AVM stemmt sich gegen den Verkauf aufbereiteter FRITZ!Boxen

Aktuell geht AVM, bekannt für seine FRITZ!Boxen, gegen einen Online-Händler vor: Carlo Farber verkaufte aufbereitete Router des Typs AVM Fritz!Box 6490 Cable mit seiner Firma Woog. 20.000 Stück davon hat er noch auf Lager. Aus seiner Sicht handelt es sich um einwandfreie Ware. AVM sieht das anders, denn es handelt sich um aufbereitete Modelle, die eigentlich für Partner gedacht gewesen sind.

So hat AVM den Vertrieb gerichtlich untersagen lassen. Grund: Die Provider-Firmware, welche zuvor installiert gewesen ist (z. B. von Unitymedia) wurde gewechselt, um die Router allgemein verwendbar und updatefähig zu machen. Unitymedia hatte da weiße statt rote Modelle im Repertoire, die auch durch das Unternehmens-Logo verziert waren. Jenes wurde durch die Mitarbeiter des Händlers entfernt, die Firmware getauscht und schwupps – sollten die aufbereiteten AVM Fritz!Box 6490 Cable wieder in den Verkauf gehen.

AVM spricht nun von einer „nicht zulässigen Produktveränderung“. Der Händler will aber nun rechtlich durchsetzen, dass er die Router weiter verkaufen kann – sonst müssten sie im Müll landen. Der Streit könnte grundsätzliche Bedeutung haben. Denn es geht darum, wie ein Händler Produkte von Herstellern nachträglich verändern darf. In diesem Fall wurde eben das angepasste Betriebssystem der Kabelanbieter durch das der frei verfügbaren Version getauscht.

Der Funktionsumfang ist identisch – der Preis nicht. AVM bietet die Fritz!Box 6490 Cable für ca. 155 Euro an, Faber wollte weniger als 70 Euro für seine aufbereiteten Modelle. 10.000 Exemplare konnte er laut eigenen Angaben absetzen – im Februar 2020 folgte dann aber eine einstweilige Verfügung durch AVM, die beim Landgericht München erwirkt wurde.  AVM argumentiert, es sei nicht garantiert, dass die aufbereiteten Router einwandfrei funktionieren, deswegen sollten sie auch nicht verkauft werden.

Faber wiederum gibt an, dass es keinen berechtigten Grund gebe den Vertrieb zu untersagen, da sich der Zustand der Geräte nicht verschlechtert habe und sie in allen technischen Belangen 1:1 identisch zu den normalen Geräten seien, nachdem die Firmware getauscht wurde. Der Händler nimmt an, dass es AVM nicht um die Kunden, sondern um die eigenen Umsätze gehe – man wolle lieber selbst neue Geräte verkaufen, als zuzusehen, wie günstige Gebrauchtware in den Markt komme.

Eine Lösung ist bisher nicht in Sicht. Man darf also gespannt darauf sein, wie der Streit ausgeht.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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77 Kommentare

  1. So wie es auch schon bei Heise im Forum steht….. mit DOCSIS 3.1 sind die Boxen eh Geschichte am Anschluss wenn man die volle Bandbreite haben möchte. Der Händler hat über einen anderen Zwischenhändler die Boxen gekauft und möchte diese nun verkaufen. Dazu wurde das Branding entfernt und somit ist die Box nicht mehr im Originalzustand in der sie ausgeliefert wurde.

    Weil man auch immer wieder hier und in anderen Foren von 5 Jahren Garantie liest. Diese 5 Jahre sind eine freiwillige Herstellergarantie von AVM für den Erstkunden!

    20T Boxen muss man erst einmal bekommen und wenn diese von UM an einen Verwerter verkauft hat dann wäre es interessant zu wissen, ob diese nicht schon gleich aus vertraglichen Gründen in den Schredder hätten wandern müssen!
    Zudem vermisse ich die Info ob Woog die technischen Möglichkeiten besitzt, jede Box einzeln einer 100% Prüfung zu unterziehen und somit zu sichern das die Ware wirklich i.O. ist. Ich vermute eher, das hier eine Mischkalkulation gemacht wurde und eine gewisse Anzahl an Rückläufern einfach eingeplant wurde.
    Und darin liegt der Knackpunkt. Wenn es nicht gerade ein Totalausfall der Hardware oder des Netzteils ist was der Normale Anwender selbst merkt können es immer noch Probleme in einzelnen Baugruppen sein die betroffen sind und schon beim Einkauf defekt waren. Also wird der Kunde bei Problemen systematisch abklappern wer im Hilfestellung geben kann… Provider AVM und den Reseller.
    Hier kann ich AVM voll und ganz verstehen… Die Boxen wurden vom ISP aussortiert, warum auch immer und nun werden sie vom Reseller mit einer anderen als ursprünglich gelieferten Firmware und Environment Settings wieder am Markt angeboten. Und wer sich schon einmal mit dem Unbranding einer Fritz!Box beschäftigt hat kennt die Probleme die dabei auftreten können und es ist nicht einfach mal so eben über die Weboberfläche getan eine neuere Version einzuspielen!

    • bullyalarm says:

      Ja extrem schwierig eine FB zu debranden – war nach 5 Minuten mit Putty und YouTube erledigt.

  2. Hoffentlich darf ich mein Auto noch verkaufen.

    Ich hab ja schließlich was verändert bzw. repariert. Muss ich das jetzt auch wegwerfen?

    Natürlich! ….war das Sarkasmus

    • Danke für die Vorlage. Wenn Du einen Seat Alhambra hast und das Logo durch einen VW Schriftzug vom Schrottplatz ersetzt, darfst Du die Karre trotzdem nicht als Sharan verkaufen.
      Bin einigermaßen irritiert, wie viele Leute sich hier künstlich empören, die weder genau verstehen, worum es geht, noch einen persönlichen Nachteil davon haben. Aber gut, vom Empörtsein bekommt man wohl nie genug, während Katzenvideos und XXX irgendwann langweilig werden.

      • Keiner hat das AVM Logo entfernt und sie als Linksys Router verkauft…und den „custom“ „Martin fährt mit“-Aufkleber vom Vorbesitzer darf ich wohl entfernen.

  3. bullyalarm says:

    Es wird der Neupreis einer 6490 dem Preis einer gebrauchten/wiederaufbereiteten de-brandeten FritzBox 6490 für 70€ gegenüber gestellt, allein das ist doch ein Witz. Wenn dann müsste der Preis einer gebrauchten, ungebrandeten FritzBox 6490 herangezogen werden und da ist der Unterschied zu den 70€ der wiederaufbereiteten de-brandeten FritzBox nicht mehr groß.

    Ansonsten absolut asozial von AVM – hätte ich von AVM nicht erwartet.

    Wenn man dem Hersteller nicht komplett den Rücken kehren will, in Zukunft einfach nur noch gebrauchte FritzBox kaufen.

  4. Urheberrechtlich kann ich AVM ja irgendwie verstehen.
    Ökologisch ist es echt tragisch. AVM hat die 6490 wohl beschnitten, was die Funktion als Mesh Server angeht, vielleicht damit die ehemals subventionierten Betreiberboxen nicht noch als Telefonanlage oder Mesh Server über Jahre für kleines Geld ihren Dienst tun?
    Ich habe ein großes Haus und insgesamt 4 Boxen als DECT Repeater, Mesh Server, Switch, Telefonanlage im Einsatz. Da wäre eine günstige Kabelbox ein guter Ersatz. Na ja, dann muss eine 1 und 1 Box ran.
    Könnte der Anbietwr die Dinger nicht mit UM Firmware verkaufen und eine Anleitung zum flashen oder umbranden verlinken?

  5. @caschy die Kommentarfunktion nervt in der mobilen Ansicht ganz schön: wenn man gemütlich die Kommentare durchlesen möchte und dann beim Hochwischen aus Versehen auf einen der „Antworten“ Buttons tappt öffnet sich sofort das Formular für den Kommentar auch wenn man den Finger noch gar nicht angehoben hat… kann man das irgendwie abstellen?

  6. Heisenberg says:

    Habe zwar eine selber gekaufte 7590, und würde auch keine gebrauchte Box kaufen, finde es aber trotzdem übel, OK die wollen Geld verdienen, kann ich verstehen, aber sollen dafür 20k funktionierende Geräte in den Müll, was sagt die Gretel dazu? xD

  7. Also als Händler sowas zu machen ist grenz wertig. Wenn ich mir eine Box kaufe kann ich als Privat Person damit allerdings machen was ich will und jedes BS installieren. Und aus der Sicht der Nachhaltigkeit fände ich es auch besser wenn AVM da ein Auge zu drücken würde den Sie haben die Dinger ja an UM damals auch verkauft. Die meisten die die Dinger jetzt gekauft haben hätten sich sonst eine von ihrem Provider gemietet oder halt eine billigere Kabelbox genommen. Also ich habe privat eine Firtzbox 7590 von der EWE war halt billig mit 90€. Wenn ich mir im Handel einen Router gekauft hätte wäre ich evtl zu Zycel oder Lancom gegangen die haben auch echt gute Router und man kann die Firewall in beide Richtungen bearbeiten das fehlt mir bei der Fritzbox ab Werk schon etwas.

  8. Ist das nicht vergleichbar mit diversen Auto-Tunern. Kaufen ein „Gerät“ von der Stange – motzen es mit diversen Mitteln auf und verkaufen das Resultat weiter.

  9. :))
    Ich musste schon beim Lesen des Artikels bei Heise herzlich lachen. Das Sprichwort „wer anderen eine Grube gräbt…“ passt doch immer wieder so schön.

    2016:
    AVM trommelt „Freiheit, Freiheit für die Router“. Selbst bei der Regierung wird man vorstellig damit bei jedem Provider gekaufte Router, vornehmlich AVM Geräte betrieben werden dürfen. Nein, um Gottes Willen nicht des Profits wegen sondern wegen der „Freiheit“.

    2020:
    AVM trommelt „Unsere Router dürfen nur so eingesetzt werden wie sie verkauft werden“
    Es kann doch nicht sein das jemand unfreie Router recycelt um sie überall einsetzen zu können…wäre ja noch schöner. Dieses Mal geht es vermutlich eher um die „Freiheit“ des Marktes.

    Schönere Geschichten schreibt das Leben nicht 😉

  10. Christian Wimmer says:

    Ich habe so eine rote Box die wohl mal in einem anderen Kabelnetz aktiv war. Der Vorbesitzer hat das Ding entsprechend neu bespielt und weiter verkauft. Mir war nicht klar das dies überhaupt ein Problem sein könnte. Selbe Hardware, Verpackung und jetzt auch Software von AVM.

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