Spotify: Meine 5 Musik-Geheimtipps aus dem Jahr 2018
Letztes Jahr habe ich bereits einen persönlich eingefärbten Blick zurück auf meine Highlights des Jahres im Bereich Musik-Streaming geworfen. Laut meiner Spotify-Statistik des Jahres 2018 höre ich dabei laut Spotify zu „124 % häufiger unbekannte Künstler als der durchschnittliche Spotify-Hörer“. Da habe ich mir gedacht, dass ich erneut zum Jahresende ein paar Geheimtipps preisgebe.
Klar, jene entsprechen meinem subjektiven Musikgeschmack. Der ist schon seit Mitte der 1990er-Jahre vom Underground eingefärbt. Angefangen habe ich mit deutschem Punk (The Bates) über Gothic und Black Metal (Emperor) bis hin zu Art Rock (Porcupine Tree). Heute höre ich vorwiegend Indie Folk (All the luck in the world), Shoegaze (Ariel) und einen illustren Mix aus Rock (Seigmen), Pop (Kyte) und Electronica (Lymbyc System), den man eher nicht im Mainstream-Radio findet.
Einige meiner Neuentdeckungen aus dem Jahr 2018 findet ihr nun hier. Es sind Veröffentlichung aus dem Verlauf des Jahres, die ich teilweise ohne einen Streaming-Anbieter wie Spotify vielleicht nie entdeckt hätte. Auch wenn ich dabei keinen Platten- oder CD-Spieler mehr besitze, habe ich dieses Jahr sogar mal die eine oder andere Vinyl-LP erworben, um Künstler zu unterstützen, die mir am Herzen liegen. Denn gerade für die kleinen Bands kommt bei den Streaming-Giganten ja doch wenig Geld rum.
5. Lightfoils – Chambers
Musikvideo ohne Gimbal mit seltsamen Farbfiltern und amateurhaftem Greenscreen: Das sieht fast aus wie ein Blick zurück in die Clips der 1990er-Jahre. Lightfoils zelebrieren allerdings modernen Shoegaze, bei dem das Reverb-Pedal Vollgas gibt. Dazu kommt eine glasklare Frauenstimme, welche durch die melancholischen Klangbilder begleitet.
Lightfoils kommen bei Spotify auf nur 5.561 monatliche Hörer, doch ihr Mini-Album „Chambers“ verspricht eigentlich größeres Potential. Es sind zwar nur fünf Tracks enthalten, jene lassen sich aber sauber durchhören. Mein Favorit ist das sphärische „Summer Nights“, zu dem es dann eben auch ein sehr psychedelisches Video gibt.
4. Radwimps – Anti Anti Generation
In Japan sind Radwimps längst Superstars: Platin-Auszeichnungen, prall gefüllte Stadien, Auftritte mit dem Tokyo Philharmonic Orchestra und Platz 1 in den Charts, all das hat diese Truppe in ihrem Heimatland längst erreicht. Seit die J-Rock-Band den Filmsoundtrack zum erstklassigen Animationsfilm „Kimi no Na wa“ alias „Your Name. – Gestern, heute und für immer“ beigesteuert hat, ist sie aber auch hierzulande durchaus einigen Leuten ein Begriff.
Radwimps neues Album „Anti Anti Generation“ aus diesem Jahr könnte kaum musikalisch vielseitiger sein. Da gibt es Lieder mit Blues-Einflüssen, Electronica-Einsprengsel, aber auch ganz große Emotionen – mit Klavier und Streichern gewürzt – in Liedern wie „Tazuna“.
Die Songs sind größtenteils auch in der Landessprache der Band gesungen, was sich für manches Ohr hierzulande sicherlich ungewöhnlich anhört. Wer aber musikalisch offen ist, dem lege ich „Anti Anti Generation“ sehr ans Herz. Hier liegt ein sehr modernes Rockalbum vor, das am Ende die Genres sprengt.
3. Ex:Re – Ex:Re
Elena Tonra ist hauptberuflich die Frontfrau der britische Band Daughter. Letztere habe ich laut Spotify dieses Jahr etwa 163 Stunden gehört. Entsprechend gespannt war ich auf das Soloalbum der charismatischen Sängerin und Gitarristin. Auf ihrem Solo-Debüt „Ex:Re“ gibt sie sich einem deutlich minimalistischeren Stil hin als mit ihrer Hauptband. Am besten spiegelt das vielleicht das elektronische „Romance“ wider, welches zugleich auch mein Lieblingslied des Albums geworden ist.
Man hört „Ex:Re“ an, dass Tonra mit dieser Platte eine Trennung verarbeiten wollte, was sie in Interviews auch ganz offen zugegeben hat. Hier zeigt sich eine sehr offene Verletzlichkeit, die gerade dadurch mitreißt, dass nicht so dick aufgetragen wird, wie man das vielleicht vermuten sollte. Ein Titel wie „Too Sad“ mag zunächst kitschig klingen, gibt sich aber eher geradezu entspannt der Tristesse hin.
Dabei ist „Ex:Re“ durchaus etwas sperrig, zumindest musste ich in viele Songs erst mehrmals reinhören, bevor sie bei mir hängen geblieben sind. Doch am Ende liefert eine tolle Sängerin und Komponistin hier ein wunderschönes Indie-Album ab, das ich definitiv auch 2019 noch sehr oft hören werde.
2. Slow Crush – Aurora
Slow Crush haben tatsächlich dieses Jahr meine Heimatstadt Kiel beehrt, so dass ich die Band live erleben durfte – sympathische Jungs und Mädels, die voll und ganz hinter ihrer Musik stehen. „Aurora“ höre ich immer gerne zum Joggen. Nicht nur der Titeltrack dieses Shoegaze-Albums eignet sich bestens für die Untermalung eines Runs an der Küste, auch Songs wie das treibende „Glow“ mit 1990er-Alternative-Rock-Flair oder das getragene „Aid and Abet“ sind bei mir zu Dauerbrennern geworden.
Schon 2017 hatte ich Slow Crush mit ihrer ersten EP „Sway“ in meine Liste gehievt. Mit ihrem ersten Album „Aurora“ konnten sie noch einmal gehörig eins drauf setzen. Entsprechend hoffe ich, dass da in den nächsten Jahren noch reichlich Nachschub kommt und diese Kapelle ihre Fanbase weiter vergrößern kann. Ihre Mischung aus Alternative Rock und Shoegaze prägt sich jedenfalls ein.
1. Ride – Tomorrow’s Shore
Ride eroberten in den 1990er-Jahren mit ihrem Debüt „Nowhere“ die Charts. Jenes Album taucht auch bis heute immer wieder in Listen mit den besten Tonträgern der 1990er-Jahre auf. Tatsächlich wechselte Sänger und Gitarrist Andy Bell sogar später zeitweise zu so einer ganz kleinen unbekannten Band namens Oasis. 2017 kehrte die Shoegaze-Legende mit dem Album „Weather Diaries“ zurück und knüpfte zur Freude vieler Fans in erster Linie an die ersten beiden Alben „Nowhere“ und „Going Blank Again“ an. Spätere eher unrühmliche Ausflüge in seichte Alternative-Gefilde ignorierte man also weitgehend.
Anfang 2018 folgte mit der EP „Tomorrow’s Shore“ bereits die nächste Veröffentlichung mit vier neuen Liedern. Besonders sticht hier das fast schon poppige und radiotaugliche „Pulsar“ heraus. Trotzdem regieren auch bei Ride weiterhin die Gitarrenwälle. Der melodische Gesang von Bell sowie seinem Mitstreiter Mark Gardener sorgt für ein Gesamtbild, das sowohl in der Shoegazing-Szene als auch bei einem breiteren Publikum anzukommen weiß. Und deswegen ist diese EP dann auch knapp vor Slow Crush bei mir auf Platz 1 gelandet.
Das waren also meine Top 5 Musik-Geheimtipps bei Spotify für das Jahr 2018. Habt ihr vielleicht ganz andere Künstler oder Alben neu- oder wiederentdeckt? Ich wäre da auch auf neues Material zum Reinhören, ganz ungeachtet des Genres, gespannt!
Hallo Andre, sehr interessante Künstler. Möchtest du vielleicht mal deine Spotify Jahresplaylist 2018 posten?
Hm, könnte ich tatsächlich vielleicht nochmal machen, hab ziemlich viele neue Sachen gehört im letzten Jahr :-D.
Das Slow Chrush Beispiel klingt wie Slowdive vor 25 Jahren.
https://youtu.be/vTZhG9YSY_c
Slowdive mag ich auch sehr – ist ja bei beiden Bands auch das gleiche Genre (Shoegaze), deswegen sind da natürlich stilistische Ähnlichkeiten :-).
Pick up- dj koze
Frage: Wo finde ich eigentlich die Spotify-Statistik, dass ich soundsoviel Prozent Hörer unbekannter Künstler als der Durchschnitt bin ?! Danke im Voraus und Lob für Deinen Musikgeschmack 😉
Guten Rutsch 🙂
Danke, hoffe du kamst auch gut rein! Ich hab diese Angabe bei Spotify Wrapped erblickt – also im persönlichen Jahresrückblick.
Was interessiert mich dein Musikgeschmack? Dachte das hier ist ein Technik Blog.
Wie so oft könnte man auch dazu antworten: Du musst es ja nicht lesen. Unabhängig davon aber finde ich zumindest schon ganz interessant, etwas über die Leute zu erfahren, die hier bloggen.
Du hast offenbar nur wenig Ahnung von der Geschichte dieses Blogs 😉 Alles andere wurde ja schon gesagt. Lies nur das, was dir gefällt. Mach das zu deinem Vorsatz 2019. Be nice.
Danke Caschy.
@andre: guter Geschmack. Mich würde auch deine Stats interessieren die du am Ende von Wrapped bekommst
Alli Neumann: https://youtu.be/gOeiP4KEOKQ
Was für ein großartiger Artikel um das Jahr 2019 zu beginnen. Tolle Entdeckungen an einem Tag an dem man entspannt Zeit hat um sich intensiv mit dem Artikel, den Songs und den Bands zu beschäftigen. Allen Alben oder EPs sind nun in meinem Spotify Account gespeichert und es erwartet mich eine Woche mit toller Musik im Auto. Mein Mix der Woche freut sich sicherlich auch darauf. Danke.
Hey, das reut mich, dass ich damit mal jemandem eine Freude machen konnte :-). Wie Caschy schon sagt, posten wir / ich ab und zu auch mal was Persönlich angehauchtes – und letztes Jahr hatte ich auch so eine Liste gebracht, daher gab es dieses Jahr eine Fortsetzung :-). Viel Spaß mit den Songs!
thx Andre! Cooler Tipp: Ex:Re.
BTW. Sowas ist genau das, was ich hier AUCH immer mal wieder lesen möchte!
Vielen Dank! Zwischendrin bringe ich sowas immer mal ganz gerne – ist eben ja auch keiner gezwungen draufzuklicken, wer Interesse hat, der liest es – wer nicht, der eben nicht :-).
Genau ein solcher Artikel hebt diesen Blog sehr positiv ab von den etlichen 0815-Tech-Blogs, eben der (subjektive) Blick über den Tellerrand. Danke dafür und gerne mehr derart.
Vermutlich zu Mainstream für die obige Auflistung aber meine persönliche Lieblingserscheinung 2018: https://youtu.be/zw8VJPwswmM
@André: Pulsar gefällt mir gut, vielen Dank!
Bleibe dabei, dass Roosevelt eine bombastisch gute Feel Good Platte rausgebracht hat, die meinen Sommer verschönert hat (viele Songs wurden im Laufe des Sommers vö)
Ein frohes neues Jahr. Meine persönliche Neuentdeckung des Jahres war Meg Myers, die aktuelle CD „Take Me To The Disco“, aber auch die alten Sachen, die mir mindestens genauso gut gefallen.
https://youtu.be/ORaln6aPqUk
Vielen Dank für den lesenswerten Blog, bin ein regelmäßiger Besucher und freue mich über die unterschiedlichsten Beiträge. Trifft genau meinen Geschmack!
Dan „meckere“ ich mal konstruktiv: Für 2019 würde cih mich freuen, wenn Du die jeweiligen Alben direkt zu Spotify verlinkst oder Du gleich eine Playlist erstellst 😉
Ich war mal so frei und freue mich über spannende Entdeckungen 🙂
https://open.spotify.com/user/markusmaier/playlist/2xGvJ27xQDrml0Atj2qJLO?si=p1oLbgMnQuyqn_QOptHc0g
LG Markus
Einspruch! 🙂
Es ist nicht jeder bei Spotify. Es gibt auch noch andere Musikstreaming-Dienste (ich z.B. zahle für Google Play Music) & selbst als Spotify-Free-User macht das Konsumieren von Alben oder Playlists keinen Spaß (da man keine Tracks einzeln anwählen kann, sondern immer nur ne Playlist in zufälliger Reihenfolge bekommt).
YouTube dagegen ist selbst ohne Login für jeden nutzbar, d.h. die Hürde ist wesentlich geringer und viel mehr Leser dieses Blogs können es direkt konsumieren.
aber wenn es doch schon der Spotify-Rückblick ist, dann schadet der Link ja auch nicht 😉
Cheers!
Markus
Touché 😉
Hast Recht, als zusätzlicher Link schadet es natürlich nicht.
Hey, die Idee ist gut, im Nachhinein hab ich mir auch an den Kopf gefasst. Werde in den nächsten Wochen mal sowas nachreichen direkt mit Playlist :-).