„Death Stranding Director’s Cut“ am PC angespielt

Ursprünglich erschien „Death Stranding“ 2019 für die PlayStation 4 und den PC. 2021 folgte das Spiel von Kojima Productions dann auch für die PlayStation 5 als aufgebohrter Director’s Cut. Letzterer bietet nicht nur neue Gameplay-Inhalte, sondern etwa auch einen Ultrawide-Modus und andere technische Verbesserungen. Am 30. März ist „Death Stranding Director’s Cut“ auch für den PC erschienen. Ich habe mir das Game an meinem Testsystem von Nvidia einmal genauer angeschaut.

Allerdings bin ich kein absoluter Neuling: Ich besitze „Death Stranding Director’s Cut“ seit dem Launch für die PS5. Insofern erst einmal ein wenig Allgemeines zum Spiel: Der Titel von Entwickler-Legende Hideo Kojima spielt in einer post-apokalyptischen Welt, in der die Schwelle zwischen Leben und Tod nicht mehr ganz eindeutig ist. Als Spieler verkörpert man Sam Porter Bridges, dessen Aussehen, Stimme und Motion-Capturing dem Schauspieler Norman Reedus aus „The Walking Dead“ entspricht. Es sind auch noch andere Schauspieler wie Mads Mikkelsen, Léa Seydoux, Margaret Qualley, Troy Baker und Tommie Earl Jenkins eingebunden.

Sam macht es sich dabei zur Aufgabe, das zerstörte bzw. teilweise verlassene Nordamerika wieder zu vernetzen. Dies war auch einer der letzten Wünsche seiner Mutter, der letzten Präsidentin der United Cities of America (UCA). Zur Seite steht ihm dabei Lou, ein Baby, das ihm dabei hilft, die geisterhaften Erscheinungen zu vermeiden, welche das Land heimsuchen. Bei eurer Aufgabe, die unterschiedlichen Städte / Hubs wieder zu vernetzen, steht aber vor allem eines im Vordergrund: Pakete austragen.

Richtig gelesen, in erster Linie ist „Death Stranding Director’s Cut“ eine Art Postboten-Simulator. So beladet ihr Sam mit immer mehr Gepäck, was stellenweise schon in absurd anmutenden Konstruktionen ausartet. Mit der Zeit könnt ihr schwerere Ladung tragen, mehr Kisten mit euch führen oder sogar Kanonen nutzen, welche eure Lieferung näher an euer Ziel feuern, sodass ihr nicht die ganze Strecke den Transport bewältigen müsst.

Doch pünktlich und sicher zu liefern klingt einfacher als gedacht. Gegner lauern euch auf, die mysteriösen Erscheinungen erschweren das Vorankommen und auch so ein kleiner Hügel kann zu eurem Endgegner werden. Denn ihr müsst jede Schwankung und jedes Stolpern Sams ausgleichen. Sonst purzeln seine Pakete vor seine Füße oder im schlimmsten Fall einen Abhang herab. Durch Beschädigungen sinkt dann ihr Wert bzw. euer Rating für die Mission.

Manchmal entwickelt „Death Stranding Director’s Cut“ so einen eigenen, meditativen Charme, doch teilweise ist es auch recht monoton durch die Einöde zu stapfen und primär darauf zu achten, nicht über die eigenen Füße zu latschen. Sonderlich episch fühlt sich das dann über weite Strecken nicht an. Dabei ist die Story des Spiels, typisch für Kojima, ziemlich abgedreht und episodenhaft erzählt. Die Charaktere strotzen nur so vor Emotionen, selbst wenn man ihren Ausbrüchen als Spieler nicht immer sofort folgen kann. Genau das ist aber der Charme von Kojimas Erzählweise und Fans der „Metal Gear Solid“-Reihe werden sicherlich daran gefallen finden.

Die dichte Atmosphäre dieses Titels ergibt sich auch aus dem tollen Soundtrack, der sowohl neue Originalmusik als auch lizenzierte Tracks von Bands wie Chvrches nutzt. Zudem hört ihr hier eben die erfahrenen Schauspieler wie Reedus und Mikkelsen, was dem ganzen durchaus filmreifes Flair verleiht. Das spiegelt sich auch in den ausgiebigen Cutscenes wider, die gerne mal über 10 Minuten oder länger gehen. Kojimas Liebe zum Kino kommt hier wie in „Metal Gear Solid V: The Phantom Pain“ deutlich durch.

Grafisch sah „Death Stranding Director’s Cut“ schon an der PlayStation 5 richtig gut aus. Im Qualitätsmodus läuft das Spiel mit nativem 4K und (allerdings inkonstanten) 60 fps. Hier kann die PC-Version nachhelfen, denn mit einer Nvidia GeForce RTX 3080 Ti und DLSS sind 60 fps im Schlaf zu erreichen. Ein weiterer Vorteil der PC-Version findet sich, potentes System vorausgesetzt, in verbesserter, anisotroper Filterung. Allerdings fiel es mir in Bewegung schwer, selbst auf höchsten Einstellungen, abseits der angesprochenen Performance-Vorteile, große Unterschiede zur PS5-Version festzustellen. Sowohl die Konsolen- als auch die PC-Version sind zu gut optimiert.

So ist die Weitsicht an beiden Plattformen enorm, die Texturen scharf und die Partikeleffekte beeindruckend. Ray-Tracing solltet ihr hier allerdings nicht erwarten, was der PC-Version wohl den letzten Kick gegeben hätte. Bedenkt man aber, dass „Death Stranding“ seine Wurzeln in der PS4 hat, dann ist das Spiel fantastisch gealtert und macht auch 2022 noch einiges her. Speziell die Charaktermodelle sehen besser aus, als 90 % der Spiele auf dem Markt.

Für die Landschaften nutzte man ausgiebig Fotogrammetrie. Da sind viele eindrucksvolle Panoramen zu sehen. Wobei das Nordamerika nach der Apokalypse größtenteils eher den rauen Charme eines Island versprüht. Mit Gegnern ärgert ihr euch übrigens erst nach vielen Spielstunden herum, anfangs schleicht ihr vor allem an den „Geistern“ vorbei. Menschliche Gegenspieler umgeht man anfangs ohnehin besser, später kann man aber auch Nahkämpfe mit ihnen ausfechten. Generell ist es aber besser, Kämpfen aus dem Weg zu gehen, will man sicher seine Ladung abliefern. Ausnahme sind die Bosskämpfe, welche vom sonstigen Spielfluss sehr abweichen.

Böswillig könnte man sagen, dass „Death Stranding Director’s Cut“ eigentlich nur eine einzige Fetch Quest wäre. Denn man bringt hauptsächlich Objekte von A nach B. Und so schwankte auch ich immer wieder zwischen dem tiefen Eintauchen in die eindringliche Atmosphäre und gepflegter Langeweile, weil das monotone Gameplay das Dasein als Lieferbote vielleicht etwas zu gut abbildet. Denn selbst wer beruflich Pakete zustellt, will das vermutlich nicht auch noch digital in seiner Freizeit machen.

Schade ist auch, dass man zwar verschiedene Städte beliefert, diese aber nicht betreten kann. So wie der DHL-, Hermes- oder DPD-Bote eben auch vor der Haustüre stehenbleiben muss. Dadurch bewegt man sich fast nur in der freien Natur und interagiert als Spieler kaum mit anderen NPCs, sieht man von Gegnern ab. Andere, zwischenmenschliche Begegnungen beschränken sich weitgehend auf Hologramme und Cutscenes.

Kleiner Hinweis am Rande: Die Produktplatzierungen von Monster Energy Drink sind aus der Neuauflage entschwunden. Erhalten geblieben sind die Social-Elemente: Man begegnet zwar nicht direkt anderen Spielern, sie können aber in der Welt Hilfestellungen zurücklassen: Prominente Kandidaten sind Leitern oder Brücken. Nicht immer sind jene aber durchdacht platziert. Da stößt man auch auf Hinterlassenschaften von Spaßvögeln, deren Leitern am Ende im Nirgendwo enden.

„Death Stranding“ ist kein kurzes Spiel – 40 bis 60 Spielstunden kann man, je nachdem wie viele Nebenaufgaben man übernimmt, durchaus einkalkulieren. Wie viel Spaß ihr in diesen Stunden haben werdet, wird sehr von euren Erwartungen abhängen. So hat dieser Titel von Anfang an die Spielerschaft gespalten. Mir persönlich macht das Game durchaus Spaß, allerdings eher in kleinen Dosen. Wollt ihr also mal hier und mal da in die schrullige Welt von Hideo Kojima eintauchen, dann ist „Death Stranding Director’s Cut“ durchaus ein Tipp für euch.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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2 Kommentare

  1. In 30 Jahren wenn ich in Rente gehe gucke ich hier mal rein, dann könnte ich am monotonfn Gameplay evtl Spaß finden.

    Noch bin ich aber zu jung dafür

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