„Halo Infinite“ angespielt: Der Master Chief ist zurück
„Halo Infinite“: Das Xbox- und PC-Exklusivspiel ist da! Nachdem die Grafik in ersten Trailern enttäuscht hatte, mussten die Entwickler von 343 Industries nochmal zurück an den Schreibtisch. Vorab zeigte man schon die Verbesserungen, die so auch im Spiel enthalten sind, wie ich aus erster Hand bestätigen kann. Aber die Technik ist ja ohnehin nur eine Seite, denn in Sachen Story spaltete etwa bereits „Halo 5: Guardians“ die Fans. Kann „Halo Infinite“ die Sünden der Vergangenheit vergessen machen?
Letzten Endes sollte man ehrlich sein: „Halo“, das ist für die meisten Spieler nun einmal eng verbunden mit dem Master Chief. Dass der Charakter also in „Halo 5: Guardians“ teilweise ins Abseits gedrängt wurde, passte vielen Spielern nicht. Hier setzt man direkt im Intro ein klares Zeichen: Der Master Chief ist zurück und steht absolut im Mittelpunkt. Dabei soll er nicht nur, anknüpfend an die Handlung des Vorgängers, Cortana auf die Spur kommen, sondern auch eine neue Bedrohung, die sogenannten „Banished“ ausmerzen.
Letztere treten nicht nur in Cutscenes immer wieder auf den Plan und erinnern in ihrem aggressiven Gehabe an eine Mischung aus den Affen aus „Planet of the Apes“ und den Klingonen aus „Star Trek“, sondern beharken den Master Chief auch als mächtigere Zwischengegner. Allerdings ist John-117 keinesfalls wehrlos. In klassischer „Halo“-Manier sammelt ihr die Waffen von Feinden ein, werft Granaten und ladet in hitzige Feuergefechten blitzschnell in der Deckung euer Schutzschild auf, um erneut zuzuschlagen. Zudem findet man neue Spartan Cores, welche das Schild in seiner Wirkung noch aufbessern.
Auch kann der Chief sich über eine Art Enterhaken zu neuen Plattformen hangeln und ist damit mobiler denn je. Der Haken hilft auch, Gegner temporär durcheinander zu bringen, sodass sie z. B. ihr Schild senken. Ansonsten fühlt man sich als Veteran sofort Zuhause: Regelmäßig entledigt man sich seiner leer geschossenen Waffen und greift sich ein neues Arsenal von erledigten Gegnern. Dominiert werden die Feuergefechte von aggressiven Attacken gekoppelt mit schnellen Rückzügen, um das Schild vor dem nächsten Vorstoß wieder zu laden. Ich beziehe mich hier in erster Linie auf die Story-Kampagne, die diesem Erfahrungsbericht zugrunde liegt. Denn in den kostenlosen Multiplayer kann man ja schon länger herein schnuppern.
Technisch hat man an der Xbox Series X die Wahl zwischen einem Quality-Modus, der mit 60 fps und dynamischer Auflösung läuft. Das Spiel wirkt allerdings recht scharf und hier scheint man nach meinem Eindruck in der Regel nah an 4K unterwegs zu sein. Der Performance-Modus schielt sogar auf 120 fps, senkt Auflösung und Grafikqualität aber immens, sodass ich beim erstgenannten Modus geblieben bin. „Halo Infinite“ ist dabei einer dieser Grenzgänger, dem man die Ursprünge in der letzten Konsolengeneration definitiv ansieht, der aber trotzdem in vielen Momenten ansehnlich wirkt.
Schwachpunkte sind vor allem die Charakteranimationen, speziell im Gesicht, in Cutscenes. Da sah man auch schon in der letzten Generation, etwa in „The Last of Us: Part II“ deutlich Besseres. Auch gab es mit meinem Vorab-Build immer noch Performance-Probleme: Teilweise ruckelte das Spiel merklich bei hitzigen Feuergefechten. Schade finde ich im Übrigen auch, dass Couch-Koop für die Kampagne erst 2022 nachgereicht wird. Dies war für mich immer ein entscheidendes Merkmal der Reihe.
Die Soundkulisse macht wiederum Spaß und kombiniert klassische Effekte mit neuen Einsprengseln. Es ist immer noch höchst amüsant, den Dialogen der Grunts zu lauschen, die einerseits erst voller Elan den Master Chief attackieren, sich nach ersten Treffern aber panisch aus dem Staub machen wollen. Auch die KI ist etwas kreativer als in den Vorgängern. So versuchten mich Gegner zu flankieren und überraschten mich, verharrte ich zu lange in der Deckung, aus ungewohnten Positionen. Allerdings hat man immer noch oft Gelegenheit, nach einem Sturmangriff einfach zurückzurennen und hinter einer Box abzuwarten, bis die Schilde wieder geladen sind, ohne dass die Feinde übermäßig aggressiv nachfolgen würden.
„Halo Infinite“ punktet mit einem erstklassigen Soundtrack, der Orchester, Synthies und Chorgesang mit treibende Rhythmen kombiniert, so wie man es von dem Franchise erwartet. Was man zunächst nicht erwartet hatte, war das Open-World-Design des Spiels. Allerdings würde ich hier fast eher von Semi-Open-World wie z. B. in der „Yakuza“-Reihe sprechen. So beginnt der Titel ohnehin erst einmal linear auf einem Raumschiff und es dauert je nach Spielweise 2-3 Stunden bis man es auf Zeta Halo schafft. Auch dort ist das Gameplay aber weniger mit einem Sandbox-Titel mit zig Karten-Markierungen wie „Far Cry 6“ und mehr mit einem offeneren „Crysis“ vergleichbar.
Das heißt, man kann sich zwar frei bewegen, hat aber durchaus feste Ziele und stromert eigentlich weniger ziellos über die Karte, um Sammelobjekte abzuklappern oder Statistiken aufzubessern. Dies empfand ich persönlich während des Tests als angenehm, denn so bleibt der Fokus stärker auf der Geschichte und man verliert sich in „Hal0 Infinite“ nicht so leicht in Nebensächlichkeiten.
Was mir allerdings ein wenig in „Halo Infinite“ fehlt, ist der pure Spaß, den ein „Forza Horizon 5“ versprühen konnte. Gemeinsam haben die beiden Spiele, dass sie eher die klassischen Tugenden ihrer jeweiligen Reihen fortführen als das Rad neu zu erfinden. Trotz der offeneren Spielwelt, die eigentlich neu für das Franchise sein sollte, wirkt „Halo Infinite“ aber im Kern noch konservativer auf mich. Das Gameplay wird zwar durch den neuen Enterhaken etwas aufgefrischt, doch die Musik, das Art Design, die leicht verworrene Science-Fiction-Geschichte: Man fühlt sich ab der ersten Sekunde als Serienveteran heimisch.
Das kann eben ein Vor- wie ein Nachteil sein. Ich selbst war kein großer Fan von „Halo 5: Guardians“ und sehe „Halo Infinite“ als eine Art Wiedergutmachung an. Das Spiel erfüllt fast alle Wünsche der Fans – bis auf das später nachzureichende Forge und eben den Koop-Modus für die Kampagne. Technisch lotet man hier nicht die Grenzen des Machbaren aus, liefert aber ein hübsches Spiel, das 2021 zeitgemäß wirkt. Ich bin nun gespannt, wie Microsoft auf dieser Basis weiter aufbauen wird, denn „Halo Infinite“ soll ja quasi auch in den nächsten Jahren als eine Art Grundstein für weitere Inhalte dienen – hoffentlich nicht nur auf den Multiplayer bezogen.
Wer wie ich „Halo“ eher wegen der Story spielt, wird von der Kampagne in Sachen Gameplay und Erzählweise nicht komplett überrascht werden, aber neue Elemente wie den Enterhaken und die offenere Welt schätzen und sich sonst an den „Halo“-Tugenden erfreuen. „Halo Infinite“ ist direkt zum Launch auch im Xbox Game Pass enthalten und damit ohnehin einen Blick wert.
- Halo Infinite ist ab dem 08.12.2021 um 19:00 Uhr (CET) spielbar
Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf gelangt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir eine kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.
Schaue mir das Spiel aktuell auch über den Game Pass an, macht durchaus Laune auch wenn ich mich als Neueinsteiger in das Spiel an ein paar Dinge erst noch gewöhnen muss :).