Die Angst von Journalisten vor Twitter
Ich brech zusammen. Ich halte hier normalerweise Polit-Gedöns raus, weil ich es einfach langweilig finde. Wenn ich wählen muss, dann habe ich das Gefühl, als würde ich nur auswählen, welcher der kleinere Haufen (hier Fäkalwort deiner Wahl einsetzen) ist, in den ich hinein greife. Aber hier geht es um Twitter und Politik. Unser Regierungssprecher Seibert twittert seit ein paar Wochen. Finde ich nicht verkehrt – so erreicht er zumindest Menschen meines Schlages: Politik-verdrossen, Onliner.
Ich bekomme so also Infos, die ich mir so nie woanders nie holen würden. Nein, es gibt keine News, die ich woanders nicht bekommen könnte – denn das Feld der Informationen ist groß. Was aber denken die anwesenden Journalisten? Die machen sich richtig nass, dass man ihnen vielleicht Informationen vorenthält. Nehmt auch mal eine Viertelstunde Zeit und hört euch die Fragen der Journalisten an. Ich habe wirklich gedacht, dass da Menschen fragen, die noch eine Turbo-Taste am PC haben (und ja, ich kenne andere Journalisten, die zum Glück in diesem Jahrzehnt leben & arbeiten). Ich fasse es nicht (und twittere munter weiter).
Der Grund warum Journalisten nicht twittern liegt meiner Meinung nach eigentlich woanders. Twitter ist Kommunikation – Fragen Antworten. Der eigentliche Journalist ist, so absurd es auch klingt jedoch keiner der Kommuniziert. Er schreibt seine Artikel, Berichte etc und setzt damit dem Leser was vor, was dieser konsumieren darf. Das ganze ist jedoch nicht auf Reaktion des Lesers ausgelegt. Kommunikation ist somit etwas neues für Journalisten.
traurig „armes Journalisten Deutschland“ da müssen wohl manche ihre schreibmaschiene demnächst gegen ein pc tauschen ;-P ~get mal gar nicht das informationen vieleicht sogar ungefilter ans volkgelassen werden … kann man bitte mal nen bildungskurs internet für die damen und herren abieten ?
Klingt sinnvoll. Danke.
bor ich brauch erstmal was koffein …
Einige Nachfragen sind äußerst peinlich, zweifellos. Aber dies nun dafür zu nutzen, schnell mal alle Journalisten über einen Kamm zu scheren, ist wohl auch nicht korrekt. Beim Lesen entsteht bei mir dann jedenfalls eine leichte Blogger-Verdrossenheit…
Lieber Christian, dass ich nicht alle Journalisten an den Pranger stelle, sollte klar sein, oder? So viel Grips erwarte ich von meinen Lesern.
Turbo-Taste, da kommen Erinnerungen hoch. Statt 10 Mhz brutale 16 Mhz – immerhin eine Steigerung um satte 60 % – sowas ist heute gar nicht mehr möglich 🙂
Aber ein wenig Mitleid dürfen wir mit den Damen und Herren Journalisten schon haben. Die wollen ja schließlich ihre Informationen für Geld weitergeben, was ja auch ihr gutes Recht ist. Und jetzt kommt einer daher und wirft selbige Informationen einfach so unters Volk, noch dazu frei Haus. Und das ohne journalistisches Zutun. Das kann schon Angst machen. 🙂
Ich kann es ehrlich ein bißchen verstehen, aber nur ein bißchen.
Die werden ihre Informationen auch so noch verkaufen.
Ich finde die Frage berechtigt. Was passiert wenn der Account gehackt wird und jemand eine Falschmeldung postet wie „Bund lehnt Kauf von EADS-Aktien ab“.
Hintergrund: http://www.google.de/#hl=de&q=bund%20anteil%20eads
Auch wenn man grds. eine Meldung erst nachprüfen sollte, reagieren die Aktienmärkte schon auf Gerüchte (jeder will der erste sein) und der Kurs fällt.
Wo kämen wir hin, wenn die Regierung ausschließlich Informationen an die Medien weiterleitet? Sie hat eine Verantwortung gegenüber dem Volk, nicht nur den Journalisten & Co.
@Thomas: das sieht man auch daran, dass noch heute auf manchen „jornalistischen Portalen“ ein Kommentieren der servierten Artikel NICHT möglich ist – es gibt schlicht und einfach keinen Button/Link dafür.
@chrisitan: aber sind es nicht gerade diese Journalisten, die so gerne das ganze (!) Internet verteufeln, gerade auch die „Bloggerszene“ immer wieder als lächerlich hinstellen wollen? Und wenn dann bei so großen Redaktionen Leute sitzen, die Artikel über Themen aus der IT abliefern, in denen nur Bullshit steht,da sträuben sich mir echt manchmal die Haare.
Ich denke die Journalisten haben einfach Angst, dass ihnen die Arbeit flöten geht. Früher war es eben so, dass gewisse Blätter einfach Meinung machten, wer sich da nicht die entsprechenden Presseverteiler für teuer Geld in Papierversion gekauft hatte musste doch einfach glauben, was geschrieben wurde… …und ich meine jetzt mit Blätter die Meinung machen, durchaus renomierte große Tageszeitungen, nicht etwa das BILDungsblatt. Von der „recherchierten Qualität“ mancher Artikel kann man echt absehen.
Die Zeitungen und Verlage müssen eben lernen, dass sich die Verhältnisse in den letzten Jahren massiv geändert haben, sie müssten einfach mitziehen. Dann muss ich als Journalist nun halt mal bei Facebook, Twitter, … angemeldet sein. Im Momnet reagieren sie immer nach dem Motto: „Mami, der hat mir mein Sandförmchen weggenommen!“
Grüße
TL
Nachtrag:
@Thomas: ich bezog mich auf deinen ersten Kommentar. Nun zum vorhergehenden: Sicher und gerade auch hat die Regierung Verantwortung gegenüber dem Volk, das fängt doch aber schon mal damit an, dass sie endlich aufhören sollten uns (Volk) für dumm zu verkaufen.
@Joe: dann kann – wie der Regierungssprecher schon sagte über ein kurzes Telefonat als Bestätigung helfen, was die Journalisten ja wohl auch schon jetzt – ohne Twitter – bei jedem umgefallenen Sack Reis tun.
Man man man *kopfschüttel*
Ich kann eine gewisse Angst vor diesen Diensten schon nachvollziehen. Schließlich wird der Journalist als „Vermittler“ der Informationen umgangen, und die Weitergabe der Information erfolgt direkt ans Volk. Ich denke, es ist schlicht eine – mMn unbegründete – Angst davor, dass der eigene Job überflüssig wird.
Es ist natürlich einerseits die Angst der Journalisten ihren Status zu Verlieren, bei Twitter darf jeder mitlesen, wozu dann noch eine Akkreditierung oder ein Presseausweis?
Andererseits ist es Fraglich ob denn gerade Twitter das geeignete Medium dafür ist ? es hat so etwas von der berühmten “ Kündigung per SMS „.
Auch die Sicherheitsfrage ist schon in dieser Beziehung wichtig und damit die Frage der „Echtheit“ von Regierungsmeldungen.
Hier sollten sich einige nicht allzu sehr der Schadenfreude Frönen, denn sollte sich erst einmal eine Regierung und die Politik eines Medium wie Twitter „Bemächtigen“ könnte dieser Dienst hinterher völlig anders, Aussehen was nun auch keiner Will.
Danke, @Cashy!
@Thomas: Ich glaube nicht, dass Journalisten keine Kommunizierer sind. Der überwältigende Großteil der journalistischen Arbeit besteht doch genau darin zu kommunizieren. Informationsbeschaffung, Interviews, Recherchen usw.
Das schreiben der Artikel ist dann der (meist) kreative Teil 😉
Bei den Fragen hatte ich viel mehr das Gefühl, dass sich viele der Anwesenden nicht richtig über neue Medien informiert haben. Der Aspekt, dass es auch ältere Journalisten gibt, die mit der Technik nicht mitgingen, ist für mich schon fast pervers. Es ist doch mehr oder weniger ein offenes Eingeständnis, schlechte Arbeit betrieben zu haben. Schließlich ist Informationsbeschaffung Teil ihrer Arbeit.
Auf mich wirkte es, als hätten sie Angst, ihre Souveränität zu verlieren. Es gibt ein neues Alpha-Männchen/Weibchen, unliebe Konkurrenz.
@TL: Bin ein anderer Thomas 😉 Egal wer gerade an der Macht ist, diese Volkstreter werden nie damit aufhören das Volk zu vera*schen. Wie überall geht es nämlich um Geld 😉
Ich wüsste ja mal gerne wie die Diskussion verlief, als die E-Mail aufkam.
Was mich in dem o.g. Video stört, ist, dass diese Journalisten irgendwie fordern durch den Bund informiert zu werden und das diese Information / Quelle gefälligst geprüft zu sein hat.
Ich fasse Pressefreiheit so auf, dass jeder Journalist in seiner Arbeit nicht behindert wird und seine Fragen beantwortet werden. Pressefreiheit heißt in meinen Augen aber nicht, dass wir sicherstellen müssen, dass unsere Journalisten von uns auf alle Themen aufmerksam gemacht werden, damit sie ja nie vergessen die entsprechenden Fragen zu stellen. Zudem hat jeder Journalist seine Quelle zu prüfen und nicht einfach nachzuplappern was er da gerade liest. Ob es nun per Mail, Fax, oder über twitter kommt, sollte die Grundvorgehensweise nicht ändern.
Jeder Arbeitnehmer muss doch heute die Grundvoraussetzung mitbringen, dass er auf die sich täglich ändernden Lebensumstände entsprechend reagiert. Ich dachte in einer sich schnell ändernden Medienlandschaft wäre diese Bereitschaft zur Veränderung besonders ausgeprägt….. wie man sich doch irren kann.
Ich bin wirklich beeindruckt von den Typen, wie ruhig der bleibt. 5 mal die gleiche Frage/Anschuldigung, dass Twitter nicht sicher ist und man das alles bitte per Fax und Email haben will. Sowas ist natürlich nicht zu fälschen und absolut sicher.
Hat er wirklich gut und suverän gemacht. 🙂
Ich hab zwar seit Jahren einen Twitter Account aber dennoch muss ich immer wieder feststellen, dass ich mit dem Dienst nichts anfangen kann.
Dennoch muss ich mir an den Kopf fassen wie sehr man von vorgestern sein kann, dass man Twitter nicht als eine von vielen Informationsquellen nutzen kann.
Ich hab die ganze Zeit auf die Frage gewartet, ob es nicht ein Sicherheitsrisiko sei, dass die Kanzlerin „jetzt“ in diesen schnellen Automobilen fährt und nicht mehr in einer Pferdedroschke.