CES 2017: Mein Rückblick auf die Trends der Messe
Die Bitkom hat eine kleine Mitteilung zu den Trends der CES 2017 herausgegeben. Für die Bitkom waren die diesjährigen Trends in Las Vegas: Mobilität, Virtual Reality, digitale Sprachassistenten und das Internet of Things. Ich war selbst vor Ort und kann einige Aussagen der Bitkom bestätigen, würde sie aber ergänzen wollen. Was mir persönlich in der Tat am meisten auffiel war der Smart-Home-Fokus: Man brauche nicht lange umherwandern, um smarte Kühlschränke, nicht nur bei LG und Samsung, Roboter oder Sicherheitskonzepte für das Zuhause von morgen zu entdecken. Die Hersteller werden dabei immer einfallsreicher.
Hier im Blog bin ich nicht unbedingt der Smart-Home-Experte – da sehe ich eher Caschy als großen Maestro an. Trotzdem war es auch für mich spannend zu sehen, wie Hersteller wie Haier und viele andere das Smart Home zum Standard für jedes Haus und jede Wohnung erheben wollen. Ob wir in Zukunft dann alle mit unserem Kühlschrank, unserer Waschmaschine und unserem Trockner ins Internet gehen?
LGs vollmundige Beschreibungen mögen vielen gefallen, allerdings würden sie zu mir etwa nicht passen: Ein quengelnder Roboter, der mir jeden einzelnen Schritt der Zubereitung vorsagt, benötige ich nicht. Ich improvisiere ohnehin ständig beim Würzen, Kochen, ändere Rezepte und probiere gerne aus. Allerdings ist dieses An-die-Hand-Nehmen ja auch nur eine Alternative, die viele bestimmt willkommen heißen werden.
In der North Hall des Las Vegas Convention Centers tummelten sich dann die Autohersteller: Aber nicht nur die, auch Qualcomm, Nvidia und weitere Technologie-Unternehmen präsentierten Hand in Hand mit Anbietern wie Ford und Tesla Lösungen für autonomes Fahren, verbesserte Sensoren für Automobile und Fahrzeugassistenten, welche das Autofahren fast im Schlaf erledigen lassen. Das wäre übrigens wirklich etwas für mich: Ich hasse es am Steuer zu sitzen, da bin ich ganz ehrlich. Nein, mir macht Autofahren keinen Spaß – ich will mit minimaler Anstrengung und möglichst schnell von A nach B gelangen. Autonomes, sicheres Fahren? – Bitte, immer her damit!
In diesem Zuge verweilte ich dann auch eine Weile am Stand des chinesischen Herstellers Changhong, der in Zusammenarbeit mit Freer Logic ein spannendes Konzept vorführte: In einer Kopfstütze waren Sensoren integriert, welch die Hirnaktivität messen. Sie erkennen z. B. wie aufmerksam der Fahrer ist – ohne dass weiterer, direkter Körperkontakt nötig wäre – außer dem Anlehnen an die Kopfstütze eben. Allerdings lassen sich die Sensoren auch im Steuerrad verbauen, wie ein Sprecher Freer Logics erklärte. Das soll „für beispielsweise ältere Damen gut sein, die sich nach vorne verrenken und somit nie Kontakt zur Kopfstütze haben„. So kann etwa erkannt werden, wenn der Fahrer unkonzentriert wird oder seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge richtet als die Straße.
Freer Logic sieht allerdings auch noch weitere Anwendungsgebiete – langfristig will man die Gehirnaktivität auch ohne direkten Körperkontakt messen. Als Anwendungsbeispiel nennt man Flughäfen, an denen Sensoren bei „ungewöhnlichen Gehirnaktivitäten“ Alarm schlagen könnten. Im Handel könnten die Sensoren wiederum erkennen, wenn ein Kunde sich besonders für ein Produkt interessiert. Aktuell schien mir das System aber noch nicht völlig ausgereift – die Idee ist aber ziemlich spannend, wenn auch im Bezug auf den Datenschutz recht erschreckend – „die Gedanken sind frei“ gilt dann eventuell irgendwann nicht mehr. Bei der Demonstration gelang es jedenfalls schon, dass eine Testperson durch die Sensoren in einem Simulator durch Konzentration ein Auto zum Fahren brachte. Es hielt an, wenn der Proband abgelenkt wurde. Steuern konnte man das Auto aber über die Gehirnaktivität nicht.
Klar, Virtual Reality gab es ebenfalls an allen Ecken und Kanten: Vor allem lag der Fokus aber auf mobilen Anwendungsgebieten: als auf VR-Lösungen für Smartphones, 360°-Kameras für unterwegs sowie VR-Apps für Adrenalin-Junkies und diejenigen, die sich eben gerne die Rundum-Videos am Phone ansehen. Hier sehe auch die das größte Potential für VR, da die aktuellen Lösungen für PCs noch zu hohe Hardware-Anforderungen, Kabelsalat und bis auf PlayStation VR geringen Tragekomfort mit sich bringen. Aber ich bin gespannt, ob der VR-Trend wirklich bestand haben wird oder schnell wieder von der Bildfläche verschwindet – denn von z. B. Fitness-Wearables und Smartwatches, einem früheren Lieblingskind der Industrie, sah man eher am Rande noch etwas. Hier hat sich vielmehr eine feste Nische etabliert, der aber der ursprünglich erhoffte Wow-Effekt fehlt.
Ansonsten habe ich mich natürlich viel bei den TVs umgesehen – meine Berichte zu Samsungs neuen QLEDs oder den LG OLEDs konntet ihr ja bereits verfolgen. Hier ist dann auch ganz witzig, wie das Marketing mit den Begriffen jongliert: Bei TCL etwa heißen die UHD-Fernseher ja wiederum Q-UHD – ein Laie mag hier fast einen Zwischenschritt zwischen Samsungs eingestampften SUHD und den neuen QLED vermuten.
Einige Hersteller zeigten bereits 8K-TVs – neben den Chinesen Changhong etwa auch Samsung selbst. Tatsächlich wusste Samsung 8K-QLED-Fernseher aufzufahren. Laut Sprechern des Unternehmens könne man jene auch theoretisch schon in Serie gehen lassen, wisse aber nicht sicher, ob die Nachfrage da sei. Zumal es aktuell für Privatanwender natürlich ohnehin wenig Sinn ergibt einen derartigen TV zu kaufen – da es schlichtweg keinen geeigneten Content gibt. Trotzdem natürlich ganz spannend, dass diese Geräte im Bezug auf die reine Auflösung bereits den nächsten Schritt aufzeigen.
Als Fazit muss ich auch sagen: Über 4K und Ultra HD als reine Pixelzählerei sprach auf der CES 2017 kein einziger Hersteller mehr. Das hat mich persönlich gefreut, denn es ist mittlerweile auch in den Marketingabteilungen angekommen, dass der Schwerpunkt nicht auf die erhöhte Auflösung, sondern die Verbesserungen bei Helligkeit, Kontrast, Farbwiedergabe und z. B. den Schwarzwerten gelegt werden muss. Auf diese Weise grenzt man dann auch die neuen Ultra-HD-Fernseher zu älteren 1080p-Geräten ab. Kein einziger Hersteller warb noch mit der erhöhten Auflösung – die meiner Ansicht nach bei gängigen Sitzabständen und Diagonalen für sich genommen nur einen marginalen Pluspunkt darstellt. Stattdessen standen HDR und Co. im Mittelpunkt.
Als persönliche Anmerkung: Mir hat die CES 2017 viel Spaß gemacht und gerade die vielen Neuerungen, die ich bei Samsung erleben konnte, etwa das First-Look-Event oder auch das Technical Briefing hinter verschlossenen Türen, zu dem ich noch etwas schreiben werde, waren äußerst spannend für einen TV-Nerd wie mich. Problem ist natürlich, dass ich nun so mit Ultra HD angefixt wurde, dass ich am liebsten sofort einen neuen TV ordern möchte. Entsprechend gespannt bin ich nun auf die Preise der neuen Samsung QLED und LG OLED, die mich vermutlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen werden. Falls ihr noch Fragen habt, egal ob zu Samsung oder zu anderen Neuheiten von der CES 2017 – ich antworte wie immer gern in den Kommentaren!
Einen smarten Kühlschrank, der sich selber von innen und außen reinigt, *den* würde ich kaufen. Der andere Kram ist nur Zeug, was noch schneller kaputt geht, obsolet wird, und für noch mehr Geld nachgekauft werden muss.
„Wir haben eine neue Server-Software, die mit ihrem Kühlschrank nicht mehr funktioniert. Er kann nicht mehr upgedatet werden. Erneuern Sie bitte die Hardware, um weiterhin automatische Lieferungen zu erhalten. Danke für ihr Verständnis“.
Smartwatchs haben durchaus Potenzial, ich hatte selbst eine Apple Watch 2 eine Weile im Einsatz. Habe mich dann aber von ihr getrennt da sich für mich der tatsächliche praktische Nutzen dann doch in Grenzen hielt und dies nicht das fehlen meiner schönen klassischen Automatikuhr ausgeglichen hat, welche ich dann doch recht schnell „vermisst“ habe. Die Technik an sich hat aber durchaus Potenzial, sobald die Dinger deutlich eleganter aussehen, ein breiteres Anwendungsgebiet abdecken und nicht mehr alle 1-2 Tage auf die Ladestation müssen hat der Markt definitiv Potenzial.
Was die VR Technik angeht teile ich Deine Einschätzung, das Gebiet ist im Moment noch zu „kompliziert“ und setzt zu starke Hardware voraus. Damit ist es für den größten Teil der potenziellen Anwender völlig uninteressant.
Sobald die komplette benötigte Technik z.B. in einer kleinen leichten Brille untergebracht werden kann, ohne dicken Gaming PC unter dem Schreibtisch, wird sich die Technik auch durchsetzen.
Danke für die ganzen Infos zur CES17! Hier bei euch, lassen sich die News gut lesen! 🙂