn man Medienkompetenz zum Pflichtfach macht, dann sollte es möglichst früh unterrichtet werden. Wenn man erst in der 9. Klasse damit anfängt, langweilen sich einige Schüler zu Tode und andere verstehen gar nichts. So war das nämlich damals bei uns – in den 90er Jahren.