MagentaTV sorgt mit reiner KI-Synchro für Wirbel

Künstliche Intelligenz kann mittlerweile auch relativ natürlich klingende Stimmen generieren. Bei YouTube findet man da viele Experimente und sogar „offizielle“ KI-Synchronisationen von Videos. Generell beobachtet gerade die deutsche Synchron-Branche das Ganze mit Sorge. Die Skepsis dürfte sich in den letzten Tagen deutlich erhöht haben. Denn bei MagentaTV ist die polnische Krimiserie „Murderesses“ mit einer reinen KI-Synchro angelaufen.

Allerdings wurde die Serie nach nur zwei Tagen auch schon wieder entfernt (via DWDL.de). Denn offenbar war die KI-Synchro des Partners Viaplay so nicht gewünscht. Durchrutschen konnte das Ganze, da die Telekom für MagentaTV zwar Synchro-Vorgaben macht, die greifen aber nur bei Exklusivtiteln und Deutschlandpremieren. Allerdings läuft „Murderesses“ auch über den Viaplay-Channel bei Prime Video. Dort ist die KI-Synchro auch weiterhin zu hören.

Die deutsche Synchronisation von „Murderesses“ stammt vom israelischen Start-up Deepdub, das sich auf KI-Synchros spezialisiert hat. Offenbar ist Viaplay eine klassische Synchro für so einen eher nischigen Titel einfach zu teuer gewesen. Allerdings stieß die Qualität der KI-Synchro direkt auf Kritik, die eben auch die Telekom erreicht hat. Die Sprecher sollen monoton geklungen, die Betonung oft nicht gepasst haben. Klingt für mich als O-Ton-Fan nach dem üblichen Standard deutschsprachiger Synchros, aber die aus meiner Sicht ohnehin niedrige Messlatte ist wohl noch einmal unterboten worden.

KI-Synchros gefährden die deutsche Synchron-Branche

Im internationalen Vergleich ist Deutschland eines der wenigen Länder, in dem verhältnismäßig aufwändige und damit teure Synchronfassungen noch üblich sind. Durch zunehmenden Kosten- und Zeitdruck, schließlich erscheinen neue Filme und Serien heute viel zeitnäher zu den Originalausstrahlungen, hat die Qualität aber aus meiner Sicht enorm abgebaut. Wurden früher zudem zur besseren Abstimmung Synchronsprecher oft noch gemeinsam in einem Raum aufgezeichnet, sitzt heute in der Regel jeder Sprecher quer übers Land verteilt in eigenem Kabuff und hakt seinen Part unabhängig von den anderen ab. Vor vielen Jahren kritisierte deswegen auch der deutsche Sprecher David Nathan, die dt. Stimme von etwa Johnny Depp oder Christian Bale, selbst die Branche.

Doch zurück zur KI-Synchro von „Murderesses“. Die Synchronstudios und Sprecher fürchten natürlich nun, dass die Büchse der Pandora sich langsam öffnet und reine KI-Synchronisationen irgendwann salonfähig werden. Dass gerade große Hollywoodstudios daran ein Interesse haben, liegt auf der Hand. Sie könnten dadurch eben viel Geld sparen. Doch noch ist die notwendige Qualität solcher KI-Synchros offenbar nicht gegeben. Bedenkt man, wie rasch sich die Technik aktuell entwickelt, könnte das möglicherweise aber schon in wenigen Jahren der Fall sein – was denkt ihr?

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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25 Kommentare

  1. Das kommt m.M.n darauf an.

    Bei qualitativ hochwertigen Titeln sollte die klasscihe Synchro vorerst bleiben. Zumal mir die deutschen Synchronsprecher teilweise (häufig) besser gefallen als die Schauspieler im O-Ton.

    Am unteren Ende spielt das in meinen Augen keine Rolle.
    Dafür gibt es zu viel billigen Schwund. Da passt eine KI-Synchro gut zur Qualität des Films oder der Serie.

    • MeinNametutnichtszurSache says:

      Wer definiert „hochwertig“ und „Schund“?

    • Jens mander says:

      Da würden mich mal Beispiele interessieren, wo die deutsche Synchro als besser empfunden wird als das Original.
      Mir fällt eigentlich nur ein Beispiel ein: Den Sprachfehler von Pontius Pilatus in Leben des Brian finde ich im Deutschen besser.
      Dann gibt es natürlich noch radikale Veränderungen wie bei Die Zwei, die halt Geschmacksache sind.
      Schlimmstes Gegenbeispiel, wo die Synchro eine Serie regelrecht zerstört: Dr,. House. Wo Hugh Laurie selbst bei den gemeinsten Aussagen intelligent und humorvoll rüberkommt macht die deutsche Stimme aus House einen schlechtgelaunten Muffelkopf, der halt bei Diagnosen oft richtig liegt.

  2. Ich hätte die KI-Synchro gerne mal gehört. Schade. Ich bin ein Befürworter von KI-Synchros, obwohl ich ein Liebhaber von deutschen Synchronfassungen bin. Leider sind viele Synchronlegenden nicht mehr am Leben oder in Rente, der Nachwuchs ist nicht halb so gut. Viele Stimmen sind austauschbar geworden, die Sprecher arbeiten am Fließband und allein im Studio, die Dialoge werden später gemischt – die Qualität ist bei vielen Serien und Streamingfilmen höchstens noch akzeptabel. Nur fürs Kino wird teilweise noch Geld und Zeit investiert, an den oft austauschbaren Sprechern ändert es aber auch nichts. Dazu sind die Übersetzungen der Texte dank Supervisoren zwar oft nah am Original, aber nicht mehr wirklich natürlich oder gar originell.
    Deshalb kann es mir nicht schnell genug gehen, bis KI-Synchros die Originalstimmen der Darsteller ins deutsche übertragen und möglicherweise sogar Mundbewegungen angepasst werden. Die Stimmen lassen sich dann sicher auch viel besser und natürlicher in die Umgebungen einfügen und klingen nicht mehr wie drüber gesprochen. Ich habe mit KI wie HeyGen schon einzelne kurze Clips von Hollwoodstars übersetzen lassen. Es ist noch lange nicht perfekt, aber es klingt schon ziemlich gut.

  3. die Diskussion ist doch eh sinnlos, weil der technisch Fortschritt da ist und sicherlich nicht zu stoppen ist, wie in allen. Die Berufsbilder werden sich dann ändern, es wird dann sicherlich Qualitätsmanagement geben müssen um lokale Befindlichkeiten abzugleichen usw

    • Technischer Fortschritt, der von der Gesellschaft – oder in diesem Fall der zahlenden Kundschaft – nicht akzeptiert wird, hat keinen Wert und wird sich dementsprechend auch nicht durchsetzen.

  4. Das wird ziemlich sicher dazu kommen das AI Stimmen auf lange Sicht den Hauptteil der Syncros ausmachen.
    Und natürlich geht es nur um die Kosten mit Ohren und höheren Profit.

    Sobald die Qualität soweit gestiegen ist, so das sich nur noch eine Minderheit beschwert, wird der Wechsel in der Breite vollzogen.

    Auf lange Sicht wird das auch den Bildbereich treffen.
    Es geht schließlich ums Geld und nicht um brotlose Kunst.

  5. Jens mander says:

    Wer mit jetzigen deutschen Synchronisationen zufrieden ist, für den werden in wenigen Jahren auch KI-Synchronisationen in Ordnung gehen. Es geht ja nicht nur um die Qualität der KI sondern auch um die Ansprüche der Zuschauer.
    Ich selber kann synchronisierte Filme nicht ertragen. Ich kucke alle ausländischen Serien im Original mit englischen Untertiteln, egal in welcher Sprache sie ursprünglich sind. Bei Synchro geht mir einfach zu viel verloren.
    Und Szenen wie „Ich bin derjenige, der klopft“ sind einfach nur noch unfreiwillig komisch.
    https://www.youtube.com/watch?v=LScvt1D1qs0

    • André Westphal says:

      Da spielt definitiv Gewohnheit eine Rolle. Ich bin vor ca. 20 Jahren von Synchros auf O-Ton gewechselt und kann mir heute dt. Synchronisationen, Ausnahme vielleicht am ehesten Animationsfilme „wenn es sein muss“, auch nicht mehr antun. Das klingt dann für mich sofort wie eine billige B-Movie-Produktion mit völlig überdrehten Stimmen, die oftmals auch in der Betonung total aneinander vorbeireden. Dazu kommen halt die üblichen Übersetzungsfehler.

      Wenn man aber ausschließlich Synchronisationen nutzt, ist man an das Qualitätslevel eben gewöhnt und nimmt das anders wahr.

      • es gibt auch andere Beispiel wie Little Britain ALF und viele andere Serien erst durch die Deutsche Synchro bei teilweise mittelprächtigen Serien im Ausland hier Hits wurden. Glaube auch das die Branche hier eher teilweise mit dem Workload überfordert ist, es sind ja nicht nur die Synchro´s es müssen ja noch Hörbücher, Werbung usw eingesprochen werden, deshalb am Ende wird es da noch den ein oder anderen Happen für die Guten Sprecher zu schnappen sein

      • Jens mander says:

        Ich bin an der NL-Grenze groß geworden und wir konnten früher das NL-Fernsehen empfangen, das bedeutend bessere Sendungen (oder Jahre früher als in D) hatte, die alle Original mit holländischen Untertiteln ausgestrahlt wurden. (weswegen ich die Sprache eigentlich nur lesen kann :-))
        Das hat einen geprägt.

    • Das sehe ich und eigentlich die meisten Leute in meinem Umfeld völlig anders. Ich möchte Filme schauen – auch wegen der Bilder! Sonst könnte ich ja gleich ein Buch lesen oder ein Hörbuch konsumieren. Und um Bilder zu schauen, habe ich definitiv keinen Nerv permanent irgendwelche Texte zu lesen und dabei Bildinhalte zu „verpassen“. Und Fremdsprachen beherrschen nun auch nicht alle Leute so gut, dass man jeden Slang, jeden Dialekt und jedes Wort versteht. Uns nervt schon der aktuelle „Trend“, dass „fremde“ Sprachen nicht mehr synchronisiert werden (also z.B. in amerikanischen Filmen alle Mexikaner, Japaner usw. untertitelt werden). Konsequenz ist, dass wir solche Filme und Serien so weit es geht meiden.

  6. Finde ich sehr positiv. Es gibt bestimmt in vielen Sprachen ganz tolle Serien und Filme, die wir hier wegen der fehlenden Synchro nie sehen. Das könnte gerade auch für kleine Studios gut sein, da so ihre Serien/Filme einem großen Publikum gezeigt werden könnten. Wer kennt schon Serien/Filme aus Lateinamerika, Afrika, Asien. Das Meiste wird hier nicht gezeigt und das könnte den ganzen Einheitsbrei den wie hier immer sehen mal einen frischen Wind geben.

  7. Alexander F. says:

    (Echte) deutsche Synchros können oftmals nicht mit dem Original mithalten. Wer aber deutsche Synchros für allgemein schlecht hält hat noch nie die Synchros in anderen Ländern gehört. Wir können froh sein in Deutschland (noch) eine recht professionelle Synchro-Industrie zu haben mit professionellen Studios und Sprechern. Und nicht jeder ist eben in die Lage einfach auf die besseren Original-Synchros zu setzen. Das ganze Gejammere ist schon deplatziert.

  8. Ich finde es sehr schade, dass keiner der Berichterstattenden es für nötig hält, ein Sample der KI-Synchronisation zu liefern.
    Das ist schon ziemlich witzlos.

    Daher hab ich das mal selbst gemacht:

    Hier 25-sekündiger Ausschnitt der Pilotfolge im Originalton und in der KI-Synchro.
    https://gofile.io/d/JN2yVz

  9. Ergänzung:
    Bei beiden Samples sind verlustfrei geschnitten, d.h. genau so, wie sie gesendet werden. Die deutsche Synchro ist im aac-Codec, das Orignal im 6-Kanal E-AC3 Dolbyformat. Letzteres kann auf der gofile-Seite nicht direkt im Browser dekodiert werden, daher muss man sich die Datei runterladen und sie mit einem Player abspielen, der E-AC3 dekodieren kann.

  10. Markus Wolf says:

    Auf Youtube habe ich in einigen Kanälen ja schon KI-Synchro mitbekommen, das ist von der Betonung her etwas gruselig und kalt.

    Wie es jetzt bei der Serie war, kann ich nicht sagen, aber einen professionellen Sprecher wird dies wohl noch nicht ersetzen.

  11. Alles eine frage des Preises.
    Ki Syncro wird aber 70% des Marktes einnehmen. Das die Zukunft. Egal wie ihr das findet.

  12. In einem Artikel über deutsche Syncrosprecher, ist natürlich auch wieder diese unglaubliche Arroganz herauszulesen, dass absolut nichts über O-Ton geht und alle anderen „dumm“ sind. Wie sollte es anders sein…

    Über den eigenen Tellerrand zu gucken und festzustellen, dass es Menschen gibt, die entweder keine Fremdsprache (oft in Filmen natürlich Englisch) können oder auch nicht fließend dutzende Akzente verstehen können, fällt dann manchen nicht ein. Auch ist es für manche Menschen nicht einfach sich dauerhaft auf das Lesen und Anschauen des Film gleichzeitig zu konzentrieren.

    Ich finde es zudem auch paradox sich über monotone Synchronstimmen aufzuregen und gleichzeitig dann Untertitel als Alternative vorzuschlagen. Das ist doch der Inbegriff von monoton wenn man einfach nur Text vor sich hat, den man selbst mitlesen muss.

    Bei einer Übersetzung gehen auch so oder so ggf. Feinheiten der jeweiligen Sprache verloren, egal ob sie gesprochen oder geschrieben ist.

    • André Westphal says:

      Davon steht im Artikel nichts, es ist aber interessant, dass du das da hinein interpretierst. Da steht kein Wort über die Nutzer von Synchronisationen, sondern es wird lediglich Kritik an Synchros geübt, was etwas völlig anderes ist.

      Natürlich sind Synchros eine Verständnishilfe. Da gibt es dann ein Für und Wider, ob sie eine bessere Verständnishilfe sind als Untertitel. Ich persönlich ziehe letztere vor, wenn ich die Originalsprache nicht beherrsche, weil ich zumindest noch die Emotionen und das miteinander Spielen der Darsteller mitbekomme. Das ist aber freilich eine subjektive Entscheidung.

  13. Was man gerne hätte ist ohnehin egal. Jede Branche wird davon früher oder später eingeholt und unverzichtbar ist niemand. Wenn die Qualität stimmt und/oder die Akzeptanz, dann wird dies auch bald in Serie gehen – alleine schon aus Kostengründen. Es gibt keinen Job, der nicht über die Jahrzehnte derart optimiert wurde, so das er von wenigeren Leuten ausgeführt werden kann – selbst in der Wissenschaft.

  14. Ist bei O Ton dann automatisch der englische Untertitel auch gut? Oder wurde der von einer KI Übersetzt, die den Zusammenhang des Bildes nicht kennt?

    https://www.facebook.com/EnergyZuerich/videos/yippie-yah-yei-schweinebacke-auf-schweizerdeutsch/10153347425420934/?locale=de_DE

  15. Ja wenn die Technik es mal besser kann, warum nicht? Wenn ich mir die Übersetzungen bei Youtube anhöre dann ist die Technik wohl noch nicht so weit. Die finde ich so was von gruselig……

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