Honor Magic Earbuds: True-Wireless-Kopfhörer mit ANC im Test
Honor hat in Deutschland seine Magic Earbuds auf den Markt gebracht. Ursprünglich sollten sie schon Ende April 2020 verfügbar sein, verzögerte sich dann aber minimal. Mittlerweile sind sie in Deutschland für 99 Euro zu haben – direkt über den Hersteller. Zum Start, bis inklusive 18. Mai 2020, kosten sie sogar nur 89 Euro. Da ich True-Wireless-Kopfhörern generell zugetan bin, habe ich mir die kleinen Stöpsel einmal für euch angehört.
Die Honor Magic Earbuds nutzen ein ähnliches Design wie die Huawei FreeBuds 3i – die Kopfhörer sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Wie sie sich technisch bzw. bis auf das Branding genau unterscheiden, bleibt aktuell das Geheimnis der beiden Hersteller. Folgende technische Daten nennt Honor zu seinen Magic Earbuds:
Eckdaten der Honor Magic Earbuds
- True-Wireless-Stereo-Kopfhörer
- Design: In-Ear
- Treiber: 10 mm
- Aktive Geräuschunterdrückung (ANC)
- Codecs: SBC und AAC
- Bluetooth 5.0
- MEMS-Mikrofone für verbesserte Anruf-Qualität
- Laufzeit: ca. 3,5 Stunden Musikhören ohne ANC, ca. 3 Stunden Musikhören mit ANC / ca. 2,5 Stunden Telefonie ohne ANC, ca. 2 Stunden Telefonie mit ANC
- Aufladung via USB Typ-C (Ladeschale)
- Gewicht: 5,5 Gramm je Earbud /51 Gramm für die Ladeschale
- Lieferumfang: ein Paar Honor Magic Earbuds, Ladeschale, Ladekabel für USB Typ-C, Kurzanleitung, Eartips in den Größen S / M / L / XS
- Preis: 99 Euro
Die Honor Magic Earbuds kommen mit verschiedenen Aufsätzen daher, damit ihr den Sitz für euch anpassen könnt. Bei mir saß der Standard-Aufsatz (M) bereits gut. Bevor ihr über fehlendes aptX meckert: Spielt Qualcomms Marketingabteilung nicht zu sehr in die Hände, denn die Kopfhörer beherrschen AAC, was bereits deinen Mehrwert gegenüber dem einfachen SBC darstellt.
Zwei Mikrofone sind zur Geräuschunterdrückung implementiert. Damit das ANC besonders gut funktioniert, hat Honor sowohl in der Ohrmuschel als auch außen am Hörer Mikrofone integriert. Auf diese Weise können laut Hersteller Hintergrundgeräusche bis zu 32 dB reduziert werden. Drei MEMS-Mikrofone an jedem der Earbuds sollen für Telefonate in guter Qualität sorgen. Mit einer Ladung sollen die Honor Magic Earbuds 3,5 Stunden für die Musikwiedergabe oder 2,5 Stunden für Sprachanrufe auskommen.
An den Earbuds könnt ihr über Touch-Eingaben z. B. die Musik starten (zweimaliges Antippen) oder auch ANC an- und ausschalten (langes Antippen). Über die App Huawei AI Life lässt sich die Steuerung anpassen. Die Ladeschale wird übrigens via USB Typ-C geladen. Schauen wir also mal, was die kleinen Stöpsel so auf dem Kasten haben.
Ausstattung und Verarbeitung
Die Honor Magic Earbuds werden mit einer Ladeschale geliefert, die etwas Kritik von mir erntet, weil sie aus Hochglanz-Plastik besteht, das Fingerabdrücke nur so anzieht. Dafür hat man an der Schale aber vorne eine mehrfarbige LED angebracht, die den Ladestand mit den Farben Rot, Gelb und Grün kennzeichnet. Auch innen findet sich eine derartige LED.
An der Rückseite der Schale sitzt der Port für USB Typ-C, über welchen die Aufladung erfolgt. Außerdem findet ihr hier den Pairing- bzw. Reset-Button. Das passt also so weit alles.
Die Earbuds selbst verfügen ebenfalls über eine Oberfläche aus Hochglanz-Plastik, Fingerabdrücke sind hier also ebenfalls schnell zu sehen. Ansonsten kennt ihr dieses „Zahnbürsten-Kopf-Design“ – man liebt es oder man hasst es. Mein Favorit ist der Look nicht, ich kann mich damit aber arrangieren.
Der Klang und das ANC
Was den Klang betrifft, so ist das durchaus spannend bei den Honor Magic Earbuds. Denn ich musste im Testzeitraum feststellen, dass meine Begeisterung extrem von der gehörten Musik abhing. So hatten die kleinen Stöpsel Glück, da ich anfangs quasi den idealen Kandidaten einspielte: die Art-Rock-Band Pure Reason Revolution mit dem Album „Eupnea“. Die Musik ist sehr melodiebetont, vielschichtig und spielt sich viel in den Mitten ab. Da können die Magic Earbuds viel reißen und zeigen transparent die Kanon-Einlagen der Band, die Gitarren-Riffs und das treibende Schlagzeug – tolles Ergebnis.
Wechsele ich jedoch zu beatlastiger, rhythmusbetonter Musik wie IAMX oder Underworld mit dem Klassiker „Born Slippy (Nuxx)“, dann offenbaren sich Schwächen. Die Bässe lassen Kraft vermissen und wo ich bei Rockmusik von der Transparenz angetan gewesen bin, wirkt Club Music auf mich nun zu lasch.
Die Höhen sind wiederum recht scharf geraten, die Spitzen also manchmal eher unangenehm. Das fiel mir dann bei einigen Shoegaze-Bands mit ihren Gitarrenwällen auf. Wiederum entsteht durchaus ein schöner Stereo-Effekt und es hängt eben sehr stark vom Genre ab, wie sich die Honor Magic Earbuds so schlagen. Wer viel Rock und melodischen Pop hört, wird vom Klang sicherlich sehr angetan sein. Wer eher im Bereich elektronischer Klänge und / oder rhythmusbetonter Musik unterwegs ist, ist vermutlich bei der Konkurrenz besser aufgehoben.
Für den ausgerufenen Preis fand ich wiederum das ANC richtig stark: An einer viel befahrenen Straße macht das einen gewaltigen Unterschied, wie ich beim Spazierengehen feststellen durfte. Wer hätte gedacht, dass aktive Geräuschunterdrückung mittlerweile selbst bei In-Ear-Kopfhörern für weniger als 100 Euro derart überzeugende Ergebnisse erzielt. Klar, Over-Ear-Modelle wie die Jabra Elite 85h oder auch nur die Anker Soundcore Life Q20 sind noch einmal eine andere Nummer, die bieten aber eben auch mehr Platz und isolieren bereits passiv noch stärker.
Trotzdem: Das ANC funktioniert tadellos und wird mit Sicherheit manche Bus- und Bahnfahrt angenehmer machen. Spannenderweise musste ich aber den gleichen Bug feststellen, der schon die oben erwähnten Soundcore Life Q20 betrifft: Kommt Wind auf, dann nehmen die Mikrofone der Honor Magic Earbuds die Brise auf und verstärken die Windgeräusche. Dann rauscht es also plötzlich so, als würde euch der Wind direkt ins Ohr blasen. Der Effekt tritt schwächer und seltener auf, als bei Ankers Modell, sei aber erwähnt. Mit den Jabra Elite 85h traten solche Nebeneffekte bei aktivem ANC bei mir beispielsweise nicht auf.
Anmerkungen
Die Honor Magic Earbuds bieten ja Touch-Oberflächen und das ist für mich immer so ein Für und Wider. Im Falle dieser Earbuds ist zumindest keine Überempfindlichkeit gegeben. Fasst ihr also mal auf die Ohrhörer, dann wird nicht direkt versehentlich eine Eingabe erkannt. Allerdings nehmen es die Kopfhörer dafür recht genau mit dem doppelten Antippen. Beim Einkaufen ist es mir da häufig passiert, dass ich an der Kasse die Wiedergabe pausieren wollte, aber das falsche Timing mehrfach verpasste – dann war doch Rausnehmen angesagt. Muss man sich also dran gewöhnen.
Wo wir beim Herausnehmen sind: Entfernt man einen oder beide Ohrhörer, dann pausiert die Wiedergabe automatisch. Allerdings startet sie beim Einsetzen nicht wieder von alleine, da muss man manuell nachhelfen. Um die Honor Magic Earbuds weiter anzupassen benötigt ihr im Übrigen die App Huawei AI Life auf dem Smartphone.
Viel einstellen könnt ihr in der App aber nicht, auch für die aktive Geräuschunterdrückung fehlen z. B. weitere Anpassungsoptionen – sie ist entweder an- oder ausgeschaltet. Über die App könnt ihr euch aber zu potenziellen Problemen Hilfestellungen holen, den Ladestand der Earbuds und des Case einsehen, die Firmware aktualisieren und auch die Touch-Bedienung neu konfigurieren.
Oben seht ihr, was gemeint ist: Z. b. könnt ihr die Bedienung auch komplett abschalten oder eben für das doppelte Antippen statt des Startens / Pausierens der Wiedergabe auch andere Funktionen einrichten. Selbiges gilt auch für das Gedrückthalten.
Telefonate klappen mit den Honor Magic Earbuds ebenfalls bequem und mit guter Klangqualität – da hatten weder ich noch mein Gesprächspartner etwas zu meckern. Die von Honor angegebenen Laufzeiten – ca. 3,5 Stunden Musikhören ohne ANC, ca. 3 Stunden Musikhören mit ANC / ca. 2,5 Stunden Telefonie ohne ANC, ca. 2 Stunden Telefonie mit ANC, sind ebenfalls realistisch, werden aber natürlich durch die gewählten Lautstärken beeinflusst.
Kleiner Hinweis zum Schluss: Ich konnte die Magic Earbuds auch mehrere Stunden ohne Probleme tragen, zum Sport wiederum konnte ich sie nicht einsetzen. Dafür sitzen sie mangels Earwings zu locker.
Fazit
Die Honor Magic Earbuds sind zu ihrem Preis von 99 Euro bzw. aktuell zur Einführung 89 Euro aus meiner Sicht ein echt guter Deal, wenn ihr vorwiegend Rock- und Popmusik hört. Da ist der Sound wirklich gut. Auch die aktive Geräuschunterdrückung hat mich sehr positiv überrascht, selbst wenn es Probleme gibt, wenn Wind aufkommt und die Mikrofone dann leider die Brise akustisch verstärken.
Wer basslastigere Musik wie Electro, Clubmusic, Dance und Co. hört, wird die Magic Earbuds aber etwas zu lasch finden. Da gibt es dann klanglich, auch in diesem Preisbereich, durchaus überlegene Konkurrenten – z. B. die Anker Liberty 2 Air, welche mit mehr Power in die Tiefe gehen.
Insgesamt hat mir der Test der Honor Magic Earbuds aber wirklich Spaß gemacht und auch das kann man leider nicht immer behaupten. Passt der mittenlastige Sound also zu euren Hörgewohnheiten und ihr wünscht euch ANC im kompakten Format zum verhältnismäßig günstigen Preis, dann sind diese In-Ear-Kopfhörer definitiv eine Überlegung wert. Sport sollte allerdings dann keine Rolle spielen – dafür sitzen die Honor Magic Earbuds zu lose.
Neben den wohl angesprochenen Schwächen im Sound (wobei das natürlich immer subjektiv ist), ist wohl eher die Laufzeit der Hasenfuß (und das auch bei deaktivierten ANC) – angesichts von Laufzeiten von 6-8 Stunden bei der Konkurrenz sind die 3,5 Stunden schon sehr schwach. Soviel schafft sogar mein Tronsmart S5 von 2018 – und der hat mich nur 17 Euro gekostet.
Hatte erst wegen ANC auf die neuen Buds von Honor geschielt, habe mich dann aber gestern für die Liberty Air 2 entschieden – die liegen derzeit auch bei 100 Euro. Für ANC im Flugzeug (hoffentlich in Q4 möglich :D) und Homeoffice habe ich ja auch noch den Soundcore Life Q20.
Kleiner Nachtrag: Natürlich Pferdefuß 😀
Zudem wird das ANC vom Life Q20 schon als etwas schwächer im Vergleich zur (teureren) Konkurrenz bezeichnet – wenn dann dies auch besser als vom Honor ist, kann es eigentlich nicht so pralle sein… außer die Vorteile des Q20 kommen ausschließlich durch die (angesprochene) passive Abschirmung.
Etwas vermisse ich immer bei diesen „Tests“: Wie reinige ich diese Dinger, befreie sie von Ohrenschmalz?
Also die Sorgen hatte ich noch nie, weil ich lieber meine Ohren sauber halte und sich daher dort nix festsetzt, aber man kann die Aufsätze doch abmachen und dann alles reinigen.
Richtig, Eartips runter, mit dem feuchten Tuch abwischen – fertig. Ich glaube nicht, dass sowas in einem Test unbedingt drinstehen muss :-D.
Sind die Magic Earbuds identisch mit den HUAWEI FreeBuds 3i? Ich kann auf den ersten Blick keine Unterschiede -bis auf den Preis- feststellen.
Es gibt am Markt eine reiche Auswahl an solchen Geräten. Was ich nicht verstehe ist, warum muss man Apple so dreist kopieren?
„Bevor ihr über fehlendes aptX meckert: Spielt Qualcomms Marketingabteilung nicht zu sehr in die Hände, denn die Kopfhörer beherrschen AAC, was bereits deinen Mehrwert gegenüber dem einfachen SBC darstellt.“
Wow, glaube ich habe noch nie in einem Testbericht diese Tatsache gelesen. Eigentlich wird das fast immer nur bemängelt, sucht man auf deren Seiten aber wie da eigentlich so die Vorteile sind, dann steht da, dass es nur etwas besser ist bei hochqualitativen Aufnahmen.
Fingerabdrücke würden mich jetzt nicht wirklich stören, was mich mehr stören würde, Hochglanz und in einer Tasche transportieren wo auch Schlüssel und ähnliches sind… Fingerabdrücke kann man ja abwischen…
Trotzdem. Meine Knöpfe haben knapp 23€ gekostet. Laufzeit 8-9 Stunden mit Powerbank, Anzeige in % und USB-C. Sogar aptX ist da und der Bass ist gut, sehr gut. Die Touchbedienung ist einwandfrei und beherrscht sämtliche Funktionen, auch Lautstärke.
Gut, keine APP und kein ANC, aber bei dem Preisunterschied brauche ich das wirklich nicht. Und Straßengeräusche abschirmen/ausfiltern? Ob das so sinnvoll ist? Laufen doch schon so genug Zwombies vor Autos und Fahrrädern und hin und wieder sogar vor eine Bahn und das nur weil die aufs Display starren. Nun stelle man sich vor die hören auch keine Hupe oder Klingel mehr?
Naja, wer viel pendelt oder fliegt, wird sich über das ANC freuen
Ich habe beim Sport keine Probleme mit den Magic earbuds. Halten sehr gut bei mir, hängt natürlich immer von der jeweiligen Ohrform des Trägers ab.
Was mich etwas stört: man kann scheinbar die Kopfhörer nicht ohne das Case koppeln. Ich lasse sie meistens einfach so rumliegen und mache sie nicht in das Case. Sie dann wieder zu koppeln war mir bisher nicht möglich. Man muss immer das Case öffnen (dann geht es allerdings sehr schnell).