Hinter verschlossenen Türen: Samsungs Ingenieure plaudern beim Technical Briefing
Auf der CES 2017 konnte ich bei Samsung allerlei Veranstaltungen besuchen: Das reichte vom First-Look-Event, auf dem der Hersteller seine neuen QLED das erste Mal präsentiert hat, bis hin zu einem kleinen Roundtable mit Michael Zöller, dem Kopf der europäischen Visual-Display-Sparte. Eine Veranstaltung war allerdings aus technischer Sicht besonders interessant: Hinter verschlossenen Türen und mit Foto- und Videoverbot durfte ich einer Präsentation mehrerer Samsung-Ingenieure aus Südkorea beiwohnen. Jene warfen nicht nur mit technischen Details zu den neuen QLED-TVs um sich, sondern beantworteten auch einige Fragen zu Samsungs Zukunftsplänen rund um dynamische Metadaten.
Ganz interessant war auch die Argumentation der Ingenieure, dass man Farbvolumen nicht mehr nur zweidimensional in einem klassischen Dreieck, sondern dreidimensional abbilden müsste. So könnten zwei Fernseher etwa im klassischen Dreieck gleichauf liegen. Das bedeutet, sie könnten theoretisch den gleichen Farbumfang darstellen.
Trotzdem könne es in der Praxis drastische Unterschiede geben, wenn man als dritte Dimension sozusagen die Helligkeit einbeziehe. Damit meint Samsung, dass die Farbdarstellungen sich mit steigender Helligkeit bei vielen Fernsehern zunehmend verfälschen bzw. einschränken. Und hier würden dann eben die Qualitätsunterschiede relevant.
Nun überrascht aber wohl niemanden, dass Samsung seine QLED hier der Konkurrenz als überlegen ansieht und deswegen so sehr auf dieser Darstellung des Farbvolumens besteht – nachvollziehbar ist diese Argumentation, welche sich vor allem gegen OLEDs richtet, aber durchaus.
Auf dem Messestand versuchte Samsung das Prinzip mit obiger Darstellung zu verdeutlichen: Die Kegel am rechten Rand des Bildes sollen abbilden, wie QLED auch bei erhöhter Helligkeit stets alle Farben korrekt abbilden, während die Farbstellung bei konventionellen TVs zunehmend eingeschränkter wird. Ob sich das im Alltag natürlich wirklich so drastisch auswirkt wie Samsung behauptet, müssen unabhängige Tests noch nachweisen.
Auch plauderte Samsung in der geschlossenen Runde mit einem direkten Vergleich seiner 2016er-Flaggschiffe und eines neuen QLED Q9 über die Verbesserungen bei den Reflexionen. Die Ingenieure führten zwei Geräte nebeneinander vor und demonstrierten recht deutlich, dass bei normaler Zimmerbeleuchtung die neuen Q9 deutlich weniger Lichtreflexe und Spiegelungen zeigen. Das ist zwar für diejenigen uninteressant, die ohnehin bei fast komplett abgedunkeltem Zimmer fernsehen, für alle anderen aber bedenkenswert.
Auch Kontrast und Farbwiedergabe sollten stets in gleichbleibender Qualität dargestellt werden. Samsung betonte nochmals, dass die Industrie jahrelang ein zentrales Problem hatte: Man konnte entweder die Farbwiedergabe erweitern oder die Helligkeit erhöhen. Es gab aber immer jeweils einen Trade-Off. Das solle eben dank der stark verbesserten Quantum Dots der QLED nun wegfallen.
Schließlich äußerte sich Samsungs Team dann auch zu dynamischen Metadaten, dem Thema, das mich am meisten interessierte – denn dazu schwieg der Hersteller ansonsten auf der CES 2017 im Gegensatz zu LG. So bindet LG dynamische Metadaten ja über die Unterstützung von Dolby Vision ein. Auch die Ingenieure von Samsung betonten beim Technical Briefing, dass dynamische Metadaten für die Filmwiedergabe bzw. HDR entscheidende Vorteile bieten.
Abermals zeigten sie verschiedene Szenen aus einem Film, in diesem Fall „Pan“, um den Unterschied zu untermauern. Während bei der bisherigen Version von HDR10 quasi einmal für den gesamten Film statische Werte gesetzt werden müssen, ist es über dynamische Metadaten möglich für jeden einzelnen Frame oder einzelne Aufnahmen unterschiedliche Parameter festzulegen.
Dadurch lässt sich die HDR-Wiedergabe natürlich viel besser anpassen – je nachdem, was eben gerade zu sehen ist. Laut den Ingenieuren sehe auch Samsung die Zukunft in dynamischen Metadaten. Wie genau man die Unterstützung in der Praxis etablieren wolle, ließ Samsung dann aber komplett offen.
Da ich gerne eine konkretere Aussage erhalten wollte, als die Ingenieure Samsungs Pläne zu dynamischen Metadaten schilderten, fragte ich doch einmal direkt nach, welche Techniken die Südkoreaner in der Praxis an ihren QLED nutzen wollen. Denn die Ingenieure erwähnten zwar eine Erweiterung des HDR10-Standards aber nicht konkret das mit HDMI 2.1 neu eingeführte Dynamic HDR. Mich hätte doch sehr überrascht, wenn Samsung hier an einer proprietären Lösung gearbeitet hätte.
Also fragte ich direkt nach, ob Samsung für dynamische Metadaten HDMI 2.1 mit Dynamic HDR nutzen wolle und ob die QLED-Fernseher des Jahres 2017 zu diesem Zweck ein Update erhalten würden. Die Ingenieure bejahten diese Frage. Man werde mit der erweiterten Version von HDR10 bzw. mit Dynamic HDR arbeiten. Die neuen QLED sollten ein Update erhalten. Allerdings teile euch diese Antwort mit einem gewissen Vorbehalt mit: Die südkoreanischen Mitarbeiter hielten sich zuvor recht vage und wirkten von meiner Frage zunächst überrascht. Eventuell fand also auch ein Missverständnis statt.
Allerdings habe ich meine Aufzeichnungen nochmals durchgesehen und die Ingenieure bestätigten mir gegenüber klar das Update in dieser Form. Demnach sollten Samsungs QLED-Fernseher, aktuell noch mit HDMI 2.0 versehen, ein Update auf HDMI 2.1 erhalten und dadurch dann eben auch Dynamic HDR für dynamische Metadaten unterstützen. Das würde die HDR-Wiedergabe in jedem Fall sichtbar aufwerten.
Samsung nannte in diesem Zusammenhang auch die Kooperation mit Universal, welche laut den Ingenieuren bald dynamische Metadaten für ihre Ultra-HD-Inhalte verwenden wollen – das deutet dann wohl auf entsprechende Ultra HD Blu-rays mit Dynamic HDR hin. Besitzer älterer UHD-TVs und entsprechender Player dürften das zwar nicht gerne hören, aber sie werden hier wohl größtenteils außen vor bleiben.
Genau diese Umstellung war für mich selbst in der Vergangenheit auch ein Grund erstmal abzuwarten. Abermals betonte Samsung zudem, dass man Dolby Vision nicht verwenden wolle. Die Zukunft liege in HDR10 mit dynamischen Metadaten. „Wir glauben, dass HDR10 mit dynamischen Metadaten einfacher, flexibler und kosteneffizienter ist als Dolby Vision“, bestätigte ein Samsung-Mitarbeiter auf die weitere Nachfrage eines Kollegen.
Letzten Endes war das Technical Briefing am Ende sehr spannend, da hier Punkte angesprochen wurden, zu denen Samsung sonst auf der CES 2017 schwieg. Allerdings müssen wir nun auf konkrete Informationen zum Umgang der Südkoreaner mit Dynamic HDR, HDMI 2.1 und möglichen Firmware-Updates für bereits erhältliche TVs warten. Denn letzten Endes werden die Samsung-Ingenieure die Aussagen nicht umsonst erstmal in einer kleinen Runde getätigt haben, statt bereits große Werbetafeln auf der Messe zum Thema prangen zu lassen. Ich bin daher selbst sehr gespannt, wie es in diesem Bezug weitergehen wird und was die finalen Aussagen des Herstellers zum Thema sein werden.
„Die Kegel am linken Rand des Bildes sollen abbilden“
links/rechts-Schwäche? 😉
Weshalb nochmal haben einige Akkus im Note gebrannt?
„links/rechts-Schwäche? ;-)“ Ne. Gab wohl nur einen Überlauf. 😉
Dolby Vision erfordert Lizenzkosten. Diese ist man offensichtlich nicht bereit zu zahlen. Dolby Vision ist ja schon ein dynamisches HDR verfahren.
Ja, sorry, da hab ich mich vertan :-D. Ändere ich direkt mal.
Man kauft also einen sündhaft teuren Fernseher und soll darauf vertrauen, dass es zum einen das versprochene Update wirklich geben wird, dass entsprechende Player bereitstehen werden (vermutlich nur von Samsung) und dass entsprechender Content produziert wird!? Und dass, obwohl mit HDR10 und Dolby Vision bereits Standards bereitstehen, die sich bereits etabliert haben bzw. ab diesem Jahr breit unterstützt werden… außer von Samsung. Da Samsung ja keine kleine Nummer ist, sieht das für die Gesamtentwicklung des Marktes eher übel aus, denn dieses Formatwirrwarr führt nur zur Zurückhaltung beim Konsumenten.
@Jack68: es gibt kein „versprochenes“ Update und wenn man sich die Entwicklungmal anschaut: bis HDR10 mit dynamic Meta in den content flächendeckend eingeflossen ist vergeht mindestens soviel Zeit wie von damals HDready zu FHD auf fast allen Fernsehsendern (und selbst dort ist der content oftmals noch SD). Würde also erst den übernächsten TV betreffen 😉
@André Westphal: kann man schon abschätzen wie hoch die Bitraten für einen 4K oder FHD mit dynamic meta dann sind? Wenn ich lese das dann framegenau differenziert werden kann wächst doch die Datenrate ganz schön.
@maatik Ich habe mich auf diesen Absatz bezogen:
„Also fragte ich direkt nach, ob Samsung für dynamische Metadaten HDMI 2.1 mit Dynamic HDR nutzen wolle und ob die QLED-Fernseher des Jahres 2017 zu diesem Zweck ein Update erhalten würden. Die Ingenieure bejahten diese Frage. Man werde mit der erweiterten Version von HDR10 bzw. mit Dynamic HDR arbeiten. Die neuen QLED sollten ein Update erhalten.[…]“
Zum Content: Samsung sagte, dass Universal wohl schon entsprechende Inhalte plant. Aber ob das dann auf Streaming oder Ultra HD Blu-rays bezogen ist, wurde aber nicht allzu konkret angesprochen.
Auf die Bitrates sollte sich der Unterschied dynamische / statische Metadaten eigentlich nicht groß auswirken, da ja nicht die Auflösung oder Farbwiedergabe komplett verändert wird, sondern lediglich sozusagen andere Einstellungsparameter angelegt werden. Im Wesentlichen wird eben „nur“ die HDR-Wiedergabe flexibler. Der Effekt kann aber enorm sein, weil eben Licht, Schatten und Kontraste dadurch je nach Szene doch deutlich stimmiger aussehen. Der Vergleich, den Samsung zeigte, war da sehr eindeutig. Muss man mit Vorsicht genießen solche Präsentationen, aber ich habe ja schon recht lang auf diese Veränderung gewartet :-). Dolby Vision nutzt auch dynamische Metadaten, wird aber halt von Samsung als uninteressant abgetan.
Das ist ja schön und gut mit Universal, aber es gibt nunmal vier große und viele kleine Studios und man bekommt keinen Standard in den Markt, wenn man nur ein Studio mit einer Absichtserklärung an Bord hat. Was an Dolby Vision schlechter sein soll, bleibt für mich erst einmal offen und es drängt sich wirklich der Eindruck auf, dass es nur um das Einsparen von Lizenzkosten geht.