Google erwog Übernahme von Epic Games, belächelt Sideloading angeblich als „furchtbare Benutzererfahrung“

Epic Games hat sich vor einer Weile mit sowohl Google als auch in erster Linie Apple angelegt. Dabei geht es um die Provisionen, die im Apple App Store und bei Google Play von den Plattformbetreibern erhoben werden. Im Rahmen der gerichtlichen Auseinandersetzungen sind nun noch mehr Details durch die im Prozess veröffentlichten, internen Dokumente bekannt geworden. Dabei wird auch eine interessante Argumentationsstrategie Googles offenbart.

Zunächst einmal spannend: Google dachte offenbar 2018 darüber nach, Epic Games komplett zu schlucken, weil man skeptisch beäugte, dass Epic Games seinen Mega-Hit „Fortnite“ außerhalb des Play Stores vertreiben wollte. Offenbar fürchtete man da, dass draus ein Musterbeispiel für andere Entwickler erwachsen könnte, an dem sich weitere Studios orientieren. Epic Games wurde bezüglich der Pläne aber offenbar nie kontaktiert, sodass sie wohl recht früh wieder zu den Akten gelegt worden sind.

Epic Games gab zudem zu Protokoll, dass Google das Studio mit einem besonderen Angebot dazu locken wollte, „Fortnite“ in den Play Store zu schieben. Zudem kontaktierte das Management Epic Games und riet davon ab, „Fortnite“ nur via Sideload zugänglich zu machen. So nannte man das Verfahren „miserabel“. Es sei für Benutzer eine „furchtbare Erfahrung“. Man unterstellte, die meisten Nutzer würden sich damit erst gar nicht auseinandersetzen wollen. Epic Games griff dies im Gerichtsverfahren auf, denn Google gebe damit indirekt zu, dass man das Sideloading von Apps unter Android absichtlich erschwere, um Nutzer abzuschrecken und zum offiziellen Play Store zu lotsen.

Googles Argumentationsweise gegenüber Epic Games ist doppelt interessant: Denn einerseits betont man gegenüber Epic Games, wie umständlich es für die Nutzer sei, Apps via Sideloading auf ein Android-Gerät zu schubsen. Andererseits greift Google, wird dem Unternehmen ein Monopol unterstellt, gerade auf das Argument zurück, dass es unter Android ja leicht möglich sei via Sideloading Apps zu installieren. Das kann natürlich den Eindruck entstehen lassen, dass man sich die Dinge gerne so hindreht, wie es gerade am besten passt.

Google wies Epic Games daher wohl auch darauf hin, dass Sideloading meistens mit Gefahren wie Malware assoziiert werde und daher die junge Zielgruppe der Entwickler von dem umständlichen Procedere und den Risiken abgeschreckt sein werde. Das Anbieten von „Fortnite“ via Google Play würde also wesentlich höhere Umsätze garantieren. Google selbst bezeichnete die Vorwürfe von Epic Games erneut als vollkommen haltlos. Epic Games verstoße gegen die Bedingungen des Play Stores und deswegen könne man „Fortnite“ dort nicht mehr zulassen. Viel mehr gebe es nicht zu ergänzen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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14 Kommentare

  1. Also das das Sideloading von Apps jetzt generell keine schöne Benutzererfahrung ist, ist wohl richtig…aber schwierig ist das jetzt auch nicht wirklich.
    Bei Fortnite mag das aufgrund der Klientel anders sein, aber in der Regel bedeutet eine App, die es nur via Sideloading gibt, erheblich weniger Umsatz.
    Ich überlege mir bei meinem Pixel Handy oder dem Chromecast m. GTV schon genau, ob ich eine App wirklich brauche, zumal es die meisten manchmal im Netz aus eher dubiosen Quellen gibt (Ich traue den ganzen APK Download-Seiten nicht so ganz).

    • Je nach App sind auch Updates ohne Store vollkommen unproblematisch. Newpipe benachrichtigt beim Start über Updates, dann lädt man die runter, öffnet sie, zwei Mal weiter drücken und fertig.

      Das mag für die heutige Jugend oder sehr alte Leute technisch zu kompliziert sein, aber jeder unter 70 und über 25 müsste schon an so vielen Systemen basteln dass man das mit zwei Mal weiter drücken wohl irgendwie auf die Kette bekommt. 😀

      • Genau und man bezieht den Download über Github. Ich empfinde die Platform als vertrauenswürdig. Speziell auch die App NewPipe. Nicht so dubios wie Vanced.

        • Vanced hostet auch bei GitHub.
          Sehr dubios dieser Codehoster.
          Die Vertrauenswürdigkeit von GitHub sagt wenig über die Vertrauenswürdigkeit der gehosteten Projekte dort aus.

  2. Tim Sweeney ist ein Heuchler. Das war er immer schon.

    • Jo, macht aber nichts. Googles & Apples Marktmacht auf den Zahn zu fühlen ist höchste Zeit. Selbst wenn Sweeney der Teufel höchstpersönlich wäre ist Epics Engagement hier eine gute Sache für uns alle.

  3. Ja und zu dem Klientel sind das meistens kiddys die sich dann irgendwelche Trojaner einfangen als das Spiel. Zu mal Updates manuell durchgeführt werden müssen oder man lädt einen anderen Store runter aber dann kann man gleich bei Google bleiben.

    • Sideloading braucht man für jeden alternativen App-Store, falls man mehrere App-Versionen gleichzeitig betreiben möchte oder z.B. für Apps wie NewPipe.

      Aber vielleicht gehöre ich ja zu dem schrecklichen „Kiddy“-Klientel das sich überall Trojaner einfängt. 😀

      • Wenn mann draussen so rum schaut, sind die Kiddys eher Apple User. Nicht weils gut oder so ist, einfach weils Node ist.

    • Gerade deshalb benötigt man eine bessere Integration von alternativen Stores!

  4. Okay Google, wenn Ihr den freien, kreativen Umgang mit Technologie zur Hölle machen wollt… Müsst Ihr Euch auf das Echo vorbereiten.

    • Oh, jetzt wird Google aber Angst bekommen…
      Was für ein Echo? Otto Normaluser kauft ja auch lieber ein Gerät mit Android als mit Harmony OS, was soll da ein Spieleentwickler daran ändern? Oder kommen jetzt die Heerscharen Fortnite Spieler und erobern Googles Zentrale?

      • Ich würde eher sagen die aktuellen Prozesse bezüglich Marktposition sind da die kommende Unruhe.

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