„Genshin Impact“: Ein Mobile Game, das… was taugt?!

Eigentlich wollte ich schon letzte Woche über „Genshin Impact“ berichten. Solltet ihr irgendwie im Bereich Gaming unterwegs sein oder ab und an bei YouTube hereinschauen, dann ist euch das Spiel vermutlich schon begegnet. So läuft da eine sehr aggressive Werbekampagne und auch in der Community ist der Titel in aller Munde. Irgendwie wollte ich persönlich das nicht so recht glauben: ein Mobile Game, das tatsächlich mehr ist als eine reine Klick-Orgie.

Ich gebe es zu, als da ich ein Video von Digital Foundry musterte und dann in der Werbepause der Trailer zu „Genshin Impact“ aufploppte, war ich spontan angesprochen: Die Spielwelt erinnert glasklar an „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ und auch die Anime-Charaktere sind mein Ding. Dann liest man da etwas von einem Open-World-RPG – und das auch noch kostenlos?

Moment mal… Die Masche kenn wir doch: Alle zwei Schritte soll man für Mikrotransaktionen blechen, endloses Grinding betreiben, das mehr in Arbeit ausartet als Spaß macht, und bestenfalls rudimentärem Gameplay frönen. Na ja, also denk ich mir: Geschickt gemacht, ist bestimmt nur die nächste Scharade für einen dritten Game-Over-Beitrag. Teilweise hatte ich tatsächlich recht mit meiner Skepsis: „Genshin Impact“ nutzt die Gacha-Mechanik und will euch so das Geld aus der Tasche ziehen.

Was ist gemeint? Nun, in Gacha-Spielen zahlt ihr zwar nicht all 5 Minuten, um das Spiel fortsetzen zu können oder euch direkt Spielvorteile zu erkaufen, blecht aber für Charaktere. Wollt ihr also den mächtigen Helden XY in eure Party nehmen, dann müsst ihr jenen über eine Art Glücksrad erst einmal ergattern. Ein anderer, bekannter Gacha-Titel ist übrigens Nintendos “ Fire Emblem: Heroes“. Zugutehalten muss man „Genshin Impact“, dass ihr die über Gacha-Mechaniken zu erhaltenden Charaktere nicht zwingend benötigt.

So stellt man euch eine Reihe kostenloser Gefährten zur Seite. „Genshin Impact“ ist dabei aber recht pfiffig. Denn das Spiel macht euch heiß auf neue Helden, indem ihr ihnen im Spielverlauf begegnet. So bestreitet ihr etwa eine Questreihe mit dem Schwertkämpfer Diluc, der dabei bleibenden Eindruck hinterlässt. Klar, dass man jenen also gerne in der Party hätte. Dafür müsst ihr dann aber eben versuchen ihn über die Gacha-Mechanik zu ergattern. Und da haben derartige, legendäre Helden eine Drop-Rate von sagenhaften 0,6 %.

Ich bin aber selbst erstaunt, dass man „Genshin Impact“ verhältnismäßig gut zocken kann, ohne den Gacha-Krempel ernsthaft anzufassen. Ja, das Spiel will einen dazu verlocken, aber wenn man willensstark genug ist und sich von den In-App-Käufen fernhält, kommt man auch so gut zurecht. Ihr könnt euch da auch Drehs freispielen, das dauert aber extrem lange. Das Aufleveln der Charaktere, Ausrüstung und der einzelnen Fähigkeiten ist fair gestaltet. Man kann sich dem Grinding hingeben, muss das aber nicht – auch nicht anders als in einem „normalen“ RPG ohne Mikrotransaktionen.

Dazu machen die Aufgaben sogar Laune und die Charaktere, denen man begegnet sind, interessant und bleiben im Gedächtnis – sollen sie wie gesagt ja auch, damit ihr Kohle investiert, um sie zu erhalten. Ihr könnt mehrere, größere Städte besuchen, die mir sogar deutlich besser gefallen als die überschaubaren Dörfer in „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“. Dazu kommt, dass das Spiel nicht nur für Apple iOS und Android verfügbar ist, sondern auch für PlayStation 4, Windows-PCs und in naher Zukunft auch die Nintendo Switch. Ihr könnt euere Spielstände sogar plattformübergreifend nutzen – nur die PS4 macht da leider nicht mit.

In der Summe ist „Genshin Impact“ ein überraschend faires und launiges RPG, das technisch sauber gemacht ist und sich mit manchem Vollpreis-Rollenspiel messen kann. Das hat der chinesische Entwickler miHoYo fabelhaft hinbekommen. Ich hätte es nicht gedacht, aber hier liegt wirklich mal ein Free-to-Play-Titel vor, den ich echt empfehlen kann. Wer also auf RPGs steht, Anime-Einflüssen nicht abgeneigt ist und ein vollwertiges Spiel für unterwegs sucht, sollte hier einmal hereinschauen. Die Gacha-Mechaniken sollte man kritisch sehen, denn sie sollen Gamer mit Affinität zum Sammeln natürlich in ihren Sog ziehen. Wer kein Problem hat sie links liegenzulassen, wird hier aber ohne große Ausgaben viel Spaß haben.

https://apps.apple.com/de/app/genshin-impact/id1517783697

https://play.google.com/store/apps/details?id=com.miHoYo.GenshinImpact

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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12 Kommentare

  1. Guter Beitrag.
    Ich finde ein Spiel mit einem gewissen Anspruch wie dieses sollte die Entwicklungskosten wieder reinholen dürfen. Dahinter stecken ja keine Indie-Entwickler sondern die Erfinder der NieR Reihe. Natürlich könnten sie es als Pay2Play Titel anbieten, aber so kommen mehr Spieler in den Genuss des piels und wer was bezahlen will wird nicht davon abgehalten. Immer noch besser als alle 5min eine Werbeanzeige.
    Hab bisher nur kurz reingeschaut, aber die Cross-Save Funktion war mir neu.

    • André Westphal says:

      Ja, bei diesem Spiel könnte ich es sogar rechtfertigen ein wenig Geld zu investieren, um die Entwickler zu unterstützen, da hier wirklich nicht abgezockt wird. Das müsste man eigentlich auch belohnen. Bleibt zu hoffen, dass da nicht nachträglich am Grinding und der Gacha-Mechanik was angepasst wird.

      • Anfüttern und dann abzukassieren, wie bei jedem Gacha Game 😉

        Außerdem ist es ein Asia-Game – Grinding wird kommen.

  2. Wie lange wurde denn gespielt um die Mechaniken beurteilen zu können?
    Ich kenne Spiele, die einem nach 10 Minuten auf den Sack gehen, andere „erst“ nach 10 Stunden.

    • Oder nach 10 Tagen. Es ist in der Branche durchaus üblich, dass die Spieler auch mal zwei Wochen „angesuchtet“ werden und gut vorankommen, um dann nach ein paar Wochen richtig abgezockt zu werden, wenn man weiter kommen will.

  3. An und für sich ein gutes Spiel. Einzig die asynchrone japanische Sprachausgabe und die vertauschten A und B Tasten (Xbox Controller on PC) in der Tastenbelegung stören mich ein wenig.

  4. Kommt das Spiel wirklich für die XBOX? Ich konnte die Info bisher noch nirgends finden.

    • André Westphal says:

      Sorry, das war mein Fehler, ich habs mit der Switch verwechselt – für die ist es schon angekündigt. Die Xbox lässt man wohl außen vor :-/. Ist korrigiert.

  5. Ich habe es ca. 4-5 Stunden auf dem PC gespielt und danach deinstalliert. Mich hat das Game überhaupt nicht gepackt. Es sieht wirklich fantastisch aus, läuft super flüssig aber irgendwas fehlt mir. Ich kann es nicht erklären.

  6. Stefan Weiß says:

    Kein Controller Support bisher auf dem iPad, verstehe überhaupt nicht, warum das nicht von Anfang an mit dabei ist.

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