Frankreich will dem Gaming-Slang entgegenwirken

Frankreich ist in Sachen „Sprache“ einigermaßen – sagen wir einmal „eigenwillig“. Dort müssen ausländische Film- und TV-Produktionen beispielsweise immer auch einen französischen Alternativtitel tragen. Außerdem gibt es fürs Radio z. B. strikte Quoten, damit ausreichend französischsprachige Musik läuft. Nun ist der Regierung die Gaming-Sparte ein Dorn im Auge: Begriffe wie „E-Sports“, „Pro-Gamer“ oder „Streaming“ will man durch französische Alternativen ersetzen.

In Deutschland erinnern uns solche Taktiken eher an eine düstere Phase unserer Geschichte, in Frankreich sieht man das aber anders. Es gehe laut den Verantwortlichen vom Kulturministerium darum, die Sprache für einen möglichst breiten Bevölkerungskreis verständlich zu halten. Über solche Versuche der Sprachnormierung, wie man dies sprachwissenschaftlich nennt, kann man sich streiten. So ist Sprache eben nicht statisch, sondern entwickelt sich fortlaufend. Und dazu gehören auch sogenannte Sprachimporte, also Wörter aus anderen Sprachen, die Einzug halten.

Das erlebt man übrigens auch im Englischen: Aus dem Deutschen wurden da etwa deutsche Wörter wie „Spiel“, „Weltschmerz“ oder „Gesundheit“ übernommen. Doch ich schweife ab. Jedenfalls will man z. B. folgende Begriffe offiziell anpassen: Pro-Gamer wird zu „oueur professionnel“. Streamer wird zu „joueur-animateur en direct“. Auch andere Wörter sind etwa der Académie Française gar nicht genehm. Dazu zählen Begriffe wie „Big Date“ oder „Drive-in“.

Letzten Endes kann man dort als Privatperson natürlich dennoch frei die Wörter nutzen, die man wünscht. Mitarbeiter der Regierung werden aber an die neuen Bezeichnungen gebunden. Etwa wird zusätzlich Cloud Gaming in Frankreich zu „jeu video en nuage“. E-Sports wird umgewandelt zu „jeu video de competition“. Ob die französischen Übertragungen die Kommunikation nun wirklich vereinfachen, wie vom Ministerium behauptet, oder vielmehr verkomplizieren, muss da wohl jeder für sich entscheiden.

Was haltet ihr denn von der französischen Herangehensweise? Fändet ihr solche Schritte auch in Deutschland sinnvoll? Oder ist die ganze Sache aus eurer Sicht eher unnötig?

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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67 Kommentare

  1. Ich habe mich in der Schule schon gewundert. Auf der einen Seite wollen sie alles ins französische bringen, haben dann aber Wörter wie z.B. „le week-end“ und „le parking“ (dreimal darf geratren werden, was sie im Deutschen bedeuten 😀 )

  2. Find ich nicht besonders überraschend. Die Franzosen sind ja schon immer stolz auf ihre Sprache und „kämpfen“ um „Spracherhalt“. Finde ich genauso rückwärtsgewandt und unpassend wie die Menschen, die meinen sie müssten anderen ihren PC-Sprech aufdrücken. Lasst die Leute sprechen wie sie möchten, solange sie sich an grammatikalische Grundregeln halten.

    • André Westphal says:

      Da stimme ich dir zu: Die Gender-Sprache sehe ich auch eher als Negativbeispiel, da sie aus meiner Sicht auch ein Versuch der Sprachnormierung ist – mit ideologischer Motivation. Sie ist keine natürliche Entwicklung, sondern wird von einer relativ kleinen Gruppe mit einer bestimmten Agenda (die ich hier gar nicht positiv oder negativ bewerten will) forciert.

      Wenn man der Sprache relativ freien Lauf lässt, entwickelt sie sich von alleine mit der Gesellschaft – und das ist auch okay so, solange eben Grammatik und Co. erhalten bleibt. Die Sprache erweitert sich ja z. B. auch durch neue Wörter, gewinnt also an Vielfalt.

      • @André Westphal: Ich finde es nur heuchlerisch, dass Leute am laufenden Band in Satzgefügen nach „weil“ Hauptsätze formulieren, obwohl die Konjunktion nur vor Nebensätze gehört (für Hauptsätze gibt es das zunehmend vom Aussterben bedrohte „denn“), keinen Genitiv mehr beherrschen, Konjunktiv schon gar nicht (alles wird mit „hätte“ und „würde“ formuliert), Komposita mit Deppenleerzeichen schreiben, sich um den Unterschied zwischen „das“ und „dass“ ohnehin nicht scheren, und sich dann ausgerechnet bei Gendersprache über „Vergewaltigung der Sprache“ echauffieren, also genau der einen Baustelle, welche nicht aus reiner Bequemlichkeit/Faulheit entstanden ist, sondern einen durchaus berechtigten Hintergrund hat – die Beseitigung des Umstands, dass ein Mann sprachlich (bei der Wahl der Deklinationsform) mehr Gewicht hat als alle Frauen der Welt. Dieser Hass geht teilweise so weit, dass selbst Doppelnennungen („Userinnen und User“), für welche man weder Rechtschreibung, noch Grammatik zurechtbiegen muss, mittlerweile unter diese vielbeschworene „Genderpropaganda“ subsumiert werden.

        Auch ich benutze nach wie vor regelmäßig das generische Maskulinum, aber ich stehe zumindest auch offen dazu, dass das reine Bequemlichkeit und Gewohnheit ist und ansonsten keinen logischen Hintergrund hat; und wenn beim generischen Maskulinum Frauen „mitgemeint“ sind, kann es genauso funktionieren, dass beim generischen Femininum die Männer „mitgemeint“ sind. Kompromissvorschlag: Einfach immer die Form nehmen, deren Geschlecht in der genannten Gruppe tatsächlich oder erwartungsgemäß in der Mehrzahl vertreten ist. Dann hieße es zwar generisch „Lehrerinnen“, „Pflegerinnen“, „Verkäuferinnen“, „Studentinnen“, aber weiterhin „Manager“, „Lobbyisten“, „Millionäre“, „CDU-Politiker“, „Straftäter“… (bei derartig negativ konnotierten Bezeichnungen haben übrigens interessanterweise auch die härtesten Gender-Befürworter scheinbar nie ein Problem damit, beim generischen Maskulinum zu bleiben). Für Singular und Komposita habe ich auch noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden. Und in der Schriftsprache bin ich der Auffassung, dass, wenn man sich mal auf eine Abkürzung einigt (Sternchen, Doppelpunkte etc. sind m.E. eher eine Ausgeburt der Zeichenbegrenzung auf Twitter & Co.), man sie trotzdem aussprechen sollte (Beispiel: schreib „User:innen“, lies „Userinnen und User“), so wie man andere Abkürzungen ja auch nicht so vorliest, wie sie geschrieben stehen – von der Unart, eine hörbare Pause zu machen und dann „innen“ anzuhängen („Und was ist mit ‚außen‘? LOL“), halte ich überhaupt nichts. Und wer es für widersinnig hält, etwas anders vorzulesen, als es geschrieben steht: Wie liest du „16:35 Uhr“, etwa in der Reihenfolge, in der es geschrieben steht? (Und warum nennen wir Deutschen überhaupt den Einer vor dem Zehner?)

        Im Übrigen traf das Argument, dass die Entwicklung von einer Minderheit mit einer bestimmten Agenda forciert werde, seinerzeit auch lange auf die Abschaffungsprozesse bei Begriffen wie dem N-Wort (ich bin kein Freund von Selbstzensur wie „N-Wort“, will aber auch nicht, dass der Kommentar deshalb rausgefiltert wird) zu. Die große Mehrheit der Bevölkerung dürfte lange Zeit keine Probleme damit gehabt haben, schwarze Menschen als „N…“ zu bezeichnen, und bis die Mehrheit es akzeptiert hat, Begriffe wie „Mohrenkopf“, „Negerkuss“ oder „Zigeunersauce“ aus dem allgemeinen Sprachgebrauch zu verbannen, hat es auch seine Zeit gedauert; hätte aber niemand immer wieder den Finger in die Wunde gelegt, wäre es gar nicht erst dazu gekommen.

        Sprache entwickelt sich immer anhand der gesellschaftlichen Realität und spiegelt diese (und sei es ungewollt) wider. Weder Rechtschreibung, noch Grammatik sind davon ausgenommen. Anderenfalls gäbe es keine Rechtschreibreformen (Rechtschreibung ist übrigens auch „von oben verordnet“, so wie angeblich Gendersprache, heißt nicht umsonst „*amtliche* deutsche Rechtschreibung“, am Entscheidungsprozess ist nur eine ausgewählte Minderheit der Bevölkerung beteiligt); anderenfalls wäre die höfliche Anrede noch heute nicht „Sie“ (3. Person Plural), sondern „Ihr“ (2. Person Plural), wie man es sonst nur noch aus fiktionalen Medien kennt. Ginge man noch weiter zurück, dann müssten wir heute immer noch über uns selbst in der 1. Person Plural und über die 2. Person in der 3. Person Singular sprechen: „Wir vernehmen, er möchte uns etwas sagen?“ (Neuhochdeutsch: „Ich vernehme, du möchtest/Sie möchten mir etwas sagen?“)

        • Hallo Du mit dem unaussprechlichen Namen, es gibt aber immer noch „Jägerschnitzel“ – sind Jäger weniger schutzwürdig im Hinblick auf das Verzehrtwerden als Zigeuner? Ideologie , egal wie gut gemeint, ist selten eine gute Ratgeberin (ja korrekt gegendert: die Ideologie = die Ratgeberin). Ich halte auch die letzten Rechtschreibreformen für überflüssig und schreibe daß immer noch mit „ß“ und nicht mit „doppel-s“. Insofern halte ich auch – um auf das Theema zurückzukommen – nichts von erzwungenen nationalisierungen international gebräuchlicher Begriffe. Da stört mich viel eher daß Bildschirmdiagonalen seit einiger Zeit in Zoll und nicht mehr in zentimeter angegeben werden. Immerhin ist das metrische System in Technik und Wissenschaft international standardisiert. Beim Messen und Wiegen sind Standards sinnvoll, bei der Sprache nicht.

          • Jägerschnitzel? Dein Ernst? Whataboutism in Reinstform. Würde mich einfach freuen, wenn die Leute, die nicht von Diskriminierung betroffen sind, es einfach akzeptieren, wenn die Leute ,die es sind, sagen dass es so ist, anstatt immer noch dümmere Erklärung zu suchen, warum dem nicht so wäre…

          • Gunar Gürgens says:

            Wenn dann bitte Jäger:innenschnitzel!

          • @Andreas: Dir ist aber schon klar, dass es hier nicht um das „Verzehrtwerden“ geht, sondern um die Verwendung rassistisch konnotierter Schimpfwörter, ja? Mir wäre jedenfalls neu, dass „Jäger“ ein solches ist.

            Und mal ganz doof: Wenn dir ſo viel an alter Rechtſchreibung liegt, warum biſt du dann nicht ſo konſequent und verwendeſt auch das lange ſ, welches in gebrochenen Schriften bis zur Einführung der Antiqua in den 1940er-Jahren feſter Beſtandteil der deutſchen Rechtſchreibung war und auch heute noch orthographiſch nicht falſch ist? Es erfüllt ſogar eine nicht unerhebliche Funktion, indem es das Erkennen der Wortfuge erleichtert, vergleiche „Wachſtube“ und „Wachstube“ oder „Verſendung“ und „Versendung“. Ich finde es übrigens immer ironiſch, daſs ausgerechnet Neonazis für ihre Banner und Trikots auf gebrochene Schriftarten zurückgreifen, wo es doch die Nationalſozialiſten waren, welche die gebrochenen Schriftarten abſchafften (die der Fraktur ähnliche Schwabacher wurde von Martin Bormann gar als „Judenſchrift“ bezeichnet) und durch die Antiqua erſetzten; und noch lustiger iſt das, wenn ſie dann nicht einmal wiſſen, dass es das lange ſ gibt, und gemäß traditioneller Regeln das Wort „Deutsche“ korrekterweise „Deutſche“ geschrieben werden müſſte.

            „Beim Messen und Wiegen sind Standards sinnvoll, bei der Sprache nicht.“
            Wenn es in einer Sprache keine Standards und Regeln gäbe, was machte diese Sprache dann aus? Standards in Form von Rechtsschreibung, Grammatik und Ausspracheregeln sind das, was eine Sprache zu dem macht, was sie ist. Die Standards können sich ändern, aber ganz ohne sie wäre es keine Sprache mehr. Wenn jeder nur frei nach seinen eigenen Regeln spräche, läse und schriebe, könnte kaum wer die anderen verstehen. Genau das ist ein wesentlicher Kritikpunkt an der Verwendung nicht standardisierter Konzepte für geschlechtsinklusiver Sprache, welchen auch ich für valide halte.

            • *Korrektur: Im letzten Satz des zweiten Absatzes müsste es natürlich „geſchrieben“ heißen.

        • Das war ein langer und unerwartet erfrischender Text, vielen Dank für das Teilen deiner Gedanken 🙂

        • André Westphal says:

          Was du ansprichst sind aber grundsätzlich zwei verschiedene Themen:

          1. Was du als „Verfall“ der Sprache verstehst, also schwindendes Verständnis von Rechtschreibung und Grammatik
          2. Sprachnormierung (Gender-Sprache).

          Man kann eines davon, beides oder keines von beidem doof finden, es sind aber unterschiedliche Themen.

          • @ André Westphal: Man kann diese Unterteilung vornehmen, letztendlich lässt sich aber beides unter Sprachwandel einordnen. Vielleicht werden die genannten Anzeichen des Sprachverfalls irgendwann etablierter Standard, das muss mir dann immer noch nicht gefallen, aber es kann eben passieren. Außerdem behandeln Gegnerinnen und Gegner geschlechterinklusiver Sprache das Gendern gleichermaßen als „Sprachverfall“.

            Und genau da setze ich an: Mir geht es darum, dass die breite Masse mit den von mir angeprangerten Unsitten offenkundig wenig Probleme hat, sie sogar in großem Umfang selbst praktiziert, aber bei geschlechterinklusiver Sprache haben sie die Stirn, anderen eine „Verstümmelung“ oder „Vergewaltigung“ der Sprache vorzuwerfen. Das eigentliche Problem ist, dass geschlechterinklusive Sprache erst einmal unbequemer ist als generisches Maskulinum (die anderen genannten Unsitten fußen ja gerade auf stumpfer Bequemlichkeit/Faulheit), und dass eine fundamentale, etablierte Praxis, welche nachweislich auf alten Hierarchien und Rollenbildern beruht, die sich darin bis heute widerspiegeln, in Frage gestellt wird.

            Was ich, wohl ähnlich wie du, als Störfaktor betrachte, ist, dass etliche Vertreter beider Seiten sich selbst wichtiger machen, als sie sind. Die Duden-Redaktion für ihren Teil hat sich bisher noch auf kein Konzept einigen können, aber dennoch deutlich zu erkennen gegeben, dass das generische Maskulinum als „inklusiver“ Standard nicht in Stein gemeißelt ist. Gleichwohl halte ich nichts davon, andere allein dafür anzupampen, dass sie nach wie vor davon Gebrauch machen, solange es eben für geschlechterinklusive Sprache keinen festgelegten Standard gibt. Wenn diejenigen allerdings sich selbst als aggressive Gegner jeglichen Genderns hervortun und versuchen, sich ihren Sprachgebrauch mit irgendwelchen unsinnigen Argumenten zurechtzurationalisieren, dann nehme ich ihre Argumentation auch gnadenlos auseinander, denn am Ende bleibt da bis auf „Es war schon immer so!“/„Wir haben es schon immer so gemacht!“ nicht viel übrig. Dass Rechtschreibung und Grammatik gegen Sprachwandel nicht gefeit sind, habe ich schon erklärt, ebenso, dass die Entfernung bestimmter Begriffe aus dem Sprachgebrauch aus Anstandsgründen ebenfalls als ideologisch motiviert angesehen werden kann und stets mit Minderheiten angefangen hat – an der Stelle danke an Tomasz für das schöne Beispiel mit „Frau“, „Fräulein“ und „Weib“ (wurde seinerzeit von Sprachkonservativen und -puristen genauso auseinandergenommen wie heute geschlechterinklusive Sprache). Und wenn Frauen beim generischen Maskulinum „mitgemeint“ sein können, kann das genauso umgekehrt funktionieren; die Argumentation feministischer Linguistinnen, dass z.B. „Richterinnen“ das Wort „Richter“ enthalte, aber nicht umgekehrt, und es so herum eigentlich mehr Sinn ergebe, ist nicht wirklich von der Hand zu weisen, am Ende beruht das generische Maskulinum hier nur auf Gewohnheit und ist historisch gewachsen, eine rationale Begründung, warum man es so macht, gibt es aber nicht. Dass ich die feministische Idee, das generische Femininum als Standard einzuführen, dennoch nicht teile, liegt daran, dass man eigentliche Problem, nämlich dass ein einziger Mann den Unterschied bei der Wahl der Deklinationsform macht, ohne Rücksicht auf die Anzahl der Frauen, damit nicht löste, sondern nur umkehrte.

            Mein Beispiel weiter unten mit dem Chirurgen ist auch so ein Fall, hier mal die Auflösung: Wenn jemand argumentiert, Genus und Sexus seien voneinander „sowieso“ unabhängig und das Gendern damit überflüssig, dann nenne ich dieses Beispiel, und die erhoffte Erkenntnis ist, dass das eben doch nicht so egal ist, wie in dem Zusammenhang gern mal behauptet wird. Denn wenn es das wäre und man der Argumentation, die männliche Form könne auch Frauen meinen, folgt, dann sollte man kein Problem dabei haben, zu erkennen, dass nicht etwa der Vater von den Toten auferstanden ist, sondern „der Chirurg“ die Mutter ist. Die meisten tappen aber in genau die Falle, die ich ihnen da stelle, nämlich dass sie bei „der Chirurg“ instinktiv von einem Mann ausgehen und der Text für sie somit keinen Sinn ergibt; und dass sie damit ihre eigene Argumentation widerlegen.

            Auf der anderen Seite nehme ich aktive Gender-Befürworterinnen und -Befürworter, die jede Autorin und jeden Autor in der Luft zerreißen, wenn sie nicht nach ihren Wünschen arbeiten, genauso aufs Korn, indem ich spitz bemerke, dass sie selbst Begriffe wie „Straftäter“, „Betrüger“, „Mörder“, „Vergewaltiger“ etc. auch nicht konsequent gendern, obwohl es da genauso weibliche Täterinnen gibt, wenn auch in Unterzahl. Und ich lege zwar niemanden darauf fest, wie er geschlechterinklusive Formulierungen abzukürzen hat, aber erwarte, dass es zumindest innerhalb eines Textes einheitlich gehalten wird. Wenn ich in ein und demselben Satz erst einen Doppelpunkt, danach ein Sternchen, dann einen Unterstrich etc. vor dem „innen“ finde, dann weiß ich schon, dass, wenn schon eine kohärente Form die Autorin/den Autor überfordert, der Inhalt erst recht nichts taugen wird.

            Die andere Sache, die mir wichtig ist, ist, niemanden mit Kritik an anderen durchzukommen zu lassen für etwas, was er selbst macht. Und da sind (besonders „engagierte“) Gegnerinnen und Gegner geschlechterinklusiver Sprache eben regelmäßig sehr dankbare Ziele. Alles, was sie anderen mit ihrem „Genderwahn“ vorwerfen, tun sie selbst. Nicht nur die angesprochene „Vergewaltigung“ der Sprache, sondern auch, eine andere Person einfach nur für den Umstand anzugreifen und zu beschimpfen, dass sie es nicht so macht, wie sie es gern hätten. Man kann ja Schöpfungen wie „User:innen“ kritisieren (vor allem gesprochen), aber wenn die Leute selbst bei konsequenten Doppelnennungen, wie es sie seit langem gibt und wofür man weder Rechtschreibung, noch Grammatik manipulieren muss, schon an die Decke gehen und das als „Genderwahn“ deuten, dann sagt das vor allem über sie selbst jede Menge aus.

            Um noch einmal den Bogen zum eigentlichen Artikelthema zu schlagen: Wir haben bisher vor allem über die deutsche Sprache diskutiert, aber die französische Sprache ist von der Problematik geschlechterexklusiver und -inklusiver Sprache gleichermaßen betroffen und die Fronten ähnlich verhärtet. Neben dem bekannten Substantivgenus bei Berufs- und Gruppenbezeichnungen gibt es im Französischen auch für die 3. Person Plural zwei Personalpronomina: „ils“ und „elles“. Ersteres bezeichnet rein männliche und gemischte Gruppen, letzteres nur rein weibliche Gruppen; und ich habe schon als Junge in der Schule nicht verstanden, warum nur ein einziger Mann den Unterschied machen soll, dass es selbst dann „ils“ heißen muss, wenn in der Gruppe ein Mann und eintausend Frauen sind. Das ist doch der Inbegriff der Ungleichberechtigung. Und auch da lassen sich alle Argumente von „Sprachkonservativen“ und „-puristen“ gegen eine Änderung dieser Praxis auf folgenden Satz runterbrechen: „Es war halt schon immer so!“

            • pettibone says:

              „Mein Beispiel weiter unten mit dem Chirurgen ist auch so ein Fall“
              In welche Falle? Wer jetzt an den männlichen Chirurg gedacht hat, welches Problem genau hat der? Wo ist überhaupt das Problem? Ernst gemeinte Frage.

              • Weil es, zumindest im Deutschen, nicht mehr angebracht ist, eine Chirurgin als Chirurg zu bezeichnen?
                Weil es bedeuten könnte, der Hörer bekäme einen eventuell falschen Eindruck vom Vater, was, bei Menschen, die sich an angepaßter Sprache stören, nicht unwahrscheinlich, zu einer negativen Bewertung der Familie führte. Gäbe es diesbezüglich keine Diskriminierung, wäre es egal, oder, in Deiner Begrifflichkeit, gäbe es kein Problem, aber so weit ist die Gesellschaft noch nicht.

                • pettibone says:

                  Natürlich bezeichnet man eine Chirurgin nicht als Chirurg. Aber die Chirurgin geht ja trotzdem zum Chirurgenkongress und weiß, dass sie dort Chirurgen und Chirurginnen trifft.

                  Soll das Beispiel nun zum Ausdruck bringen, dass man sich keine weiblichen Chirurgen vorstellen könne und deshalb in Geschlechterklischees festsitzt? Das ist doch albern, denn keine angehende Chirurgin lässt sich deswegen vom Medizinstudium abhalten.

              • Jemand behauptet, Genus und Sexus seien voneinander unabhängig und die maskuline Form könne auch Frauen meinen, daher sei Gendern überflüssig. Ich lege ihm dieses Beispiel vor (Kopie von unten):

                „Vater und Sohn haben einen Autounfall. Der Sohn überlebt und wird in die Klinik eingeliefert. Der Chirurg betritt den OP und sagt: ‚Den kann ich nicht operieren, das ist mein Sohn.‘“

                Es gibt zwei Möglichkeiten, wie die Person reagieren wird:
                1. Sie nimmt ihre eigene Argumentation, ihre eigene Logik ernst, und hat überhaupt keine Schwierigkeiten, aus dem Kontext heraus zu erkennen, dass „der Chirurg“ die Mutter des Sohnes ist. Die Bezeichnung „der Chirurg“ hat ja nach ihrer Logik nichts mit dem natürlichen Geschlecht der Person zu tun, die Person kann also männlich oder weiblich (oder divers) sein. Streng genommen braucht es dann überhaupt keine separaten Deklinationsformen für Frauen.
                2. Für sie ergibt das Beispiel überhaupt keinen Sinn, weil der Vater doch beim Unfall gestorben sei und „der Chirurg“ ein Mann sein müsse. Wenn man es dann auflöst, protestiert sie, warum man dann nicht „korrekterweise“ „die Chirurgin“ gesagt bzw. geschrieben habe. Damit widerlegt sie ihre eigene Argumentation und beweist, dass das grammatische Geschlecht doch stärker mit dem natürlichen verknüpft ist, als sie behaupten wollte, auch für sie selbst, da sie sich hat von so einem einfachen Beispiel derart aufs Glatteis führen lassen.

                Bei den allermeisten, denen ich es vorlege, bekomme ich Reaktion 2.

                • pettibone says:

                  „Bei den allermeisten, denen ich es vorlege, bekomme ich Reaktion 2.“
                  Ja, wenn man das Beispiel so manipulativ formuliert, ist das wohl so. Und das ist ja auch das gewünschte Ergebnis der Manipulation.

                  Nur hat das nichts mit dem generischen Maskulinum zu tun.

                  Ein ehrlicheres Beispiel wäre:

                  „Da operieren zwei Chirurgen“

                  Denkt man bei dem Satz ausschließlich an zwei Männer, dann ist das vielleicht nicht zutreffend. Aber es sagt nichts darüber aus, was man über Gleichberechtigung denkt. Selbst wenn eine Frau es denkt, ist es für sie kein Hindernis, Chirurgin zu werden,

                  • Manipulativ ist das Beispiel nur, wenn man sich davon manipulieren lässt. Nämlich, wenn man bei „der Chirurg“ grundsätzlich von einem Mann ausgeht, weil man es so gewohnt ist, und es für ausgeschlossen hält, dass es sich um eine Frau handeln könnte, weil es ja sonst „die Chirurgin“ heißen müsste. Dann sollte man sich aber auch nicht hinstellen und behaupten, dass Genus und Sexus nichts miteinander zu tun hätten und Gendern daher „überflüssig“ sei. Das gewünschte Ergebnis ist hier die Erkenntnis bei demjenigen, dass seine Argumentation seinem eigenen Sprachgebrauch nicht standhält, und dass er sich für seinen Standpunkt bessere Argumente suchen oder seinen Standpunkt überdenken (oder seinen Sprachgebrauch seiner Argumentation anpassen) sollte – die Wahl bleibt jedem selbst überlassen.

                    Und der Sprachgebrauch kann durchaus den Eindruck erwecken bzw. unterstreichen, dass gewisse Branchen nach wie vor absolute Männerdomänen seien, und damit Frauen davon abhalten, ihr Glück dort zu versuchen, in Anbetracht dessen, was sie da zu erwarten haben. Gleichzeitig empfinde ich es schon nahezu als beleidigend und herabwürdigend, dass von den Frauen erwartet wird, sich dort einfach „mitgemeint“ zu fühlen, aber selbst in weiblich dominierten Bereichen, wie im Grundschullehramt oder der Pflege zum Beispiel, dann immer noch generisch von „den Grundschullehrern“ und „den Pflegern“ die Rede ist, so als sei es Männern offenkundig nicht zuzumuten, sich „mitgemeint“ zu fühlen, wenn die Frauen in der Überzahl und sie als Männer in der Minderheit sind. Das generische Maskulinum, welches „auch“ Frauen „mitmeinen“ kann, ist reine Gewohnheit, sonst nichts, prinzipiell könnte es auch genau andersrum funktionieren.

                    • Pettibone says:

                      „ Manipulativ ist das Beispiel nur, wenn man sich davon manipulieren lässt. Nämlich, wenn man bei „der Chirurg“ grundsätzlich von einem Mann ausgeht, weil man es so gewohnt ist, und es für ausgeschlossen hält, dass es sich um eine Frau handeln könnte, weil es ja sonst „die Chirurgin“ heißen müsste.“

                      Es gibt nun einmal in der Grammatik männliche und weibliche Bezeichnungen. Dass sich jemand unter „der Chirurg“ als erstes einen Mann vorstellt, ist völlig normal.

                      Wenn in dem Beispiel eine Frau reinkommt, würde man „Chirurgin“ sagen, weil es die richtige Bezeichnung ist.

                      Das ist nicht das Problem der gegenderten Sprache.

                      Problematisch wird es beim Verbiegen des generischen Maskulinums.

                      Sie mögen es als Frechheit empfinden, wenn Frauen „mitgemeint“ sind, wie Sie es ausdrücken. Sie sind aber nicht nur mit gemeint, sondern es wird überhaupt nicht nach Geschlecht unterschieden, weil alle Mitglieder der Gruppe gleich behandelt werden.

        • „(Und warum nennen wir Deutschen überhaupt den Einer vor dem Zehner?)“
          Kurzer Einwurf: Das könnte man als Übernahme aus Fremdsprachen verstehen.
          Im Britischen Englisch findet sich in älteren Texten z.B. auch one-and-twenty für einzundzwanzig.

        • pettibone says:

          Rechtschreibung ist „von oben verordnet“, damit eine gewisse Einheitlichkeit gewahrt bleibt, die der Verständlichkeit dient. Gendersprache ist willkürlich, technokratisch und oftmals unaussprechlich. Sie dient nicht der Verständlichkeit sondern einem politisch gewolltem Zweck: der behaupteten *sprachlichen* Ungleichbehandlung von Frauen und Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen möchten.

          Selbst Genderbefürworter können aber den Anforderungen kaum gerecht werden, weil immer noch einer Minderheit gefunden wird, die sprachlich „nicht sichtbar“ sei und sich dadurch die Gendersprache permanent ändert: erst der Unterstrich, dann der Stern, nun der Doppelpunkt.
          Es heißt generisches Maskulinum, weil es alle Geschlechter abdeckt. Das ist einfach und verständlich.

          Gestern kam im NDR ein Beitrag über ein brennendes Haus aus dem sich die „Bewohner und Bewohnerinnen“ in Sicherheit gebracht hatten. Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so absurd wäre.

          Ich habe im Bekanntenkreis wenige, die „gendern“ und ich verstehe, dass es gut gemeint ist. Aber ich lehne ich diese politisierte Sprache ab, weil es sich nach Unterwerfung anfühlt, so zu sprechen.

          Die Sichtbarmachung in der Sprache dazu führt auch nicht dazu, dass erst dann z.B. Frauen merken, dass sie auch Ingenieurin werden können. Wenn man vom Mensch als einem selbstbestimmten Individuum ausgeht, dann ist gegenderte Sprache übergriffig, weil sie unterstellt, dass Menschen nicht in der Lage sind, eigene Entscheidungen zu treffen,

          • Ich habe nie behauptet, dass die Motivation, etwas „von oben zu verordnen“, bei Rechtschreibung und Gendersprache dieselbe sei. Mir ging es lediglich um das Argument aufseiten der Gegnerinnen und Gegner, dass sie es nicht einsehen, sich einer „von oben verordneten“ Sprache unterzuordnen – dabei tun sie das die ganze Zeit. In dieselbe Kategorie fällt auch Ihre Äußerung, dass diese „politisierte Sprache“ abzulehnen sei, weil „es sich nach Unterwerfung“ anfühle, so zu sprechen. Dasselbe behaupten andere Leute bei der Verdrängung von „Negerkuss“ und „Zigeunersauce“ auch.

            Die Ungleichbehandlung ist nicht nur „behauptet“. Mal eine Verständnisfrage: Wenn ein einziger Mann mehr zählt als theoretisch alle Frauen der Welt, dann ist das doch Ungleichbehandlung, oder? Wenn also gemäß der grammatischen Regeln die männliche Form benutzt werden muss, sobald nur ein einziger Mann in der Gruppe ist, und sei er mit eins zu einer Million in Unterzahl, dann ist das eine sprachliche Ungleichbehandlung. Und warum kann die männliche Form Frauen und Diverse „mitmeinen“, die weibliche Form die Männer aber nicht, obwohl das anhand der Struktur der Wörter sogar mehr Sinn ergibt? Hält man das Argument, die „Anderen“ seien „mitgemeint“, für valide, dann funktioniert es für einen auch, wenn man Subjekt und Objekt austauscht und es in die Gegenrichtung anwendet. Wenn man es in die Gegenrichtung nicht akzeptabel findet (Spoiler-Alarm: Die meisten Männer fühlen sich beim generischen Femininum überhaupt nicht „mitgemeint“), dann sollte man mal reflektieren, was für Argumente man so benutzt.

            Was ihrem genannten Beispiel mit dem NDR-Beitrag jetzt genau zum Lachen gewesen sein soll, erschließt sich mir nicht. Sind Sie auch schon an dem Punkt, dass Sie selbst mit Doppelnennungen nicht mehr klarkommen? Oder wurde in dem Beitrag bei „Bewohnerinnen“ eine Sprechpause gemacht (also „Bewohner und Bewohner:innen“) und Sie haben beim Kommentieren vergessen, das zu kennzeichnen? Falls letzteres stimmen sollte, ginge ich mit Ihnen konform hinsichtlich der Absurdität.

            Es wäre natürlich hochgradig naiv und illusorisch, zu glauben, dass man nur die Sprache verändern müsse und dann sei Diskriminierung und Ungleichbehandlung in der Gesellschaft schon überwunden. Gleichwohl sind die Überarbeitung sprachlicher Gewohnheiten auf der einen Seite und die Bekämpfung „echter“ Diskriminierung nicht die Gegensätze, als welche sie von Gegnerinnen und Gegnern geschlechtsinklusiver Sprache oft hingestellt werden (beliebter rhetorischer Taschenspielertrick, um die Diskussion abzuwürgen), sondern zwei Seiten derselben Medaille. Sprache spiegelt seit jeher die gesellschaftliche Realität wider, und wenn letztere sich ändert, wird die Sprache früher oder später immer mitgehen müssen. Deswegen ja auch mein Kompromissvorschlag, zur Vereinfachung immer die Form zu nehmen, deren Geschlecht in der Gruppe mehrheitlich vertreten ist – das wäre die ideale Adaption der gesellschaftlichen Realität und ein hervorragender Weg, sichtbar zu machen, wo Frauen in Überzahl sind und wo Männer.

            • pettibone says:

              „Ich habe nie behauptet, dass die Motivation, etwas „von oben zu verordnen“, bei Rechtschreibung und Gendersprache dieselbe sei“

              Ich habe das nur zitiert, um danach zu schreiben, dass es einen Unterschied macht, aus welchen Gründen Sprachregelungen verbindlich für alle festgelegt werden.

              „In dieselbe Kategorie fällt auch Ihre Äußerung, dass diese „politisierte Sprache“ abzulehnen sei, weil „es sich nach Unterwerfung“ anfühle, so zu sprechen. Dasselbe behaupten andere Leute bei der Verdrängung von „Negerkuss“ und „Zigeunersauce“ auch.“

              Lassen Sie mal die Kirche im Dorf.

              Es IST eine politisierte und technokratische Sprache, auch wenn sie einem guten Zweck dienen soll. Wenn in einer Gruppe neun Leute gendern und einer nicht, ist der dann frauenfeindlich? Oft wird der dann gegen die eigene Überzeugung gendern, damit keiner von ihm ein falsches Bild bekommt.
              Die Mehrheit gendert nicht und ist trotzdem für Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau.

              „Wenn ein einziger Mann mehr zählt als theoretisch alle Frauen der Welt, dann ist das doch Ungleichbehandlung, oder?“

              Das ist eine Ungleichbehandlung, wenn der Mann anders behandelt wird als die Frauen
              Aber auf sprachlicher Ebene ist es das nicht, denn es sind ja Männer und Frauen gemeint, wenn ich z.B. zu einer Gruppe aus einem Mann und neun Frauen sage:

              „Alle Bürger in diesem Raum haben heute gewählt.“

              Das ist keine Diskriminierung, das ist einfach eine Beschreibung. Gewählt haben Männer und Frauen.

              „Deswegen ja auch mein Kompromissvorschlag, zur Vereinfachung immer die Form zu nehmen, deren Geschlecht in der Gruppe mehrheitlich vertreten ist“

              Das ist gut gemeint aber führt nicht zum besseren Verständnis:
              Man weiß, ja gar nicht, wer in der Gruppe die Mehrheit hat, wenn es um abstrakte Beschreibungen geht.

              Oder wenn ich sage:

              „Alle Bürgerinnen in diesem Raum haben heute gewählt.“,

              dann werden 99% der Zuhörer denken, der Mann habe nicht gewählt weil explizit die Frauen genannt sind.

              Es sei denn, in dem Raum sind 10 Frauen, dann wäre die Aussage richtig.

              „Wenn man es in die Gegenrichtung nicht akzeptabel findet (Spoiler-Alarm: Die meisten Männer fühlen sich beim generischen Femininum überhaupt nicht „mitgemeint“), dann sollte man mal reflektieren, was für Argumente man so benutzt.“

              Es ist sprachlich einfach falsch. Es gibt nun einmal nur eine sprachliche Form, die beide Geschlechter einbezieht (es gibt ja, wenn auch selten, das generische Feminum und manchmal auch keinen gemeinsamen Begriff (Witwe / Wittwer)). Das ist eine Vereinfachung und hat wirklich gar nichts mit Diskriminierung zu tun.

              „Was ihrem genannten Beispiel mit dem NDR-Beitrag jetzt genau zum Lachen gewesen sein soll, erschließt sich mir nicht. Sind Sie auch schon an dem Punkt, dass Sie selbst mit Doppelnennungen nicht mehr klarkommen?“

              Absurd ist an dem Beispiel, dass der Sprecher betont, dass sich beide Geschlechter in Sicherheit gebracht hätten. Das generische Maskulinum reicht hier völlig aus, die geschlechtliche Unterscheidung ist überflüssig und macht den Satz unnötig lang.

              Was meinen Sie mit „an dem Punkt“ oder „nicht klarkommen“? Was ist denn eigentlich so schlimm daran, keine Doppelnennungen zu verwenden? Ich kenne eigentlich kaum jemanden, der privat so spricht. Eigentlich höre ich das nur bei Leuten, die in der Öffentlichkeit stehen.
              Ich halte Doppelnennungen tatsächlich für überflüssig und umständlich. Und selbst viele Befürworter sprechen sie nur unvollständig aus oder kürzen ab („Bürgerinnen’n’bürger, SUS für Schüler und Schülerinnen).
              Es sei denn es handelt sich um Anrede oder Begrüßung. Da wäre es unhöflich, nur ein Geschlecht zu nennen.

              • „Es IST eine politisierte und technokratische Sprache, auch wenn sie einem guten Zweck dienen soll.“
                Trifft genauso auf die Verbannung gewisser Begriffe zu.

                „Wenn in einer Gruppe neun Leute gendern und einer nicht, ist der dann frauenfeindlich?“
                Habe ich nie behauptet.

                „Oft wird der dann gegen die eigene Überzeugung gendern, damit keiner von ihm ein falsches Bild bekommt.“
                Nennt sich „Gruppendruck“. Ganz neue Erfindung

                „Die Mehrheit gendert nicht und ist trotzdem für Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau.“
                Auch das habe ich nie als Widerspruch hingestellt. Allerdings kann man auch für vieles sein, solange es für einen selbst nicht unbequem wird.

                „Das ist eine Ungleichbehandlung, wenn der Mann anders behandelt wird als die Frauen
                Aber auf sprachlicher Ebene ist es das nicht, denn es sind ja Männer und Frauen gemeint, […]“
                Und woran machen Sie das fest?

                „Das ist gut gemeint aber führt nicht zum besseren Verständnis:
                Man weiß, ja gar nicht, wer in der Gruppe die Mehrheit hat, wenn es um abstrakte Beschreibungen geht.“
                Je nach Kontext weiß man das schon, und wenn nicht, kann man immer noch schätzen. Natürlich wird man da auch mal danebenliegen, wenn die Verhältnisse nicht allgemein bekannt sind, aber Fehler machen wir alle.

                „Oder wenn ich sage:
                ‚Alle Bürgerinnen in diesem Raum haben heute gewählt.‘,
                dann werden 99% der Zuhörer denken, der Mann habe nicht gewählt weil explizit die Frauen genannt sind.
                Es sei denn, in dem Raum sind 10 Frauen, dann wäre die Aussage richtig.“
                Mit anderen Worten: Der eine Mann macht den Unterschied, egal wie viele Frauen in diesem Raum sitzen. Das ist genau die sprachliche Ungleichbehandlung, um die es hier geht und die Sie hier wegzuleugnen versuchen.

                Ihr gesamtes Beispiel mit den Bürgern, die gewählt haben, könnte ich durch den Austausch von Subjekt und Objekt mühelos auf den Kopf stellen; aus Ihrer Konstellation machte ich einen Raum mit neun Männern und einer Frau, und dann könnte man bei dem Satz „Alle Bürger in diesem Raum haben heute gewählt“ gleichermaßen behaupten, dass man jetzt annehmen müsse, die Frau habe nicht gewählt. Wäre das generische Femininum Standard, würden wir hier exakt dieselbe Diskussion führen, bloß umgekehrt.

                „Es ist sprachlich einfach falsch. Es gibt nun einmal nur eine sprachliche Form, die beide Geschlechter einbezieht (es gibt ja, wenn auch selten, das generische Feminum und manchmal auch keinen gemeinsamen Begriff (Witwe / Witwer)).“
                Und warum ist es sprachlich falsch? Weil Sie es so gewohnt sind, weil wir alle es so gewohnt sind. Und weil irgendwer, irgendwie, irgendwo, irgendwann mal willkürlich festgehalten hat, dass das so zu sein hat. Sie und viele andere nehmen das einfach so als selbstverständlich gegeben hin, ohne es jemals zu hinterfragen und die Hintergründe zu untersuchen – „wir haben es eben schon immer so gemacht.“ Tatsächlich gibt es keine logische Erklärung dafür, warum „Bürger“ inklusiv sein soll, aber „Bürgerinnen“ nicht. Warum nicht gar umgekehrt?: „*Bürger*innen“ (die Sterne dienen als Markierung des Wortes „Bürger“ in „Bürgerinnen“) Wie gesagt: Der Duden hat zu erkennen gegeben, dass die etablierte Praxis nicht in Stein gemeißelt ist. Was heute (nach offiziellem Regelwerk) „falsch“ ist, kann morgen „richtig“ sein.

                „Das ist eine Vereinfachung und hat wirklich gar nichts mit Diskriminierung zu tun.“
                Richtig, es ist eine Vereinfachung, es dient der Bequemlichkeit, nichts weiter. Warum wir das „Mitmeinen“ von Frauen beim generischen Maskulinum dann allerdings nicht konsequent durchziehen und uns (wie in der DDR praktiziert) feminine Formen komplett sparen, wo die maskulinen „Standardformen“ doch „geschlechtsneutral“ und „inklusiv“ sein können (und andere Sprachen auch wunderbar ohne separate maskuline und feminine Formen auskommen), erschließt sich mir allerdings nicht, aber da stehen uns wieder unsere Gewohnheiten im Weg, wie mein Chirurgenbeispiel zeigt.

                Die „Diskriminierung“ muss nicht aus böser Absicht erfolgen, aber dass ein Mann in der Gruppe aus den genannten Gründen bei der Wahl der Deklinationsform mehr Gewicht hat als alle Frauen der Welt, ist ein Fakt, und das ist eine sprachliche Ungleichbehandlung. Eine historisch gewachsene Ungleichbehandlung, die ursprünglich auf echter Ungleichbehandlung von Männern und Frauen in der Gesellschaft beruht, und die sich, obwohl wir letztere zu weiten Teilen überwunden haben, bis heute hält – aus reiner Gewohnheit, und weil sich noch keine Alternative durchgesetzt hat. Mit dem generischen Femininum wäre es genau andersrum, dann hätte eine Frau mehr Gewicht als alle Männer der Welt, aber es wäre gleichermaßen eine Ungleichbehandlung.

                „Absurd ist an dem Beispiel, dass der Sprecher betont, dass sich beide Geschlechter in Sicherheit gebracht hätten. Das generische Maskulinum reicht hier völlig aus, die geschlechtliche Unterscheidung ist überflüssig und macht den Satz unnötig lang. Was ist denn eigentlich so schlimm daran, keine Doppelnennungen zu verwenden?“
                Gegenfrage: Was ist so schlimm daran, sie zu verwenden? Und vor allem, was ist für *Sie* so schlimm daran, wenn andere sie verwenden? Das generische Maskulinum mag ausreichen, ist aber auch kein Muss, und mit der Doppelnennung wurde an der Stelle hervorgehoben, dass Männer und Frauen im Haus anwesend waren und sich gleichermaßen retten konnten. Es ist auch keine Verhunzung der Sprache (ganz im Gegensatz zur Sprechpause + „-innen“, oder „weil“ + Hauptsatz)

                „Ich kenne eigentlich kaum jemanden, der privat so spricht. Eigentlich höre ich das nur bei Leuten, die in der Öffentlichkeit stehen.“
                Dann haben Sie sich ja mit dem öffentlichen Beitrag eines in der Öffentlichkeit stehenden Nachrichtensprechers bei einem öffentlichen (und öffentlich-rechtlichen) Rundfunksender das denkbar schlechteste Beispiel ausgesucht, um darauf herumzuhacken.

                „Ich halte Doppelnennungen tatsächlich für überflüssig und umständlich.“
                Das ist Ihre Meinung, und Sie müssen nicht so sprechen, wenn Sie das nicht wollen. Ebensowenig aber müssen Sie sich darüber aufregen, wenn andere es tun, ist doch nicht Ihr Bier, wenn sie sich beim Sprechen aus Ihrer Sicht unnötige Mühe machen. Und Sie werden mir ja wohl bestimmt nicht weismachen wollen, dass eine Doppelnennung Sie auch nur beim Zuhören schon überfordere.

                „Es sei denn es handelt sich um Anrede oder Begrüßung. Da wäre es unhöflich, nur ein Geschlecht zu nennen.“
                Warum nur bei der Anrede oder Begrüßung? Warum soll die Nennung nur eines Geschlechtes in Ordnung sein, solange man nur über die Leute redet und nicht mit ihnen?

                • Ergänzung: Zum „Gruppendruck“-Absatz, den ich vorzeitig unterbrochen habe: Ich finde die Sache an der Stelle ziemlich klar: Wenn man nicht davon überzeugt sind, dann braucht man nicht zu gendern, es ist schließlich bislang nicht verpflichtend. Und wenn irgendwelche Twitter-Trolle einen dafür anpampen, sollte man darüber stehen, die Souveränität sollte man m.E. einfach haben, wenn man sich öffentlich äußert. Man sollte sich keinesfalls auf deren Niveau herab begeben und seinerseits andere Leute anpampen, weil sie etwas anderes als das generische Maskulinum verwenden, und seien es „nur“ Doppelnennungen. Solange von offizieller Seite weder eine Regel festgelegt, noch Alternativen explizit ausgeschlossen wurden, soll es jeder so machen, wie er denkt. Mir geht es in der Diskussion nicht darum, irgendwelchen Leuten eine Agenda aufzuzwingen, sondern, unsinnige Argumentation auseinanderzunehmen und auf widersprüchliches Verhalten aufmerksam zu machen. Man kann dafür oder dagegen sein, aber man sollte sich Argumente suchen, die nicht beim ersten genaueren Hinsehen in sich zusammenfallen, und sich selbst dann auch gemäß seines Standpunktes verhalten.

                  • pettibone says:

                    „Mir geht es in der Diskussion nicht darum, irgendwelchen Leuten eine Agenda aufzuzwingen, sondern, unsinnige Argumentation auseinanderzunehmen und auf widersprüchliches Verhalten aufmerksam zu machen.

                    Dann haben Sie das aber schlecht rübergebracht. Sie unterstellen, ich würde etwas „weglügen“, auf irgendwem „herumhacken“ und wenn Ihnen ein Argument nicht passt, setzen Sie auch schon mal gleich mit Leuten die „N….kuß“ oder „Jägerschnitzel“ für eine angemessene Sprache halten.

                    Sie möchten „auseinanderzunehmen“, nicht argumentieren. Sie halten Manipulation für angemessen, wenn es der richtigen Sache dient.

                    So kommen wir hier nicht weiter.

                    • Vielleicht wäre der Ausdruck „abzustreiten“ statt „wegzuleugnen“ angemessener gewesen, am Sachverhalt ändert das aber nichts: Ich habe ein Argument vorgebracht, Sie haben behauptet: „stimmt nicht“, und dann ein Beispiel konstruiert, welches das Argument nicht nur nicht entkräftet, sondern sogar noch unterstreicht.

                      Und ich muss da niemanden mit anderen gleichsetzen bzw. auf eine Stufe stellen, das tun Sie schon schön selbst. Man kann durchaus argumentieren, warum man ideologisch motivierten Sprachwandel im Fall der Schimpfwörter in Ordnung finde und im Fall der Gendersprache ablehne, aber das löst man nicht, indem man so tut, als sei ersteres einfach nicht ideologisch motiviert. Wenn man zeigen will, dass mutmaßlich widersprüchliches Verhalten gar nicht widersprüchlich sei, muss man auch begründen können, warum. Das ist Ihnen beim Vergleich mit der amtlichen Rechtschreibung („von oben verordnete Regeln“) gelungen, nicht aber bei der Verbannung negativ konnotierter Begriffe.

                      „Sie möchten „auseinanderzunehmen“, nicht argumentieren.“
                      Schlechte Argumente nehme ich auseinander, *indem* ich argumentiere. Wenn Sie der Auffassung sind, meine Argumente seien schlecht, widerlegen Sie sie, indem Sie bessere liefern. Ihre Manipulationsvorwürfe, ohne auch nur näher zu erläutern, inwieweit genau ich hier angeblich „manipuliere“, zeugen eher davon, dass Sie das nicht können (und sind, wenn man es genau nimmt, selbst eine Form von Manipulation).

                      Und ja, in der Tat, mit einer Argumentationskette, die sich auf „Es ist so wie es ist, und alles andere ist einfach falsch, weil es schon immer so war.“ herunterbrechen lässt, kommen Sie bei mir nicht weiter.

                    • Nachtrag zu meinem jüngsten Kommentar: Vielleicht an der Stelle noch etwas, um die „Ungleichbehandlung“ zu verdeutlichen: Wie sähe denn als Gegenbeispiel eine „Gleichbehandlung“ in der Sprache aus? Eine Möglichkeit habe ich schon genannt: Es gibt männliche und weibliche Formen, und die, deren Geschlecht in der Gruppe im konkreten Fall mehrheitlich vertreten ist, wird verwendet. Damit herrschte Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern.
                      Eine alternative Möglichkeit wäre: Man hat drei Formen, eine explizit männliche, eine explizit weibliche, und eine geschlechtsneutrale; und somit auch beim Plural eine für rein männliche Gruppen, eine für rein weibliche Gruppen und eine für gemischte Gruppen, unabhängig von den Mehrheitsverhältnissen. Auch dann herrschte Gleichbehandlung in der Sprache, weil sich nicht nur ein einziger Mann in einer sonst rein weiblichen Gruppe, sondern auch eine einzige Frau in einer sonst rein männlichen Gruppe auf die Wahl der Deklinationsform auswirkte.
                      Stand heute haben wir die Situation, dass die weibliche Form nur für definitiv weibliche Personen bzw. rein weibliche Gruppen verwendet wird und die männliche Form zum Einsatz kommen muss, sobald es sich um einen Mann handeln könnte bzw. ein einziger Mann in der Gruppe ist. Dass das „einfach die Regeln sind“, ändert nichts an dem Umstand, dass es eine Ungleichbehandlung ist. Und eine Sprache und ihre Regeln sind keine höhere Entität, sondern werden von Menschen gemacht und praktiziert.

                • „über die Leute redet und nicht mit ihnen?“ das nennt man Höflichkeit. Wenn ich einen männlichen Direktor mit „Herr Direktor“ und eine weibliche Direktorin mit „Frau Direktorin“ anrede erweise ich einer konkreten Person Respekt indem ich ihr Geschlecht achte. Gruppen und damit auch Gruppenbenennungen sind anonym und daher entziehen sie sich der Höflichkeit: „Lehrer“ oder „Chirurg“ als Gruppe ist eine Funktionsbezeichnung . Bei Deinem Beispiel mit der chirurgin im OP ist das wort „Chirurg“ eine Funktionsbezeichnung , keine persönliche Anrede oder Ansprache. Gender hängt nicht an der Gruppe sondern an der Person. Gruppen sind und Funktionen auch , biologisch geschlechtslos, sie können kein Merkmal der Geschlechtlichkeit tragen. Das kann nur die angesprochene Person. In Mails oder Briefen findet man ja oft eine Unterschrift nur mit dem Nachnamen – wie soll ich da gendern? Wenn Dr. Mayer unterschreibt kann das Frau Doktorin oder Herr Doktor sein. Wie anreden ? Ich helfe mir dann mit einer Tagesanrede wie „Guten Tag, Dr. Mayer“ und umgehe damit jedes Problem. Denn die Abkürzung „Dr.“ trägt nun mal keine Gender-Zuordnung . Wenn schon dann müßte man hier auch mit Konstrukten wie „DR:in“ oder so arbeiten ? wie soll das gehen. Übrigens: warum nicht einfach immer die kürzeste Forrm verwenden? Bei „generischen“ Ausdrücken? Überlege mal was bei einem schreibenden Beruf an Mehrarbeit in nur einem Jahr zusammenkommt denn z. B. immer „Lehrer’in“ oder „Lehrer und Lehrerinnen“ geschrieben wird anstatt „Lehrer“? Dann lieber „Lehrende“ und „Lernende“. aber gerade Doppelnennenungen kosten Zeit – bei täglicher Anwendung summiert sich das im jahr zu ein paar Stunden denke ich . Übrigens auch bei der Zeit die man zum Lesen/Zuhören braucht. Und ja „das haben wir schon immer so gemacht“ ist ein Argument. Denn Sprache lernt man nicht erst in der Schule – man lernt durch tägliches Hören und sprechen schon lange bevor KiTa oder Schule daherkommen und selbst dann ist der Spracherwerb und die Sprachgewohnheit eher durch das soziale Umfeld bestimmt als durch Schule oder andere Institutionen. Von daher hat „das haben wir schon immer so gemacht“ schon Relevanz: die normative Kraft des Faktischen nennt man das wohl auch .

        • Toller Text. Nur über die Bedeutung des Wortes „scheinbar“ müsstest du dir mal Gedanken machen.

      • André,
        wäre interessant zu wissen, wie Du eine unverheiratete junge Frau ansprichst.
        Fräulein wäre die richtige Anrede. Sie nicht so anzusprechen bedeutete, Du wärst der Sprachnormierung auf dem Leim gegangen, trotz ideologischer Motivation! Bestimmt von einer kleinen Gruppe mit einer bestimmten Agenda!
        Eine alte Frau nennst Du konsequenterweise vermutlich Weib, oder?
        Alles andere wäre inkonsequent.

  3. Rock'n Roll says:

    Das finde ich persönlich sehr gut, gibt es aber auch seit Jahrzehnten dort im Radio – wird hier aber vielen leider nicht mehr passen.

    Mir geht das anglistische Vokabular langsam so auf den Keks. Dabei handel es sich ja um einen Bereich welcher sich mit der englischen Sprache, Literatur und Kultur auseinander setzt.

    Das du gleich wieder den Vergleich Richtung Nazi bringst ist ärmlich. Wir verbiegen uns seit etlichen Jahren, Kinder wurde seit Jahrzehnten beigebracht kein Nationalstolz zu haben. Einfach nur erbärmlich.

    Im übrigen galt vor ca. 100 Jahren noch die deutsche Sprache als Medizinersprache weltweit.

    Selbst hier im Blog sind viele Texte, wo man erst einmal nachsehen muss was diese bedeuten – wird aber ein „Geek“ wie du es bist aber nicht nichtig verstehen. Abgesehen das die englische Sprache keine schöne Sprache ist – gerade Intellektuelle/Studierte aus den englischen Raum beneiden die deutsche Sprache als „schön“ und das es für jedes ein Wort gibt, was nicht missverstanden werden kann. Beim englischen ist es oft in Abhängigkeit vom Kontext zu übersetzen. Warum sollte man also das bevorzugen?

    • André Westphal says:

      Ob man die deutsche Sprache „schön“ findet oder nicht, ist ja völlig subjektiv, das bringt diese Bewertung an sich bereits mit. Im Ausland gilt Deutsch als in ihrem Klang sehr unattraktive Sprache, da sie eben sehr hart klingt. Was an der deutschen Sprache in der Tat ein Vorzug ist, ist ihre Vielfalt an Wörtern, Synonymen und auch Möglichkeiten Wörter zu kombinieren. Die deutsche Sprache ist sehr vielfältig.

      Genau diese Vielfalt entsteht aber gerade auch durch das, was du verdammst: Sprachimporte. Die du übrigens in deinem Beitrag selbst verwendest, ohne es offenbar zu bemerken – Stichwort „Kontext“, einem Wort mit lateinischer Herkunft. Früher gab es in Deutschland viele Sprachimporte aus dem Lateinischen oder dem Französischen – heute ist es eher das Englische.

      Das kann man gut oder schlecht finden, es hat aber Nullkommanix mit „intellektuell sein“ (noch ein Sprachimport) oder Nationalstolz haben zu tun ;-).

      • Rock'n Roll says:

        „Im Ausland gilt Deutsch als in ihrem Klang sehr unattraktive Sprache, da sie eben sehr hart klingt.“ Und weil das so ist bringst, du den Vergleich zu Adolf?

        Da frag einmal Rammstein wie unbeliebt diese Sprache ist – von West nach Ost (Globus) schreien diese „Sprache“ mit. Egal ob Amerikaner oder Russen – mal über den Tellerrand schauen!

        Es ist für mich ein Unterschied diese „neuen“ Sprache oder über eingebürgerte über Jahrhunderte Begrifflichkeiten. Was jetzt abläuft ist nur Müll und jeder versucht sich zu übertreffen – bestes Beispiel das Jugendwort – da sieht man wo Pisa hinführt. Hör doch einfach auf alles zu moralisieren.

        • André Westphal says:

          Gutes Argument: Eine (!) Band aus Deutschland ist aktuell international mit Texten in Landessprache erfolgreich = Deutsch ist beliebt. Auf so eine Gleichung muss man auch erstmal kommen ;-).

          Lies den Artikel mal genauer und meine Aussage, derjenige, der hier mehrfach willkürlich auf die Nazizeit anspielt, bist du – nicht ich.

          Dein anderes Argument ist auch eher hanebüchen: Jahrhunderte alte Sprachimporte sind okay, neue nicht. Das ergibt keinen Sinn, denn auch die lateinischen und französischen Sprachimporte, die du selbst freigiebig verwendest, waren eben mal „neu“. Ich lasse dir gerne die subjektive Meinung, dass das für dich so ist. Objektiv ist das eben aber erstmal sinnfrei.

          Letzten Endes ist deine Aussage: Ja, früher hat sich Sprache verändert, jetzt soll das aber bitte mal aufhören. Die Ansicht kann man natürlich vertreten, sie ist nur recht unrealistisch.

          • Rock'n Roll says:

            Auch wenn du es nicht hören willst, ist der Ruf in Deutschland in der Welt besser als du denkst. Die Selbstverzwergung und das Schämen auf die eigene Kultur ist nur bei den Deutschen so ausgeprägt. Wenn die Deutschen was sind, dann leichtgläubig was jeder da hergelaufene so einreden will. In diesem Fall haben die Deutschen nichts dazu gelernt – bestes Beispiel Corona und Ukraine. Ich denke die Rechnung wird man irgendwann aufmachen müssen.

            Du schreibst: „In Deutschland erinnern uns solche Taktiken eher an eine düstere Phase unserer Geschichte“. Welche Epoche meinst du denn genau? Das Mittelalter wird es wohl nicht gewesen sein, denn vor Luther und Gutenberg wurde in Old Germany eher Latein geschrieben und gesprochen unter der gebildeten Herrschaft. Die allgemeine Bevölkerung hatte andere Sprachen und Dialekte – mir ist nichts bekannt das da etwas verboten wurde. Bis zur Industrialisierung, mit Ende des ersten Weltkriegen ist mir nichts an Verboten bekannt. Oder meinst du das Yeah,Yeah,Yeah von W. Ulbricht – sprich dich aus was denn nun die „dunkle Zeit ist“ wovon du redest. Selbst zur DDR Zeit gab es das nicht was du beschreibst!

            Sprachimport sind eben nicht als diese blödsinnigen Begriffe, welche du gerne hypen willst – am Ende des Tages ist und bleibt es Blödsinn – das geht denn wie der Rap, Klimareligion und Corona auch wieder vorbei bis die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird. Das kann man(n) mitmachen – muss es aber nicht.

            Persönlich ist es mir egal wie Ihr euch nennt, aber es gibt Menschen die da nicht mitmachen – und von den Jugendlichen die eine Ausbildung beginnen fange ich noch nicht einmal an.

            • André Westphal says:

              Ich habe keinerlei Stellung zum Ruf von Deutschland in der Welt bezogen, wo du das hernimmst, ist mir schleierhaft. Spannend ist aber, dass du einerseits meinst, der Ruf von Deutschland sei „besser“, als ich angeblich denke, dann aber im gleichen Satz wiederum den Ruf selbst diffamieren willst, indem du die Menschen deklassifizierst „wenn die Deutschen was sind, dann leichtgläubig“.

              Es führt aber zu nichts weiter zu diskutieren, da ich sehe, dass dir vollkommen eine sachliche Basis fehlt. Ich habe Sprachimporte weder „gehypt“ (und erinnere daran, dass du sie selbst mehrfach in jedem Post verwendet hast) noch habe ich sie verdammt. Ich habe neutral dargelegt, dass sie schon immer völlig normal waren. Du sagst nun „Alte Sprachimporte aus Latein und Französisch sind gut“ und „Neue Sprachimporte aus dem Englischen sind blöd“. Das kannst du so als subjektive Meinung vertreten, da hab ich nix gegen, auch wenn ich diese Ansicht nicht teile, sondern sie als sehr eingeschränkt empfinde. Aber sowas kann ich auch stehen lassen und damit wars das von meiner Seite ;-).

            • Du verdrehst da ordentlich was. Er vergleicht das Verhalten der Franzosen (nämlich das erzwungene Verwenden der französischer Sprache) mit Maßnahmen im dritten Reich um die deutsche Kultur und Sprache zu schützen. Damit sagt er nicht, dass man beim Verwenden der deutschen Sprache ohne Anglizismen ein Rechtsradikaler wäre. Fakt ist aber schon, dass wir Deutschen auch aufgrund unserer Vergangenheit heutzutage vorsichtig mit dem „aufzwingen“ von deutscher Sprache und Kultur sind. Solche Maßnahmen sind für uns tatsächlich etwas aus der dunklen Vergangenheit und dementsprechend ist es auch interessant darauf hinzuweisen, dass so etwas in Frankreich dagegen noch die Norm ist.

              Und ja, wir Deutschen sind im Ausland üblicherweise beliebt und genießen einen guten Ruf (außer vielleicht immer noch auf Mallorca). Die deutsche Sprache empfinden aber viele andere Menschen als eher hart und unangenehm im Vergleich zu Sprachen wie Spanisch oder Französisch. Es gibt natürlich auch Fans der deutschen Sprache (Japan ist da auch weit oben). Ist halt wie so oft – der eine mag Kuschelrock und der andere Death Metal.

    • Nokiezilla says:

      „Wir verbiegen uns seit etlichen Jahren, Kinder wurde seit Jahrzehnten beigebracht kein Nationalstolz zu haben. Einfach nur erbärmlich.“

      Weil Nationalstolz, egal in welchem Land, einfach erbärmlicher Nonsens ist.

  4. „So ist Sprache eben nicht statisch, sondern entwickelt sich fortlaufend.“ Damit ist eigentlich alles gesagt. So war es schon immer und so wird es auch bleiben. Allen Unkenrufen zum Trotz – die es ja auch immer wieder hier in Deutschland gibt.

    • Bislang vereinfachte sich das aber wohl immer. Die deutsche Sprache wird derzeit massiv zerstört und schwieriger für viele Menschen. Zumal vieles einfach falsch ist.

      • Rock'n Roll says:

        Das hätte ich jetzt nicht von dir gedacht und überrascht – da bin ich ehrlich. Uud das kommt ja nicht wirtlich oft vor das wir einer Meinung sind!

      • Ich weise in dem Zusammenhang gerne mal auf das hier im Blog oft verwendete „Plan“ hin, wenn ein Abo (jaja, ein französisches Fremdwort :-)) gemeint ist. Das ist ein sehr gutes Beispiel für kaputte Sprache, weil es das Wort im Deutschen schon mit einer komplett anderen Bedeutung gibt. Liest sich nicht schön und für Leute mit geringen Englischkenntnissen ist es verwirrend.

        • Mir geht’s da nicht um Denglisch oder Begriffe aus anderen Sprachen (Feature etc.). Sondern tatsächlich kaputtes, überflüssiges Gendern oder gar falsches wie „Radfahrende“. Und das ist noch harmlos, was manche Medien da veranstalten, ganz besonders auch mittlerweile irgendwelche Journos des ÖRR, die richtig aktivistisch unterwegs sind.

          • Also wir scheinen da grundsätzlich unterschiedlicher Meinung zu sein, was auch ok ist, aber was sich mir gerade nicht erschließt ist, wieso “Radfahrende” falsch sein soll? Könntest du das bitte noch erklaren

            • Es wird oft im falschen Kontext verwendet. Sie nutzen es statt Radfahrer / Radfahrerin, was du auch sein kannst, wenn die Tätigkeit nicht ausübst. Forschende forschen gerade. Sind aber nicht grundsätzlich Forschende. Wird natürlich alles wild hin- und hergedreht und wenn sich Leute beschweren, sind sie alte weiße Männer oder Nazis 🙂

              • Rock'n Roll says:

                sehe das genauso wie du, jedoch setze ich noch einen drauf:
                Radfaher muss nicht unbedingt männlich sein, es kann auch die Radfahrer heißen, welche ein Mehrzahl ausdrücken. Heute schreibt man lieber Radfahrerin und Radfahrer. Und warum muss immer die weiblicher Form als erstes genannt werden – ich dachte es ist Gleichberechtigung?

                Vielleicht bin ich einfach zu alt für die Schei*e. Beiträge welche mit Gendern,* oder ähnliches anfangen schließe ich sofort – egal ob sie mich interessieren. Da macht sich eine kleiner Gruppe viel größer als sie sind – bis der Krug platzt und dann ist Schluss damit.

                • Wenn das natürliche Geschlecht beim grammatischen Geschlecht keine Rolle spielt, wozu haben wir dann überhaupt weibliche Formen? War in der DDR sogar üblich, dass Frau Müller nicht „von Beruf Lehrerin“, sondern „Lehrer“ war, oder dass man ins Büro der „Frau Direktor“ (nicht „Frau Direktorin“) zitiert wurde. Angela Merkel war dementsprechend auch nicht die erste Bundeskanzlerin in der Geschichte der Bundesrepublik, sondern der erste weibliche Bundeskanzler. Zum Verständnis braucht man das alles ohnehin nicht, andere Sprachen wie Japanisch (woher ich meinen Usernamen nehme) kommen ja auch wunderbar ohne grammatisches Geschlecht und ohne Artikel (der, die, das) aus.

                  Wer der aufrichtigen Meinung ist, dass das grammatische Geschlecht mit dem natürlichen Geschlecht nichts zu tun habe, der möge bitte sämtliche weiblichen Formen (seltener männliche z.B. bei „Witwe“ – „Witwer“) aus seinem Sprachgebrauch entfernen.

                  Kleines Beispiel:
                  Vater und Sohn haben einen Autounfall. Der Sohn überlebt und wird in die Klinik eingeliefert. Der Chirurg betritt den OP und sagt: „Den kann ich nicht operieren, das ist mein Sohn.“
                  Kommen Sie allein drauf oder soll ich es Ihnen erklären?

                  • Wie wird dein Beispiel im japanischen gelöst?

                    • So ist das nicht gemeint, ich ziele damit schon auf die deutsche Sprache ab. Die Frage ist, ob es für dich so Sinn ergibt oder nicht, und wie du das begründest.

                      Im Japanischen gibt es keine Deklination von Substantiven, die haben nur eine Form, ein grammatisches Geschlecht gibt es wie gesagt nicht und damit auch keine männlichen/weiblichen Formen für dieselbe Gruppenbezeichnung (z.B. Studentinnen und Studenten), auch Singular oder Plural wirkt sich nicht auf das Substantiv selbst aus, und Kasus wird mit Hilfe von Partikeln (grammatischen Hilfswörtern) gebildet. Es gibt selbstverständlich Begriffe wie „Mutter“ und „Vater“, die an das natürliche Geschlecht gebunden sind, aber mit Berufs- und anderen Gruppenbezeichnungen verhält es sich genauso wie im Englischen. Wenn man will, kann man zusätzliche Informationen wie Geschlecht und Anzahl separat nennen (wortwörtlich ins Deutsche übertragen z.B. „weiblicher Freund“), und es gibt Suffixe wie -達/-たち (-tachi), die als Pluralmarker eingesetzt werden können; das ist aber alles kein Muss, und Japaner sind tendenziell in ihrem Sprachgebrauch sehr effizient, da werden nur Informationen genannt, die wirklich relevant erscheinen. Und das Geschlecht einer Person gehört üblicherweise nicht dazu – was irgendwie auch eine interessante Philosophie ist.
                      Anders als im Deutschen braucht auch nicht jeder Satz zwingend ein Subjekt, wenn sich bereits aus dem Kontext ergibt, was gemeint ist, oder bereits in einem vorherigen Satz genannt wurde, um wen oder was es geht. Darum gibt es auch keine Personalpronomina im eigentlichen Sinne – den Großteil der Zeit wären sie ohnehin überflüssig.
                      Der Umstand, dass Substantive nicht nach Geschlecht oder Anzahl dekliniert werden, vereinfacht natürlich die Grammatik enorm (und macht in der Hinsicht jede Diskussion um geschlechterinklusive Sprache hinfällig), ist allerdings auch eine gute Vorlage für Missverständnisse, welche vor allem in der Literatur immer wieder humorvoll verarbeitet wird. Da kündigt dann die Tochter ihren Eltern an, dass sie demnächst mal „Makoto aus der Schule“ einladen will, die Eltern denken sich nichts weiter dabei, und als der Tag kommt, sind sie erst einmal geschockt, dass „Makoto“ nicht etwa wie erwartet eine Schulfreundin ihrer Tochter ist, sondern diese einen Jungen mit nach Hause gebracht hat. Alles, weil die Tochter an keiner Stelle einen Hinweis auf das Geschlecht gegeben hat und sich weder aus dem Namen Makoto, noch aus den Anredesuffixen, noch aus dem Wort „Freund“ Rückschlüsse auf das Geschlecht der Person ziehen lassen.
                      Oder ein Schüler erhält ein Angebot, der „Tochter“ einer Familie Nachhilfeunterricht zu geben, und muss vor Ort feststellen, dass es nicht *eine* Tochter ist, sondern *fünf* Töchter, denen er helfen soll. So etwas lässt sich beim Übersetzen ins Deutsche natürlich schlecht übertragen, aber basiert eben darauf, dass im Japanischen der Plural nicht zwingend markiert wird und der Auftraggeber hier nicht explizit gesagt hat, dass es fünf Töchter sind.

                      Aber um noch einmal auf mein Beispiel zurückzukommen: Übersetzte ich mein Beispiel ins Japanische, müssten Japaner, die das lesen, nicht lange nachdenken, sie wüssten sofort, wie es gemeint ist.

              • Ich habe das ähnlich gesehen mit dem Argument „unpräzise, weil sie tun das ja gerade nicht“ – ein Freund hat mir nach einer entsprechenden Diskussion einen alten Beitrag von einem Sprachwissenschafts-Blog geschickt. Fand ich interessant zu lesen, denn das scheint, anders als ich dachte, schon länger im Deutschen üblich zu sein: Alleinerziehende und Vorstandsvorsitzende sind zwei der Beispiele in dem Artikel: http://www.sprachlog.de/2010/04/25/danebenliegende-sprachnoergelnde/
                Fand ich sehr interessant zu lesen und hat meine Meinung nochmal geändert.
                Besten Gruß

          • Rock'n Roll says:

            Da bin ich jetzt noch mehr überrascht +1

      • Wo wird die Sprache den zerstört?
        Ja es gibt immer mehr englischsprachige Begriffe.
        Aber das sehe ich gar nicht mal negativ. Das Ziel sollte es doch langfristig sein sich immer mehr einer globalen Sprache anzunähern.

        • Aktuell versucht man die „Zerstörung“ (Schädigung) per Gendersprech.
          Das ‚Witzige‘ daran ist die kognitive Dissonanz der Protagonisten – die sich für progressiv und die Sprache für „gerecht“ halten, wohingegen sie ableistisch¹, rassistisch² und exkludierend³ ist.

          ¹ a) erschwert das Verständnis für Menschen mit geringer Sprachkenntnis und/oder Sprachintelligenz – sie ist das genaue Gegenteil der zur Inklusion Erstgenannter angestrebten „leichten Sprache“
          b) erschwert das Verständnis für sehbehinderte Menschen

          ² zu ¹ a) gehören insb. Migranten, die leider oft kaum bis wenig Deutsch können

          ³ die Abkehr vom generischen Maskulinum wurde (wird?) damit begründet, dass damit Frauen „nur mitgemeint“ seien. Wenn das wahr ist, dann sind mit z.B. Fahrer:innen ausschliesslich männliche und weibliche Personen bezeichnet und alle anderen Geschlechter wieder nur „mitgemeint“, gemeinsam in einen schnöden Doppelpunkt gepresst (und als Leere(!) (Pause) gesprochen).

          • Merke: Alles soll so bleiben wie es ist 😀

            Also Erklärungen so hinzubiegen, dass es logisch klingt, obwohl einem Fehlschluss unterliegt benötigt wirklich eine gute Portion Mutwilligkeit.
            Zu 1 und 2 vereinfachen wir also die deutsche Sprache möglichst, erinnernd an 1984, so das wir bei Neusprech ankommen?

            Sprachen zeichnen sich u.a. über Ihren Informationsgehalt aus. Und der steigt z. bsp. bei der Ergänzung von Geschlechtsinformationen über die Subjekte und Objekte eines Satzgebildes. Hm. Einfach mal in die andere Richtung denken und siehe da, so einfach ist es auch wieder nicht.

          • Die Zerstörung kommt doch eher aus dem Denglish. Ältere Menschen verstehen das nicht, wie ich immer wieder feststellen darf.
            Deswegen trifft 1a) auch auf die hier verteidigte Sprache mit Anglizismen zu.
            b) ist inkorrekt, vielmehr begrüßen Blindenverbände die Nutzung von : statt * zur Trennung (Täter:in, statt Täter*in), weil der : die Vorleseprogramme zu einer Pause veranlasst und den Text damit verständlich macht.
            3 weswegen genau diese Wortbildung vermieden werden soll. Die Handreichungen schlagen eine Umformulierung vor, Statt Fahrer:innen solle fahrende Menschen, oder Menschen, die fahren Verwendung finden.

  5. Sie sagen ja auch nicht „Computer“, sondern „ordinateur“.
    Ein völlig unsinniger und auf Dauer zum Misserfolg verdammter Versuch, die französische Sprache „rein“ zu halten. Sprache unterliegt nun mal Umwelteinflüssen, in diesem Fall der Globalisierung. Sich geradezu krampfhaft dagegen zu stemmen bringt doch gar nichts. Und wofür soll es gut sein? Dem Verständnis der Nationen untereinander ist diese sprachliche Abschottung sogar hinderlich.

    • Oder ein lobenswerter Versuch, alle Franzosen an der Unterhaltung teilnehmen zu lassen.
      Wenn ich Rechner statt Computer sage, versteht man mich. Das war vor vierzig Jahren auch so, als Computer noch ein neuer Begriff war und die Eltern damit nichts anfangen konnten, mit Rechner hingegen sehr viel.
      Schwachsinnigkeiten wie in der Werbung: „Bis der Beat dropt.“ sind allgemeint völlig unverständlich. Diesen aus der Peloton entnommenen Spruch hab ich zunächst mehrfach hören müssen, um ihn überhaupt zu erfassen. Allein, die Worte hör ich wohl, allein mir fehlt der Kontext. 🙂 Nachdem ich verstanden hatte, daß es tatsächlich „bis der Beat dropt“, war dann noch zu kären, was damit gemeint sein könnte.
      Einem Verständnis (der Nationen) ist das nicht dienlich, solche Sprüche zu verwenden.

      • Werbung ist auch nicht unbedingt das Mittel der Wahl zur Völkerverständigung. 😉 Da darf Sprache schon mal kreativer sein. Der Begriff „der Beat dropt“ kommt übrigens aus der (elektronischen) Musikproduktion und könnte sogar als Fachbegriff verstanden werden. Nur weil du etwas nicht verstehst, ist es nicht gleich schwachsinnig.

        • Werbung, die sich an die Allgemeinheit richtet, Peloton ist keine Musikproduktion, soweit ich weiß, die nicht verstanden wird oder nur von Fachleuten, die diesen Fachbegriff sofort korrekt interpretieren könne, ist damit am Ziel vorbei.
          Wabern solche Fachbegriffe in die allgemeine Sprache, ist das hingegen wieder ein Thema des Verständnisses und es wäre zu überlegen, ob es notwendig ist, einen neuen Begriff einzuführen, wenn es schon einen allgemein Verständlichen gibt.

  6. Na, wenigstens haben sie dann keine Unstimmigkeiten mehr bei der Aussprache von ‚gif‘, wenn sie dafür auch ein französisches Wort kreieren…

  7. Geht klar. Französisch klingt nunmal toll, da will man diese Anglizismen nicht haben. Volles Verständnis, auch wenn es das Lernen schwieriger macht.

    Übrigens ist da noch ein Tippfehler:

    Pro-Gamer wird zu „oueur professionnel“.

    muss heissen

    Pro-Gamer wird zu „joueur professionnel“.

  8. Gunar Gürgens says:

    Ich finde es eigentlich ziemlich cool was die Franzosen da machen. Fände ich manchmal auch in Deutschland ziemlich schön. In meiner Zeit als Veranstaltungstechniker oder jetzt im Marketingbereich bemühe ich mich Anglizismen zu vermeiden. Das sorgte schon bei so manchem Gegenüber für Verwunderung.

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