Kinobetreiber sind verärgert über parallelen Streaming-Start von „Black Widow“

Der Marvel-Film „Black Widow“ ist für Disney auch beim hauseigenen Streaming-Angebot Disney+ erfolgreich angelaufen. Rund 60 Mio. US-Dollar wolle man über seinen VIP-Zugang mit dem Streifen erwirtschaftet haben. Das mag Disney freuen, Kinobetreiber kritisieren die Vorgehensweise des Studios allerdings erneut. Die Strategie mit dem parallelen Start in den Kinosälen und bei Disney+ schade allen Beteiligten – auch Disney selbst.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Kinobetreiber Disney Vorwürfe machen. Letztere profitieren natürlich von den Streaming-Einnahmen: So können sie die gesamten Einnahmen für sich behalten. Im Kino entfällt natürlich ein erheblicher Teil auf die Kinobetreiber, die den Film zeigen. Die nordamerikanische National Association of Theatre Owners (NATO) unterstellt jedenfalls, dass der Film bei einem exklusiven Start im Kino für alle Beteiligten mehr Geld eingespielt hätte, weil der Reiz größer gewesen wäre. Zudem sei zu bedenken, dass Disney zwar in der Tat einen höheren Anteil der Einnahmen einstecken könne, aber die direkte Veröffentlichung im Heimkino die spätere Auswertung schmälere.

Vereinfacht gesagt: Wer „Black Widow“ nun direkt bei Disney+ im VIP-Access gesehen hat, schließt mit dem Thema ab und hat nur einmal Geld ausgegeben. Andernfalls wäre es möglich gewesen, dass ein Zuschauer sich den Film als Erstes im Kino ansieht und später nochmals zuschlägt, um ihn auch im Heimkino zu konsumieren. Disney drücke mit seiner momentanen Verfahrensweise also auch seine eigenen Einnahmen pro Zuschauer. Zumal man es so auch denjenigen erleichtere, die den Film illegal mitschneiden und verteilen wollen, argumentiert die NATO.

Am Ende könne man daher Disneys vermeintliche Erfolgsmeldungen nicht nachvollziehen. Simultane Veröffentlichungen von Inhalten im Kino sowie im Heimkino seien am Ende für die Verwertungskette von Nachteil, was auch Disney selbst zum Wohle aller Beteiligten einsehen solle. Andernfalls schade man sich nur selbst.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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90 Kommentare

  1. Erst kauft eine große Kette (Cinemax) alle(*) kleinen Kinos auf und baut sie entweder zu „modernen“(**) Kinosälen um oder schließt sie einfach, um die eignen Riesenkomplexe zu füllen.
    Dann wundern sie sich, wenn einige Besucher*innen nicht überzeugt sind von „Hauptsache groß/riesig und möglichst laut“(***)

    Ich habe vor Jahren schon gesagt: Wenn das EINZIGE Marketingelement für die Kinos ist, dass der Film zuerst bei ihnen läuft, dann ist das kein sicheres Geschäftsmodell.

    (*) Wir hatten mindestens ein tolles Film-Theater. Mit Ambiente. Nicht zu groß, mit „Bühne“, toller Akustik, nettem Personal und echtem, frischen Popcorn. Aufgekauft, versucht an den Komplex anzupassen (Preise rauf, Aufwärm-Popcorn, lauter machen, neu „Dekorieren“. Dann wurde es geschlossen, inzwischen abgerissen.
    Es gibt noch EINEN unabhängigen Betreiber. Statt 2 hat er nun nur noch 1 Kinosaal und ich fürchte der ist auch bald weg.

    (**) Es gab eine Zeit, da war „die 4. Wand ist die Leinwand“ ein Wow-Faktor. Die Zeiten sind vorbei seit die Menschen gemerkt haben, dass möglichst groß nicht unbedingt toll ist – vor allem nicht, wenn man nicht weit genug entfernt sitzen kann. Kinosäle die einfach rechteckige Schuhkartons in XXXXL sind lösen vermutlich nicht nur bei mir ein beklemmendes Gefühl aus. Und Filme mit 24fps ruckeln bei Schwenks recht stark – und je größer die Leinwand, desto stärker fällt das auf – Ich vertrage das nicht.

    (***) Unser Cinemaxx meide ich, seit ich bei einem Star Trek Film ohne Gehörschutz nicht in der Lage war im Saal zu bleiben. Es war DERMASSEN laut, dass es nicht nur mir weh getan hat; Ein paar Eltern mit Kindern sind auch raus gegangen. ich beschwerte mich 2x bereits während der Werbung vorne weg – die dann auch leiser gemacht wurde… zum Film wurde dann wieder auf 11 gedreht.
    Meine schriftliche Beschwerde wurde damit begründet, dass das alles seine Richtigkeit hätte. Das wäre eben THX und je mehr Leute im Saal, desto lauter wird gepegelt. Wie viel dB konnte man mir nicht sagen.
    Ja gut, dann bleibe ich eben weg! Es ist MEINE Gesundheit die auf dem Spiel steht.

    Der o.g. kleine, unabhängige Betreiber kennt das Problem und erklärte mir, dass er sich darüber hinwegsetzt und den Center (=Dialoge) ein klein wenig lauter macht und die Surround-Kanäle (=Explosionen) etwas leiser. Ich habe seit Jahren nur noch dort Filme gesehen…

    Nun gibt es so einen recht gefährliches Virus da draußen und ich kann es verstehen, wenn die Filme auch zeitnah gestreamt werden.
    Und davon abgesehen bin ich vermutlich ohnehin raus aus der Zielgruppe der Film-Schaffenden. Das, was da so präsentiert wird, ist gefühlt nur noch CGI-Comic-Verfilmung und Reboots von Reboots – also dieselben Geschichten mit neuen Schauspieler*innen. Das ist toll für die neuen Generationen – für die etwas älteren einfach nur langweilig.
    Und wenn man das Schema-F aktueller Produktionen einmal erkannt hat und durchschaut, dass einfach alle Filme nach demselben Konzept erzählt werden (so wie Pop-Songs mit Strophe, Refrain, Strophe, Bridge, Refrain etc.) … naja, dann muss es schon eine verdammt überraschende Geschichte sein … und das trauen sich die Studios im Grunde auch nicht mehr…

    …oder aber mich erreichen sie nicht mehr.

  2. Ich finde es ja schon irgendwie interessant, dass die Kinobetreiber tatsächlich offiziell damit argumentieren, dass die doppelte Kunden-Abzocke doch bisher super geklappt hat und man das weiter betreiben möchte.
    Obwohl ich ja schon sagen muss, dass ich mit unserem kleinen Dorfkino in Familienbesitz doch ein bisschen Mitleid hätte, wenn sie pleite gehen würden. Zumal die ja auch für die Aussagen des US-Kinokettenverbandes eher nichts können.

    • Aus wirtschaftlicher Sicht kann die Aussage ja Sinn machen.
      Disney – um es in deinen Worten zu sagen – will auch nur ihre Kundenabzocke maximieren.

  3. Martin Vader says:

    Am Ende kommt es auf den eigenen Anspruch an und wer einen Film wie Black Widow oder Fast9 im Kino sehen möchte, der wird wohl oder übel mit einem Klientel konfrontiert, welches sich dem Eventcharakter des Films anpasst (In amerikanischen Kinos würden die meisten Almans wohl eskalieren, da dort ein regelrechtes Fest veranstaltet wird).
    Bei Filmen mit Anspruch „passiert“ ein störendes Publikum wohl eher selten und genau solche Filme sollte man als Filmfan auch unterstützen. Vor allem kleine Kinos profitieren von solchen Streifen. Die Austauschware von großen Studios kann man getrost im eigenen Heim konsumieren.

  4. Tja. So ganz kann ich das nicht nachvollziehen. Ich meine, wenn man jetzt 20 € für den Film bezahlt und in 3 Monaten ist er sowieso inkludiert, dann zahl ich so oder so nur 1x 20 €, egal ob ich jetzt ins Kino gehe oder die 20 für den Stream bezahle. Der einzige Unterschied ist, dass für die 20 sich auch 10 Leute den Film ansehen können. Dass die Kinos nicht glücklich sind, dass sie teilweise umgangen werden, kann ich verstehen. Vielleicht könnte man hier ja einfach die Kinos an den Streaming Einnahmen geringfügig beteiligen, damit die Ruhe geben. LOL wird Disney natürlich nie tun.

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