Deutschlandticket: Schwächung der Fahrgastrechte befürchtet

Das Deutschlandticket klingt zunächst wie eine tolle Sache: Das Nahverkehrsabonnement kostet pro Monat 49 Euro. Dafür könnt ihr deutschlandweit den ÖPNV nutzen. Mancher Pendler wird deswegen sicherlich sein bisheriges, teureres und nur regional gültiges Monatsticket ablösen. Doch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)weist auf potenzielle Nachteile hin, die sich durch Pläne zur Überarbeitung der Fahrgastrechte ergeben sollen.

So ist es bei aktuellen Monats- und Jahreskarten möglich, bei Verspätungen von mehr als 20 Minuten auch auf Fernverkehrsverbindungen mit IC und ICE auszuweichen. Das soll mit dem Deutschlandticket nach aktueller Planung ausfallen, da jenes anders eingestuft werden soll – nämlich als „erheblich ermäßigtes Beförderungsentgelt“.

Auch kritisch zu sehen: Fahrt ihr vom Startbahnhof aus mit dem ÖPNV über das Deutschlandticket los und habt für einen Anschlussbahnhof einen IC oder ICE gebucht und verpasst jenen, erhaltet ihr ebenfalls keinerlei Erstattung. Das ist nicht neu und greift auch jetzt schon beim Kauf zweier separater Fahrkarten. Ich erinnere jedoch daran, da ihr auch dies beachten solltet.

Noch ist das obige Szenario nicht in Stein gemeißelt, doch die nationale Umsetzung der EU-Bahngastrechteverordnung macht es wahrscheinlich. Mit dem Deutschlandticket stündet ihr dann bei Verspätungen und verpassten Anschlusszügen schlechter da, als andere Reisende mit „normalen“ Monats- und Jahreskarten. Angesichts der „Verlässlichkeit“ der Deutschen Bahn kann das schnell praxisrelevant werden.

Der vzbv moniert, dass Reisende mit dem Deutschlandticket zu Fahrgästen zweiter Klasse würden. Das widerspreche dem erklärten Ziel der Bundesregierung, mehr Menschen für den ÖPNV zu begeistern. Der vzbv fordert deswegen ohnehin eine Stärkung der Fahrgastrechte, sodass Entschädigungen bereits ab Verspätungen ab 30 Minuten fällig werden – aktuell greift dies erst ab 60 Minuten.

Die EU habe hier zuletzt jedoch die Verbraucherrechte geschwächt. Etwa spreche auch eine neue Klausel zu höherer Gewalt die Eisenbahnunternehmen unter bestimmten Umständen von Entschädigungsansprüchen frei. Leidtragende seien am Ende die Verbraucher – und das Klima, weil das Reisen mit dem ÖPNV unattraktiver statt attraktiver werde.

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32 Kommentare

  1. Befürchtet wird vor allem deutlich mehr Kriminalität in den Regionalzügen.

    • Ok? Das ist ein – nennen wir es mal „interessanter“ – Take…

      • Ist doch absolut nachvollziehbar. Schon jetzt kannst du eine starke negative Korrelation zw. Fahrpreis und Kriminalität feststellen. Wenn zukünftig praktisch jeder das Ticket für den Regio hinterhergeworfen bekommt, ist man auch da nicht mehr sicher vor Pennern, Bettlern, Dieben und Messerstechern.

      • Aber doch eigentlich nicht verwunderlich: mit der Anzahl der Fahrgäste steigt auch die Anzahl der Delikte. Vielleicht nicht unbedingt prozentual, aber in absoluten Zahlen ganz sicher.

        Das geht wohl in Richtung „Sozialdarwinismus“: wer sich (heute noch teuren) ÖPNV leisten kann gehört automatisch zur nicht-kriminellen Elite und wer mit dem Billigticket fährt macht sich automatisch verdächtig.

        • Mira Bellenbaum says:

          Ich behaupte mal ganz pauschal das Gegenteil!
          Die Kriminalität wird sinken,
          keine, oder viel mehr, weniger Schwarzfahrer!

          Aber jetzt verstehe ich auch, warum die Stadtbewohner ALLE überwacht werden müssen. 😉
          Da wohnen ja nur Kriminelle, äh, nö, aber überwiegend.
          Zum Glück lebe ich auf dem Land.
          Nur glückliches Vieh.

          • Die üblichen Kriminellen in der Stadt erkennt man von weitem, man weiß sie zu meiden, sonst wird man halt verprügelt und/oder sein iPhone mit Geldbeutel los.

            Auf dem Land begrüßt man freundlich seinen Nachbarn, bezeichnet ihn als netten und hilfsbereiten Mann und lernt später aus den Nachrichten kennen, dass der Nachbar einen Folterkeller hatte, in dem er jahrelang Menschen hielt.

            • Dies.
              Aber zum Thema mehr kriminelle durch günstigere Tickets. Ich glaube kaum, dass die vorher schon ein Ticket gekauft haben. Durch das personalisierte Ticket wäre es dann wenigstens leichter möglich die Personalien festzustellen.

    • Bin selbst gelegentlich sehr spät mit dem ÖPNV in einer „Familien-Clan-Gegend“ unterwegs und habe festgestellt, dass sich während der drei Monate, in denen das 9€-Ticket zur Verfügung stand und das Fahrgastaufkommen von, nennen wir es zivil aussehenden Fahrgästen sprunghaft zunahm auch deutlich mehr vulnerablen Gruppen zuzurechenende Personen mobil waren. Der Rückzug von allein fahrenden jungen Frauen in den Jahren 2015 und 2016 hat sich nie wieder erholt; in den besagten drei Monaten jedoch nahmen Frauen offenbar wieder vermehrt ihr Recht auf Mobilität wahr, weil sie sich sicherer fühlten. Es wäre schön, wenn das D-Ticket dazu führen würde, dass sich Menschen, die aus sich aus Gründen der Kriminalitätsvermeidung (welche übrigens seit Jahren zu geringeren Fallzahlen bei Straßenkriminalität etc. führt) eingeschränkt haben, nun ihre Freiheit auch wochentags nach Mitternacht zurückerobern.
      Im übrigen ziehe ich ein gut gefülltes öffentliches Transportmittel einem leeren vor, sollte jemand ein Messer ziehen und mit hasserfülltem Gestus Fahrgäste bedrohen (selbst erlebt).

  2. Susa Richter says:

    Nix bezahlen wollen, aber die gleichen Rechte wie die anderen, die das DT liegenlassen? Typisch deutsch…

    Ich brauche nicht viel Fantasie, um mir auszumalen, wer in einschlägigen Apps nach genügend umfangreichen Verspätungen sucht, um dann einfach mal so „Rechte“ geltend zu machen. Das kann die Bahn doch nicht zulassen!

    • wobei eine Form der Anrechnung schon denkbar wäre. Bei den ÖBB kann ich das Klimaticket bei der Buchung als Rabattkarte angeben. Da kann man dann anhand der Buchung schon aussortieren, wer da tatsächlich reisen wollte und wer nicht. Ein kleiner Aufpreis wäre natürlich trotzdem erforderlich.

    • naja das könnte man weitgehend verhindern, wenn man zu den Fahrgastrechte eine entsprechend durchgehende Buchung voraussetzt. Bei den ÖBB kann ich das Klimaticket als Rabattkarte angeben und durchbuchen.
      Jeden Fall kannst du so auch nicht abdecken, aber abmildern geht schon.

      aber ja, so wie es Leute gab die die Loungeregeln ausnutzen mussten, wird es es auch sowas geben.

      • Mira Bellenbaum says:

        „… Leute gab die die Loungeregeln ausnutzen …“
        Keine Frage, wurde gemacht, aber mit den „neuen“ Regeln sind sie dann doch etwas über die Linie geschossen!
        Geht es nicht in Wirklichkeit einfach nur einen Vorwand zu finden, auf Teufel komm raus die Ausgaben zu drücken?
        Habe ein 1. Klasse Ticket für eine Fahrt von Ffm nach Berlin,
        und darf dennoch nicht in die Lounge, auch nicht am Tag der Reise!
        Aber der Scheiß ist/war mir einfach keine 300€ für einfache Fahrt wert.
        So zahle ich erheblich weniger und einen Kaffee, sollte ich etwas früher in Ffm sein,
        zahle ich gerne woanders ohne den Aufschlag von hundert+.
        Wofür auch?

    • Mira Bellenbaum says:

      Was soll das denn?
      „Nix bezahlen wollen, …“
      Bist Du von der FDP oder irgend so ein Troll?
      Wenn Du Dich mit der Sache beschäftigt hättest, wäre Dir sowas von klar, dass Dein Einwand nicht nur flüssig ist, sondern auch noch sowas von dumm.
      Du musst nachweisen, dass Du geschädigt wurdest!
      Nur so mal am Rande.

      • Sind Sie von der Netzfeuerwehr oder irgend so ein Troll (bereits der im Thread (mehrfach!) angeschlagene Ton weist stark auf Letzteres hin)?
        „Nix bezahlen wollen, …“ ist die Überspitzung der Anspruchshaltung Vieler, z.B. dass über den „viel zu hohen Preis!!!“ lamentiert wird oder, wie hier, gleiche Rechte trotz Discountpreis erwartet werden.

        Wenn Sie sich mit der Sache beschäftigt hätten wäre Ihnen klar, dass ihr Anwurf lächerlich ist, und dass ad hominems nur Den disqualifizieren, der sie verwendet.

        Der Nachweis der Schädigung wird spannend: Denn wenn es nicht niedrigschwellig genug ist holt Ihresgleichen gleich wieder die ganzen abgedroschenen Ismen von „Ableismus, zu schwierig für Behinderte!!!“ bis „Rassismus!!!, dafür braucht man Sprachkenntnisse!!!“ aus dem Schrank.

        • Mira Bellenbaum says:

          Hahaha, ein netter Versuch, den Spieß umzudrehen.
          Geh noch einmal üben. 😉

          • Sie schreiben paternalistischen Unsinn:
            Das entscheiden doch wohl die Mitleser und nicht ein pöbelnder Pflaumenbaum.

            • Mira Bellenbaum says:

              Haha, wenn der Troll nicht weiter weiß, fängt er an zu beleidigen!
              Aber auch dieser Versuch ging daneben.

              Und nur, weil Du mit Fremdwörtern so um Dich schmeißt,
              wird Dein Geschreibsel nicht besser.

    • Reiner Wadel says:

      Deutschlandticket- Inhaber als Reisender 2. Klasse? Es gibt also kein 1,-Klasse-Ticket?

  3. Ich wage zu behaupten, dass die ausführenden Transportunternehmen das DE-Ticket eigentlich nicht haben wollen – da kommt doch so eine EU-Regelung genau passend…

  4. Schön zu sehen, wie immer wieder eine neue Sau durch’s Dorf getrieben wird, wenn die Kritik am Deutschlandticket abebbt.

    Ich kann die Anpassung von Fahrgastrechten durchaus nachvollziehen. Wo kommen wir denn hin, wenn jemand, der eine erhebliche Fahrpreisreduzierung nutzt, die gleichen Rechte bekommt wie jemand, der die nicht in Anspruch nimmt?

    Leider ist auch der in einem Kommentar genannte Anstieg der Kriminalität im ÖPNV nicht von der Hand zu weisen. Das als Straftat bewertete „Schwarzfahren“ könnte zurückgehen. Aber dort wo mehr Menschen zusammentreffen, bieten sich auch mehr Chancen für andere kriminelle Handlungen, wie z.B. Taschendiebstähle, sexuelle Übergriffe, und tätliche Angriffe. Dem können m.E. weder die Verkehrsunternehmen noch der Staat, aus Kostengründen, entgegenwirken. Die Kosten, die durch das Deutschlandticket entstehen, werden vermutlich auch beim Sicherheitspersonal eingespart werden.

    • Das Deutschlandticket ist aber nicht erheblich reduziert (welche deutschlandweit gültige Zeitkarte kostet mehr?).

      Und um bei deiner Frage zu bleiben: Wo kommen wir denn hin, wenn man bei einer Verspätung von über 20 Minuten nicht mehr den nächsten Zug (in dem Fall Fernverkehr) nehmen darf?

      Man darf dann weiter den nächsten Nahverkehrszug nehmen, aber den dürfte man ja sowieso nehmen. Heißt also, man kommt nicht weg.

      Auf den auf Mutmaßungen bestehenden Teil mit der Kriminalität geh ich mal lieber nicht ein.

      • Weil keine deutschlandweit gültige Zeitkarte vorhanden war, kann man auch die bisher geltenden Fahrgastrechte nicht auf das neu eingeführte Deutschlandticket anwenden. Ganz einfach – oder? Man kann deshalb auch nicht das Recht ableiten, im Verspätungsfall vom ÖPNV kostenfrei auf den Fernverkehr umzusteigen. Das nächste Nahverkehrsmittel steht ja (irgendwann) für die Weiterfahrt zur Verfügung.

        Schade das du nicht auch auf den Teil mit der Kriminalität eingegangen bist. Gerne setze ich da noch eins drauf. Das Deutschlandticket macht bundesweit den ÖPNV auch für Mitglieder der sozialen Unterschicht attraktiver. Das die Hemmschwelle zu kriminellen Handlungen bei dieser Bevölkerungsgruppe niedriger liegt, muss wohl nicht erst bewiesen werden.

        • Die kriminelle Hemmschwelle der sozialen Oberschicht ebenfalls nicht. Die findet nur nicht im ÖPNV statt, sondern sozusagen im Homeoffice.

  5. Da hat Mister T schon recht. Die Mitglieder der sozialen Mittel und Oberschicht führen ihre kriminellen Handlungen sicher nicht im ÖPNV aus. Ob die Hemmschwelle dort aber niedriger ist, wage ich zu bezweifeln….

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