China Labor Watch: So verstößt Apple-Zulieferer Pegatron gegen Arbeitsrecht

Die Arbeitsbedingungen in Chinas Elektrofabriken sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Apple musste gestern bereits wieder Kritik einstecken, es geht um Zulieferer Pegatron. China Labor Watch hat nun den offiziellen Bericht dazu veröffentlicht und rückt ebenfalls wieder einmal Apple in den Fokus.

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China Labor Watch (CWL) entdeckte 86 Verletzungen von Arbeitsrechten, darunter 36 Verstöße gegen Gesetze und 50 ethische Verletzungen, aufgeteilt in 15 Kategorien. Die Fabriken von Pegatron verletzen eine große Anzahl internationaler und chinesischer Gesetze und Standards ebenso wie Apples eigens festgelegte Standards zur sozialen Verantwortung.

[werbung] Im Mai 2013 verkündete Apple, dass Zulieferer und Auftragsfertiger zu 99% die von Apple festgelegte 60-Stunden-Woche einhalten. Die 60-Stunden-Woche verstößt allerdings gegen Chinas gesetzliches Limit von 49 Stunden pro Woche. Außerdem wurden drei Fabriken von Pegatron untersucht, die durchschnittlich 66, 67 und 69 Wochenstunden von ihren Arbeitern abverlangten. Ebenfalls nachweisbar werden Arbeiter genötigt, zu unterschreiben, weniger Überstunden geleistet zu haben.

Auch viele von Apples Regeln werden nicht eingehalten. Arbeitssicherheit, Umweltschutz und das Training für die Arbeiter wird vernachlässigt. So gab es in keiner der drei untersuchten Fabriken ein Sicherheitstraining für Arbeiter. In Riteng und AVY werden Abwässer einfach in die Kanalisation geleitet und verschmutzen so die lokalen Wasserquellen.

Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken sind so schlecht, dass in AVY 30 von 110 neuen Mitarbeitern diese innerhalb von 2 Wochen die Fabriken wieder verlassen haben. CWL ist der Meinung, dass Apple sich mitschuldig macht, da die eigenen vorgegebenen Standards nicht eingehalten werden und weiterhin von Pegatron bezogen wird.

Der vollständige Report ist als PDF-Dokument zum Download verfügbar. Er zeigt unter anderem 17 Apple Versprechungen, die nicht eingehalten werden und gibt weitere Einblicke in die Pegatron-Fabriken. Executive Director Li Qiang von CLW sagt, dass die Bedingungen der Pegatron-Fabriken noch schlimmer seien, als die bei Foxconn. Die drei untersuchten Fabriken haben zusammen 70.000 Mitarbeiter.

Das Video zeigt Aufnahmen, die CLW während der Untersuchung gemacht hat. Knapp vier Minuten lang bekommt man einen kleinen Einblick in die Zustände der Fabriken, in denen unsere Technikprodukte das Licht der Welt erblicken.

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16 Kommentare

  1. Der Caschy kritisiert immer wieder zu recht, dass in dieser Debatte ausschließlich auf Apple eingehackt wird…und dann wird Pegatron im Blog nur „Apple-Zulieferer“ genannt? Zumindest ASUS trägt eine Mitschuld, Pegatron ist immerhin deren Marke.
    Nicht einfach nur kritisieren, Apple ist nicht an allem Schuld, und dann nur Apple benennen (wegen der Klicks?). Macht sich nicht glaubwürdig, und es ist ja auch tatsächlich nicht wahr. Die Überschrift impliziert, Pegatron würde WEGEN Apple solche Vergehen begehen, dabei tun sie es TROTZ Apple, da Apple wegen der günstigen Produktionskosten auf ernsthafte Kontrollen wohl verzichtet.

  2. Ich habe einige Apple Produkte und finde diese echt klasse! Für solche Arbeitsbedingungen habe ich jedoch keinerlei Verständnis und würde mir wünschen, dass der Konzern einmal Milliardenstrafe zahlen muss. Die müsste dann zur Aufbereitung der Gewässer, Errichtung von Krankenhäusern für Geschädigte und als Entschädigung verwendet werden. Apples Produkte haben wirklich eine Gewinnspanne, dass man für faire Produktionsbedingungen sorgen könnte. Und paar € nochmal mehr pro Produkt wären auch nicht mehr dramatisch. 60Stunden Woche als Apple Richtlinie finde ich auch erschreckend!!! Was mich jedoch stört ist, dass nicht beispielsweise Samsung oder sonst ein Konzern beschrieben wird. Apple steht da sicher nicht alleine…

  3. @To Ni: Keine Apfelprodukte kaufen bis sich was ändert, Strafe genug. Apple kaufen und im Nachhinein kritisieren…
    Konsequenterweise sollte man jeden Hersteller boykottieren bei dem solche Praktiken bekannt werden. Ein Ausweg wäre, gebrauchte Hardware zu kaufen. Dann aknnst du auch Apfelzeugs nutzen ohne direkt die Produktion der HW zu fördern.

  4. Sascha Ostermaier says:

    @Georg: Die in dieser Untersuchung festgestellten Widrigkeiten haben einen direkten Bezug zu Apple, da unter anderem Apples Sozialstandards unter die Lupe genommen werden. Ich gebe in diesem Artikel nur ieder, was CLW herausgefunden hat. In diesem Fall sollte die Beschwerde also an CLW gehen. Zur Überschrift: Diese trifft exakt, was CLW veröffentlicht hat. Da steht nicht wegen wem oder trotz wem.

  5. Ist meiner Meinung nach richtig, die haben Verprechen gegeben – sollen sie die auch einhalten.
    Bei der Gewinnspanne die einige Unternehmen erwirtschaften sollte man doch meinen das diese gegen Verletzungen ihrer Sozialstandarts vorgehen und dies auch regelmäßig kontrollieren. Vor allem wenn ich als großer Auftraggeber am Hebel sitze.

  6. Ich glaube das so ziemliche alle Dinge, die nicht hier hergestellt werden, ähnlichen Bedingungen entspringen. Die gleiche Diskussion wie bei den Smartphones (mal ist es Apple mal, mal Samsung und mal HTC), gibt es doch z.B. bei Klamotten auch ständig.

    Allerdings interessieren sich hier viel zu wenig Leute ernsthaft(!) dafür. Klar jeder regt sich auf, keiner findet das gut, aber das war es dann auch. 3h nach eine solchen Meldung hat man das ganze doch bereits vergessen und genießt wieder sein iPhone, Galaxy oder T-Shirt von H&M. Bis eben in 2-3 Wochen die nächste Meldung kommt. Im Prinzip könnten man diesen Text dann kopieren und andere Marken- und Zulieferenamen einsetzten.
    [Mich selbst schließe ich dabei (leider) nicht aus.]

  7. Um solche Traumrenditen wie Apple zu erzielen, reicht es nicht, seine Kunden mit überhöhten Preisen über den Tisch zu ziehen, man muss sich auch Lieferanten suchen, die die Produkte von Sklaven fertigen lassen. Einfach nur widerlich!

  8. Ich finde es eigentlich berechtigt, dass immer Apple kritisiert wird. Im Gegensatz zu andren Konzernen verdient Apple nämlich einen Löwenanteil an den Geräten (300-400€ pro gerät) und kann es sich problemlos leisten, einen andren Hersteller zu nutzen. Außerdem wird Apple auch sonst immer als Erstes genannt, warum dann nicht auch hier?

  9. normanddd says:

    Seh es genauso. Wenn jemand die größten Gewinnmargen unter allen Konkurrenten erziehlt, hat er den größten Spielraum, was in die positive Richtung zu bewegen. Das würde dem Markenzeichen zudem noch zu Gute kommen.

    Aber Leute, machen wir uns nix vor: Alle Bereiche unseres angenehm fortschrittlichen Lebens basiert zwingend darauf, dass auf irgendeinem Fleck der Erde Mensch und Natur leiden. Das sollte jeder wissen, der sich übermäßig über ein Problem wie dieses hier echauffiert.
    Aktuell läuft auf Arte mal wieder eine wirklich sehenswerte Doku über „Aluminium“. Allgegenwärtig und eine Schweinerei an Mensch und Natur, aber für uns unverzichtbar.
    Schauts euch an:

    http://videos.arte.tv/de/videos/die-akte-alu–7367250.html

  10. 3lektrolurch says:

    Klingt zynisch, aber die Arbeiterklasse muss in dem Land auch selber für bessere Bedingungen sorgen, sprich für starke Gewerkschaften kämpfen. Arbeitgeber haben nur selten etwas freiwillig verbessert, da gilt doch immer nur das Motto, soviel Ertrag wie möglich, mit so wenig Kosten wie „nötig“ – und was nötig ist, ist dann immer nur das gerade erreichbare Minimum. Dazu kommt noch, dass durch die Hierarchie eines Unternehmens alles nur nach unten delegiert wird. Die Hände schmutzig machen sich dann doch nur die, die unmittelbar mit den Arbeitern in Kontakt kommen.

  11. @3lektrolurch ich glaube das war das problem, das apple mit foxconn hatte. Foxcon hat doch jetzt nen arbeitervorstand oder so was

  12. ich werde keine apple produkte mehr kaufen

  13. “ Ich gebe in diesem Artikel nur ieder, was CLW herausgefunden hat. In diesem Fall sollte die Beschwerde also an CLW gehen. Zur Überschrift: Diese trifft exakt, was CLW veröffentlicht hat.“

    dann kann ich mir den blog hier ja gleich sparen und direkt CLW lesen 😉

  14. Ich finde den Titel auch nicht gerade super. Der Fakt, dass die CLW da genauso reißerisch den Titel benennt, macht das nicht wirklich besser.

    Ich frage mich, wann es mal einen Bericht von Sascha gibt, wo er sich nicht in den Kommentaren rechtfertigen muss.

  15. Bernd Bayreuth says:

    Nicht vergessen: nicht etwa die Arbeiter beschweren sich über die Zustände, sondern ein Exil-Chinese, der in New York sitzt – ein „Aktivist“ … Immer auch daran denken, was für eine politische Agenda so ein Aktivist hat.
    Arbeitsbedingungen können sich bessern, je stärker ein Land entwickelt ist …
    Auch bei uns war das ein langer Weg.

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