E-Scooter: Kassenarzt-Chef fordert Verbot


Wieder einmal schaffen es E-Scooter in die Medien, diesmal äußert sich der Kassenarzt-Chef Andreas Gassen zu Thema. Dass die Dinger nicht ungefährlich sind, sollte in der Theorie klar sein. Ich als in einer Kleinstadt lebender hate letzte Woche größten Respekt vor den Berlinern, die sich mit E-Scootern tatsächlich in den Straßenverkehr stürzen, völlig gleich, ob da nun ein Radweg ist oder nicht. Ich bin dann doch lieber ins Taxi gestiegen, aber eben auch nur, weil ich es in der Form nicht kannte – Vernunft nennt man das wohl. Hat man sich da aber einmal eingegroovt, kann man auch durch den Großstadtdschungel scootern, allzu problematisch sehe ich das nicht.

Kommen wir aber zurück zu Kassenarzt-Chef Andreas Gassen. Er fordert einfach ein generelles Verbot von E-Scootern. Denn nur das würde helfen, Verletzungen zu vermeiden. Er dazu:

„E-Tretroller sollten komplett verboten werden. Nur das würde helfen, Verletzungen zu vermeiden.[…] Überall dort, wo diese Fahrzeuge inzwischen rumfahren, haben wir deutlich mehr Verletzte. […] Die schlimmsten Befürchtungen sind eingetreten. Aus unfallchirurgischer Sicht sind E-Tretroller eine Katastrophe.“

Und weiter in bester Stammtisch-Manier:

„Aber das war absehbar. Aus ärztlicher Perspektive war es unverantwortlich, grünes Licht für E-Tretroller zu geben. […] Es gibt auch keine Notwendigkeit für diese Gefährte. Sie gehören nicht auf die Straße und schon gar nicht auf den Gehweg. […] Aus medizinischer Sicht sind sie einfach zu gefährlich, also weg damit. Die Rettungsstellen sind schon voll genug.“

Immerhin muss ich mich gar nicht selbst bemühen, dem zu widersprechen, das erledigt nämlich Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der Versicherer (GdV):

„Ein Verbot der E-Tretroller so kurz nach der Einführung zu fordern ist ‚Quatsch‘. Es war von vornherein klar, dass, wenn wir dieses zusätzliche Verkehrsmittel auf unseren Straßen zulassen, es zu Unfällen kommen wird. Wir stellen auch schwere Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern fest – aber es würde niemand auf die Idee kommen, sie im Straßenverkehr zu verbieten. […] Was wir brauchen, ist mehr polizeiliche Kontrolle. Es gibt zu viele Nutzer von E-Tretrollern, die zu zweit oder auf dem Gehweg fahren oder unter Alkoholeinfluss unterwegs sind.“

Mehr und bessere Kontrollen also, unter Berücksichtigung der polizeilichen Kapazitäten. Das passt zu dem, was man kurz nach Start der E-Scooter in Deutschland so hörte. Von chaotischen Zuständen war die Rede, die es zu beseitigen gilt. Da sind die Anbieter von Leihscootern und die Kommunen aber bereits auf einem guten Weg. Dass bei der Einführung neuer Transportmittel nicht alles direkt auf Anhieb klappt, das sollte jedem klar sein, auch einem Kassenarzt-Chef. Ist aber offenbar nicht so.

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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129 Kommentare

  1. Irgendwo menschlich die Schuld immer beim anderen zu suchen, sei es an den technischen Mitteln oder an den anderen Verkehrsteilnehmern. Meines erachtens ist dabei das Hauptproblem der Mensch selbst. Sicherlich ist es manchmal notwendig die Probleme technisch oder gesetzlich zu lösen, aber auch dann, wenn die Ursache eine technische ist oder Regeln fehlen. Beides ist m.E. nicht der Fall. Das einzige was hilft wäre, die Menschen halt zu mehr Vernunft erziehen. Ja ist schwer, aber am Ende des Tages ist es m. E. auch das nachhaltigste für unsere Gesellschaft. Und wenn die Vernunft mit den technischen Möglichkeiten nicht mitwächst, wird das auch der limitierende Faktor für den Fortschritt sein.

  2. Naja. Das ist wieder typisches Verhalten. Alles bzw. jeden über einen Kamm scheren……

    Nicht die Scooter sind gefährlich sondern die Leute die damit fahren wie die Sau. Es gibt aber auch mehr als genug Leute die damit ordentlich umgehen und auf Fußgänger bzw. andere Verkehrsteilnehmer achten. Nur redet natürlich niemand darüber sondern nur über die schlechten Vorfälle. Wie immer und überall halt.

    Das ist wie bei Fahrrädern. Ich denke mal das die Unfälle durch den E-Bike Boom ebenfalls ziemlich in die Höhe gegangen sind. Dort trifft es aber eher die Fahrer selber durch Überschätzung und einem daraufhin folgenden Sturz bei dem natürlich weitaus seltener andere involviert sind.

    • Und im Moment fahren damit hauptsächlich ungeübte Fahrer, die sich spontan entscheiden so ein Ding das erste Mal auszuprobieren…

  3. Hatten wir auch schon mal, nur geringfügig anders… https://youtu.be/uBiWAve6ijg

  4. Der Mann hat nicht unrecht. Diese Geräte stellen ein Risiko dar. Unausgreifte Technik trifft auf unreife Fahrer. Wenn sich die Faherer und Fahrerinnen dieser gefährte nur selbst verletzen würden, sähe ich da weiger Probleme, aber sie gefährden auch andere. Schlußsendlich verursachen sie noch Kosten die die Krankenkassen tragen dürfen. Und das alles nur weil ein paar Lobbyisten der Hersteller und Vermieter dieser Horrorgeräte, auf das Verkehrsministerium, einfluss genommen haben. Dort scheint man von der Materie keine Ahnung zu haben, sonst hätte man diese Geräte nie zugelassen. Zudem unterstützt man noch die Ausbeutung der Mitbürger. Das ZDF berichtete vorige vWiche darüber, wie sich die Verleihfirmen um Sozialabgaben und Mindestlohn drücken. Und dieses „Geschäftsmodell“ wird dann noch mit „modern“ genannt. Egal, der Winter wird kommen und dann ist erst mal Ende mit dem Hype, bleibt zu hoffen dass das auch so bleibt. Übrigens Cashy, früher hat Mann sich eine Harley gekauft, wenn er in die Midlife Krise kam, die war nicht weniger gefährlich als so ein eRoller, aber viel cooler. Wenn gestandene Männer auf so einem Spielzeug durch die Gegend rollern, finden das Frauen eher lächerlich. Glaub mir.

    • Richtig willst du mal eine Runde mit mir drehen? Eine Harley hat eben Nivaru. Scouter sind eher etwas für Nerds und Technies.

    • Für die Harley benötigt man aber zumindest einen Führerschein und falsches Verhalten wird sanktioniert.

      • Wenn ich als Fußgänger ein Unfall im Straßenverkehr verursache wird der auch sanktioniert, egal ob ich ein Führerschein habe oder nicht.

  5. Solange die Dinger solche Spielzeugreifen haben und keine ausreichenden Bremsen, gehören die Dinger nicht in den öffentlichen Straßenverkehr.. Mediamarkt hatte hier in Oldenburg mal einen Testtag.. Nee danke dafür würde ich nicht 1 Cent ausgeben. Egal welches mmodell ich getestet habe immer mit dem gleichen Ergebins.. wo man mit nem Fahrrad locker über Unebenheiten auf den Radwegen oder Straßen drüber fährt muss man mit dem Rollern aufpassen, dass man nicht auf die „Stürze Schnauzt“..

    Weiterhin stört mich die Dinger taugen ja nicht mal zum Einkaufen.. Gibt kein Gepäckträger kein Korb Satteltaschen o.ä. ..

    Was mach ich mit dem Ding, genau man fährt damit wo man sonst zu Fuß geht. Genau deshalb halte ich es auch für Schmarrn, dass da irgendjemand sein auto für stehen läßt..

    Die E-Roller sind in der Herstellung bestimmt nicht so umweltfreundlich wie vernüftige Schuhe und bei der Entsorgung schon zweimal nicht.

    Was die Kontollen der Polizei oder Ordnungsamt angeht, die müssten mehr als doppelt soviele Beschäftigte haben.

    Aber typisch unser Politik versagen auf ganzer Linie. Erlassen ein Gesetz, welche nicht mal ansatzweise kontolliert werden kann.. Das ist wie in der Erziehung mit kindern, was soll ich Regeln aufstellen für die Kids, welche ich dann selber nur schwer oder garnicht kontrolliern kann?

    Bin ich froh, dass Oldenburg eine Fahrradstadt ist. Ich habe bis jetzt erst 2 von diesen Spielzeugen aufnem Radweg gesehen.

  6. Liebe Ilse, die meisten Verkehrsunfälle und dadurch impliziert die meisten Verletzen/Toten/Kosten verursachen nach wie vor, bei weitem, die Autos. Es wäre also logisch, erst da anzusetzen und verbieten/verbessern.

    • Prozentuell?

      • Kann man ergoogeln, hab nicht mehr alle Zahlen im Kopf. Auto/ Fahrrad war auf jeden Fall 70%(!) von Autofahrer verursacht, die restlichen 30% teilen sich in von Radfahrer verursacht und selbstverschuldet.

    • @ max: Es ist sehr selten, dass Autos Unfälle verursachen. In der Regel sind es deren Fahrer (m/w/d). OJK, Sarkasmus beiseite, Thema ist zu ernst: Die meisten Verkehrsunfälle mit Personenschaden resultieren aus unangemessenem Verhalten der Fahrer. Nicht die Geschwindigkeit ist das eigentliche Problem, sondern das Nicht-Beherrschen seines Fahrzeugs. Egal, ob mangelnder Sicherheitsabstand oder Überholen ohne Sicht oder Konsum bewusstseinsverändernder Substanzen oder Smartphone-Daddeln am Lenkrad: Immer ist es der Mensch hinter dem Steuer, der verantwortlich ist …

  7. Man sollte viel lieber schauen warum diese Unfälle passieren. Oftmals dürfte es daran liegen dass alternative Fortbewegungsmittel in deutschen Städten viel zu wenig Platz zur Verfügung haben. Während die Autos oft 2-3 Spuren + Parkspuren bekommen sollen sich Radfahrer, Scooter und andere auf schmalen Radfahrstreifen arrangieren? Mal ganz davon abgesehen dass viele Falschparker und immer breiter werdende Autos den Raum noch weiter begrenzen ist dies auch so schon viel zu wenig Platz.
    So langsam wird es Zeit dass im Bereich der Stadtzentren die alternativen Fortbewegungsmittel eine höhere Priorität erhalten. Ideal wären physisch vom KFZ Verkehr getrennte Spuren, wie es sie in manch anderen Ländern bereits gibt.

  8. Und ich dachte, das Heise-Forum sei schlimm…

  9. Also ich glaube es fehlt ein Führerschein für die Dinger. Sogar für Mofa braucht man eine Bescheinigung über Grundlagen der STVO und praktische Prüfung. Pedlecs sind da eigentlich nicht weniger schlimm da die aber als Fahrrad gewertet werden.. Gesetz ist eben Gesetz.

  10. Herrlich…. So langsam hat das ganze unsachliche hier echte Qualität….
    Aber Mal zurück zum Thema….
    Warum kann unsere Gesellschaft damit so schlecht umgehen? Weil es viel zu viele Idioten gibt die mit so einem … Evtl. Zukünftig… sinnvollem Verkehrsmittel nicht umgehen können und die Preise damit versauen. Es ist kein Spass Fußgänger jeden Alters auf den Gehweg zu erschrecken und die Straße in Wildwest Manier zu erobern. Ich sage nur Paragraph 1 StVO…. Den sollte hier jeder kennen.

  11. Man stelle sich vor, die Einführung des Fahrrads hätte mit Verleihfirmen angefangen. Es wäre die reinste Katastrophe geworden.
    Ich sehe das Problem bei den Tretrollern ausschließlich bei dem Verleihkonzept. Die Art und Weise, wie die Dinger benutzt werden, ändert sich doch komplett, wenn man einen eigenen E-Scooter fährt. Ein eigener E-Scooter wird nicht einfach achtlos abgestellt und man macht sich mit dem Gerät vertraut, mit dem man unterwegs ist. Evtl. hat man sogar einen Helm dabei, weil man nicht (wie mit einem Verleihobjekt) spontan Scooter fährt.
    Ich hatte mir vor einiger Zeit einen M365 gekauft und bin regelmäßig damit zur Arbeit gefahren. Inzwischen liegt er nur noch im Keller rum, weil ich weiß was mir für Strafen drohen, sollte ich erwischt werden. Eine Zulassung bekommt er nicht, da er zu schnell ist. „Und wenn du einfach langsamer fährst?“ hatte mein Sohn irgendwann mal gefragt. Nee, geht trotzdem nicht. Das dürfen nur Autos.

  12. Ich fahr jetzt schon öfters in Hannover mit den Dingern rum und ich bin begeistert. Ich werd mir selbst so ein Teil kaufen.

  13. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung hat sicherlich Recht: Wenn ich in seiner Situation wäre und es mir leisten könnte, nur von einem Chauffeur durch die Gegend kutschiert zu werden, dann würden mich die Dinger sicherlich auch nerven. Kein Wunder, dass er dagegen wäre, wenn man mal von den vorgeschobenen Gründen absieht.

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