Matter 1.3 ist da: Neue Gerätetypen, Energiemanagement und Szenen

Vor mehr als einem halben Jahr hat die Connectivity Standard Alliance (CSA) die Spezifikationen für Matter 1.2 veröffentlicht. Da waren unter anderem neue Gerätetypen ein großer Bestandteil. Der offizielle Startschuss für den Smart-Home-Standard Matter ist bereits im Herbst 2022 erfolgt, so richtig durchgestartet ist der Interoperabilitätsstandard nach wie vor nicht.

So haben Big Player wie Google noch nicht mal alle Gerätetypen von Matter 1.0 implementiert – ganz zu schweigen von Matter 1.2, was auch bei Amazon oder Apple weiterhin durch Abwesenheit glänzt. Die CSA verspricht halbjährliche Updates für Matter. Bestandteil dieser sind kontinuierliche Verbesserungen sowie auch neue Gerätetypen und Funktionen. Und daher kommt man jetzt auch schon mit Matter 1.3 um die Ecke.

Die Spezifikationen von Matter 1.3 erlauben noch mehr Gerätetypen. Ganz konkret sind da jetzt viele Küchen- und Haushaltsgeräte abgedeckt. Außerdem ist Energie- und Wassermanagement ein Thema sowie besonders spannend: die Anbindung für Elektrofahrzeuge bzw. deren Ladestationen.

Auch das angekündigte Matter-Casting ist Bestandteil. Verfügbar sind ab sofort die Spezifikationen und das SDK für Matter 1.3, bedeutet Gerätehersteller können sich da direkt an die Implementierung neuer und bestehender Produkte zu machen, sind aber auf die Smart-Home-Plattformen angewiesen. Hier prescht bisher nur Home Assistant voran.

Matter 1.3: Diese neuen Gerätetypen werden unterstützt

Mit Matter 1.3 werden fortan Mikrowellen unterstützt. Über den Standard lässt sich die Garzeit, die Leistungsstufe sowie der Betriebsmodus steuern. Zudem gibt es Benachrichtigungen wie „Essen fertig“, wenn die Mikrowelle ihren Betrieb beendet hat.
Ebenfalls mit dabei: Backöfen. Das gilt für Einbau- und frei stehende Backöfen sowie welche, die Teil eines Herdes mit Kochfeld sind. Hier soll sich jeder Ofenraum individuell ansteuern lassen und es lässt sich der Betriebsmodus (Standard, Konvektionsbacken, Braten, Dampf, Braten/Grillen, Garen) als auch die Temperatur einstellen. Zudem überliefert man an Matter aktuelle Statusinformationen zum Zustand des Ofens (z. B. Vorheizen oder Abkühlen). Auch Backöfen können Benachrichtigungen versenden, etwa wenn sie ihre Zieltemperatur erreicht haben.
Passend zum Thema Küche werden von Matter 1.3 auch Kochfelder für den Fernzugriff unterstützt, beispielsweise Induktionskochplatten. Hier lassen sich einzelne Kochfelder zudem in ihrer Temperatur kontrollieren.
Die smarte Matter-Küche spricht zudem auch mit Dunstabzugshauben, auch in Kombination mit dem Kochfeld oder Herd. Hier lassen sich Licht- und Gebläseeinstellungen über Matter vornehmen und es gibt Status-Infos zur Lebensdauer der (HEPA)-Filter.
Hauswirtschaftlich geht es auch mit der nächsten Gerätekategorie zu. Nachdem seit Matter 1.2 Waschmaschinen unterstützt werden, bringt Matter 1.3 jetzt auch eine Unterstützung für Waschtrockner mit. Hier lassen sich Zieltemperatur einstellen und das Gerät auch aus der Ferne starten bzw. stoppen. Hier gibt es ebenfalls Benachrichtigungen zur Wäsche oder auch Alarme bei Fehlerzuständen.

Wasser- und Energiemanagement sowie Elektroautos lassen sich mit Matter 1.3 ansteuern

Die CSA hatte bereits zu einem frühen Entwicklungsstadium von Matter bekannt gegeben, dass man sich nicht zuletzt aus Einsparungsmöglichkeiten und ökologischen Gründen auch mit dem Thema Energiemanagement beschäftigt. In Matter 1.3 sind da nun erste Umsetzungsversuche implementiert.

So führt Matter 1.3 eine Funktion zum Energiebericht ein. Jeder Gerätetyp hat die Möglichkeit Messwerte zur momentanen Leistung, Spannung bzw. dem Energieverbrauch oder der Energieerzeugung in Echtzeit zu melden. Nicht jedes Gerät misst solche Werte tatsächlich, Matter erlaubt aber auch die Übermittlung von geschätzten Messwerten – die dürften für Energiemanagementzwecke und dem Abschätzen der Auslastung bzw. des Energiebedarfs sicher auch gut ausreichen.

Später wird man da sicherlich je nach produziertem PV-Strom auch Gerätschaften starten bzw. stoppen können. Zuerst einmal wird man hier auf alle Fälle die Anbindung von Wallboxen / Ladestationen realisieren. Herstellern von Ladegeräten bietet man die Möglichkeit zur Steuerung, wie und wann das Fahrzeug aufladen soll. Es gibt über Matter die Möglichkeit, den Ladevorgang manuell zu starten oder zu stoppen sowie auch die Ladegeschwindigkeit festzulegen. Außerdem unterstützt man auch, bei hinterlegter Abfahrtszeit, wie viel bis dahin nachgeladen werden soll. So kann man wahlweise günstig (Stichwort: dynamische Strompreise) oder auch zu Zeiten mit Strom aus erneuerbaren Energien nachladen.

Weiterhin nicht Bestandteil des Standards: Kameras. Welche Gerätetypen fehlen euch noch?

Matter Casting: Verzahnung mit TV- und Mediengeräten

Die Matter-Spezifikation hat auch einen Streaming-Standard vorgesehen: Matter Casting. Hier können URL-basiert Inhalte auf Medienplayer oder Fernseher übertragen werden. Matter 1.3 bringt Verbesserungen der TV-Funktionalität mit. Verbessert hat man die Casting-Initialisierung, hier gibt es zu Beginn einer Casting-Session, ähnlich wie bei AirPlay jetzt einen Dialog zur Eingabe eines Passcodes. Die Latenzzeiten sollen jetzt geringer ausfallen. Mit der neuen Matter-Version erweitert man die Suchfunktionalität, die bereits in Matter 1.0 implementiert war. Hierzu gehört die Suche nach Inhalten einer Staffel bzw. Episoden oder auch kontextabhängige Suchen. Außerdem erlaubt man die Erkennung und Kontrolle von Text- und Audiospuren für die aktuelle Wiedergabe.

Zudem ist auch eine Interaktion mit anderen Matter-Geräten möglich. Diese können Benachrichtigungen an Fernseher oder andere Geräte mit Bildschirm (Smart Displays) senden. Denkbar sind aber auch Bildschirme von smarten Kühlschränken oder Energiemanagement-Geräten. So könnte man beispielsweise eine Benachrichtigung über die fertige Wäsche oder ein Klingeln an der Haustüre per Push-Benachrichtigung realisieren. Denkbar ist es zudem, Benachrichtigungen nur an bestimmte Smartphone-Apps im Haus zu senden. Zudem könnten Smartphones so auch zum Buzzer für Quizfragen auf dem TV werden.

Spannend wird, was Google (mit Google Cast) und Apple (mit AirPlay) da machen werden. Bisher klingt das eher nach einer Amazon Show: Gesetzt sind für die Unterstützung bereits der Fire TV und Echo Show.

Szenen & mehr – weitere Funktionen in Matter 1.3

Neben neuen Gerätetypen und -funktionen ziehen auch andere neue Funktionen in den Matter-Standard ein, die vor allem das Benutzererlebnis verbessern sollen. Matter unterstützt jetzt das Einrichten, Lesen und Aktivieren von Szenen. Kennt man bereits von den Smart-Home-Plattformen, nur, dass das jetzt schon direkt auf der Matter-Ebene und damit plattformübergreifend abläuft. Bislang konnten sich die Szenen verschiedener Plattformen „im Weg stehen“.
Mit Matter 1.3 werden Szenen und damit die Angabe gewünschter Geräte-, Raum- oder Hauszustände direkt in Matter definiert werden. Hierbei lassen sich verschiedene Geräteeinstellungen in einem Befehl kombinieren und synchron auf mehreren Geräten anwenden (z.B. Farbe und Helligkeit von mehreren Lampen). Matter-Geräte speichern sich ab, zu welchen Szenen sie gehören. Damit wird die Anzahl einzelner Befehle zur Ausführung der Szene verringert, was Reaktionszeiten verbessern soll.
In eine ähnliche Kerbe haut auch das „Command Batching“. Ein Matter Controller kann jetzt mehrere Befehle in einer Nachricht bei der Kommunikation mit Matter-Geräten zusammenfassen. So soll die Verzögerung zwischen Ausführung und Umsetzung der Befehle minimiert werden. Dies soll auch für ein synchrones Erlebnis bei Verwendung einer Matter Bridge, z. B. beim Thema Beleuchtung, sorgen.

Weitere Verbesserungen

Geräte können bei der Netzwerkinbetriebnahme nun kommunizieren, welche Wi-Fi-Bänder sie unterstützen. Im Smart-Home-Segment ist oftmals nur 2,4 GHz gang und gäbe. Hiermit will man Konnektivitätsfehlern vorbeugen.

Verlängert hat man die Beaconing-Periode, was das Zeitfenster für die Erstinbetriebnahme von Geräten ausweitet. Mehrere Cluster (darunter Basisinformationen, Kanal, Türverriegelung, Allgemeine Diagnose, Medienwiedergabe, Netzwerkinbetriebnahme, Stromquelle und Thermostat) wurden überarbeitet.
Die Zeitstempel von Ereignissen können jetzt geräteübergreifend synchronisiert werden. Dafür muss ein einzelnes Gerät keine Zeitsynchronisierung unterstützen.

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

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7 Kommentare

  1. Mal sehen was iOS 18 bringen wird. Geschirrspüler und Fernseher wäre schon cool.
    Wobei es schon Fernsehgeräte gibt welche Apple Home unterstützen. Hat das jemand? Kann man damit auch im Widget sehen welcher Kanal gerade angezeigt wird und diesen umstellen?

  2. Wir warten auf die Geräte. Wir bezahlen das auch. Jeder der ein SmartHome hat, will es erweitern. Und wenn ich jetzt eine Waschmaschine brauche, so kaufe ich eine smarte. Aber die muss dann da sein.

    • Ich habe meine Wama von 1995 smart gemacht. Wäsche und Zeugs rein, programm einstellen und dann per smarter Steckdose starten, wenn Solarstrom da ist.

  3. Ich nutze auch viele Smart Home Geräte. Bei einigen Haushaltsgeräte sehe ich keinen Mehrwert.

    Mikrowelle? Ich brauche nicht nach 2min eine Benachrichtigung.

    Waschmaschine? Die Wäsche muss ich immer noch manuell einfüllen. Wenn’s fertig ist, auch wieder rausholen.

    Kühlschrank? eine Kamera im Innenraum wäre manchmal schon praktisch um im Supermarkt zu checken was fehlt.

  4. Wow, das ist aber mal ne Liste – klingt eher nach 2.0. Ich hoffe die 3 grossen setzten das mal hoppy hoppy durch. Auch bei Threads ist ja noch viel Baustelle. Ich hab jetzt sicher 80% meiner smarten geräte migriert und sehe langsam die effekte von 1.0/1.1 aber das ist ja alles nur Komfort gewinn. Mit dem ganzen Energiemanagement wird erstmal kosten erparnis möglich. Wer ne PV Anlage und/oder nen variablen Tarif ala Tibber hat kann so viel sparen wenn Wallbox, Waschmaschine, Trockner, Geschirr und Strom Heizung nur dann los ballern wenn es billig (und damit umweltfreundlich) ist. Da das alles geräte sind die man nur nach vielen jahren ersetzt dauert das, aber es ist gut dass die Grundlagen da sind.

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