OnePlus Nord N10 5G im Test: Das uneheliche Kind
Brachte OnePlus im Jahr 2018 noch zwei Smartphones im Jahr auf den Markt, lag man im Vorjahr bereits bei vier. In 2020 hat man bis dato bereits sechs neue Smartphones vorgestellt – immerhin hatte man das Einsehen kein weiteres Pro-Modell zu veröffentlichen. Man geht nun den Weg in die Masse. Mit dem Nord bekannte man sich in diesem Jahr zu dem, für das OnePlus anfangs stand: einen günstigen Allrounder, der vor allem in puncto Performance wirklich zu gefallen weiß. Mit dem OnePlus Nord N10 5G werden nicht nur die Smartphone-Namen wirrer, man ist auch mit 349 Euro nochmal eine Ecke günstiger unterwegs.
Der Preisunterschied zum OnePlus Nord fällt somit marginal aus. Dennoch habe ich mir das N10 5G einmal angeschaut und einige Punkte herausgepickt, die ich mit dem OnePlus Nord vergleichen werde. So viel vorab: Die neue Strategie hat für mich nichts mehr mit dem zu tun, wofür die Marke „OnePlus“ steht. Vorab ein kurzer Blick auf die technischen Daten im Überblick. Da nur eine Ausstattungsvariante existiert ist zumindest das Datenblatt recht übersichtlich:
Betriebssystem | Android 10 mit OxygenOS-Überzug | |
Konnektivität | NFC, Bluetooth 5.1, WLAN 802.11 ac, USB-C, Dual-SIM (5G+ 4G später), 3,5mm Klinkenanschluss 5G: n1,3,7,28,41,66,78 |
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Display | 6,49 Zoll, 90 Hz, IPS, 1080 x 2400 Pixel (FHD+), 405 ppi, 20:9 | |
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 690 5G / Adreno 619L GPU | |
Arbeitsspeicher | 6 GB (LPDDR4x) | |
Speicher | 128 GB (UFS 2.1), erweiterbar auf 512 GB mittels microSD | |
Größe | Höhe: 163 mm Breite: 74.7 mm Dicke: 8.95 mm |
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Gewicht | 190g | |
Akku | 4.300 mAh, Aufladung via Warp Charge 30T (30W) | |
Kamera Rear | 64 MP (f/1.79), EIS + 8 MP (f/2.25), 119 Grad Weitwinkel + 2 MP (f/2.4) Makro + 2 MP (f/2.4) Monochrom | |
Kamera Front | 16 MP, EIS, f/2.05 | |
Sonstiges | Stereolautsprecher, Fingerabdrucksensor auf der Rückseite |
Ausgepackt & angefasst: Erste Eindrücke
Wie die meisten OnePlus-Smartphones, so fällt auch das N10 5G nicht gerade klein aus. Hier liegt man in etwa gleichauf mit dem OnePlus 8T. Minimal länger ist man da unterwegs. Dennoch liegt es aufgrund seines ausbalancierten Gewichts noch gut in der Hand. Die Druckpunkte der Tasten sind gut. Auf der Rückseite setzt OnePlus auf Polycarbonat, das fühlt sich nicht ganz so prickelnd an. Google beweist da definitiv das Gegenteil, dass sich auch Plastik wertig anfühlen kann. Die bläuliche Rückseite – andere Farbkombinationen gibt es nicht – ist aber ein wahrlicher Fingerabdruckmagnet. Eine kostenlose Hülle liegt, anders als bei anderen OnePlus-Smartphones, nicht bei.
Was fällt sonst noch auf? Der Alert-Slider, mit dem man seit Jahren ein gelungenes Alleinstellungsmerkmal mitbringt, ist nicht vorhanden. Dafür gibt es nun wieder einen Klinkenanschluss an der Unterseite des Geräts. Premiere: ein Slot für microSD-Karten. Diese bieten zwar eine kostengünstige Erweiterung des internen Speichers können mit dem internen UFS 2.1 logischerweise aber nicht mithalten.
Flüssige 90 Hz bei unschönen Schwarzwerten
Beim Display setzt man aus Kostengründen auf ein IPS-Panel. Jenes misst 6,49 Zoll (ca. 16 cm) und löst mit Full HD+ auf. Das Punch-Hole in der oberen Ecke fällt deutlich größer aus, als bei den Flaggschiffen. Mit dem Nord lässt sich dies aufgrund der Doppelkamera nur bedingt vergleichen, doch auch dort schafft man einen schmaleren Gesamteindruck. Ebenfalls nicht gerade schmal fällt das Kinn am unteren Displayrand aus. Das Display des N10 5G wird ganz schön hell und bringt mit der Bildwiederholungsrate von 90 Hz die nötige „spürbare Performance“ auf das Gerät.
Man erreicht jedoch nicht annähernd so gute Schwarzwerte wie beim klassischen Nord. Insbesondere im Dunkeln oder beim Ambient Display leuchtet das komplette Display sichtbar auf: Bei Videos mit Balken an den Rändern sind auch jene stark erkennbar. Im ersten Anwendungsfall empfand ich das aber eher als störend. Der Bildeindruck bleibt auch unter diversen Blickwinkeln stabil. Von der Seite fallen die leuchtenden schwarzen Bereiche sogar noch stärker auf. Positiv erkennen man den fehlenden Grünstich trotz 90 Hz sowie – persönliche Meinung – das plane Display.
Aufgrund des verbauten IPS-Panels befindet sich kein Fingerabdruckscanner unter dem Display. Jener ist nun wieder wie bei den OnePlus 5T und 6 auf die Rückseite gewandert. Raffinessen wie eine Geste zum Herunterziehen der Benachrichtigungsleiste bleiben aber leider aus. Wer sich an der Bauart nicht stört, dem sei gesagt, dass der Fingerabdruckscanner des N10 5G das Smartphone schnell und zuverlässig entsperrt.
Apropos Raffinessen: Während mir der Vibrationsmotor im Nord gut gefiel, so habe ich unnötige Vibrationen beim Nord N10 5G umgehend abgestellt – da kommt man einfach nicht ran. Ich betone nochmals: 50 Euro Preisdifferenz liegen zwischen der UVP des Nord sowie dem Nord N10 5G. Klar jedoch: Das sind Details, die man insbesondere spürt, wenn man höherwertiges gewohnt ist.
Ausreichende Performance für grundlegende Anwendungen
Der Snapdragon 690 ist nun wahrlich kein „Highperformer“. Dennoch hat mir die Performance im Alltag mehr als ausgereicht, da spielt nicht zuletzt auch das High-Refreshrate-Display eine große Rolle. Für eine E-Mail hier, Google Maps dort oder ein wenig Surfen überaus ansprechend. Da wird man wohl kaum Einbußen in der Benutzung des Geräts feststellen allerhöchstens fallen Ladezeiten minimal länger aus. Das Nord N10 5G ist wohl mal wieder eines der Geräte, bei welchem die gefühlte Performance wesentlich über dem liegt, was irgendwelche Benchmarks so aussagen. Entsprechend und wie üblich verzichte ich daher auf Benchmark-Werte. Auch für das eine oder andere Mini-Spiel wird da ausreichend Power im Smartphone stecken.
Für das „Premium-Feeling“: Warp Charge 30T pumpt den Akku in Windeseile voll
Apropos Power: Gut geschlagen hat sich bei mir im Test der 4300 mAh große Akku. Der reicht völlig um als „Heavy-User“ über den Tag zu kommen oder bei weniger Nutzung auch mal zwei Tage auszukommen. Das Gefühl, dass der Stromverbrauch aufgrund des LC-Displays erheblich höher wäre, hatte ich nie. Optional lässt sich da auch auf 60 Hz herunterschrauben – der Prozessor zeigt sich jedenfalls effizient. Ansonsten gibt es Warp Charge 30T als „Premium“-Feature: Binnen 30 Minuten sind wieder knapp 70 Prozent Saft im Akku. Das gefällt mir bereits an den anderen OnePlus-Smartphones sehr gut – einzig das 8T hat da noch einen Zahn mehr drauf. Zeiten, in denen ich über Nacht aufgeladen habe, gehören der Vergangenheit an. Morgens mal eben anstecken genügt für eine Tagesladung.
Kamera: Mit etwas Geduld liefert man hier ordentliche Ergebnisse
Die beste Kamera, ist jene, die man immer dabei hat. Das dürfte bei den meisten wohl das Smartphone sein, weshalb der Bereich Kamera in den letzten Jahren im Smartphone-Bereich an zunehmender Bedeutung gewann. So habe ich natürlich auch das N10 5G in den kühlen Herbst entführt und einige Fotos geschossen.
Tagsüber schießt man mit dem N10 5G doch ganz ansprechende Bilder – die Stärke liegt hier OnePlus-typisch eher im HDR-Bereich. Auch der Portrait-Effekt ist zumeist ansprechend. In Kombination mit HDR verfällt man – wie auch bei den großen Brüdern und Schwestern – dennoch teils in eine Art „Glow-Effekt“ um die Person. Sobald es zu dunkel ist merkt man aber die Unterschiede zu teureren Smartphones, da kann die Hauptlinse dann nicht mehr mithalten. Insgesamt gibt man sich hier sehr ähnlich zu dem, was man auch mit dem Nord abliefert. Der Weitwinkel ist mindestens ausreichend für Schnappschüsse.
Weiter gilt: Mit OnePlus-Smartphones lassen sich gute Bilder schießen, da gehört jedoch auch ein wenig Glück oder Geduld dazu. Die Point-and-Shoot-Erfahrung, welche beispielsweise die Pixel-Smartphones bieten, gibt es hier leider nicht. Weniger nützlich wird es dann mit den anderen beiden Linsen. Das ist schon am OnePlus Nord einer meiner Kritikpunkte: Man versucht hier über die Masse an Linsen zu protzen. Das Geld hätte man lieber (auch beim Nord N10 5G) an anderer Stelle investiert. Zum Beispiel in Software-Updates…
Die Sache mit den Updates …
Das Nord N10 5G erscheint mit Android 10, welches bereits vor Monaten durch Android 11 abgelöst wurde. Mag nicht unbedingt stören, mag man sich da denken. Für den günstigeren Preis wartet man auch gerne auf das entsprechende Update. Stand jetzt sei euch jedoch gesagt, dass der Sprung auf Android 11 für das N10 der letzte sein wird. Weitere Android-Updates gibt es nur in Form von Sicherheitspatches für eine Zeit von 2 Jahren. Im Grunde genommen sind die Sicherheitspatches auch die „wichtigeren Updates“. Dennoch dürfte das für viele (mich eingeschlossen) zum Deal-Breaker für das N10 5G werden. Zumal der Preisunterschied zum Nord – ich betone es noch einmal – gering ausfällt. Ebenfalls gibt es auch die A-Reihe der Pixel-Serie zu ähnlichen Preisen. Da ist man mit Updates sogar nochmal eine Ecke länger und auch schneller versorgt.
Was gibt es sonst zur Software zu sagen? Nun auf dem Nord N10 5G läuft OnePlus-typisch OxygenOS. Auf Bloatware oder unnötiges Beiwerk wird verzichtet – top! Die Telefon-, SMS- und Kontakte-App wurde wie beim Nord und dem OnePlus 8T durch die Google-Apps ersetzt. So bekommt ihr da auch weitere Updates direkt über den Play Store seitens Google ausgehändigt. Optisch verzichtet man auf Spielereien. Die „neue“ Optik von OxygenOS 11 gibt es aufgrund der Nutzung von Android 10 natürlich noch nicht.
Und sonst so? Entgegen dem Nord kommt das Nord N10 5G mit Stereolautsprechern
Fehlende Stereolautsprecher wurden am Nord oftmals bemängelt, die hat man hier nun dabei. (Neben den zusätzlichen „unnötigen“ Kameras im Übrigen einer der wenigen Punkte, die man dem OnePlus Nord wirklich ankreiden kann). Klanglich kann das Nord N10 5G jedenfalls doch gut was hermachen – in mittleren Lautstärken. Die Lautsprecher können ganz schön aufgedreht werden, mit zunehmender Lautstärke klingt das dann aber mehr und mehr blechern. Für einen Smartphone-Lautsprecher im mittleren Preissegment erfüllt man jedoch die Erwartungen.
Ein Fazit: Ist das N10 5G ein wirkliches OnePlus-Gerät?
Preislich liegt das OnePlus Nord N10 5G bei 349 Euro. Eine Ausstattung mit 6 GB RAM in „Midnight Ice“ gibt es zu diesem Preis. Der interne Speicher ist somit auf 128 GB fixiert, jedoch erweiterbar. Preislich liegt man (rein von der UVP) gar nicht mal weit weg entfernt vom OnePlus Nord. Dennoch gibt es hier weitere Abstriche, die ich so nicht gegangen wäre. Das Nord macht schon weitgehend alles richtig fürs Preis-/Leistungsverhältnis. Lediglich auf unnötige Kameralinsen hätte ich zugunsten der Stereolautsprecher und/oder eines höherwertigen Rahmens beim OnePlus Nord gesetzt.
Beim Nord N10 5G speckt man weiter ab: Beim Display, dem nichtvorhandenen Alert-Slider, der Plastik-Rückseite sowie einem schlechteren Vibrationsmotor um nur einige Beispiele zu nennen. Für mich hat es keinen Platz für das Nord N10 5G auf dem Markt, zu dicht ist man dran am OnePlus Nord – was in meinen Augen für kaum mehr Geld die sinnvolleren und (weitgehend) richtigen Abstriche macht um einen derartigen Preis aufrufen zu können. Ich bleibe dabei: Legt ihr Wert auf Updates und die Kamera so ist wohl der Griff zum Pixel 4a im Android-Segment angeraten, für Performance und das Display steht das OnePlus Nord stramm.
Zudem: Dem N10 5G mangelt es an der „OnePlus-Identität“. Man wirft alte Werte über Bord um in den Massenmarkt zu drängen. Zudem wird auf schöne Alleinstellungsmerkmale wie den Alert-Slider verzichtet. Zu einem geringeren Preis und mit einem längeren Updateversprechen könnte das mit dem N10 5G etwas werden. Zum derzeitig aufgerufenen Preis ist es nur ein weiteres Smartphone, nach dem kaum einer verlangt hat. Immerhin ist man kurz nach Marktstart nicht mehr im Bereich der UVP unterwegs.
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Mit der neuen Update-Politik und dieser wirren Smartphone Vielfalt,
ist OnePlus für mich gestorben!
Nicht gleich so emotional reagieren..
Die neue „Update-Politik“ gilt nur für die N Serie. Ich bezweifle stark, dass das an dem Update Verhalten für die Flagship Reihe etwas geändert wird.
Nachdem das Nord das Facebook Framework vorinstalliert hatte, war meine Vorbestellung des Nord storniert. Nach 4 vorherigen Oneplus Geräten war das 7 mein letztes, auf Grund der Facebook Politik von Oneplus.
Zutat:
„Auf Bloatware oder unnötiges Beiwerk wird verzichtet – top!“
Wurde im neuen Nord N10 nun darauf verzichtet?
Oder gibt es die Facebook Framework Implementierung noch?
@Felix
„Aufgrund des verbauten IPS-Panels befindet sich kein Fingerabdruckscanner unter dem Display. Jener ist nun wieder wie bei den OnePlus 5T, 6 und 6T auf die Rückseite gewandert.“
Das 6T war doch das erste OnePlus wo der Fingerabdrucksensor unter den Display verbaut worden ist.
Danke korrigiere ich. Das stimmt natürlich 😀
Im Hintergrund sind Sicherheitsupdates sicherlich wichtiger, aber die Haptik einer Software erscheint beim Kunden durch das Updates von Android 10 auf 11 und so weiter.
Da ist 1+ raus.
Kommen die beim 8 oder kommenden 9 auch auf solche Ideen, ich wäre weg.
Schön, das die Kamera und irgendwelche Motoren für die Vibration ausführlich besprochen werden… was ist mit:
– VoLTE
– VoWifi
– 5G
–
Gab es da Tests, wie schlägt es sich im Gebrauch? Wie klappen die Netzwechsel, wie ist die Sprachqualität? Danke!
Ich habe es durch eine Aktion bei alieexpress über dem Offiziellen Oneplus Store für 220 Euro ergattert! Dafür – ein Top Handy! Natürlich damit in einem ganz anderen Preissegment… FÜr diesen Preis kann ich auf diverse Features vom Nord verzichten – 349 Euro UVP ist natürlich ein Witz – wer es für um die 250 Euro erwischen kann – da kann ich es empfehlen!
Ich musste diesen Test zwei Mal lesen und trotzdem steige ich nicht durch: Ich hab gerade das OnePlus N10 5G (als 265gb in Ash grey) bekommen und komme nicht auf Eure Angaben: Fingerabdruckscanner ist unter dem Display, kein Klinkenstecker, Alert-Slider vorhanden, das Telefon ist in 2 (bis 3) Farben zu kaufen, ich hab zwei Punch-Holes, auf euren Bildern ist aber nur eins. Ist die 265gb Version so besonders oder habt Ihr das falsche Smartphone getestet?
Du hast ein OnePlus Nord kein Nord N10 5G oder ein Nord N100. Keine Sorge: Die bessere Wahl.
Oha, ich war bis eben der festen überzeugung ich hätte ein N10 5G bestellt. Ein Blick auf die Rechnung zeigt aber was anderes. Es ist tatsächlich ein Nord 256gb. Ein Blick auf eine Vergleichtstabelle der beiden Modelle wirft tatsächlich die Frage auf, was sich OnePlus dabei gedacht hat. Das ist ja ein völliges Downgrade… Selten war so froh einen Fehler bei einer Bestellung gemacht zu haben. 🙂
War das Nord denn so billig oder woher die Annahme? 🙂
Was heißt downgrade: ist ja kein Nachfolger, sondern vielmehr die parallel Reihe. Aber dennoch: alles richtig gemacht deinerseits