„Silicon Valley“: Season 3 zeigt die HBO-Serie auf dem bisherigen Höhepunkt

Ich habe hier ja über meinen Kurztrip nach New York City gebloggt, bei dem ich in erster Linie Acers Event next@acer besucht habe. Doch was wäre eine Reise in die USA, ohne in ein BestBuy zu stapfen und sich eine Blu-ray zu einer seiner Lieblingsserien mitzunehmen? Speziell,wenn es um eine Blu-ray geht, die es in Deutschland leider nicht im Handel gibt: „Silicon Valley“ mit der dritten Staffel. Und abermals erntet die Serie von mir eine absolute Kaufempfehlung.

Wer eine ernsthaftere Serie über die Tech-Industrie, allerdings in den 1980er-Jahren angesiedelt, sehen möchte, dem empfehle ich übrigens wärmstens „Halt and Catch Fire“. „Silicon Valley“ hingegen besetzt eine interessante Nische zwischen einerseits Parodie und andererseits durchaus auch einer Huldigung der Tech-Industrie. Das hat mir ja bereits an der zweiten Staffel super gefallen und setzt sich in Season 3 wunderbar fort.

Schon der Beginn ist sehr stark: Richard wird aufgrund seiner Schlappen der Vergangenheit vom CEO bei Pied Piper zum CTO herabgestuft. Das wäre ehrlich gesagt eine Rolle, welche dem Tüftler deutlich besser liegen würde. Doch im Unternehmen, dass er ja selbst gegründet hat, nun die Zügel entrissen zu bekommen, passt Richard gar nicht. Hauptdarsteller Thomas Middleditch kommt hier als großer aber ursympathischer Schussel wieder perfekt zur Geltung und auch wenn man sich bei Richards Verhalten in der gesamten Staffel manchmal die Haare raufen möchte, geht die Sympathie nie verloren.

Dabei kommt es zu allerlei Querelen, die ich euch nicht im Detail spoilern möchte. Ich sage nur mal so, Richards Umgang mit der Presse zeigt, dass es sicherlich seine Gründe hat, dass in der Regel nicht Ingenieure und Programmierer, sondern eben speziell geschulte PR-Mitarbeiter mit Journalisten sprechen. Grandios sind dabei auch Szenen, in denen Richard und sein Team sich einem für sie absolut drögen Produkt für Geschäftskunden widmen sollen. Auch wenn die Jungs das Projekt für banal halten, können sie natürlich nicht über ihren Schatten springen. Statt es, wie sie zuerst beschließen, mit minimalem Aufwand nach den Mindestvorgaben abzufrühstücken, kommen die Bastler durch und am Ende suchen sie nach neuen Superlativen – herrlich.

Wollte man „Silicon Valley“ in Staffel 3 etwas vorwerfen, dann wäre das aus meiner Sicht, dass Gavin Belson, gespielt von Matt Ross, in den zehn Episoden eine gefühlt deutlich kleinere Rolle einnimmt und etwas zahnlos wirkt. Außerdem gibt es keinen so starken, neuen Paradiesvogel wie einst noch den lautstarken Russ Hanneman in Staffel 2 – sein deutsches Pendant wäre eventuell der StudiVZ-Mitbegründer Ehssan Dariani. Etwa kommt als neuer CEO von Pied Piper zwar Travis Barker, eine Mischung aus Steve Ballmer und Steve Jobs, ins Spiel, jener entwickelt sich dann aber erst gegen Staffelende so richtig. Immerhin erledigt Stephen Tobolowsky als Barker wie immer einen Top-Job und soll in Staffel 4 wohl noch etwas mehr seine Stärken ausspielen. Vielleicht kennt ihr Toboloswky aus „Californication“. Dort spielte er Stu Beggs.

Was mir persönlich weiterhin super an „Silicon Valley“ gefällt: Im Gegensatz zu „The Big Bang Theory“ zeigen die Autoren nicht nur mit dem Finger auf die Charaktere nach dem Motto „Schaut mal, was sind die Nerds aber doof!“, sondern die Figuren werden als Persönlichkeiten wesentlich ernster genommen. Ja, ich mag ab und an auch den Holzhammer-Humor von „The Big Bang Theory“, aber mehr als leichte Unterhaltung mit Holzschnitt-artigen Figuren vermag ich in der Serie nicht zu erkennen. Hier legt „Silicon Valley“ dann mit deutlich ausgebuffterem Wortwitz und Humor, der eben auf den Eigenschaften der Charaktere an sich basiert, deutlich mehr nach.

In Staffel 3 gewinnt dabei vor allem Kumail Nanjianis Charakter Dinesh an Profil, was mich sehr überrascht hat. In den Staffeln 1 und 2 flog seine Figur ein wenig unter meinem Radar vorbei. Nun hat mich trotz der Komik durchaus ein wenig bewegt, wie Dinesh etwa versucht zu unterschlagen, dass er keine Freunde hat. Sowohl lustig als auch ein wenig traurig war ebenfalls sein Flirt mit einer externen Programmiererin, mit welcher er via Video-Chat anbandelt. Irgendwann bastelt er, um ihr Gesicht besser zu erkennen an einer verbesserten Videokompression und das Ergebnis… Nun ja, es läuft nicht ganz so wie geplant.

Auch Gilfoyle und Jared sind mir im dritten Jahr noch ein Stück mehr ans Herz gewachsen. Zach Woods, der Darsteller von Jared, verleiht der Rolle genau die richtige Mischung aus absurder Naivität und Gutmütigkeit, die man sich heutzutage auch in der Wirklichkeit in abgeschwächter Form eventuell bei mehr Menschen wünschen würde.

Da es sich bei „Silicon Valley“ um eine HBO-Produktion handelt, findet ihr die Serie nicht im Angebot der üblichen Streaming-Kandidaten – nur kostenpflichtig als Staffelpass. Leider ist in Deutschland zudem nur eine DVD-Fassung erschienen – weswegen ich dann auch in den USA zur Blu-ray griff. Trotzdem rate ich euch die Serie wirklich nicht zu verpassen: Was hier in jeder Episoden an kleinen, oftmals liebevollen, Seitenhieben auf die Tech-Industrie ausgeteilt wird, macht wirklich enormen Spaß.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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12 Kommentare

  1. silicon valley ist extrem geil und ich stimme dir in vielen punkten zu. aber hier eine serie zu empfehlen, die es seit 4 jahren gibt und über die 3. staffel zu reden obwohl die 4. gerade läuft, ist schon etwas der zeit hinterher 🙂

  2. Kann dem nur zustimmen… hab bei meiner letzten Dienstreise zufällig die erste Folge der vierten Staffela auf HBO gesehen. Dann gleich Staffel 1-3 gekauft. Ich wurde nicht entäuscht.

  3. André Westphal says:

    @Pietz

    Ja, ein wenig spät dran bin ich – wobei man an die Folgen der vierten Staffel bei uns ja schwer rankommt, wie das bei so vielen HBO-Produktionen ist :-(.

    Ich bin in dem Bezug noch etwas altmodisch und kaufe mir bei den HBO-Serien tatsächlich noch die Blu-rays – deswegen hab ich hier bei der US-Fassung zugeschlagen, die erschien Ende April :-).

  4. Schwer rankommen? Kann ich bestätigen. Ich habe mit Google über eine Minute lang extrem intensiv suchen müssen…

  5. Freue mich schon sehr wenn es mit Silicon Valley endlich auf Deutsch weitergeht.
    Mit The Big Bang Theory dagegen kann ich schon länger gar nichts mehr anfangen und habe das weitersehen auch eingestellt.

  6. André Westphal says:

    @ Richard wenn du die Serie legal und nicht digital im O-Ton haben willst, wird es schon etwas schwerer da schafft dir dann Google auch nichts ran :-). HBO rückt seine Produktionen nicht an Streaming-Anbieter raus, so dass du die dann nur ziemlich teuer digital kaufen kannst via Staffelpass.

  7. Hab schon die ersten beiden Staffeln über Skygo geschaut. Jetzt fange ich auch mal mit der dritten Staffel an 🙂
    So schwer ist es nicht da legal ranzukommen 🙂
    Sky Ticket sollte doch auch irgendwie gehen, oder?

  8. ich liebe die serie. gucke sie über sky. ich weiß, dass jeder das so machen soll wie es ihm behagt. aber ich finde den gedanken daran sowas mit deutscher synchro zu schauen einfach nur krass. ich hab soviel im Ov geguckt und mich stark an der synchro später gestört. erstmal is die übersetzung teilweise inhaltlich falsch und es geht ne menge witz verloren.

  9. Wieso ist es schwer an die serie im orginal ton dran zu kommen? Staffel 4 wird doch aktuell parallel zur Veröffentlichung in den USA auf skygo ubertragen. Hab die ersten folgen schon ganz legal und in OV gesehen…

  10. André Westphal says:

    Na ja, da geht’s schon los, Sky Go für eine einzige Serienstaffel ist wieder etwas unökonomisch – aber an sich stimmt es natürlich, wenn man das Geld ausgeben mag bzw. über SkyGo noch mehr schauen will, gibt es die Möglichkeit.

  11. ich finde serie auch gut. ich denke die staffel4 wird nochmal richtig interessant.

    fand BETAS von amazon auch relativ gut. schade das es eingestellt wurde

  12. André Westphal says:

    Betas wurde mir auch schon empfohlen genau wie The IT Crowd – aber bei der ganzen Serienflut ist es ja echt schwer da noch nachzukommen :-).

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