Diskussion um Two-Strikes-Warnmodell in Deutschland

Ich bin ja großer Befürworter einer Kulturflatrate. Summe X zahlen und Medien genießen können. Aber ich bin realistisch: das Ganze ist schwer umsetzbar und würde sicherlich die Gebühren, die man jetzt für öffentlich-rechtliches TV & Radio zahlt, bei Weitem in den Schatten stellen. Das Internet ist voll von Medien. Musik, Filme, Bilder. Einfach alles. In Frankreich gibt es seit einiger Zeit eine Lösung namens Loi Hadopi.

 

Bedeutet, vereinfacht gesagt: wirst du drei mal bei Urheberrechtsverstößen erwischt, dann ist deine Leitung tot. Nicht nur das, auch Geld- und Gefängnisstrafen sind natürlich drin. Ende 2010, so meine ich mal gelesen zu haben, bekam Frankreichs Hadopi-Abteilung täglich ca. 25.000 IP-Adressen zur Überprüfung & Verfügung. Das Schlimme ist auch, dass in Frankreich auch Besuche von Streamingseiten (wie Grooveshark) bewertet werden und geprüft wird, ob diese unter Loi Hadopi fallen.

Während in Deutschland momentan eher windige Abmahner das Zepter hochhalten, könnte es auch bald eine an Frankreich erinnernde Lösung geben. Siegfried Kauder (seit November 2009 Vorsitzender des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages) wusste der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten solches zu berichten. Mediabiz zitiert Kauder wie folgt: „Ich werde in acht Wochen einen Gesetzentwurf zum Warnmodell vorstellen“.

Man darf sich sicher sein, dass die Anwesenden der Veranstaltung in Jubelstürme ausgebrochen sind. Vor Weihnachten soll der Entwurf allerdings nicht kommen, wie Kauder gesagt haben soll. Da bin ich mal gespannt, was uns noch für Gesetze erwarten – in Puzzlestücken direkt 1984. Was sagt ihr so? Pro Two-Strikes oder ganz klar dagegen?

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

52 Kommentare

  1. Das heißt dann wohl, dass ich das nächste mal die Piraten wähle ^^ CDU wird immer unsympathischer …

  2. Wieso sind hier soviele gegen den Eigentumsschutz?

  3. die idee, geistiges eigentum zu schützen, finde ich gut. wenn ich ein programm entwickle, will ich dafür auch etwas geld sehen. sorry leute, aber ich will auch brötchen und kaffee am morgentisch haben. und von nichts kommt nichts.

    bin ich deswegen für eine moderne hexenjagd? nein, mit sicherheit nicht. klar, ich bin nicht erbaut, wenn meine software kopiert wird, aber deswegen muss man die kirche dennoch im dorf lassen.
    was momentan mit urheberrecht, drm, patenten, … gemacht wird, ist mit sicherheit nicht im sinne der erfinder, sprich entwickler, musiker, … momentan geht es nur darum, den alten säcken in ihren ledersesseln ihren jährlichen neuwagen zu erhalten. und die politiker biedern sich geradezu an. wie jemand anderes schon mal sagte, politiker ist nur ein anderes wort für lobbyhure (bitte den vergleich nicht böse nehmen, meine verehrten damen des horizontalen gewerbes).
    eine lösung kann es dann geben, wenn die musiker sich selbst vermarkten ohne die großen labels.
    auch ist eine überarbeitung des patentrechtes, des abmahnrechtes, des urheberrechtes, … dringend notwendig. viele der gesetze sind nicht mehr zeitgemäß und gehören an die moderne angepasst. aber bitte ohne lobbyarbeit, denn die neuen gesetze sollen auf sinn und zweck basieren und nicht auf geldkoffern, urlaubsreisen oder späteren aufsichtsratsposten.

  4. @Name

    Bitte unterlasse das Verbreiten von Blödsinn.

    Zum Urheberrecht gehört es eben dazu, dass man bestimmte Rechte als Urheber an andere abtreten kann. Die meisten Musiker, Künstler, usw. sind mit den Labels vollkommen zufrieden. Warum willst du also gegen geistiges Eigentum vorgehen indem du Menschen verbieten willst, ihre Rechte an andere zu verkaufen oder sich von Interessensverbänden vertreten zu lassen?

  5. @Sozialist

    Also nichts für ungut, aber irgendwo hat er recht. Nur um mein Eigentum zu schützen kann ich nicht einfach die Freiheit und die Gesetze außer acht lassen oder einfach ändern.
    Überlegt mal Leute wo sowas hinführt. Ich sage nur 1984 oder auch 50 Jahre vorher. Das ist das Ziel wo das dann hinführt.

    Es ist vollkommen egal ob man Musik kauft oder nur wie ich Internet Radio hört, unsere Freiheit muß man deshalb nicht verkufen. „Früher“ konnte man sich eine CD kaufen und die legal kopieren, rippen und überall hören. Heute geht es dank Kopierschutz nicht mehr. Prima wir sind gegen diese Schwerverbrecher vorgegangen die sich einfach legal eine Kopie fürs Auto machen.

  6. Die Frage ist doch auch: Was bringt es dem Künstler und der Kunst, wenn sein Werk noch 70 Jahre nach seinem Tod strikt geschützt ist?

    Wir müssen Wege finden die Interessen von Künstler und Konsument zusammenzubringen, ohne dabei unverhältnismäßig in die Rechte des einen und des anderen einzugreifen. Dabei ist ein wichtiger Faktor, der derzeit wohl den Fortschritt bei diesen Reformen am stärksten hemmt, „die“ Industrie. Damit meine ich die Profiteure, welche vor allem die Vertriebswege kontrollieren und weiterhin kontrollieren wollen, weil sie daran verdienen. Daran ist nichts Verwerfliches. Das Verwerfliche kommt erst hinzu, wenn sie erfolgreich Lobbyarbeit betreiben und den Fortschritt aus egoistischen Gründen weiter zu hemmen, statt an ihm mitzuwirken. Denen geht es nicht um die Künstler oder die Kunst selbst, sondern darum möglichst viel Gewinn aus ihnen zu erwirtschaften.

    Hätten sie eher auf den Wandel der Vertriebswege reagiert, müssten wir solche Diskussionen vielleicht nicht führen.

  7. Matthias Heinz says:

    Inwieweit soll denn ermittelt werden, was legal und illegal ist, was wird Alles kontrolliert und wie läuft das ab, wird da jeder unter Dauerüberwachung gestellt, wie wird das technisch realisiert, wer bestimmt was legal und illegal ist?

    Also ich bin strikt dagegen, die Persönlichkeitsrechte sind schützenswerter als industrielle Interessen, daran gibt es nichts zu Rütteln. Schon traurig, wofür sich unsere Politiker vor den Wagen spannen lassen.

    Viele Hersteller rechnen ihre Verluste gerne nach der Milchmädchenrechnung, als wäre jeder kopierte Tital automatisch über die Ladentheke gewandert. Ich glaube die versprechen sich da zuviel, der meiste Rotz der kopiert wird, würde doch niemals verkauft werden.

  8. Selbstverständlich besteht ein gewisser Anspruch auf den Schutz geistigen Eigentums, selbst für weniger ‚geistreiches‘. Ob der Schutz so wie er derzeit realisiert ist gerechtfertig ist sei dahingestellt.
    Nicht Aufgabe des Staates -und schon gar nicht unter Verletzung unserer Grundrechte- ist es jedoch quasi neben jeden Kaugummistand eine Amtsperson zwecks Verhinderung von Diebstahl zu stellen.
    In der genannten Vorlage ist mitnichten die Rede von Abschaffung des Abmahnwesens. Dies dürfte im Gegenteil wahrscheinlich noch zunehmen, da eine durchgängige Kontrolle staatlicherseits früher oder später implementiert werden wird -kostenlos für alle ‚Geschädigten‘ der Musikindustrie selbstverständlich (Ich vermute mal, dass der kleine Softwarehersteller erstmal die Erfindungshöhe seines Werkes belegen muss bevor er von solchen Regelungen profitiert, so er denn diese unproduktive Phase überlebt :-().
    Ich höre Kauder schon argumentieren ‚Das Internet darf kein rechtsfreier Raum bleiben. Wir haben Gesetze geschaffen und müssen diese nun auch durchsetzen …, also brauchen wir eine Totalüberwachung.‘. Paranoid?
    Kein Wunder das seitens der MI grosse Freude herrscht. Wer würde sich nicht über solche Geschenke freuen.
    Hoffentlich aber zu früh: Etliche Kollegen Kauders sind wohl noch nicht so überzeugt von dessen Weihnachtspräsenten.

  9. Der Siegfried ist im Nebenjob Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. (BDMV). Das 2-Strikes-Warnmodell ist daher mit aller Wahrscheinlichkeit nicht auf seinem Mist gewachsen. Urheberrechte verletzen finde ich ebenfalls nicht in Ordnung; jedoch: Wer in diesem Land hat eigentlich das Sagen und wie verhindert man das ständige Schwinden der Privatsphäre?

  10. KEIN BIT IST ILLEGAL…

    Nummern-, Zeichen- oder Buchstabenfolgen begehen keine Straftaten! Und jeder Computer ist per Konstruktionsdesign eine Kopiermaschine!

  11. Das Bescheuerte an dem 1/2/3-Strikes Modell ist doch, dass damit ein ganzer Haushalt in Sippenhaft genommen wird! Man stelle sich doch mal vor, der unbelehrbare kleine Bruder saugt illegales Zeugs und nach dem 3. Mal wird dann der Zugang gesperrt. Alle restlichen Familienmitglieder inkl. der Geschwister, die das Internet z.B. nur für die Schule brauchen, werden damit gestraft. Oder was ist, wenn der Vater des Berufs wegen auf das Internet angewiesen ist? Allen Kindern schon mal vorbeugend den PC wegnehmen?

  12. Ja, Frankreich, die innovativsten Leutz aus der Szene kommen entweder aus Frankreich oder Belgien – warum, nur 😉 – und es wird in keinem Land in Europa mehr raubkopiert als in Frankreich.
    Dieses „three strikes“ Gesetz bringt 0,0. Im Zweifelsfall treffen sich die Leute wieder konspirativ außerhalb des Netzes und machen dort weiter wo sie in den Neunzigern aufgehört haben.
    Frankreich hat im übrigen selbst erkannt, das ein Vorgehen gegen die Verstöße des Urheberechts an die Tage von Don Quijote und Sancho Pansa erinnert. Wäre nicht der „Zwerg der Pyrenäen“ an die Macht gekommen, hätte sich vielleicht Villepin mit seinen Vorstellungen vom Urheberrecht durchgesetzt. Und die waren eindeutig: Abgabe von allen Privaten und dann „egal“.
    Wenn man einigermassen mental beieinander ist, erkennt man die faktische Kraft des Normativen an und macht sich nicht lächerlich bis auf die Knochen…

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.