iRobot i7+: Selbstreinigender Saugroboter angeschaut – Teurer Kümmerer

Saugroboter sind groß im Trend, auch in dieser Kategorie Technik hat man die Qual der Wahl in ganz verschiedenen Preissegmenten. iRobot möchte sich mit dem erst kürzlich vorgestellten i7+ von der breiten Masse der ebenfalls durchaus potenten Robotersaugern absetzen. Womit? Der i7+ kommt mit einer gepimpten Basisstation daher, die den Roboter selbstständig entleert. Ob das in der Praxis nützlich ist und ob der Sauger generell etwas kann, habe ich versucht für euch herauszufinden.

Lieferumfang

Der i7 kommt in einer wirklich monströsen Verpackung daher, die große Basisstation – genannt Clean Base – muss schließlich irgendwo hin. Auch der Roboter ist mit von der Partie und natürlich auch nicht gerade der kleinste Zeitgenosse, 9,2 Zentimeter hoch ist er und misst 33,8 Zentimeter im Durchmesser. Natürlich gibt es auch etwas Kleinzeug, was noch im Karton liegt. Das Netzkabel, eine Seitenbürste zum Wechseln, ein Austauschfilter für den i7+, zwei Staubbeutel für die Clean Base und eine virtuelle Mauer inklusive Batterien ist enthalten. Die Seitenbürste hält übrigens nicht wie bei anderen Modellen magnetisch am Roboter, im iRobot-Fall müsst ihr einen Kreuz-Schraubendreher bemühen.

Design und Technik

Wer die iRobot Roomba-Serie kennt, wird hier wenig Überraschendes finden. Man könnte auch denken, dass es sich um einen leicht gepimpten Roomba 980 handelt. Mir persönlich gefällt dar Look dieser Schwarz-Grau-Kombination, obwohl ich auch das weiße Design eines Roborock ziemlich gefällig finde, aber es ist letztendlich ein Roboter und keine Designervase, die man immer im Blick hat. Sieht gut aus und die Verarbeitung ist auch sehr gut. Die Teile sind sauber zusammengesetzt worden, seltsam große Spaltmaße findet man nicht und das Material fühlt sich gut an.

Im Gegensatz zu beispielsweise einem Vorwerk Kobold besitzt der i7+ keinen Aufbau. Das Gerät arbeitet nämlich nicht mit einer Laser-Kartierung, sondern hat eine Kamera auf der Oberseite. Mit dieser setzt der i7+ visuelle Markierungspunkte, misst eure Wohnung aus und kann somit immer feststellen an welcher Stelle und in welchem Raum er gerade ist. Über diese Kartierungsmöglichkeit, habt ihr als Nutzer dann die Qual der Wahl und könnt bei einem Reinungsvorgang auch einzelne Räume anwählen. Der i7+ fährt dann zielsicher in den gewünschten Raum und fängt die Reinung an.

Neben der üblichen Kantenbürste, die den Dreck in den Schlund des Roboters bewegt, hat man bei iRobot auch zwei neue Bürsten entwickelt, die für alle Böden geeignet sind. Mit der ersten Bürste wird härter festsitzender Dreck gelockert und die Zweite nimmt den Dreck dann zielsicher auf. Damit da auch nichts liegen bleibt, hat man ein neues Saugsystem eingebaut, das eine bis zu 10-mal höhere Saugleistung bieten soll, als ein Roboter der Roomba-600 Serie.

Für Haustierbesitzer interessant und wichtig: iRobot behauptet, dass der eingesetzte Hochleistungsfilter in der Lage ist, bis zu 99 Prozent aller Schimmel-, Pollen-, Milben- sowie Katzen- und Hundeallergene einzufangen.

Einrichtung

Habt ihr alles ausgepackt, stellt ihr zuerst die mit 50 Zentimetern nicht besonders kleine Clean Base in eine passende Ecke. Es ist hier übrigens nicht so, dass ihr zwangsweise 1 Meter Platz nach links und rechts haben müsst. Die Base steht bei uns in einer Ecke des Wohnzimmers und der i7+ navigiert zielsicher in die Station.  In die Clean Base kommt dann einer der Staubbeutel. Deckel auf, Beutel rein. Das wars!

Um ehrlich zu sein, bin ich immer noch schockiert, dass man hier einen Beutel und keinen Behälter verwendet. Ja, mag sein, dass der Beutel weggeworfen werden kann und ein Behälter schlechter zu reinigen ist, aber das Ding kann man ja ausspülen und gut. Hier mit Beuteln zu arbeiten, die vor allem ein Schild aus Plastik statt Pappe besitzen, finde ich ökologisch befremdlich und state of the art ist das schon gar nicht. Einziger Vorteil: Allergiker sind mit dem Beutel besser bedient, denn es ist einfach sauberer.

Geschäftsidee für die 3D-Drucker-Besitzer: Wenn es jemand schafft, einen Behälter für die Clean Base zu drucken, kann man damit einen kleinen Obolus verdienen 🙂  Warum? Ein Beutel fasst zwar bis zu 30 Behälterladungen aber man muss sich halt vor Augen führen, dass DREI Beutel 20 Euro kosten. Muss meiner Meinung nach nicht sein.

Zurück zur Einrichtung. Ist die Station aufgestellt und mit einem Beutel bestückt, könnt ihr bei dem kleinen Kerl weiter machen. Dazu benötigt ihr die iRobot-App.

https://itunes.apple.com/de/app/irobot-home/id1012014442?mt=8

https://play.google.com/store/apps/details?id=com.irobot.home

Einmal geöffnet, führt euch die App reibungslos durch die Einrichtung. Ihr müsst zwischendurch nur die Home- und Spot-Taste betätigen, den Rest erledigen App und iRobot, inklusive Firmware-Update.

Der i7+ unterstützt übrigens die Einbindung in Alexa und den Google Assistant. HomeKit-Nutzer gehen wieder einmal leer aus, aber alles kein Problem, denn es wird sicherlich bald ein angepasstes HomeBridge-Plugin geben und solange das nicht der Fall ist, könnt ihr auf die IFTTT-Unterstützung zurückgreifen. Wenn ihr in IFTTT Webhooks für die Befehle zum Starten, Stoppen und Co. verwendet und die Hooks in einen Siri-Kurzbefehl einbaut, könnt ihr per Siri auf den Roboter zugreifen. Wie das funktioniert, erfahrt ihr aber in einem separaten Artikel.

Die App und der i7+ in der Praxis

Wie bereits erwähnt, läuft die Steuerung des iRobot i7+ über die iRobot Home App und die ist wirklich super. Hier findet man alles, was man benötigt und das übersichtlich. Der zentrale Einstieg zeigt euch den Status des Roboters, einen großen Clean-Button, einen Button zum Leeren des Auffangbehälters und ein paar weitere Menüpunkte. Im Punkt Einstellungen könnt ihr festlegen, ob der iRobot selbst entscheiden darf, ob er ein Mal oder mehrmals über den Boden fährt. Ich habe bei mir „Automatisch“ stehen lassen.

Im Punkt Verlauf seht ihr übersichtlich angezeigt alle Reinigungsvorgänge mit der jeweiligen Dauer, dem gereinigten Gesamtbereich und der Lebensdauer. Tippt ihr auf einen der Vorgänge, könnt ihr euch die Karte anzeigen lassen und seht, welche Bereiche der Roboter nicht erwischt hat. Schaut man sich die Karten etwas genauer an, dann fällt auf, dass der iRobot nicht immer der Gründlichste ist. Hier und da bleiben Lücken übrig, die er aber in einem der nächsten Vorgänge meist erwischt. Man sollte den i7+ also lieber ein Mal mehr über den Boden düsen lassen.

Der nächste Menüpunkt nennt sich Zeitplan und ist quasi selbsterklärend. Hier könnt ihr entweder einmalige oder wöchentliche Zeitpläne festlegen, wann der Roboter mit welchen Reinigungseinstellungen die ganze Wohnung oder nur bestimmte Räume säubern soll.

Damit der iRobot i7+ sein volles Potential entfalten kann, muss er sich erst einmal mit der Wohnung vertraut machen. Dabei erstellt er eine sogenannte Smart Map. Bis zu 10 Stück kann sich der kleine Kerl merken, eine sollte für eine Wohnung aber eigentlich ausreichen. Vier Reinigungsdurchgänge hat der i7+ gebraucht, um mein Wohnzimmer (knapp 30qm) zu kartieren. Ist er soweit, könnt ihr im Punkt Smart Maps die Karte anpassen und etwaige Fehler in der Raumerkennung mit Trennern korrigieren. Danach noch die Räume benennen, fertig.

Wenn ihr bestimmt Bereiche vor dem Roboter schützen wollt, könnt ihr die mitgelieferte virtuelle Mauer platzieren. Der i7+ meidet den Bereich, die Reinigung ist euch überlassen.

Zu guter Letzt bleibt noch der Punkt Einstellungen in der App übrig. Hier findet ihr sehr gute Anleitungen zur Pflege und zum Austausch der Teile, eine Hilfeseite und die Einstellungen für Clean Base und das WLAN. Auch könnt ihr hier die Kartierung ausschalten und somit verhindern, dass Daten zur Verbesserung des Roboterverhaltens in die iRobot-Cloud geschickt werden. Wer besonderen Wert auf Datenschutz legt, sollte das ausschalten.

Habt ihr den Reinigungsvorgang gestartet, flitzt der Roboter strukturiert über euren Wohnungsboden. Dabei erledigt er zuerst Bahn für Bahn den Innenbereich und fährt zum Schluss die Ränder ab. Danach fährt er zur Station, bei der er entleert wird. Die Lautstärke des Roboters ist für mein Empfinden OK, etwas leiser als der Vorwerk Kobold VR200. Was einen jedoch vom Hocker reisst, ist die Entleerungslautstärke. Die Clean Base schlägt dabei locker meinen Dyson Big Ball, der auch nicht gerade ein Leisetreter ist. Insgesamt 10 Sekunden dauert das Geplärre, danach ist wieder Ruhe. Ganz nett, denn man spart sich im Gegensatz zu anderen Modellen das Ausleeren. Über große Absätze oder Schwingstühle kommt der kleine Kerl übrigens ziemlich gut. In keinem der Reinigungsdurchläufe blieb er bisher stecken.

Die Reinigungsleistung finde ich persönlich in Ordnung. Wir haben zwei Katzen und zwei Kinder, die mit uns natürlich eine Menge Zeug in der Wohnung herumtragen. Vor allem die Katzen sind mit Haaren und dem feinen Katzenstreu kleine Dreckschleudern. Seitdem der i7+ dabei täglich durch die Wohnung cruist, müssen wir nicht mehr täglich nachsaugen. Hier und da bleibt manchmal noch ein Krümel liegen, aber das nehmen wir dann mit dem Dyson V10 mit oder der iRobot im nächsten Durchgang. Selbst mit dem hochflorigen Teppich kommt der Roboter gut zurecht. Die zwei Bürsten heben den Flor gut an und holen den Dreck aus dem Teppich.

Klar könnte ich jetzt eine Schaufel Katzenstreu ins Wohnzimmer schmeissen und schauen was liegen bleibt, aber das ist dann eben ein Testszenario fernab der Realität. Wenn man etwas umkippt oder doch mal eine Menge Dreck in die Wohnung kommt, wird man meiner Meinung nach den Besen oder einen großen Staubsauger bemühen. Diese ersetzen die Roboter aktuell noch nicht.

Mein Fazit zum iRobot i7+

Der iRobot erledigt seine Sache sehr gut. Die Verarbeitung ist sehr gut, das Design ist so, wie man es von iRobot gewohnt ist und die App bietet eine hervorragende und gut funktionierende Steuerzentrale an. Hier und da kann man aber Schwächen bei den Reinigungsvorgängen ausmachen, denn nicht immer ist er besonders gründlich. Regelmäßige Reinigungsläufe lösen das Problem aber.

Eigentlich eine runde Sache, der Saugroboter, wenn da nicht der exorbitant hohe Preis wäre. Der i7+ inklusive Clean Base ist seit 15. Februar erhältlich und schlägt mit 1.199,00 Euro zu Buche, drei Staubbeutel kosten weitere 19,99 Euro. Ein Zubehörsatz kostet 49,99 Euro und für die Clean Base selbst müsst ihr 489,00 Euro hinblättern. Hier sollte man also wirklich überlegen, ob man nicht gleich den i7+ kauft, statt erst den i7 ohne Base für 899,00 Euro und später erst die Base. Luxus, den man sich bei iRobot bezahlen lässt.

Fraglich ist, ob man der Konkurrenz damit entgegentreten kann, denn ein Xiaomi Roborock ist ebenfalls sehr gut, bietet eine Wischfunktion an und ist für unter 400 Euro zu haben. Weniger als die Clean Base selbst. Da leert man doch gern ab und an selbst den Auffangbehälter, wenn man 800 Euro sparen kann, oder?

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei Twitter, Instagram, XING und Linkedin, oder via Mail

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8 Kommentare

  1. Cool ist, so einen Sauger direkt an eine Zentralstaubsaugeranlage anzubinden. Sobald der in seine Station fährt, wird direkt der Sammelbehälter vom Zentralstaubsauger leergesaut und nach 15 sec. Schaltet sich der Zentralsauger wieder ab, der Robi lädt auf und macht seine nächste Runde.
    War nur eine irre Suche, den passende Saugrobi zu finden, der sich dafür nutzen liess.

    • Wenn er dann noch die langen Haare selbstständig von der Bürste schneidet, könnte man ihn ganz vergessen.

      Das ist für meinen Xiaomi zumindest noch ein Problem.

  2. Matthias Krause says:

    Gute Idee mit dem 3D Druck. Würde auch sofort etwas dafür konstruieren und drucken aber bei dem Preis bleibe ich doch lieber bei Xiaomi.

  3. Kann sich der neue Roomba mittlerweile mit einem 5Ghz WLAN verbinden? Ich verwende bisher einen Roomba 960, der kann sich nur mit 2,4 verbinden.

  4. Der Preis ist doch wahnwitzig, er müsste ja 3x so gut sein wie der Xiaomi. Das ist er aber nicht, nicht mal doppelt so gut.

  5. Was ein Preis, da komme ich vor lachen nicht in den Schlaf, viel Glück Roomba. Nee, da bleib ich lieber bei meinen Chaos-Sauger, habe hier seit einer Woche den ILIFE A6 laufen (ersetzt meinen ILIFE V7) und bin absolut zufrieden. Für 139 Euro leere ich das Staubfach lieber manuell. Ich hatte hier auch schon den Roborock als Testgerät, klasse Technik (Lidar) aber die fahren nur stoisch die Bahnen ab und danach zur Ladestation. Wenn der nun mit seinen Pinsel Katzenstreu auf die Bahn verteilt wo er schon war, bleibt es halt liegen. Die Chaoten fahren öfter über eine Stelle, dauert zwar länger aber danach ist nichts mehr zu sehen.

  6. Vielen Dank für den Sehr ausführlichen Testbericht.
    Ich wollte mir ja auch mal so ein Teil bestellen habe es dann aber doch nicht getan.
    Ist vielleicht mehr ein nettes Männerspielzeug 😀
    MfG

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