Mycroft – A.I.- und IOT-Mitbewohner auf Open Source Basis
Erinnern wir uns ein wenig zurück an das Medienecho, das den Produktlaunch von Amazon Echo begleitet hat. Wir haben natürlich auch darüber berichtet und uns mit den Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz (A.I. – artificial intelligence) und des Internet of things (IOT) auseinander gesetzt. Ganz still und leise läuft derzeit auf Kickstarter die Mycroft-Kampagne, in der ein ähnliches – vermeintlich noch flexibleres – Projekt ins Leben gerufen werden soll. Mycroft reagiert auf Spracheingabe und arbeitet mit diversen Internetplattformen und internetfähigen Geräten zusammen.
Im Gegensatz zu dem auf Amazon-Dienste zugeschnittenem Echo, läuft Mycroft unter Open Source. Als Taktgeber haben die Entwickler sich für Raspberry Pi 2 und Arduino entschieden. Die Grundfunktionen sind also frei programmierbar, sofern entsprechende Kenntnisse vorhanden sind. Außerdem verfügt das System über integrierte Lautsprecher, über die Antworten ausgegeben werden oder Musik abgespielt werden.
Seht mir die Vergleiche mit Echo nach, aber sie kommen mir sehr plastisch vor, um das System zu erklären. Beide Konzepte ähneln einander in einer Vielzahl von Funktionen und sind letztlich dennoch sehr unterschiedlich. Genauso wie Echo, wird Mycroft über Sprache gesteuert. Beide Geräte überwachen ihre Umgebung im Stillen und erwachen, sobald sie ihren Namen hören. Danach wird der Befehl mithilfe der Cloud umgesetzt und das Gerät liefert entweder Informationen oder reagiert mit einer Aktion. Auf die Frage „Mycroft – wie wird das Wetter heute?“ folgt die aktuelle Wettervorhersage. „Mycroft – spiel meine Playlist „Lieblingslieder“ von Spotify ab“ lässt die Musik über den integrierten Lautsprecher ertönen. „Mycroft – spiel meine Lieblingslieder Playlist von Spotify auf dem Chromecast ab“ startet die Musik auf dem entsprechenden Gerät.
Ihr seht schon – Mycroft unterstützt vom Start weg eine Reihe von Medienplattformen, darunter Spotify, Netflix, youtube und Plex. Außerdem lassen sich Streamingclients wie Chromecast und diverse Medienplaner ansteuern. IOT-Geräte wie die Philips HUE Lampen, Belkin WeMo und Nest bedient. „Mycroft – mach das Licht im Bad an“ würde also die Hue-Lampen in diesem Zimmer leuchten lassen.
Mithilfe des If This Than That- (IFTTT) Dienstes, lassen sich darüber hinaus noch unendlich viele weitere Aktionen auslösen. IFTTT verknüpft Online Plattformmen untereinander und auch mit zertifizierter Hardware. Ohne IFTTT erklären zu wollen, einfach mal ein paar Beispiele, wie das aussehen könnte:
„Mycroft – twittere „ich bin wach““
„Mycroft – wie spät ist es? … wie ist der Google Aktienkurs“
„Mycroft – erinnere mich um 9 Uhr an ….“
„Mycroft – mache Kaffee“ (würde ein WeMo Switch an der Kaffeemaschine in Betrieb setzen)
„Mycroft – wecke mich um 7:30 Uhr“
Beim Einsatz von mehreren Geräten lässt sich das System außerdem als Telefonanlage nutzen, über die sich Gespräche von Raum zu Raum führen lassen.
Für eine erfolgreiche Finanzierung des Projektes müssen bis zum 10. September 99.000 US-Dollar zusammen kommen. Stand 15. August sind davon bereits knapp 30.000,- Dollar eingesammelt.
Mycroft soll es in zwei Versionen geben. Die Basis-Variante kostet als Early Bird 99,- Dollar, später 129,- und verfügt über WLAN und einen Netzwerkanschluss. Für 129,- Dollar (später 149,-) gibt es die extended Version, die weitere Anschlussmöglichkeiten des Raspberry Pi 2 unterstützt. Darunter HDMI, USB, 40-Pin GPIO und RCA Stereo-Ausgabe. Mycroft gibt es bei Kickstarter.
Also kann das Ding vielleicht gerade mal ein bisschen mehr als mein iPhone mit Siri und HomeKit. Für mich leider nicht spannend das zu unterstützen. Funktioniert wahrscheinlich am Anfang dann genauso schlecht wie derzeit HomeKit von Apple.
Hört sich gut an, insbesondere dass das Keyword zum Aktivieren lokal erkannt wird, und erst alles danach in die Cloud „gespült“ wird, um den Text zu erkennen.
Naja, es braucht immer noch einen Online-Spracherkennungsdienst, also nach dem Wörtchen „mycroft“ wird aufgezeichnet und rausgeschickt. Die Konstrukteure äußern sich nicht, welcher Dienst und zu welchen Kosten (!!!) es sein wird. Umsonst heißt hier auch mal wieder, mit den eigenen Daten bezahlen. Das Betriebsystem „open source“ kenne ich nicht – es wird ein Linux sein. Also ich bin da insgesamt skeptisch…