Ayaneo Pocket S im Test: Android-Handheld für Emulations-Fans

Ayaneo hat mit dem Pocket S wieder einmal ein Gaming-Handheld auf den Markt gebracht. In diesem Fall handelt es sich jedoch um ein Modell mit Android und nicht Windows als Betriebssystem. Deswegen grenzt sich das mobile Endgerät dann auch stark von den etwa von mir bereits getesteten Ayaneo Kun und Ayaneo Slide ab. Im Test zeige ich euch, was das für Stärken, aber auch Schwächen, bedingt.

Während die Windows-Modelle von Ayaneo direkt mit dem Steam Deck oder dem Asus ROG Ally konkurrieren, sieht es beim Pocket S anders aus. Denn PC-Gaming ist hier nicht das Einsatzgebiet – bestenfalls per Cloud-Gaming. Android ist allerdings nicht gerade für hochwertige Core-Games bekannt, sondern eher für mobile Abzock-Titel, deren rudimentäres Gameplay um Mikrotransaktionen herumgebastelt wird. Für Gelegenheitsspieler reicht da sicherlich unterwegs auch ein Smartphone oder Tablet für eine Runde „Fortnite“ und Co. aus. Wer ist also die Zielgruppe des Pocket S?

Technische Eckdaten des Ayaneo Pocket S

  • Mobile Gaming-Handheld
  • Betriebssystem: Android 13
  • Display: LCD, IPS-Panel, 1.920 x 1.080 Pixel, 60 Hz, 6 Zoll, Touchscreen
  • SoC: Qualcomm Snapdragon G3x Gen 2
  • RAM: 12 GByte
  • Speicherplatz: 128 GByte
  • Akku: 6.000 mAh
  • Schnittstellen: Bluetooth 5.3, Wi-Fi 7, USB-C (mit Display Port 1.4 Alt-Mode), microSD
  • Gewicht: 350 g
  • Preis: ca. 370 Euro

Ein Blick auf die technischen Daten gibt euch vielleicht bereits Hinweise, denn mit dem Qualcomm Snapdragon G3x Gen 2 ist ein leistungsfähiger Chip verbaut. Dieser wurde speziell für Gaming-Handhelds mit Android entwickelt, ist also nicht für Smartphones gedacht. Und wer profitiert unterwegs von dessen Leistung? Das sind vor allem diejenigen, die Retro-Gaming über Emulatoren schätzen. Für jene Nische ist das Ayaneo Pocket S wie gemacht. Warum es für den „Normalo“ mit einer Empfehlung schwierig wird, verrate ich euch später.

Ausstattung und Verarbeitung

Es gibt das Ayaneo Pocket S im Übrigen sowohl als Variante mit 1080p-Display als auch mit 1440p-Bildschirm. Auch hochpreisigere Varianten mit mehr RAM und Speicherplatz sind zu haben. Für meinen Test habe ich die zuerst genannte Variante mit 1080p-Display, 12 GByte RAM und 128 GByte Kapazität erhalten. Bei 6 Zoll Bilddiagonale und dem Einsatzgebiet Retro-Gaming halte ich 1080p persönlich auch für voll und ganz ausreichend. Eher bedauere ich, dass Ayaneo nicht auf einen OLED-Screen gesetzt hat. Denn aufgrund der LCD-Technik bekommt ihr hier kein perfektes Schwarz und Bewegungen sind nicht so scharf, wie ihr das anno dazumal vielleicht von euerem CRT gewohnt gewesen seid.

Da soll aber ja bald das Pocket Evo mit OLED-Bildschirm aushelfen. Letzteres sieht schon richtig gut aus, zumal es auch die Bildwiederholrate von 60 auf 120 Hz erhöht. Aber bleiben wir zunächst beim Pocket S. Das Gerät ist deutlich schlanker und auch leichter als etwa ein Ayaneo Slide, sodass ich persönlich es deutlich eher mal zum Pendeln in Bus und Bahn mitnehmen würde. Zumal es da auch schon passende und stabil wirkende Schutztaschen gibt.

Dabei wirkt das Pocket S mit seinem Metallrahmen wirklich hochwertig. Optisch wie haptisch macht das Android-Handheld eine richtig gute Figur. Auch das matte Plastik der Rückseite gefällt mir, zeigt es doch nicht so schnell Fingerabdrücke. Schade ist jedoch, dass im Lieferumfang ein Netzteil fehlt. Lediglich ein USB-C-Kabel liegt bei. Ansonsten geht Ayaneo davon aus, dass ihr schon ein passendes Ladegerät in der Schublade haben dürftet.

Praxistest des Ayaneo Pocket S

Eine Stärke des Pocket S ist seine Akkulaufzeit: Je nachdem, was ihr so zockt, könnt ihr mit 5 bis 7 Stunden rechnen. Da können die Windows-Pendants natürlich keinesfalls mithalten. Doch ich will zunächst einige Probleme dieses Modells von Ayaneo aufzählen, bevor ich zu meinen positiven Erlebnissen kommen. Zunächst einmal fehlt dem Pocket S die Zertifizierung für Play Protect. Heißt im Klartext, dass ihr den vorinstallierten Play Store nicht wirklich nutzen könnt.

Nun ja, zumindest gilt das manchmal. Denn ab und an ließ mich Google dann doch in den Play Store, um Apps zu beziehen oder zu aktualisieren – um mich Minuten später unvermittelt wieder auszusperren. Wie dieses Verhalten zustande kommt, weiß ich mir nicht zu erklären. Vielleicht hängt dies mit der Funktion des Device-Spoofings zusammen, die es dem Ayaneo Pocket S erlaubt, sich als unterschiedliche Smartphones „auszugeben“. Dieses hatte ich zwar nicht aktiviert, spekuliere aber auf irgendeinen Bug.

Generell ist die Oberfläche / Software von Ayaneo in diesem Fall aber noch verbesserungswürdig. Einmal geschah es etwa, dass ich nach Aufspielen eines System-Updates plötzlich nur noch das hochkante Bildformat angezeigt bekommen habe. Abhilfe schuf am Ende nur ein Werksreset, um das Problem zu lösen. Auch sonst fühlen sich der AyaSpace für Android oder z. B. die App zur Feinabstimmung der Controller-Funktionen alle etwas hausbacken an.

Immerhin könnt ihr aber zwischen verschiedenen Leistungsprofilen, Lüftereinstellungen, Beleuchtungsfunktionen und mehr wechseln, um für euch die optimale Konfiguration zu finden – ähnlich eben, wie bei den Windows-Modellen des Unternehmens. Auch Emulatoren wie RetroArch könnt ihr hier verwenden und unterschiedliche Cores ausprobieren. Das lief in meinem Test absolut sauber. Ob ihr dabei den Lüfter bemerken werdet, hängt sehr davon ab, was ihr zockt.

So habe ich bei der SNES-Emulation, die vergleichsweise anspruchslos ist, keinen Pieps vom Lüfter gehört. Zockt ihr dann doch mal modernere Spiele wie „Genshin Impact“, macht sich der Lüfter aber lautstark bemerkbar. Auch erwärmt sich denn die Rückseite des Ayaneo Pocket S doch spürbar. Dabei macht das Spielen am Pocket S wirklich Spaß und hat quasi „out of the box“ ohne viel Gefrickel bei mir funktioniert.

RetroArch etwa erkennt die Eingabemöglichkeiten des Ayaneo Pocket S als Xbox-360-Controller und es ist z. B. in meinem Fall gar kein manuelles Eingreifen notwendig gewesen – außer, dass ich die On-Screen-Overlays zur Touchscreen-Bedienung natürlich deaktiviert habe. Die integrierten Lautsprecher des Pocket S sind allerdings eine gute Stufe schlechter als beim Ayaneo Slide und klingen eher blechern. Da sind Bluetooth-Kopfhörer zu empfehlen.

Geht doch mal was in Sachen Steuerung schief, könnt ihr am Ayaneo Pocket S auch manuell tätig werden. Laien, die sonst keine Emulatoren nutzen, sollten sich bei solchen Problemen aber auf einiges an Experimentieren gefasst machen. Das ist eben doch etwas anderes, als z. B. ein Steam Deck zu zücken und dort entsprechende PC-Spiele anzuschmeißen. Da werden eher Erinnerungen an alte PC-Tage wach, als solche Dinge wie EMS-Speicher noch zum Haareraufen verleiteten.

Diese Mentalität betrifft auch Aspekte wie die Systemsteuerung des Ayaneo Pocket S. Mal wühlt ihr im AyaSpace, doch häufig müsst ihr auch in den generellen Android-Settings nach Optionen suchen. Sonderlich benutzerfreundlich ist das nicht. Hier muss man gewillt sein, solche Macken in Kauf zu nehmen.

Mein Fazit

Das Ayaneo Pocket S ist ein Nischenprodukt für Gamer, die unterwegs nach der vollen Emulations-Dröhnung mit optimalen Steuerungsmöglichkeiten suchen. Dafür ist das Pocket S ein tolles Gerät, wenn man denn willig ist zu frickeln und zu experimentieren. Für Gelegenheitsspieler oder auch moderne Core-Gamer eignet es sich aus meiner Sicht wegen der fehlenden Zertifizierung für Google Play Protect und der eher spröden Software nicht.

Dabei ist das Pocket S erstklassig verarbeitet, bringt für ein Android-Gerät hohe Leistung mit und ist dank des geringen Gewichts und des schlanken Designs äußerst portabel. Die Zielgruppe dürfte hier allerdings schmal sein, sodass ich Ayaneo zwar den Erfolg wünsche, aber glaube, dass außerhalb der Retro-Szene die meisten Leser mit einem PC-Gaming-Handheld mit Windows besser versorgt sind. Bei Interesse findet ihr die Bestellmöglichkeiten zum Pocket S jedenfalls direkt hier.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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