Amazon Fire HD 10 im Review: Schwarzer Monolith voller Stärken und Schwächen

kindle fire hd 10 thumbAmazon hat Mitte September seine neuen Fire-Tablets veröffentlicht. Dabei hofft der Online-Riese gewiss nicht mit High-End-Spezifikationen Kunden zu locken, sondern vielmehr mit dem Preis- / Leistungsverhältnis sowie der engen Vernetzung zu seinem eigenen Content-Angebot. Ich habe mir das Fire HD 10 für ein Review angeschaut und ein paar Vergleiche zu meinem eigenen Lenovo Yoga 10 HD+ sowie dem Samsung Galaxy Tab 4 10.1 meiner Freundin gezogen. Unverhofft war speziell mein eigenes Tablet gar nicht mal die schlechteste Vergleichsmöglichkeit, da es ebenfalls im Format 16:10 daherkommt – aber mit 1920 x 1200 Bildpunkten im Vergleich zu den 1280 x 800 Pixeln des Amazon Fire HD 10. Amazon bewirbt das Fire HD 10 vor allem als perfekten Multimedia-Allrounder. Ob ich da zustimmen kann, erzähle ich in meinem Review.

Das Amazon Fire HD 10 aus dem Jahr 2015 ist das bisher größte und auch dünnste Tablet des Händlers: Bisher beließ man es bei maximal 8,9 Zoll für das Display des Fire HD / HDX 8.9. Das Fire HD 10 ist gerade einmal 7,7 mm dick. Damit ist das große Modell genau so dünn wie das neue HD 7 – vorangegangene Modelle spielten bei mehr als 10 mm Dicke. Mehr zur Haptik und Optik möchte ich an späterer Stelle des Reviews noch erzählen. Eine Neuerung gegenüber Vorgängegenerationen ist so klein wie bedeutsam: Endlich kann man den internen Speicherplatz via microSD erweitern. Das ist für Cloud-Skeptiker eine willkommene Sache, da man dadurch mehr Multimedia-Inhalte lokal speichern und mit sich herumschleppen kann.

Erstaunlich beharrlich hält Amazon, wie schon bei den HD 6 und 7 des Jahres 2014, sowohl an der Auflösung von 1280 x 800 Bildpunkten als auch dem Format 16:10 fest. Dadurch bleiben die Amazon Fire 8.9 HDX aus den Jahren 2013 / 2014 mit 2560 x 1600 Bildpunkten weiterhin die bisher hochauflösendsten Tablets von Amazon. 2015 hat Amazon allerdings auf neue HDX-Modelle verzichtet und sich voll und ganz auf die Fire HD konzentriert.

fire hd 10 style

Im Review werde ich nun erstmal auf die Ausstattung eingehen, bevor ich anschließend mit etwas mehr Details Haptik und Optik abermals aufgreife. Es folgt meine Meinung zum Bildschirm des Amazon Fire HD. Danach schaue ich mir in drei Benchmarks (3D Mark, Geekbench 3 sowie Quadrant) die Leistung des Tablets an und sage anschließend ein bißchen was zum Fire OS 5.0. Einige Ergänzungen meinerseits finden dann in der glasklar betitelten Rubrik „Sonstiges“ Platz. Am Ende biete ich euch mein persönliches Fazit zum Amazon Fire HD 10 an und bin natürlich auch auf eure Kommentare gespannt.

Ausstattung

Das Amazon Fire HD 10 bietet für seinen Preis von 199 Euro mit bzw. 214,99 Euro ohne Spezialangebote eine recht schnörkellose Ausstattung. So löst der Bildschirm mit 10,1 Zoll Diagonale mit 1280 x 800 Bildpunkten auf, was zu einem Format von 16:10 führt. Zum Innenleben zählt ein MediaTek MT8135 mit vier Kernen und 1,2 (zwei Kerne der Reihe ARM Cortex-A15) bzw. 1,5 GHz (zwei Kerne der Reihe ARM Cortex-A7) Takt. Als GPU dient die PowerVR G6200. Dazu gesellen sich dann 1 GByte RAM und 16 GByte Speicherplatz. Letzterer lässt sich gegen einen Aufpreis von 30 Euro auch auf 32 GByte verdoppeln. Nötig ist das aber nicht unbedingt, da man über den integrierten microSD-Kartenslot bis zu 128 GByte hinzufügen kann. Für mich persönlich ist das eine absolut kaufentscheidende Option, da ich gerne so viele Daten wie möglich auf der Speicherkarte ablege, um beispielsweise Fotos und Musik an mehreren Geräten abrufen zu können. Da bin ich einfach nicht der größte Cloud-Liebhaber und sichere meine Daten lieber altmodisch lokal, so dass keine Firma zwischengeschaltet wird.

Die Hauptkamera des Amazon Fire bietet 5 Megapixel ohne Blitzlicht, während die Webcam bei einem Megapixel verbleibt. Was das für Selfies bedeutet, erkläre ich euch nach dem Ausprobieren später unter „Sonstiges“. Der Akku des Amazon Fire HD 10 ist fest verbaut. Zur Kapazität fehlen derzeit Angaben – angegeben ist eine kontinuierliche Laufzeit von etwa 8 Stunden. Als Maße des Fire 10 HD sind 262 x 159 x 7,7 mm bei einem Gewicht von 432 Gramm zu nennen. Als Betriebssystem des Tablets fungiert die extrem abgewandelte Android-Version Fire OS 5, welche auf Android 5.1 basiert. Wüsste man es nicht, würde man Android hier aber nie als Grundlage vermuten. So hat Amazon das OS komplett überholt, doch dazu später mehr.

fire hd 10 ports

Was die Schnittstellen betrifft, wartet das Fire HD 10 mit Wi-Fi 802.11 ac, Bluetooth, Micro-USB, besagtem microSD und einem Kopfhöreranschluss auf. GPS, NFC oder beispielsweise Infrarot fehlen somit. Was die Sensoren betrifft, beschränkt Amazon sich in diesem Fall auf ein Accelerometer sowie ein Gyroskop. Hinweis: Es fehlt ein Sensor zur Erkennung des Umgebungslichtes und der automatischen Anpassung der Helligkeit. Letztere muss man also immer manuell nachregeln. Mich persönlich stört das überhaupt nicht. Ich stelle den Bildschirm an Smartphones und Tablets meistens verhältnismäßig dunkel ein, da ich sehr empfindlich bin, was die Hintergrundbeleuchtung betrifft. Wer allerdings in seiner Nutzung häufig zwischen schwach beleuchteten Innenräumen und Sonnenstrahlen unter freiem Himmel pendelt, könnte sich über das Fehlen des Sensors ärgern.

Bleibt noch der Lieferumfang festzuhalten: Neben dem Amazon Fire HD 10 selbst sind ein passendes Netzteil mit USB-Kabel, eine kleine Kurzanleitung mit Text und eine zweite mit Bildern enthalten. Das ist der übliche Standard.

Haptik und Optik

Ich bin da jetzt mal ehrlich: Als Caschy mir das Amazon Kindle Fire HD 10 (verdammt, warum will ich hier immer Kindle schreiben?) für ein Review vorgeschlagen hat, regte sich erstmal Skepsis. Vor allem die 1280 x 800 Bildpunkte sind mir im Jahr 2015 auf einem 10-Zoller einfach zu plünnig. Als ich das Gerät dann aber ausgepackt habe, erwischte ich mich selbst bei einem erstaunten „Oh!“. Dem Design merkt man den verhältnismäßig geringen Preis meiner Ansicht nach nicht an. Vor allem das geringe Gewicht und das schmale Design empfanden nicht nur ich, sondern auch mein Bekanntenkreis als höchst beeindruckend. Da wirkt mein Lenovo Yoga 10 HD+ mit seinen 615 Gramm im Verhältnis zu den 432 Gramm deutlich mächtiger. Gut, das liegt natürlich auch am integrierten Ständer des HD+. Trotzdem: Das drahtige Fire HD 10 hinterlässt definitiv einen positiven ersten Eindruck.

Das gesamte Gehäuse ist schlicht-schwarz gehalten. An der Oberseite weichen lediglich die Lautstärke-Tasten an der linken und der Power-Buton an der rechten Ecke ab. Neben dem Power-Button ruht der Port für Micro-USB und neben den Laut- und Leise-Tasten sitzt rechts der Kopfhöreranschluss. An der rechten Seite des Tablets findet sich ziemlich weit oben der microSD-Kartenschacht.

fire hd 10 back

Ziemlich riesig prangt an der Rückseite der Amazon-Schritzug. Ganz unten stehen wenig ästhetisch die Zertifizierungslogos, während links oben eher unauffällig die Kameralinse ihr Guckloch platziert. Das einzige was die elegante Optik also etwas trübt, sind die Schriftzüge am unteren Rand der Rückseite. Daran habe ich mich zugegebenermaßen beim Betrachten ein wenig aufgehängt, gerade weil das minimalistische Design des Fire HD 10 mir sonst extrem zusagt.

Weniger begeistert hat mich leider das Hochglanz-Gehäuse des Amazon Fire HD 10 im Dauereinsatz: Die Rückseite sieht schon nach wenigen Minuten aus, als hätte man das Tablet am Grillwagen durch die Fettfinger-Masse gereicht. Hier sieht man jeden Fingerabdruck und schnell wirkt das Tablet dadurch selbst bei Menschen mit Hygienefimmel leicht abgeranzt. Auch auf der Vorderseite erkennt man auf dem Bildschirm jeden Abdruck – aber na ja, so sehen eben die meisten Touchscreens rasch aus. Für die Rückseite hätte ich jedoch eine mattere Oberfläche gewünscht, wie z. B. am Samsung Galaxy Tab 4 10.1 meiner Freundin, das hier ziemlich unempfindlich ist.

Display

Auf 10,1 Zoll löst das Tablet mit 1280 x 800 Pixeln im Format 16:10 auf. Das Ergebnis ist eine Pixeldichte von 149 ppi. Hier muss ich klar sagen, dass der Bildschirm des Amazon Fire HD 10 im Jahr 2015 niemanden mehr vom Hocker reißen wird. Auf dem Homescreen erkennt man bei den App-Symbolen doch recht fix einzelne Bildpunkte. Auch die Farben empfinde ich als etwas zu matt. Hier habe ich aufgrund der identischen Auflösung das Galaxy Tab 4 10.1 als Vergleichsmöglichkeit herangezogen. Auch wenn das Samsung-Gerät aus dem Jahr 2014 stammt, punktet das Display meinem Eindruck nach mit kräftigeren Farben und ausgewogeneren Kontrasten. Im Angebot gab es jenes Modell zeitweise für vergleichbare 179 Euro zu haben, so dass das Amazon Fire HD 10 mich beim Bildschirm insgesamt ziemlich ernüchtert.

Nix zu meckern habe ich an der Helligkeit: Jene reicht in Innenräumen und sogar draußen bei Sonnenlicht völlig aus, um eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten. Wie bereits erwähnt, fehlt jedoch ein Umgebungslichtsensor, so dass man manuell nachjustieren muss.

fire hd 10 front content

Die Blickwinkelstabilität habe ich als recht positiv für ein LC-Display empfunden. Zumindest gibt es hier nichts Negatives zu berichten, wenn ich die Lenovo Yoga 10 HD+ bzw. Das Samsung Galaxy Tab 4 10.1 heranziehe. Am Ende ist das Display des Amazon Fire HD 10 für mich allerdings insgesamt ein Schwachpunkt – die Auflösung ist, gerade wenn Amazon das Tablet vielleicht als Preis- / Leistungsknaller vermarkten will, nicht mehr zeitgemäß auf dieser Diagonale.

Akku

Wie auch beim Fire 7 schweigt sich Amazon zur exakten Akkukapazität in mAh aus. Nun gut, dann mache ich eben den Praxistext: Rasch das APK zu „PCMark“ aufs Tablet gezogen, in Amazons App Store ist das Programm nämlich leider nicht zu haben, und schwupps geht es mit dem „Work Battery Life“-Benchmark los. Bluetooth und Wi-Fi waren angeschaltet, die Helligkeit stand auf 50 % der maximalen Stufe und Benachrichtigungen waren aktiviert. Auch die Lautsprecher habe ich bewusst angeschaltet gelassen – denn wer konsumiert schon stummgeschaltete Videos? Stundenlang ratterte nun im Hintergrund das Benchmark mit Eisbär-Videos, simuliertem Browsing und allerlei anderem Pipapo.

pcmark

Bis zur Marke von 20 % verbliebener Akkuleistung werkelte das Fire HD insgesamt acht Stunden und 14 Minuten. Hätte ich auch noch die restlichen 20 % der verbliebenen Akkuladung verballert, sollte ich laut dem Benchmark bei einer Gesamtlaufzeit von etwa zehn Stunden und 17 Minuten landen. Klar, dass man aber im Kopf behalten sollte: Jeder nutzt sein Tablet anders. Wer weniger Videos konsumiert als durch das Benchmark angelegt, wird deutlich länger mit einer Aufladung auskommen. Wer dagegen häufig Games anschmeißt, erreicht eben eher das Ende der Fahnenstange. Ein synthetisches Benchmark wie „PCMark“ liefert einen Orientierungspunkt bzw. Fingerzeig – aber mehr eben auch nicht.

Performance

3dmark error - Kopie

Benchmarks, Benchmarks, Benchmarks – das Amazon Fire HD 10 zittert schon. Denn wenn der Exynos 7420 des Samsung Galaxy S6 ein Leistungssportler wäre, dann würde das SoC MediaTek MT8135 für ein Couch-Potatoe mit Bierbauch stehen. Getreu diesem Motto verweigert das Fire HD 10 trotz mehrfacher Anläufe und Reboots den Start des Slingshot-Tests in „3DMark“. Na, das fängt ja gut an…

ice storm extreme

Im Test „Ice Storm“ sind 9560 Punkte drin. 9915 sind es in „Ice Storm Unlimited“ und 6459 Punkte in Ice Storm Extreme – allesamt keine überragenden Werte, aber für das gebotene MediaTek-SoC gekoppelt mit 1 GByte RAM und die GPU PowerVR G6200 völlig normal.

geekbench 3

Flug schmeiße ich als nächstes „Geekbench 3“ an. Hier springt eine Single-Core-Punktzahl von 769 und eine Multi-Core-Punktzahl von 1523 Punkten heraus. Mit allen Unterpunktzahlen möchte ich euch nicht zum Schnarchen bringen, sondern erwähne mal, was Geekbench 3 mir als Vergleichswerte nahelegt. Das Fire HD liegt beim interessanteren Wert, der Multi-Core-Leistung, quasi zwischen einem LG Nexus 4 (1565 Punkte) und einem Samsung Nexus 10 (1510 Punkte). Beide erwähnten Modelle sind jeweils 2012 auf den Markt gekommen, zählten damals aber immerhin zum gehobenen Segment. Schlussfolgerung: Das Ergebnis ist für das Amazon Fire HD 10 und seinen Preis ok – mehr allerdings auch wieder nicht.

quadrant

In „Quadrant“ erreicht das Amazon Fire HD 10 folgende Punktzahlen: insgesamt 2521 Punkte, 1044 Punkte für die CPU, 5495 Punkte für den RAM, 3449 Punkte I/O, 501 Punkte für die 2D- und 2177 Punkte für die 3D-Punkte. Speziell die CPU-Leistung ist, sagen wir mal vorsichtig, eher bescheiden. Um die CPU-Leistung des Fire HD 10 in Bezug zu setzen: Selbst ein Samsung Galaxy Nexus S rattert laut Quadrant mehr Power raus. Klar, beim Arbeitsspeicher, I/O und Grafik sieht es wieder etwas besser aus. Aber eine Performance-Krone räumt das Tablet sicherlich nicht ab. Angesichts des Preises erwartet das aber ernsthaft wohl auch kein Käufer.

Im Alltag „fühlt“ sich das Amazon Fire HD 10 oft hakelig an. Ist man sensibilisiert durch moderne Smartphones und andere Geräte, bemerkt man die Verzögerungen beim Wandern durch die Content-Tabs, die Wartezeiten beim Starten von Apps und die leichten Latenzen in der gesamten Menüführung. Hier schlägt sich beispielsweise das Samsung Galaxy Tab 4 10.1 meiner Freundin merklich besser, obwohl sich die Leistungsfähigkeit der Hardware ähnelt. Macht es trotzdem Spaß am Fire HD 10 zu werkeln? Das kann ich mit einem klaren „Ja!“ beantworten. Nein, man kriecht eben auch nicht wie eine Schnecke durch Betriebssystem und Apps, keine Angst. Und das Fire OS 5 ist eine feine und ausgereifte Sache. Was uns dann zum nächsten Punkt des Reviews führt.

Software

Das Fire OS 5.0 basiert zwar auf Android 5.1 alias Lollipop, doch wie üblich geht Amazon völlig eigene Wege. Lediglich die Software-Buttons am unteren Bildschirmrand erinnern noch an die Herkunft des Betriebssystems. An dieser Stelle möchte ich allerdings nicht alles wiederholen, was Oliver bereits in seinem Review des Fire 7 beschrieben hat. Deswegen halte ich diesen Abschnitt etwas kürzer, da ihr bei Bedarf dort alles nachlesen könnt.

homescreen fire 10

apps aktuell - Kopie

Das Fire HD 10 ist an Amazons App Store gebunden – Zugriff auf den Google Play Store lässt sich allerdings über Umwege erreichen. Das OS zeigt mit seiner Menüführung klar auf, dass das Fire HD 10 als zentraler Content-Zugriffspunkt von Amazon betrachtet wird. Einzelne Reiter für Bücher, Musik, Videoinhalte und Apps segmentieren die verschiedenen Multimedia-Optionen voneinander. Anfangs empfand ich das als ungewohnt: Weil man durch Wischen nach rechts und links die einzelnen Bereiche für die jeweiligen Inhalte durchgeht, muss man nach oben bzw. Unten wischen, um sich z. B. alle Apps anzeigen zu lassen.

Oliver hat in seinem Review erst kürzlich die den Browser Silk, Amazons E-Mail-Programm und die Einrichtung mehrerer, voneinander getrennter Benutzerkonten am Fire beschrieben, so dass ich hier stattdessen kurz auf einige Sonderoptionen eingehe. So lässt sich am Fire HD 10 Firefly verwenden, eine Amazon-exklusive App, die sich auszuprobieren lohnt.

firefly

Firefly gab es auch für die Vorgängergenerationen: Die App erkennt z. B. über die Kamera Produkte und zeigt dann die Informationen und Preise bei Amazon.de an. Praktisch, wenn man z. B. das Smartphone des Kumpels sieht und nach dessen Daten giert. Auch kann die App ähnlich Shazam über das Mikro Musik erkennen – und dann in Amazons Angebot den Soundtrack zum Kauf verlinken. Dahinter verbirgt sich natürlich der Gedanke, direkt Produkte zu verkaufen. Trotzdem sehe ich Firefly als tollen Mehrwert, der im Alltag schnell und verlässlich Informationen zu diversen Artikeln liefern kann.

kafka empfehlung

Erwähnenswert ist insgesamt noch, dass mir am Amazon Fire HD 10 bewusst geworden ist, wie ungezügelt Amazon meine Daten auswertet: Auf dem Reiter zu Büchern werde ich direkt mit Empfehlungen zu Franz Kafka bombardiert – da ich kürzlich „Das Schloß“ bestellt habe. Ansonsten will mir das Fire HD 10 „Mad Max: Fury Road“ aufschwatzen, weil ich eine Zeit lang dessen Preis beobachtet habe. Teils unfreiwillig komisch sind die Empfehlungen auf dem Startscreen – da wurden mir schon diverse Kinder-Apps nahegelegt. Vermutlich meint Amazon ich interessiere mich dafür, weil ich über Amazon Underground das Micky-Maus-Abenteuer „Castle of Illusion“ bezogen habe.

Sonstiges

Zu den Kameras des Amazon Fire HD 10 habe ich mir einen eigenen Abschnitt gespart, da jene im Grunde kaum erwähnenswert sind. Die Hauptkamera mit 5 Megapixeln arbeitet ohne Blitzlicht und knipst verwaschene Fotos mit viel Bildrauschen und seltsamen Software-Verschlimmbesserungen. So schwanken die Kontraste zwischen total überzogen und komplett ausgeblichen. Die Webcam kann man mal für einen Videochat nutzen. Für Selfies wird niemand lange damit hantieren, da die Ergebnis schlichtweg zu moderat ausfallen.

fire hd 10 foto

Positiver kann ich die Lautsprecher hervorheben: Die kleinen Stereo-Krawallmacher erzeugen für ein Tablet eine überdurchschnittliche Lautstärke und klingen auch im Vergleich zum Samsung Galaxy Tab 4 10.1 oder dem Lenovo Yoga 10 HD+ wirklich gut – speziell bei den Bässen. Klar, hier röhrt kein Subwoofer los, aber für ein Tablet dieser Preisklasse ist der Sound wirklich gut.

Außerdem sei angemerkt, dass ich etwas komisch finde, dass Amazon das Fire HD 10 so exzessiv als Multimedia-Gerät vermarktet, dann aber ein Format von 16:10 statt 16:9 gewählt hat. So erscheinen zwangsweise bei Filmen und Serien im Format 1,78:1 (16:9), wie es aktuell üblich ist für TV-Produktionen, schwarze Balken oben und unten. Mich stört das nicht – ich bin es gewohnt von meinem PC-Monitor, an dem das höhere Format zum Arbeiten Sinn ergibt. 16:9 hätte sich allerdings aus meiner Sicht für ein Tablet, das vom Anbieter als Content-Schaltzentrale gepusht wird, eher angeboten.

Fazit

Am Ende ist vor allem der Bildschirm des Amazon Fire HD 10 für mich, das muss ich klar so benennen, eine Enttäuschung. Zumal es im gleichen Preissegment besser ausgestattete Konkurrenz gibt: So kostet beispielsweise das Lenovo Yoga Tablet 2-10 mit ca. 205 Euro und identischer Bilddiagonale aber 1920 x 1200 Bildpunkten und sogar 2 GByte RAM kaum mehr als das Fire HD 10 – direkt im Angebot von Amazon selbst. Auflösung und Bildqualität sind mit Wohlwollen durchschnittlich – auch für diese Preisklasse. Auch die Haupt- und Webcam geben wenig her und sind bestenfalls nette Dreingaben für den Notfall. Und wenn ich schon am Meckern bin: Das Gehäuse zieht Fingerabdrücke so an wie ein neuer „Star Wars“-Film die Nerds dieses Planeten.

fire hd 10 front

Aber nun genug der Kritik: Das Amazon Fire HD 10 ist ein extrem leichtes und dünnes Tablet, dessen schlichte Eleganz mich schon nach dem ersten Eindruck sehr beeindruckt hat. Pure Leistung darf man zwar nicht erwarten, aber Gelegenheitsspiele sind absolut drin. Der essentielle Pluspunkt ist die enge und benutzerfreundliche Vernetzung mit Amazons hauseigenem Content-Angebot. Das fängt bei den übersichtlichen, separaten Reitern zu „Apps“, „Büchern“ oder „Musik“ schon auf dem Homescreen an, wird durch exklusive Apps wie Firefly fortgeführt und endet in der Verzahnung mit dem Prime-Videoangebot.

So lohnt sich das Amazon Fire HD 10 gegenüber der Konkurrenz im gleichen Preissegment dann auch vor allem für Prime-Kunden, welche ihre Inhalte hier zentral und übersichtlich wiederfinden. Das Fire HD 10 platziert sich mitten in der Amazon-Welt und zieht sich den Nutzer sofort hinein. Wer sich darauf einlässt, erhält ein gutes Tablet zum Surfen, Prime-Videos konsumieren und Online-Shoppen.

Fire HD 10 bei Amazon

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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5 Kommentare

  1. Ich muss mich zwar noch an Deinen Schreibstil gewöhnen, aber trotzdem danke für den sehr ausführlichen Bericht 🙂
    Welche brauchbaren Alternativen gäbe es denn, ausser dem Lenovo, noch in dieser Preisklasse?
    Sind die Windows- Tablets ( speziell die mir noch recht unbekannten Odys- Geräte ) um die 200 Euro empfehlenswert?

  2. Ich hab seit Freitag das Lenovo Yoga. Und muss sagen, für den Preis ist das ein super Gerät 🙂

  3. „wenn man z. B. das Smartphone des Kumpels sieht und nach dessen Daten giert“
    Würde das wirklich mit Smartphones funktionieren?
    Die sehen doch alle gleich aus.

  4. André Westphal says:

    Nein, hast recht, das ändere ich mal: Firefly erkennt nur bestimmte Produkte – Smartphones nicht. Mit Büchern, Blu-rays und Musikstücken geht es aber relativ gut – siehe Screenshot.

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