Netflix dampft seine Animationsabteilung ein

Netflix musste kürzlich erstmals seit einer Dekade insgesamt einen Abonnentenschwund hinnehmen. Neukunden konnten also die Kündigungen von Bestandskunden nicht aufwiegen. Die Börse reagierte prompt und der Aktienwert fiel um ca. 30 %. Klar ist, dass Netflix, um auf Kurs zu kommen, unter anderem schärfer gegen Account-Sharing vorgehen will. Zusätzlich ist nun bekannt geworden, dass der Streaming-Anbieter seine Animationsabteilung eindampfen wird.

Wie The Wrap berichtet und Netflix gegenüber den Kollegen bestätigt hat, musste etwa der Leiter der Abteilung für Animation Originals, Phil Rynda, seinen Hut nehmen. Weitere Entlassungen seiner Abteilung sollen einen neuen Kurs für Animationsfilme und -Serien bei Netflix einläuten. Betroffen ist vor allem der Bereich Kids & Family. Demnach habe der Streaming-Anbieter sich entschlossen, mehrere Projekte einzustellen, die zwar bei den Kritikern gut ankamen, aber nicht die breite Masse an Zuschauern erreichten. Auch in der Planung befindliche Produktionen wie das 2019 angekündigte „Bone“, basierend auf der Comicreihe von Jeff Smith, wurden nun gestrichen.

Offenbar lief es bei Netflix Animation jedoch schon länger nicht rund. Es wurden Kreative mit Versprechungen von ultimativer Freiheit und hohen Budgets angelockt. Doch in den letzten Jahren wurde intern der Druck höher, denn es sollte möglichst der Massengeschmack getroffen werden. Das führte dazu, dass viele Animations-Talente doch wieder zu bekannten Größen wie Cartoon Network, Nickelodeon oder auch Disney abwanderten.

Neben „Bone“ wurden daher auch Formate wie „The Twits“, basierend auf der Geschichte von Roald Dahl, neu konzipiert. Statt einer Serie soll „The Twits“ inzwischen ein Film werden. „Toil and Trouble“ von Lauren Faust etwa wird jedoch nicht mehr umgesetzt. Es heißt, dass Netflix intern jetzt „Boss Baby“ als idealen Standard bezeichne, da die Animationsserie sehr viele Zuschauer erreiche. Netflix soll Einstellungen von Serien zuletzt zudem kaum noch begründet haben und nur selektive Daten gegenüber den Kreativen vorgezeigt haben, die weitere Diskussionen ausschlossen.

Ebenfalls waren viele Kreative frustriert, da Netflix Animationsserien jeweils nur ca. einen Monat vor der Premiere bewarb. Das gab wenig Spielraum, die Projekte effektiv zu vermarkten. Zumal Netflix zu seinen Animationsserien auch üblicherweise keine Merchandising-Offensive startet, so wie es andere Studios tun.

Letzten Endes will Netflix nun in Zukunft offenbar noch strenger auf die Zuschauerzahlen schauen, wodurch es zu mehr Einheitsbrei bei den Animationsserien kommen könnte. Warten wir einmal ab, wie es sich entwickelt.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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25 Kommentare

  1. Wokeism und nach wie vor unattraktive Abo Pläne. Hausgemachte Probleme und verdient.

  2. Ich glaube kaum, das Account Sharing das eine Problem ist. Es macht es für viele nur einfacher das Abo zu behalten auch wenn man mal nicht guckt.
    Das größere Problem wird in Zukunft sein die Konkurrenz. Es bringt ja gefühlt jeder eine Streaming Dienst auf dem Markt.
    Also wird in Zukunft dort gebucht, wo gerade was läuft.
    Nicht jeder hat das Geld sich 3, 4 oder 5 Streaming Dienste zu leisten.
    Zumal aktuell vieles teurer wird.
    Und wenn es ganz dumm kommt, wird der Schwarzmarkt wieder stärker.

    • Schlechtes Management erkennt man daran, dass es nicht über die Excel-Tabelle hinausdenken kann.

      „Netflix soll Einstellungen von Serien zuletzt zudem kaum noch begründet haben und nur selektive Daten gegenüber den Kreativen vorgezeigt haben, die weitere Diskussionen ausschlossen.“

      So ne Nummer wird nach hinten losgehen. Wenn man sich so aufführt, kommt’s dann ebend zum Exodus.

      • Grossermanitu says:

        Sehe ich genauso. Content für den breiten Massengeschmack hat mich vom Fernsehen zum Streaming gebracht.

    • So ist es. Ohne Sharing wird gekündigt. Mit Sharing läuft es weiter, auch wenn man gerade nichts guckt.

      Offensichtlich müssen das aber die Genies bei Netflix erstmal selbst erfahren. Die Logik, dass jeder mit drei Personen geteilte Account dann plötzlich drei einzelne Accounts ergibt, ist falsch.

      Ich kann mittlerweile sehr gut auf Netflix verzichten. Aber es läuft wegen des Sharings einfach weiter. Übrigens führt das Sharing auch dazu, dass wenn einer aus der Gruppe weiter gucken will, alle mit drin hängen. Ist man alleine, kündigt man, wie man es will.

  3. Ich kündige regelmäßig bei Netflix und lasse meinen Account sogar löschen. Grund: sie zeigen mir immer das gleiche. Ich finde nichts. Netflix bedeutet bei mir: ich scrolle mich zu Tode und irgendwann merke ich: „hey, Moment mal, war ich hier nicht gerade schon?“

    Die App ist einfach doof :).

    • Ich habe das noch nicht probiert, aber würde es nicht reichen ein neues Profil anzulegen und das alte zu löschen?

      • Man kann auf der Website von Netflix auch alle Daten eines Profils löschen. So startet man praktisch neu auch ohne neues Profil oder neuem Account.

    • Axel Schweiß says:

      Häh wieso xD
      Den Kommentar check ich nicht, was hat man davon sowas zu tun. Der content auf Netflix bleibt jedes ma gleich. Ich glaube manche haben einfach zu viel Freizeit xD

  4. Netflix wird zum Übernahmekandidaten. Vielleicht hat ja Google Interesse.

  5. Ich denke im Bereich „Kids & Family“ hat Netflix absolut gar keine Chance gegen Disney(+).
    Disney ist in dem Bereich eben unangefochtener Marktführer und die Weltmacht.

    Als Erwachsener rümpft man schon die Nase aufgrund der Qualität und des gnadenlosen Ausschlachtens in Form von Merchandising wenn es um Filme wie Eiskönigin und Co geht. Aber wenn man dann sieht, wie viele Kinder mit Rucksäcken, T-Shirts, Mützen und so mit den Figuren rumlaufen….
    Ich habe grade meinen Account mit einer Freundin und Nachbarin „geshared“, deren 9-jährige Tochter nach Disney+ gebettelt hat.
    Die hatte eine lange Liste von Filmen, die sie sehen möchte: Von 101 Dalmatiner über Mulan, Eiskönigin etc.

    Und da ja auch Pixar und die Blue Sky Studios („Ice Age“) zu Disney gehören, ist die „Messe“ im Bereich Animationsfilme eigentlich gelesen, man kännte von einem Monopol sprechen. Für etwas Ältere kommen noch Marvel und Star Wars als Animationsserien hinzu.

    Im Serienbereich haben aber auch Nickelodeon und das Cartoon Network gute und bekannte Franchsies.

    Ich sehe nicht, wie Netflix da signifikant Boden gutmachen will…..
    Da massiv zu investieren ist vermutlich rausgeworfenes Geld….

  6. Ich bin Netflix-Kunde seit der Dienst in Deutschland gestartet ist und zum ersten Mal überhaupt plane ich demnächst eine Auszeit.
    Dinge die für mich wichtig sind, hat Netflix aufgegeben. Hohe Qualität bei der Auswahl der Shows, sichere Fortsetzung von Serien auf mindestens 3 Staffeln, aufwendige Vorspänne mit tollen Soundtracks. Die Inhalte unterscheiden sich qualitativ kaum von den Networks und es wird zu viel zu früh eingestellt. Manche Serien finden erst spät und mit weiteren Staffeln ihr Publikum – Big Bang Theory hätte es nach Netflix-Maßstäben niemals über die erste Staffel hinaus geschafft.
    Animation ist mir nich so wichtig – aber auch da: Gerne Qualität. Boss Baby als Maßstab ist das Gegenteil von Qualität.

  7. Ich lege wert auf UHD und guten Sound, daher hab ich das teuerste Abo, nutze es aber eigentlich viel zu selten, als das es sich für mich alleine lohnen würde.
    Bin also nur noch wegen der Möglichkeit zu sharen da. Fällt das Weg bin auch ich weg, bzw abonniere ich dann nur noch, wenn mich was interessiert.
    10€ im Monat, inklusive UHD ist meine Schmerzgrenze für mich allein

  8. Mein Netflix Abo läuft überhaupt nur noch weil es eben geteilt wird. Zum Vollpreis würde ich mir vermutlich im Herbst/Winter ab und an mal einen Abo-Monat gönnen.

  9. Im Gegensatz zu Disney bin ich mit dem Angebot von Netflix immer noch recht zufrieden. Und Prime nervt mich einfach tierisch mit dem Gemisch zwischen kostenlos/kostenpflichtig. Aber auch ich muss sagen, dass mir die Fragmentierung ziemlich auf die Nerven geht und wenn dann noch gegen die berühmten 4er Accounts vorgegangen wird bin ich raus.

    Die Alternativen sind halt allen Unkenrufen zum trotz quasi nicht existent. Disney mau, Apple TV mau, Prime hat nur wenige Zugserien für mich gehabt (Bosch, Lucifer usw.) aber tritt auch grade etwas auf der Stelle.

    • da spricht der kenner.
      das, was apple tv gerade an serien raushaut ist NULL mau.

      • Richtig. Apple mag zwar quantitativ weniger haben, aber was die dafür raushauen, ist qualitativ der hammer. Für mich , als jemand der noch nie ein Apple Gerät besessen hat, einer der most underrated streaming services überhaupt. Ist vmtl auch der letzte, den ich kündigen würde. Netflix ist mittlerweile RTL Niveau, Prime der Internet Explorer der Streaming Services und Disney ist noch ganz ok in meinen Augen.

        • Ich habe derzeit Apple TV + über Sky für drei Monate kostenlos, und finde alles unglaublich langweilig oder extrem nischig (z.B. Slow Horses). Einzige Ausnahme, dafür sehr spannend: Tehran, das einzige Highlight. Ansonsten teile ich so einiges, und kriege einiges 🙂

          • Klar, ist letzten Endes Geschmackssache. Aber kann dir auf jeden Fall Ted Lasso empfehlen. Und wenn du Sci Fi magst auch unbedingt For all Mankind und Foundation. Slow Horses ist wirklich … slow 🙂 Tehran sind wir grad dran. Gefällt uns auch gut 🙂

      • Foundation war ok. Ted Lasso am Anfang auch, dann wurde es irgendwann eintönig. Der Rest… gähn. Nicht dass die anderen Anbieter da besser wären, aber nur gute Bildqualität reicht halt auch nicht aus.

  10. Ok, also: weil Kunden offensichtlich nichts Passendes bei Netflix finden und kündigen, plant Netflix nun, noch mehr von den Formaten zu produzieren, welche die kündigenden Kunden nicht interessiert haben? Hört sich logisch an…
    Müsste man nicht um neue Kunden zu gewinnen sein Portfolio diversifizieren; oder kündigen die Leute, weil es nicht genug Folgen Boss Baby gibt? Hm…

  11. Wenn man sein komplettes Geschäfts Modell ausschließlich auf Wachstum aufbaut, braucht man sich nicht wundern wenn das nicht auf Dauer funktioniert. Ein Jahr mal keine Neukunden gewonnen, sofort ist der ganze Laden am durchdrehen, Dinge die man angepriesen hat, „Liebe ist dein Passwort zu teilen“ usw sind plötzlich hinfällig. Also muss der Kunde zahlen. Sowas passiert wenn man sein Geschäftsmodell nicht vernünftig aufbaut und auch mal mit einem „schlechten Jahr“ zurecht kommen kann. Aber nein die Aktionäre wollen lieber die Welt brennen sehen und werten sofort jegliche mögliche Stagnation ab. So muss es in Zukunft irgendwann nur noch riesen Konzerne geben, denn Wachstum muss man sich irgendwann durch Einkauf anderer Firmen und erschließung anderer Geschäftsbereiche erkaufen.

    • „Aber nein die Aktionäre wollen lieber die Welt brennen sehen und werten sofort jegliche mögliche Stagnation ab.“
      Tja, so ist die Welt (und insbesondere die Börse) halt heute: Es zählt nur noch das heute und nicht das morgen und schon gar nicht das übermorgen. Jeder CEO eines Großunternehmens arbeitet doch nach dem Motto: „Nach mir die Sintflut“ und das „Nach mir“ ist doch meistens innerhalb von 1-3 Jahren.

    • Naja….diese „Riesenkonzerne“ wie Disney haben die „Sicherheit der Größe“. Wenn mal ein Teil des „Ladens“ nicht läuft, dann ist das nicht gleich eine Katastrophe. Bei Netflix gibt es eben nur den einen Unternehmensteil, der halt grad nicht läuft, bzw. der keine Wachstumsfantasie mehr hat.

      Bei Start der Pandemie ging z.B. die Disney Aktie in den Keller, so das es zeitweise hieß, Apple könnte sich Disney kaufen. Aber die Aktionäre sind ruhig geblieben, man sah, das Disney+ anfing zu laufen.

      Und die Investoren wussten, das die Leute (wenn die Pandemie einmal „vorrüber“ sein würde) wieder in die Kinos, Freizeitparks, Kreuzfahrtschiffe des Konzerns etc. strömen würden.
      Es war klar: Das ist jetzt eine Durststrecke mit einem definierten Ende, dafür ist der Konzern und seine Marken einfach zu stark.

      Bei Netflix weiß man eben nicht, ob die Durststrecke irgendwann endet, oder ob wir in ein paar Jahren das Q1/2022 als Anfang des Niedergangs von Netflix bezeichnen werden. Es wäre wahrlich nicht das erste Unternehmen, das nach einer Phase der Dominanz langsam an Relevanz verliert.

      Der Fall Nokia zeigt, das es auch ganz große einer Branche zerreissen kann, wenn das Management nur genug Fehlleistungen abliefert und sich selbst für die größten hält…..

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