Schräges Gesetz oder vernünftig? Triebtäter in Louisiana müssen sich bei Facebook outen
Es gibt ja im Netz so einige feine Sammlungen sehr skurriler Gesetze in den Vereinigten Staaten. Die Gesetzgeber in den einzelnen Staaten handeln sehr unterschiedlich. Davon betroffen ist natürlich auch das Internet. Wenn es um Sexual-Straftäter geht, ist es denen zum Beispiel in den Staaten New York, Texas, North Carolina und Illinois nicht gestattet, einen Account bei einem sozialen Netzwerk wie Facebook zu besitzen.
Würde ich jetzt auch persönlich nicht als „skurriles Gesetz“ abtun, sondern als Versuch, weitere Verbrechen zu unterbinden. Wie erfolgreich das ist und wie man das kontrolliert und handhabt, mag ich nicht beurteilen.
Louisiana geht da nun einen etwas anderen Weg und erlässt ein Gesetz, nachdem Triebtäter verpflichtet sind, auf ihrem Facebook-Profil darüber zu informieren, dass sie Dreck am Stecken haben. Ist ein Mensch in diesem Staat also vorbestraft, drohen empfindliche Strafen bei Nicht-Einhaltung. Hält man sich nicht an diese Vorgabe, drohen bis zu 10 Jahre Haft und Geldstrafen, im Wiederholungsfall sogar bis zu 20 Jahren ohne Bewährung!
Was meint ihr? Vernünftige Idee oder ist es wieder eher eines dieser schrägen Gesetze, die in der Wirklichkeit nicht viel Sinn ergeben? So oder so: Dieses Gesetz greift grundsätzlich bei Facebook sowieso nicht, weil das Netzwerk in seinen Bedingungen von vornherein ausschließt, dass sich ein Sexualtäter anmelden darf.
Quelle: CNN via Allfacebook.com Bild: Shutterstock
Nun ist der amerikanische ‚Sex offender‘ nicht unbedingt mit dem deutschen Sexualstraftäter zu vergleichen. Je nach Gemeinde (County) kann es durchaus schon reichen, in der Öffentlichkeit zu urinieren. Auch der unter Jungs beliebte Streich, sich gegenseitig die Badehose runterzuziehen, kann – wenn es am falschen Ort passiert – dazu führen, dass BEIDE Jungs zukünftig als Sex offender in der Datenbank stehen. Und als Sex offender in einer Datenbank zu stehen, ist wie Läebenslänglich ohne Bewährung. Man kann nicht überall wohnen, bekommt keine (oder nur schwer) Kredite, kann nicht überall arbeiten (viele, vor allem große, Arbeitgeber screenen ihre Leute vor der Einstellung) und die Nachbarn sind vom ersten Tag an deine Freunde (Ironie!). Und sich aus dem Register wieder löschen zu lassen, gelingt im Einzelfall noch nicht einmal Personen, die erwiesenermaßen unschuldig in die Liste geraten sind (so wie bei uns die ‚Straftäter Sport‘, aber ich schweife ab). Wer Englisch kann, kann den Artikel mal lesen: http://www.economist.com/node/14164614?story_id=14164614
Aber unterm Strich ist es deren Haus und deren Regeln. Wir, von der anderen Seite des großen Teiches, können da manchmal nur mit dem Kopf schütteln. Mehr zum Thema gäbe es für Interessierte dann noch hier: http://usaerklaert.wordpress.com/2009/05/19/wie-das-internet-das-vorurteil-vom-pruden-amerikaner-totete/
Ist doch egal wer vergewaltigt wurde, schlimm und verurteilungswürdig ist es auf jeden Fall. Trotzdem hat ein solcher Pranger in einem „modernen Rechtsstaat“ nichts zu suchen, aber davon entfernt sich Amerika ja schon seit Jahrzehnten.
Ähnliches kam am Wochenende im TV:
http://www.arte.tv/de/3025198,CmC=3025194.html
Amerika – Land of the free….
Der moderne Pranger. Bruno Latour hat es schon mal formuliert: „Wir sind nie modern gewesen.“ Mittelalter 2.0 und wir halten die Gesellschaft für intelligent nur weil es mittlerweile Touchscreens gibt.