Wi-Fi 6 Release 2 vorgestellt: Aber es sollte doch einfacher werden…

Standards sind verwirrend und oftmals verwaschen. Neue Bezeichnungen sollten eigentlich Dinge vereinfachen. Dass es aber anders ist als gedacht, zeigen sowohl als Schnittstelle USB-C und als Standard HDMI 2.1 (siehe beispielsweise: HDMI 2.1: Nicht blind den Herstellern und dem Standard vertrauen und USB-C-Kabel: Neue Logos gegen die Verwirrung). Ich könnte jetzt noch Audio-Standards als Beispiele herausholen, beschränke mich aber auf etwas, was jeden beschäftigen könnte. WLAN. Für mich war es damals kein Problem, da mit „802.11irgendwas“ oder „ax-Standard“ etwas zu beschreiben, doch da wollte man auch Dinge vereinfachen. 2018 dann die erste Umsetzung mit Versionsnummern.

Das neue Namenssystem identifiziert WLAN-Generationen durch eine numerische Reihenfolge, die den wichtigsten Fortschritten im WLAN-Bereich entspricht. Die WLAN-Namen können von Produktanbietern verwendet werden, um die neueste Wi-Fi-Technologie zu identifizieren, die ein Gerät unterstützt, von Betriebssystemanbietern, um die Erzeugung einer WLAN-Verbindung zwischen einem Gerät und einem Netzwerk zu identifizieren und von Dienstleistern, um die Fähigkeiten eines Wi-Fi-Netzwerks für ihre Kunden zu identifizieren.

Die Version, um die sich aktuell eigentlich alles dreht? Klar, Wi-Fi 6. Entspricht der 802.11ax-Technologie (2,4 GHz und 5 GHz). Es hätte schön sein können – ja fast übersichtlich. Dann aber kam Wi-Fi 6E. Da kann dann der Frequenzbereich bei 6 GHz genutzt werden, für kurze Entfernungen soll das ganz praktisch sein (Die Bundesnetzagentur hat im Juli 2021 für Deutschland ein Spektrum von 480 MHz im 6-GHz-Bereich freigegeben).

Da fragen sich Nutzer natürlich zurecht, ob ihr neuer Router mit Wi-Fi 6 denn auch zukunftssicher ist (vermutlich nicht, obwohl Anfang 2022 immer noch Router ohne 6E auf den Markt kommen). Vereinfacht ausgedrückt bedeutet WiFi 6E, dass WiFi 6 auf das 6-GHz-Band erweitert wurde. WiFi 6E funktioniert mit dem gleichen Standard wie WiFi 6, jedoch mit dem eben erwähnten, erweiterten Spektrum.

6 GHz ist das Frequenzband von (in Deutschland genutzten) 5,945 GHz bis zu 6,425 GHz. Der Zugriff auf die 6-GHz-Frequenz bringt im besten Fall mehr Bandbreite, schnellere Geschwindigkeiten und geringere Latenz. Warum braucht man das? Klar, Überfüllung der anderen Bänder, immer mehr Geräte und immer mehr Daten, die übertragen werden.

Bis hierhin halbwegs nachvollziehbar.

Im Rahmen der CES macht es die Wi-Fi Alliance aber wieder kompliziert. Die haben nämlich „Wi-Fi 6 Release 2“ vorgestellt – und aus der Vorstellung geht nicht wirklich hervor, worum es sich da drehen soll. Wi-Fi 6 Release 2 „sei ab sofort verfügbar“ (es kann also zertifiziert werden) und biete neue Funktionen, die die zunehmende Geräte- und Verkehrsdichte unterstützen, um eine höhere Leistung und ein besseres Energiemanagement mit Wi-Fi-Geräten und -Anwendungen zu ermöglichen, so die Meldung.

Es unterstütze Uplink-Multi-User-Multiple-Input, Multiple-Output (Multi-User-MIMO), um reibungslosere Streaming-Dienste und Videokonferenzen, schnellere Uploads und zuverlässigeres Gaming zu ermöglichen. Darüber hinaus verbessern drei Energieverwaltungsfunktionen die Energieeffizienz von Wi-Fi 6, wovon Unternehmens-, Industrie- und Internet-of-Things (IoT)-Anwendungen profitieren. Die neuen Funktionen gelten für alle von Wi-Fi 6 unterstützten Bänder – 2,4 GHz, 5 GHz und 6 GHz – und bringen Vorteile in Bezug auf Kapazität, Effizienz, Abdeckung und Leistung für Privatpersonen, Unternehmen und große öffentliche Netzwerke.

Offensichtlich verbessert Wi-Fi 6 Release 2 das eben beschriebene Wi-Fi 6. Oder eben Wi-Fi 6E, da man das Band 6 GHz erwähnt. Somit wäre Wi-Fi 6 wohl Release 1, 6E Release..1,5 – und nun folgt eben Wi-Fi 6 Release 2. Alles easy, oder etwa nicht?

In der Meldung der Wi-Fi Alliance zitiert man noch viele Unternehmen, die Wi-Fi 6 Release 2 beklatschen. Wie Zeitpläne aussehen – welche Änderungen vorgenommen werden müssen – und was das für den Endkunden und seine Produktauswahl bedeutet – das ist leider offen. Broadcom schreibt davon, dass man sich freue, dass seine Referenzdesigns für Wi-Fi-6E-Zugangspunkte und Client-Geräte in den „Wi-Fi  6 Release 2“-Prüfstand aufgenommen wurden.

Mal sehen, wer beim Rennen gewinnt, den Kunden am meisten in den Wahnsinn zu treiben. USB, HDMI oder eben WLAN.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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13 Kommentare

  1. Ich freue mich schon auf WiFi 6E Release 2+ im Q3/2022

    Ganz ehrlich: mein Arbeitslaptop im Homeoffice hängt am Gbit-Lan-Kabel und das hat mich noch nie im Stich gelassen. Und bei WiFi 7 wird es immer noch am Lan-Kabel hängen. Kein Wireless-Standard wird wohl eine stabilere Verbindung ermöglich als ein Kabel. Und für mein privates Zeug (Streamen etc.) reicht auch WiFi 5 bisher. Daher schalte ich mittlerweile geistig ab, wenn ich von 6, 6E usw. lese.

    • Ja, das merkt man. Es gibt ja noch mehr Anwendungsfälle als einen mobilen Arbeitsplatzrechner stationär mit Kabel zu betreiben.

      Zum Thema:

      Es wurde nicht „Wi-Fi 6 Release 2“ vorgestellt, sondern „Wi-Fi CERTIFIED 6 Release 2“.

      >Wi-Fi CERTIFIED™ is an internationally recognized seal of approval for products indicating that they have met industry-agreed standards for interoperability, security, and a range of application specific protocols.

      Das heißt, die Zertifizierung wurde erweitert. Daher vielleicht die Verwirrung in diesem Artikel.

      • WiFI 6 ist auch Wi-Fi CERTIFIED 6. Genau wie Wi-Fi CERTIFIED WPA3, Passpoint oder enhanced Open. Letzten Endes geht’s hier um die Interoperabilität und von daher wird das schon Teil des Ganzen werden. Unabhängig davon bremst das Ganze so dermaßen aus, was die da bei der Wi-Fi Alliance machen…

        • Nö. „WiFi 6“ ist der Marketingname der WiFi-Alliance für den technischen Standard IEEE 802.11ax. „Wi-Fi CERTIFIED 6“ ist der Name des Zertifizierungsprogramms für technische Geräte durch die WiFi-Alliance die WiFi 6 implementieren.

          Von diesem Zertifizierungsprogramm gibt es nun eine aktualisierte Fassung. Es gibt eben einen Unterschied zwischen dem technischen Standard und dem Prüfverfahren um ein Siegel für seinen Gerätekarton zu bekommen.

          >Wi-Fi CERTIFIED 6™, the industry certification program based on the IEEE 802.11ax standard […]

          Genauso bei den Begriffen „WPA3“ und „Wi-Fi CERTIFIED WPA3“. Das meint eben nicht dasselbe.

          Ja. Klar ist das für den Verbraucher verwirrend.

      • „Es gibt ja noch mehr Anwendungsfälle als einen mobilen Arbeitsplatzrechner stationär mit Kabel zu betreiben.“

        Klar gibts die. Ich bin auch nicht gegen den Fortschritt. Nur gegen die ganzen bescheidenen Namensgebungen. Wenn man das Ziel der Klarheit ausruft und gleichzeitig solche Versionierungen raushaut, hat man eben das Ziel verfehlt. Wobei die vom USB-Konsortium noch immer die ungekrönten Könige der Verwirrung sind.

        • „Wi-Fi 6“ ist der einfachere Name für „IEEE 802.11ax“. „Wi-Fi 6E“ der Name für WiFi 6 mit Erweiterung für die Frequenzen um 6 GHz (E wie Extended). Und von der Zertifizierung mit dem Namen „Wi-Fi CERTIFIED 6“ gibt es jetzt eine zweite Fassung.

          Na, das war ja jetzt kompliziert…

  2. Und im Januar 2023 dann in Zusammenarbeit mit Gainward die WiFi 6E Release 3 XTreme Golden Sample Goes like Hell Edition.

  3. Ich höre schon wieder die Nörgler… warum hat die neue Fritz!Box 6690 Cable kein WiFi 6 Release 2 😉

    • Ja, warum denn nicht?! 🙂

      Die 320€ sollten es hergeben.

    • Die aktuellen AVM Fritten haben ja noch nicht mal das WIFI 6 Release..1,5. Also WIFI 6E.
      Da erwartet Ihr schon die WIFI 6 Rel. 2.0
      Auch wenn AVM im Firmware Updaten der Releases aktuell unschlagbar gegenüber anderen Herstellern sind.
      Sollten Sie auf neue Techniken, da mal ein bisschen mehr Gas geben. Da sind Sie echt zu langsam.

      • Vielleicht haben AVM genau aus dem Grund gewartet, dass aus 6E noch ein erweitertetes Release 2 wird. Die sind ja ebenfalls Mitglied der Wi-Fi Alliance und habe da Einsicht und Mitsprache in der Entwicklung. Ich gehe mal davon aus, dass 6E für die neuen Bänder angepasste Antennen braucht und AVM und auch andere Hersteller entsprechend auf Freigabe von Frequenzen und angepassten Standards (ab-)wartet.

  4. Glaube nicht das es noch jemand schafft USB die Verwirrungs-Krone zu nehmen aber mal sehen.

    Warum es eindeutiger oder einfacher werden sollte wenn statt einem „802.11ax“ ein „Wifi 6“ Label den Karton ziert, hat sich mir ehrlich gesagt auch nie erschlossen – aber mit den jetzigen Eskapaden war ja die angeblich zu komplizierte Bezeichnung wenigstens eindeutig…

    • „Wi-Fi 6“ ist schonmal weniger sperrig als „802.11ax.“ Mit „Wi-Fi 6E“ weiß ich zusätzlich, dass der 6 GHz-Bereich genutzt wird (und muß das nicht in den Specs suchen). Wenn das CERTIFIED-Logo drauf ist wird’s noch einfacher, dann weiß ich sofort, dass der komplette Ausbau des Standard unterstützt wird.

      Generell kann ich das Gejammer nicht verstehen. Was ist die Alternative? Standards nicht weiterentwickeln und alles beim Alten belassen?

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