Netgear Orbi LBR20 (4G LTE Tri-Band WLAN-Router) im Test

Netgear „kann“ Netzwerk-Hardware, das muss man niemanden mehr erzählen. Und auch im Bereich der (Mesh-)Router konnte man sich mit der Orbi-Familie durchaus einen Namen machen. Das Mesh-WLAN-System Netgear Orbi RBK852 mit WiFi 6 hatten wir bereits im Test, nun folgt das Nischen-Modell Orbi WiFi 4G LTE (LBR20). Der Name verrät schon, was das Gerät auch kann. Neben der reinen Verwendung als Router ist auch der Betrieb mit einer SIM-Karte möglich. Vermutlich ganz nett für Urlaubswohnungen oder -häuschen, alternativ, wenn man umzieht oder die Leitung ausgefallen ist.  SIM-Karte rein – Netz verteilen, fertig. Klar, im kleinen Kreis kann man auch mit einem anderen Smartphone oder Tablet tethern, damit wird man dann aber kaum die Bude mit abdecken. Vieles aus der Netgear-Software lasse ich mal aus, da verweise ich auf den Test des Netgear Orbi RBK852, dennoch kann ich das natürlich nicht auslassen.

Der Orbi WiFi 4G LTE von Netgear ist nicht nur einfach ein Notfall-Router, sondern ein ganz gewöhnlicher – nur eben mit der Möglichkeit, auch Internet zu verteilen, welches über Mobilfunk reinkommt. Das System lässt sich über Satelliten erweitern, auch das kennt man von anderen Netgear-Lösungen. Rein technisch ist das Ganze schnell erzählt: Der Orbi WiFi 4G LTE ist ein AC2200-Triband-Router (802.11a/b/g/n/ac – also kein WiFi 6), leistet maximal 866 + 866 + 400 Mbps im WLAN und bringt zwei Gigabit-LAN-Anschlüsse mit. Da kann man dann weitere Geräte anklemmen, wobei einer der Ports wegfällt, wenn man den Orbi WiFi 4G LTE nicht nur über 4G betreibt, sondern hinter ein Modem klemmt. LTE Cat 18 soll bis zu 1,2 Gbps leisten können.

Über das Aussehen kann man sich sicher streiten. Ich selbst finde das matte Weiß schick, den schlichten Router somit überall ohne Probleme aufbaubar – das ist ja manchmal anders, wenn man sich andere Router anschaut. Das Einrichten ging flott von der Hand, zwingend vorausgesetzt wird ein Netgear-Konto, dies wird für die Registrierung des Gerätes und einen etwaigen Remotezugriff gebraucht. Ob Einrichtung per Kabel oder SIM, in 10 Minuten sollte man da echt mit durch sein. Die App ist selbsterklärend, man kann Speedtests durchführen, bei der SIM zusätzlich Volumengrenzen festlegen.

In der App findet ihr neben der Übersicht über alle Geräte, die entweder kabellos per 2,4 GHz, 5 GHz oder eben per Kabel mit dem Netzwerk verbunden sind, auch Informationen zur Konnektivität zwischen Router und etwaigen, vorhandenen Satelliten. Fällt bei mir weg, ich habe ja nur den einen Router. Weiterhin könnt ihr die WLAN-Daten mit anderen teilen, das Gast-WLAN aktivieren oder euch die Statistik zum hoch- oder heruntergeladenen Datenvolumen ansehen, wenn gewünscht. Alles in allem ist die App einfach und übersichtlich gehalten und reicht für das „Tagesgeschäft“ dem Gros der Nutzer sicher aus.

(Foto für die Visualisierung, wo die Nano-SIM reingesteckt wird – sie verschwindet bis zum Anschlag)

Wer mehr will, bekommt bei Netgear auch mehr. Im Gegensatz zu Google WiFi oder anderen Wettbewerbern wie eero kommt das Orbi-System mit einer voll konfigurierbaren Web-Oberfläche daher. Dort könnt ihr all die Einstellungen vornehmen, die man von einem ordentlichen System erwartet, wie beispielsweise DynDNS-Dienste konfigurieren, VPN-Einstellungen vornehmen, Portfreigaben einrichten, PPoE-Login definieren und vieles mehr. Netgear setzt auf den spröden Charme seiner Oberflächen, die man schon vor Jahren im Einsatz hatte, gestaltet das Ganze aber dennoch recht übersichtlich – so meine Meinung. Die Oberfläche ist einmal unterteilt in die normalen und die erweiterten Einstellungen.

Was mich so ein wenig nervte, das waren die Zusatzdienste, die man so dem Nutzer aufs Auge drücken möchte. Schutz für das Netzwerk und angeschlossene Computer? Hey, schließe hier ein Abo für Bitdefender ab! Hey, du willst nicht nur die normale Kindersicherung, sondern die erweiterte über Circle? Komm, hier ist das Abo.

Bitdefender habe ich gleich in die Schranken gewiesen und selbst das kostenlose Abo abgewählt, auch Circle möchte ich nicht nutzen. Alternativ hat man natürlich das manuelle Administrieren von Seiten und IPs bei Netgear nicht entfernt, zudem kann man auch OpenDNS nutzen. Im direkten Vergleich mit den beliebten Produkten von AVM würde ich die einfachere und durchdachtere GUI den AVM-Menschen zusprechen, wobei man sich halt auch an die von Netgear gewöhnen kann.

Die Performance des Netgear Orbi LBR20? Die Verteilung über das Mobilfunknetz ist nicht aussagekräftig, denn da kommt es auf die Abdeckung und natürlich auch den Anbieter an, den ihr für euch gewählt habt. Habt ihr gutes mobiles Internet, dann ist das auch besser bei der Verteilung über den Netgear Orbi LBR20. Ich habe mit meiner SIM mal an unterschiedlichen Standorten getestet – und siehe da: Wo das Netz gut ist, ist auch die Performance des Netgear Orbi LBR20 besser. Was etwas schade ist angesichts des Anschaffungspreises: Der Netgear Orbi LBR20 kann mit zwei zusätzlichen Antennen versehen werden – jene fehlen im Lieferumfang und müssen separat hinzugeordert werden. Das hätte man besser lösen dürfen.

Ich habe mal daheim etwas ausgemessen – und auch wenn nicht alles, was hinkt, ein Vergleich ist, hier einmal meine Erkenntnisse. Wie ich auch schon in meinen Testberichten zu anderen Netzwerk-Lösungen schrieb: Jedes Haus ist anders, andere Wände, Räume, Entfernungen, Störer, Gegebenheiten – es ist einfach unmöglich, etwas gemein aussagekräftig hinzubekommen. Der Netgear Orbi LBR20 bringt es in meinem Umfeld ungefähr auf die gleiche Sendeleistung auf Entfernung gesehen wie die FRITZ!Box 6591 (natürlich ohne Repeater gemessen).

Im direkten Vergleich aus der Nähe kommt man im WLAN allerdings auf bessere Durchsätze bei entsprechenden Mobil-Geräten an der FRITZ!Box (gemessen mit iPerf, WiFiman und FRITZ WLAN). Beachten sollte man hier auch, dass der Netgear Orbi LBR20 für 125 Quadratmeter ausgelegt sein soll, hier hat man sicherlich ohne Mauern gemessen – und unser Haus ist halt einen Tick größer noch. Während ich dann mit dem Smartphone direkt am Netgear Orbi LBR20 so bei knapp 500 MBit pendelte, ist dies bei der FRITZ!Box besser, da ist eben mindestens 500 MBit angesagt – und mehr. Hierbei muss man sich natürlich immer die maximale Nutzdatenrate für verschiedene WLAN-Standards, Datenströme und Kanalbandbreiten vor Augen halten. AVM hatte da mal eine schöne Übersicht, was deren Kisten leisten – auch in Sachen der Nutzdatenrate.

WLAN-Standard Datenströme Kanalbandbreite Max. Brutto-Datenrate Max. Nutzdatenrate
WLAN AX 2×2 160 MHz 2400 Mbit/s 1440 Mbit/s
80 MHz 1200 Mbit/s 720 Mbit/s
40 MHz 600 Mbit/s 360 Mbit/s
20 MHz 300 Mbit/s 180 Mbit/s
1×1 160 MHz 1200 Mbit/s 720 Mbit/s
80 MHz 600 Mbit/s 360 Mbit/s
40 MHz 300 Mbit/s 180 Mbit/s
20 MHz 150 Mbit/s 90 Mbit/s
WLAN AC 4×4 80 MHz 1733 Mbit/s 860 Mbit/s
40 MHz 800 Mbit/s 360 Mbit/s
20 Mhz 347 Mbit/s 175 Mbit/s
3×3 80 MHz 1300 Mbit/s 600 Mbit/s
40 MHz 600 Mbit/s 300 Mbit/s
20 MHz 289 Mbit/s 130 Mbit/s
2×2 160 MHz 1733 Mbit/s 860 Mbit/s
80 MHz 866 Mbit/s 430 Mbit/s
40 MHz 400 Mbit/s 200 Mbit/s
20 MHz 173 Mbit/s 85 Mbit/s
1×1 160 MHz 866 Mbit/s 430 Mbit/s
80 MHz 433 Mbit/s 215 Mbit/s
40 MHz 200 Mbit/s 100 Mbit/s
20 MHz 86 Mbit/s 40 Mbit/s
WLAN N 4×4 40 MHz¹ 600 oder 800 Mbit/s² 240 oder 320 Mbit/s²
20 MHz 288 Mbit/s 120 Mbit/s
3×3 40 MHz¹ 450 oder 600 Mbit/s² 180 oder 240 Mbit/s²
20 MHz 216 Mbit/s 90 Mbit/s
2×2 40 MHz¹ 300 oder 400 Mbit/s² 120 oder 160 Mbit/s²
20 MHz 144 Mbit/s 60 Mbit/s
1×1 40 MHz¹ 150 oder 200 Mbit/s² 60 oder 80 Mbit/s²
20 MHz 72 Mbit/s 30 Mbit/s
¹ Nur in WLAN-Umgebungen mit wenigen Funknetzen im 2,4-GHz-Frequenzband nutzbar
² Abhängig vom Modulationsverfahren (64-QAM bzw. 256-QAM) der WLAN-Geräte

Ihr seht, das kann eine Wissenschaft für sich sein. Zudem ist es immer eine Sache, welches Protokoll genutzt wird, wie schnell die Gegenstelle ist. So wird euch am Gigabit-Anschluss im Internet wohl unter Umständen ein schnellerer Wert entgegenspringen als vielleicht beim Überprüfen mit iperf im eigenen Netz.

Was mir aufgefallen ist: Ich hatte den Router erst über das Kabel konfiguriert für einen Test und wollte hinterher mit SIM testen. Hier hatte ich keine Chance. Die Karte wurde erkannt, war auch aktiv – allerdings kam keine Verbindung zustande, selbst bei manueller Angabe eines APN. Erst nach Neueinrichtung wollte das klappen. Kunden wünsche ich, dass es an meiner Konfiguration lag. Nach einer Neueinrichtung lief aber alles. Die App selbst, die hätte ein mehr Funktionen vertragen dürfen, so hätte ich gerne das Justieren der Mobilfunkverbindung mit dem Verbrauch direkt In-App gesehen und nicht über die Web-Oberfläche – zumindest ist es das, was ich mir bei einfacher Nutzung unterwegs oder in der Ferienwohnung wünschen würde (siehe Screenshot über diesem Absatz).

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Grundsätzlich ist das Orbi-System eine feine Sache, welches auch im Test im Rahmen seiner technischen Spezifikationen flott und stabil lief. Angesichts des Preises von derzeit über 350 Euro und der Tatsache, dass man vielleicht Erweiterungs-Satelliten benötigt, kann dies schon ins Geld gehen. Zu bedenken ist auch, dass „nur“ 2 LAN-Posts mit dabei sind, wovon bei dualer Nutzung vermutlich einer schon durch Anschluss an ein Modem belegt ist. Meine persönliche Entscheidung würde je nach Einsatzbereich vermutlich anders ausfallen. Sicher würde ich auf normale Netzwerk-Hardware setzen, wenn ein Anschluss vor Ort vorhanden ist, LTE als Fallback würde vermutlich über ein dediziertes LTE-Modem geregelt – oder gar eine entsprechende FRITZ!Box.

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2 Kommentare

  1. Also ich kann gar nicht bestätigen, dass man alles konfigurieren kann. Das 5Ghz Band bei WLAN geht nicht aus und mit dem DHCP oder DNS hatte ich auch Probleme im Zusammenhang mit Pi-hole.

    Würde kein Orbi mehr kaufen. Seit fast zwei Jahren im Einsatz und nicht ein neues Feature oder so per Firmware gekommen. Die App wird auch ständig aktualisiert und keine Verbesserungen erkennbar. Dann doch wieder AVM beim nächsten Mal.

  2. Erwin Abelmann says:

    Ohne externe Antenne ein no go

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