Proactive: Kommt Apples Antwort auf Google Now mit iOS 9?

Google Now ist seit 2012 in Android integriert, Googles Assistent zeigt Dinge an, die im Moment wichtig sein sollen. Den Nutzer mit wertvollen Informationen unterstützen, ihm die Suche nach etwas ersparen oder einfach nur an etwas erinnern, die Möglichkeiten sind vielfältig. Google Now gibt es auch innerhalb der Google iOS-App, dies ist in Sachen Nutzungskomfort aber kein Vergleich mit der Android-Version. Logisch, eine Integration in das System ist geschmeidiger als eine App.

Apple

Microsofts Cortana ist Google Now sehr ähnlich, geht aber sogar noch einen Schritt weiter, was die Integration und Kontrolle angeht. Und nun kommt auch Apple ins Spiel. Einen Sprachassistenten hat Apple mit Siri, allerdings ist Siri relativ dumm. Siri sagt einem nicht, wann man zu einem Termin aufbrechen sollte, Siri wird nicht von sich aus aktiv. Das soll sich mit einem Feature, das den Projektnamen Proactive trägt, ändern.

Proactive soll mit iOS 9 kommen und dem Nutzer Informationen liefern, die zu diesem Zeitpunkt relevant sind. Woher Proactive das wissen will? Nutzerdaten natürlich, zusammen mit dem Nutzungsverhalten auf dem iPhone. Proactive soll dabei eine Erweiterung der Spotlight-Suche sein. Anstatt einfach nur eine Suchleiste zu zeigen, gibt es auf der Seite dann direkt Informationen, die relevant sein könnten, sprich anstehende Termine oder Informationen bestimmter Apps, denn auch diese werden in Proactive integriert sein.

Apple soll seit mehreren Jahren an diesem Feature arbeiten, hat zu diesem Zweck viele kleinere Entwickler übernommen. 2013 schnappte sich Apple Cue, einen Assistenten in App-Form, der schon damals diverse Funktionen bot, die nun in Proactive landen sollen. Das Feature wird die Spotlight-Suche nicht ersetzen, aber darauf aufsetzen. Und den bisher verschwendeten Platz auf dem Bildschirm mit Informationen füllen. Einen Vorgeschmack gibt es seit iOS 8, so werden Wikipedia-Ergebnisse direkt angezeigt, wenn man etwas über Spotlight sucht.

Damit Proactive auch genutzt wird, soll es dafür wieder einen eigenen Bildschirm geben, der sich links vom Homescreen befindet. Das war früher schon einmal so, Apple verbannte die Spotlight-Suche dann aber direkt auf den Homescreen, wo man sie durch einen kurzen Wisch nach unten hervorbringt. Das soll aber auch dafür gesorgt haben, dass Spotlight weniger genutzt wurde. Möglich ist auch, dass es beide Varianten geben wird, also einmal als eigenständige Homescreen-Seite und einmal als Pulldown-Feature.

Die heute verfügbaren Spotlight-Funktionen werden auch weiterhin verfügbar sein, das heißt, man kann nach Kontakten suchen, Apps starten oder eben auch schnelle Antworten über Wikipedia erhalten. Proactive wird einen größeren Fokus auf News geben. Sucht man nach etwas, sollen News zu dem Thema angezeigt werden. Da diese Ergebnisse vermutlich nicht von Google stammen werden (Apple setzt in Siri auf Bing, Wikipedia und Wolfram Alpha), kann man dem großen Konkurrenten so gleich noch eins auswischen.

Unter der Spotlight-Suchleiste sollen dann eben die Informationen angezeigt werden, die relevant sind. Zum Beispiel ein Boarding Pass aus Passbook oder ein Kartenausschnitt mit einer Erinnerung an einen Termin und dem Hinweis, wie lange man benötigt, um dort zu sein. Proactive kann aber auch Benachrichtigungen aussenden, um den Nutzer zu erinnern. Diese werden sich nicht von den Benachrichtigungen unterscheiden, die man heute erhält.

Während diese Funktionen zwar praktisch sind, kann Proactive aber noch weiter gehen. Anhand des Nutzungsverhaltens können auch andere Vorschläge gemacht werden. Öffnet man zum Frühstück zum Beispiel immer die Facebook-App, wird Proactive zu dieser Zeit den Vorschlag bringen, die App zu öffnen. Ein Anruf bei der Mutter jeden Dienstag? Proactive wird den Nutzer dienstags daran erinnern.

Auch ein Stück Foursquare soll Einzug erhalten. Basierend auf Zeit und Ort soll Proactive Orte in der Umgebung anzeigen, die sich gerade besonders gut eignen. Frühstück, Mittagessen oder der Snack am Abend? Proactive wird entsprechende Locations vorschlagen – und diese via Augmented Reality-Karte anzeigen.

Apple Maps wird für diesen Zweck neue POIs bekommen. Ursprünglich sollte das System mit Daten von Foursquare, Yelp und Nokia HERE gefüttert werden, Apple entschied sich aber anscheinend für etwas eigenes. Das muss nicht unbedingt vorteilhaft sein, wie man am Beispiel Apple Maps seinerzeit gesehen hat. Apple Maps wird eine Augmented Reality-Ansicht haben, mit der der Nutzer POIs direkt in das Live-Bild der Kamera angezeigt bekommt. Kein neues Feature, das gab es schon vor mehr als 10 Jahren (Hi Nokia, war schön damals mit Euch!), damals aber logischerweise noch nicht so gut, wie es mit heutiger Technik möglich ist.

Allerdings ist es auch möglich, dass vorerst nur das „Browse Around Me“-Feature zur Einführung bereitsteht. Dieses zeigt einfach POIs auf der Karte an, ohne Augmented Reality. In Sachen POIs ist es möglich, dass Apple solche hervorhebt, die Apple Pay anbieten. Auf diese Weise könnte man direkt noch ein bisschen Geld verdienen, immerhin erhält Apple einen kleinen Prozentsatz jeder Transaktion.

Aber nicht nur Apples eigene Apps sollen mit Proactive zusammenspielen. Für Entwickler wird es eine Schnittstelle geben, die die Integration sowohl in Proactive als auch in Siri erlaubt. Apple soll hier großen Wert auf die Privatsphäre der Nutzer legen und dafür sorgen, dass Apps keine Informationen erhalten, die der Nutzer lieber für sich behalten möchte. Das Ganze funktioniert im Prinzip wie Googles App-Indexierung, also Tiefenlinks zu App-Inhalten.

In welchem Umfang Proactive mit iOS 9 kommen wird, steht noch nicht fest. Apple soll bei iOS 9 vor allem auf Fehlerbereinigungen und Performance-Verbessrungen setzen. Es ist auch möglich, dass Proactive mit weniger Features an den Start geht und später nach und nach mehr Funktionen erhält. Auch ist noch nicht klar, wie Apple Proactive vermarkten will. Entweder als eigenständige neue Funktion oder als Verbesserungen von Karten, Kalender, Kontakten, Spotlight und Siri. Vielleicht sind wir am 8. Juni schlauer, wenn Apple zu seiner jährlichen WWDC-Keynote Proactive vorstellt.

(Quelle: 9to5Mac)

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8 Kommentare

  1. Na, ob dass am Interesse des Nutzers ausgerichtet wird, oder am Nutzen der Werbewirtschaft? Dreimal dürft ihr raten :/

  2. Ja, ein persönlicher Assistent wäre eine gute Sache, würde aber auch das Problem aufwerfen, inwieweit man dem Nutzer vermitteln kann, dass er auf unterschiedlichste Arten informiert werden kann. Da sind zum einen die Pushnachrichten, dann das Messaging Center und am Ende noch ein dritter Screen mit dem Assistenten? Wo soll man als Nutzer noch überall nachsehen, um sein Gerät zu kontrollieren? Es muss einfach und übersichtlich werden.

    An Google Now kann man das sehr schön sehen. Anfangs habe ich oft genutzt. Mal eben Wetter und Infos abgreifen (gerade die Flugzeiten sind genial). Mittlerweile aber quillt Google Now über vor Infos zu Sportveranstaltungen, lokalen Infos, dauernd poppen Pendelstrecken auf, die man teilen soll und am Ende nutze ich es gar nicht mehr. Zwar kann man das alles einstellen, aber dann ist die Idee eines smarten Assistenten irgendwie dahin.

    Wenn Apple das durchzieht, bin ich auf die Umsetzung gespannt. Ich kenne Cortana nicht, meine aber zu glauben, dass die smarter agiert als Siri und Google Now und dabei nicht nervt.

    Gespannt bin ich darauf, wie Apple die fehlende Suchmaschine ausgleicht. Wenn man selbst keinen Einfluss auf den Algorithmus hat, wird es umso schwieriger, die Ergebnisse möglichst passgenau zu gestalten. Bei Siri bemüht man einfach fremde Dienste als Ausgabe, doch ein persönlicher Assistent soll ja gerade die Ergebnisse schon vorher haben.

  3. @Flo,

    hm, zwei Wahlmöglichkeiten, drei Versuche?

    Ich tippe auf Nutzer. Oder hast du Usecases wie das auf die Werbewirtschaft ausgerichtet werden könnte?

  4. Konkurrenz ist hier sicher gut. Mein Interesse an Goolge Now hat in letzter Zeit auch extrem nachgelassen – nicht zuletzt deshalb, weil hier viel versprochen und, im Gegensatz dazu, noch wenig geliefert wurde. Dafür, dass es Google Now schon seit drei Jahren gibt, hat es sich erstaunlich wenig weiterentwickelt. Und die Sachen, die zuverlässig funktionieren (Pendelstrecken gehören definitiv NICHT dazu), haben mit einem intelligenten Assistenten auch nicht viel zu tun. Teilweise sind interessante Features auch schon wieder verschwunden – getreu dem Motto: Google hat’s gegeben – Google hat’s genommen.

  5. AnDieLatte says:

    Ich finde google Now klasse, aber seit ich das S6 edge habe nutze ich es nicht mehr, da es mir den Akku frißt. Keine Ahnung obs am S6 liegt?! Aber auf jeden Fall sorgen dann die Play Dienste omnipräsent an erster Stelle der Akkuverbraucher für enorme Wake On zeiten von 1, 5 bis 2 Stunden. Seit ich es aus habe kommen die Play dienste auf Wake Zeiten von 4-5 minuten.

  6. Ich fände es nicht schlecht wenn man selbst einstellen kann, welche infos man haben will

  7. Moin,
    …Nutzerdaten natürlich, zusammen mit dem Nutzungsverhalten auf dem iPhone…. klar wie sollen anders passende Vorschläge oder Infos für mich gefunden werden wenn nicht mit Hilfe „meiner Daten“. Leider geht das für mich mehr als deutlich in die Richtung von Überwachung und Kontrolle meines Verhaltens (Lebens!), Datenschutz, BigData und Vorratsdatenspeicherung usw. usw. Habt ihr da keine Bedenken? Kann man Apple vertrauen? Kann man Google vertrauen? Ich würde mir hier mehr kritische Berichte und Infos zu dieser komplexen Thematik wünschen. Danke. MfG

  8. genau, M.H. so sehe ich das auch! Erik: so wirds dann was für die Werbewirtschaft… Komplettüberwachung, gefilterte und gesteuerte Infos. allzu viel Paranoia braucht man nicht…

    Also, darfst nochmal raten, hast noch 2 Versuche 😉

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