Breitband-Grundversorgung: Verbraucherzentralen enttäuscht
Vor gefühlten 100 Jahren hieß es einmal, dass wir in Deutschland schnellstmöglich alle 50 MBit/s bezüglich der Internetgeschwindigkeit bekommen sollten. Das war damals wohl kein „Versprechen“, sondern eher ein „versprechen“.
Mittlerweile – und damit Jahre später – hat das Bundeskabinett beschlossen, dass in einer Zeit, in der immer höhere Anforderungen, auch durch Heimarbeit, 10 Mbit/s im Download ausreichen müssen – und 1,3 MBit/s im Upload. Da kann man quasi die Bits daheim noch per Handschlag begrüßen.
Schlupflöcher gibt’s sogar auch noch, denn wenn gar nicht anders möglich, soll auch Satelliten-Internet ermöglicht werden. Eine Latenz von 150 Millisekunden darf nicht überschritten werden. Enttäuschend, wie auch die Verbraucherzentralen empfinden.
Der Bundestagsausschuss Digitales hält am heutigen 9. Mai 2022 eine öffentliche Anhörung zum Thema Breitband-Grundversorgung. Diskutiert wird unter anderem der kürzlich veröffentlichte Kabinettsentwurf der Verordnung über Mindestanforderungen für das Recht auf Versorgung mit Telekommunikationsdiensten (TKMV).
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der als Sachverständiger an der Anhörung teilnimmt, fordert unter anderem höhere anfängliche Bandbreiten und ein Festhalten an der vorgeschlagenen Latenz. Auch dürfen keine Ausnahmen durch die Hintertür festgelegt werden. Die Verordnung soll nach Zustimmung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, dem Bundestagsausschuss Digitales und dem Bundesrat am 1. Juni 2022 in Kraft treten.
Die Menschen in Deutschland müssen endlich flächendeckend Zugang zum Internet haben. Damit das gelingt, gibt es gesetzlich festgelegte Mindestvorgaben. Der Kabinettsentwurf eröffnet aber die Möglichkeit, die festgelegten Mindestvorgaben des Telekommunikationsgesetzes für die Breitband-Grundversorgung noch weiter zu unterschreiten. Über eine Öffnungsklausel wird durch die Hintertür versucht, den Einsatz von geostationären Satelliten zu ermöglichen, die regelmäßig nicht die Latenz von 150 ms erreichen. Dass der Dienst nicht stets in minimal festgelegter Qualität verfügbar sein muss, ist aus Sicht des vzbv nicht vereinbar mit dem Telekommunikationsgesetz, so Jutta Gurkmann, Vorständin des vzbv.
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Persönlich wäre mir ein Festnetzanschluss mit 10Mbit/s ehrlich gesagt auch zu niedrig. Aber als Mindestanschluss finde ich es gut, denn ich hab zwei Kumpel die sehr ländlich wohnen und an beiden Anschlüssen sind nicht mehr als 6Mbit/s möglich. Sprich da müsste die Telekom oder sonst wer tätig werden und aufrüsten. Und da wird sicher mehr aufgerüstet als auf die notwendigen 10 Mbit/s
Nö, die zahlen dann 100e aufwärts im Monat für Internet per Satellit, die Telekom wird nichts tun müssen…
Wir machen uns doch bei allen in Europa und auch weltweit recht lächerlich was das Digitale angeht.
Sei es die Internetversorgung, die Geschwindigkeit der Anschlüsse, oder im Mobilfunknetz. Ich war letztens mit dem Schneemobil in der Grenzregion zwischen Finnland, Norwegen und Schweden unterwegs. Auch 35 km in der mitte des nichts hat man da oben noch LTE+. Hier fährt man dann 2 Wochen später mit der Regionalbahn 10 km aus der Kreisstadt raus und hat gar keinen Empfang mehr.
Gehe mal in den Norden von Deutschland
Da hast du ein ähnliches Phänomen
Je bergiger das Land desto schlechter der Empfang
Gehe mal in die Schweiz oder Österreich.
Ziemlich bergiges Land.
Fast überall LTE.
Hm.
Fläche Schweiz: 41.285 km²
Fläche Österreich: 83.878 km²
Fläche Deutschland: 357.588 km²
Hm.
Wir haben bei uns in der Firma mehrere Zehntausend Leute im Homeoffice, das VPN ist pro Benutzer auf 6 MBit/s beschränkt. Normales Office-Arbeiten inklusive Teams als hauptsächliche Kommunikationsplattform funktioniert tadellos.
Und ich bin froh dass ich bei meiner Firma, die ordentlich ans Internet angebunden ist, jederzeit mit voller Bandbreite Files hochladen kann aus dem Homeoffice (denn ich leiste mir zu Hause auch eine ordentliche Internetleitung).
Müsste ich regelmäßig große Files übertragen und wäre auf 6MBit begrenzt würde ich doch gerne mal nach einem anderen Arbeitgeber schauen der auf der Höhe der Zeit ist.
Ich will nicht sagen dass 6MBit nicht vielleicht genug sein können für bestimmte Szenarien. Aber es kann nicht der Anspruch für jeden Use Case und nicht für alle Zeiten sein. Nicht im Jahr 2022.
Diese Forderungen nach immer höheren Bandbreiten entspringen m.E. eher den Wünschen der Nutzer als der tatsächlichen Notwendigkeit. Es sind nach wie vor nicht die beruflichen oder gewerblichen Anwendungen, die hohe Bandbreiten benötigen (ja, sicher, natürlich gibt es dass, aber oft genug ist das eben nicht so). Versteht mich nicht falsch, ich möchte heute auch nicht mehr unbedingt auf 10 MBit/s limitiert sein. Aber ich finde dennoch eine (geringere) flächendeckende Bandbreite besser und auch sinnvoller als punktuell sehr viel höhere Bandbreiten, die letztlich in der Praxis keinen praktischen Wert haben.
Für eine gleichzeitige Anwendung mag das noch ausreichend sein.
Aber wehe, es sind zwei im Homeoffice/schooling oder mehr als einer im Haushalt will streamen, spielen oder benötigt warum auch immer Bandbreite.
Zu bedenken ist auch dass 1,3 Mbit upload viel zu wenig ist. Eine Videokonferenz und die Leitung ist „dicht“.
Es ist ein Armutszeugnis für Deutschland.
Bandbreite verhält sich wie Hubraum. Es ist durch nichts zu ersetzen, außer durch mehr Bandbreite.
Ich „benötige“ realistisch betrachtet auch kein Gigabit. Hab ich aber und es fühlt sich gut an 😉
Hallo Jemand, besonders in Sachen Upload hast Du recht … beim download sollten die 10 mBit/s reichen – aber es sollte endlich generell symmetrisch versorgt werden . Dann meinetwegen nur mit 10 mBit/s aber eben in beide Richtungen. Dank Cloud & Co. sind die zeiten wo man Internet nur als „Konsum“ erlebt hat vorbei. Mein Kompromiß wäre: 10 MBit/s symmetrisch – aber nicht pro Haushalt sondern als _individueller anspruch, pro person die in einem haushalt lebt. Das wäre m. E. viel sachgerechter als immer gleich mit 1000ern im reinen Download um sich zu werfen.
Schau, ich habe es mal umformuliert (ja, nicht alles was hinkt ist ein Vergleich 😉 )
Diese Forderungen nach immer höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn entspringen m.E. eher den Wünschen der Nutzer als der tatsächlichen Notwendigkeit. Es sind nach wie vor nicht die beruflichen oder gewerblichen Anwendungen, die hohe Geschwindigkeiten auf der Autobahn benötigen (ja, sicher, natürlich gibt es dass, aber oft genug ist das eben nicht so). Versteht mich nicht falsch, ich möchte heute auch nicht mehr unbedingt auf 100 km/h limitiert sein. Aber ich finde dennoch eine (geringere) flächendeckende Geschwindigkeiten auf der Autobahn besser und auch sinnvoller als punktuell sehr viel höhere Geschwindigkeiten auf der Autobahn, die letztlich in der Praxis keinen praktischen Wert haben.
Es ist und bleibt ein Trauerspiel in Deutschland. Ich habe zum Glück schon 50mbit Download aber nur 10mbit Upload. Ich arbeite als Grafiker und wenn Kunden Last Minute Änderungen beispielsweise an einem Katalog brauchen muss ich Daten auf einer externen Festplatte in die Stadt fahren, da der Upload auch gerne mal 10 Stunden dauern kann. Und das im Jahr 2022…