Herman Miller Embody im Test: Schreibtischstuhl für gehobene Ansprüche

Ich habe Mitte 2020 einmal einen Gaming-Chair von Tesoro hier im Blog getestet – den Alphaeon S1. In den Kommentaren gab es dann eine emsige Diskussion darüber, ob man so einen Stuhl für das Home-Office nutzen sollte. Im Team sind wir da tatsächlich sehr unterschiedlich unterwegs. Felix hat beispielsweise tiefer in den Geldbeutel gegriffen und nutzt einen hochwertigen Bürostuhl. Caschy sitzt aber z. B. auf einem günstigen Ikea-Stuhl. Ich selbst hatte nun den Bedarf etwas tiefer in die Tasche zu greifen, da sich mein Arbeitspensum seit dem letzten Jahr deutlich erhöht hat. Das ist der Auftritt des Herman Miller Embody, den ich euch an dieser Stelle vorstellen will.

Gleich zu Anfang: Ich habe den Stuhl selbst zum vollen Preis gekauft. Herman Miller hat mir also kein Muster zur Verfügung gestellt und auch ein Presserabatt oder dergleichen ist hier nicht im Spiel. Seht meinen Test oder auch Erfahrungsbericht also einfach als Sicht eines Nutzers, der täglich 8-9 Stunden am Schreibtisch verbringt. Falls ihr übrigens wissen mögt, was ich da nutze: Es ist ein Flexispot E6.

Warum der Herman Miller Embody? Nun, der Stuhl bringt einige Aspekte mit, die mir wichtig gewesen sind: Höhenverstellung, ausziehbare Sitzfläche und kein Klimbim, den man ständig umstellen müsste. Eine zusätzliche Lordosenstütze wird etwa nicht benötigt, sie ist integriert. Auf eine Kopfstütze verzichtet Herman Miller ebenfalls beim Embody. Laut Hersteller will man mit dem Stuhl ein sehr aufrechtes Sitzen fördern, das eine Art „Stehgefühl“ erzeuge – nicht im negativen Sinne von Anstrengung, aber einer aufrechten Körperhaltung.

Klar, dass der Hersteller da lang und breit auf der Produktseite erzählt, wie man mit Ärzten, Physiotherapeuten und anderen Experten an dem Embody gearbeitet habe. So ähnliche Stories wird jeder Hersteller in diesem Preissegment parat haben. Denn der Herman Miller Embody kostet 1.395 Euro.

Ausstattung und Verarbeitung

Das ist viel Geld – auch wenn es im Segment für Bürostühle noch weiter nach oben geht. Immerhin scheint der US-Hersteller von der Qualität seiner Möbel überzeugt zu sein. Denn man gewährt Käufern des Embody 12 Jahre Garantie. Geliefert wird der Stuhl übrigens komplett montiert via Spedition. In meinem Fall kam das Exemplar schneller an als die angegebene Lieferzeit von rund 10 Arbeitstagen – nur fünf dauerte es. Herkunft war das Vereinigte Königreich, wie mir der Versandaufkleber verriet.

Was mir weniger gefallen hat: Natürlich weist der Embody mehrere Bedienelemente auf. Eine Anleitung liegt aber nicht bei. Setzt man sich also das erste Mal auf den Stuhl und spielt an den Hebeln herum, erschließt sich nicht alles intuitiv. Etwa sitzt an der rechten Seite ein kleiner Stick, der mich an die Bedienung der LG-Monitore erinnert hat. Über diesen Stick könnt ihr die Höhe verstellen, in dem er nach oben gezogen wird. Das muss allerdings schon recht beherzt geschehen, sonst tut sich nichts.

Auf dieser Website zeigt Herman Miller dann die Anpassungsoptionen des Embody in einem Video und liefert auch eine PDF-Anleitung – leider nur in englischer Sprache. Das könnte zu diesem Preis dann irgendwie doch besser gehen. So könnt ihr auch die Spannung der Rückenlehne einstellen, also wie leicht sie nachgibt, wenn ihr euch zurücklehnt. Die BackFit-Einstellung erlaubt es euch, die Rückenlehne so einzurichten, dass euer Rücken leicht gekrümmt oder möglichst gerade ist. Das solltet ihr nach der eigenen Rückenform richten. Ebenfalls ist es noch möglich, eine Grenze für die Zurückneigung der Rückenlehne zu setzen.

Die Armlehnen sind wiederum sowohl in der Höhe einstellbar als auch herausziehbar, damit sie entweder enger an der Sitzfläche oder etwas weiter ab ruhen – je nachdem wie breit eure Schultern sind. Den Winkel kann man leider nicht einstellen und auch sind die Lehnen nicht nach vorne / hinten verschiebbar. Beides konnte ich allerdings verschmerzen.

Herman Miller bescheinigt dem Embody die sogenannte „Pixelated Support“-Technik. Das ist eben ein Marketing-Buzzword dafür, dass die Rückenlehne und die (nach vorne erweiterbare / herausziehbare) Sitzfläche besonders gut ausbalanciert sein sollen. Laut dem Hersteller passe sich der Stuhl auch kleineren Körperbewegungen an, damit  das Gewicht immer gleichmäßig verteilt sei.

Stört mich etwas an der Verarbeitung? Der Embody ist sehr schwer und wertig gebaut, was mir sehr gefällt. Auch das Polster wirkt unempfindlich. Die „Sprossen“ / „Rippen“ der Rückseite sind aus flexiblem Plastik und die Armlehnen mit einer Art Gummi überzogen, das jedoch nicht zu nachgiebig ist und robust wirkt. Lediglich das Plastik der Armlehnenseiten hätte in meinen Augen wertiger sein dürfen: Da habe ich bei schwungvollen Drehungen am Schreibtisch und einem Schaben am Schreibtisch recht schnell für leichte Kratzer gesorgt.

Herman Miller Embody: Die Ergonomie

Ich habe während des Studiums und darüber hinaus immer auf recht günstigen Schreibtischstühlen vom Discounter gesessen. Dann folgte ein Gaming-Chair von Tesoro und nun ist es eben für meine Arbeit im Home-Office der Herman Miller Embody geworden. Der Schreibtischstuhl ist mit fast 1.400 Euro keine unerhebliche Anschaffung. Ich habe das aber als berufliche Investition gesehen. Ein Handwerker benötigt etwa auch seine Werkzeuge und in meinem Fall ist dieser Bürostuhl Teil meiner Arbeitsgeräte. Am Ende sollte man daran nicht sparen, wenn man täglich acht Stunden oder mehr auf so einem Stuhl sitzt.

Nun ist jeder Körper anders: Der eine ist dünn, der andere wiegt etwas mehr. Eine zierliche Person ist vielleicht nur 160 cm groß, ich selbst liege bei 190 cm. Dazu kommen weitere Merkmale: Manch einer hat einen Rundrücken, der andere möglicherweise besondere Bedürfnisse aufgrund eines Bandscheibenvorfalls. Ich kann also nur von mir selbst ausgehen. Ich bin 190 cm groß, habe leider einen leichten Rundrücken und liege so im Normalgewicht, bin also weder besonders schlank noch übergewichtig.

Nachdem ich nun die Anleitung des Embody studiert hatte, die Sitzhöhe für eine rechtwinklige Kniehaltung angepasst und Rückenlehne fixiert, sowie die Armlehnen in Höhe und Abstand zur Sitzfläche optimiert hatte, war ich direkt sehr begeistert. Die Sitzfläche habe ich noch ein wenig herausgezogen, da ich verhältnismäßig lange Beine habe. Gewöhnen musste ich mich an einen gewissen „Druck“ von der Rückenlehne, durch die integrierte Lordosenstütze. Diese entlastet die Wirbelsäule allerdings spürbar.

Herman Miller hält auch sein Versprechen bezüglich der Sitzfläche: Man sinkt überhaupt nicht ein, sitzt aber auch keinesfalls zu hart. Generell ermöglicht der Embody eine aufrechte Haltung mit ausreichend Körperspannung, ohne ein verkrampftes Gefühl zu erzeugen. Es kommt in der Tat ein wenig „Stehfeeling“ auf – mit Unterstützung. Mancher ist skeptisch, ob die Rückenlehne hoch genug ist bzw. eine Kopfstütze hilfreich wäre. Für mich ist die Rückenlehne auf einer angenehmen Höhe. Eine Kopfstütze habe ich bisher nicht vermisst.

Was natürlich wichtig ist: Ich habe nach den ersten Tagen doch noch ein paar Feineinstellungen geändert und etwa die Spannung der Rückenlehne leicht reduziert. Der Embody hat mir meinen Alltag aber bisher wirklich erleichtert. Nach der Arbeit fühlten sich insbesondere Nacken und Schultern deutlich entspannter an. Auch hatte ich früher manchmal ein „schweres“ Gefühl in den Beinen, das nun fast verschwunden ist.

Fazit

Der Herman Miller Embody war für mich persönlich seinen Anschaffungspreis wert. Sollte euer Interesse geweckt sein – ich konnte den Stuhl mit 10 % Rabatt ergattern, weil der Code „WILLKOMMEN10“ noch funktionierte. Vielleicht fragt ihr euch, warum ich nicht den X Logitech G Embody genommen habe? Nun, da habe ich viele Berichte über ein Quietschen beim Sitzen gelesen. Daher griff ich zur „normalen“ Version.

Ca. 1.400 Euro für einen Bürostuhl sind viel Geld. Wer aber oft und lange am PC sitzt, investiert hier in ein Arbeitswerkzeug, das der eigenen Gesundheit dient. Positive Effekte bemerke ich seit dem Umstieg bereits. Verbesserungspotenzial gäbe es zwar auch, etwa durch eine Winkelverstellung der Armlehnen oder eine optionale Kopfstütze, aber der Herman Miller Embody wird mich nun voraussichtlich zufrieden viele Jahre im Home-Office begleiten.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

49 Kommentare

  1. Christopher says:

    Ich bin aktuell auch auf der Suche nach einem für mich passenden Bürostuhl für Home Office.
    Bei meiner Größe von 2m bin ich allerdings bei den meisten Herstellern aus der offiziellen Empfehlung raus
    Hast jemand einen Tipp für große, schlanke Menschen?
    Schönen Abend noch

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.