Angehört: Sony MDR-1000X – Bluetooth Over-Ear mit Noise Cancelling
Wieder einmal ein Test in Sachen Kopfhörer. Wie jedes Mal gebe ich dabei zu bedenken, dass es sich bei solchen Tests um ein sehr subjektives Empfinden handelt. Aktuell liegt der neue Sony MDR-1000X (Herstellerseite) auf meinem Schreibtisch. Hierbei handelt es sich um einen Over-Ear-Kopfhörer. Ich habe mir in der Vergangenheit auch gelegentlich In-Ear und On-Ear angeschaut, muss aber für mich festhalten, dass diese mir nur in seltenen Fällen gefallen. Speziell On-Ear ist für mich keine Option bei einem hohen Anschaffungspreis, da man sich Kopfhörer sicherlich für mehrere Jahre kauft. Da ich gelegentlich berufsbedingt sehr lange unterwegs bin, ist mir der Tragekomfort sehr wichtig.
Bei fast allen On-Ear bekomme ich nach ein paar Stunden Schmerzen auf er Ohrmuschel, sodass ich für mich Over-Ear favorisiert habe. Ich war oft und lange ohne aktives Noise Cancelling unterwegs, wer aber in Bus, Bahn oder Flieger unterwegs ist, der wird mir beipflichten: Noise Cancelling kann ein wahrer Segen sein. Nun also der Sony MDR-1000X. Ich gehöre zu den Leuten, die direkt loslegen und habe also mal nicht großartig ins Handbuch geschaut. Dabei merkt man immer, wie intuitiv eine Steuerung gehalten ist – das passt beim Sony MDR-1000X initial schon einmal, da die entsprechenden Buttons – und davon verwirren nur wenige, direkt beschriftet unter dem linken Ohrteil sind. Doch dazu später.
Der Sony MDR-1000X wiegt rund 275 Gramm und umschließt meine Ohren gut und komplett. Auch nach mehreren Stunden des Tragens drückte er nicht oder bereitete mir Schmerzen. Laut Sony erreicht der Kopfhörer mit aktiviertem Noise Cancelling eine Laufzeit von rund 20 Stunden, zwei Stunden länger hält er durch, wenn ihr das Noise Cancelling deaktiviert. Fakt ist aber, dass ihr – je nach genutzter Lautstärke – auch mal zwei Stunden weniger einplanen könnt. Tritt der Fall ein, hilft das mitgelieferte Kabel oder ihr geht für vier Stunden für die Vollaufladung an die Steckdose.
Funktionen abseits des Hörens, die ich einmal initial separat erwähne: Viele Kopfhörer bieten Noise Cancelling und auch der Sony MDR-1000X hat eine Option zum Anschalten oder zum Deaktivieren der Funktion. Ihr könnt aber auch die Taste NC auf der Unterseite für zwei Sekunden drücken, dann wird Noise Cancelling auf euch angepasst. Diese Funktion analysiert die Tragebedingungen, wie zum Beispiel die Gesichtsform, die Frisur und das Vorhandensein oder Fehlen einer Brille, um die Leistung der Rauschunterdrückung zu optimieren. Science Fiction. Das Noice Cancelling funktioniert für mein Gefühl sehr gut.
Dann gibt es noch den Ambient Sound für normale oder Sprachumgebungen. Aktiviert man diesen über die Schaltflächen am linken Hörer, so bleibt die Musik an, man kann aber entweder besser Sprache (Bahnansagen) oder Umgebungsgeräusche wahrnehmen. Hatte ich persönlich nie das Verlangen, das zu benutzen, aber es funktioniert. Großartig ist hingegen das Auflegen der Handfläche auf den rechten Hörer. Dabei wird die Musik leise geregelt und das Mikro hochgeregelt. So könnt ihr euch unterhalten, ohne den Hörer abzusetzen oder die Musik zu pausieren. Das fand ich praktisch, sodass ich das bei Bahnansagen eher nutze als den Ambient Sound.
Die Kupplung mit Geräten. Bei Android schnell via NFC erledigt, iPhone-Nutzer oder alle anderen binden klassisch via Bluetooth ein. Zur Verbindung: Wer den Sony MDR-1000X nur an einem Gerät nutzt, der ist besser bedient. Wenn man zwischen Rechner und Smartphone wechselt, dann muss man trennen, sofern eine Verbindung besteht. Das fand ich etwas schräg, das geht 2016 schon etwas besser.
Die Bedienung. Das Ganze läuft über Touch an den mit Leder bespannten Ohrhörern. Streicht man nach oben oder unten, dann wird der Ton lauter oder leiser, zweimal Antippen pausiert und Streichen nach vorne oder hinten skippt den aktuellen Track. Das sollte man ein paar Minuten üben, denn anfangs strich ich zum Regulieren der Lautstärke herum, skippte dann aber meine Songs. Zum Streichen für Lautstärke: Wischt man von unten nach oben, so sollte man den Finger auf der oberen Position lassen, dann wird lauter gestellt – man muss also nicht immer zwingend unten ansetzen und hoch wischen.
Sound. Tja, immer so eine Sache, die von Ohr zu Ohr unterschiedlich ist, zudem auch den verbundenen Geräten geschuldet ist. Viele Smartphones setzen auf aptX, wodurch der Sound besser empfunden werden kann als bei der Nutzung des SBC. Schafft euer Smartphone aptX, dann könnt ihr es auch beim Sony MDR-1000X merken, denn dieser unterstützt aptX.
Wie immer musste meine durchaus als schräg zu bezeichnende Lieblings-Playlist dafür herhalten, die ich auch bei Spotify pflege. Übrigens: Falls ihr keine hochwertigen Songs im Archiv habt, wohl aber Spotify, dann stellt bei vorhandenem Premium-Abo die Soundqualität auf „hohe Qualität“ – mit der normalen Qualität kommt zwar auch anhörbare Musik bei raus – aber ihr zahlt halt Premium und habt vielleicht dabei Premium-Kopfhörer auf.
Ich habe einen relativ bunten Geschmack was Musik angeht und so findet sich in meinen Playlisten fast alles, was es an Genres so gibt. Einige Kopfhörer haben das Problem, Nightwish ordentlich wiederzugeben. Hier trifft die elektrische Gitarre auf orchestrale Elemente und so wird der Kopfhörer oftmals bei alten Stücken mit Tarja Turunen noch in den Höhen gefordert (ewiger Anspieltipp: Ghost Love Score auf dem Album Once). Bei aktiviertem Noise Cancelling hatte ich das Gefühl, dass ich den Sony nach oben nicht überregeln kann, er spielte das, was andere Kopfhörer verzerren überraschend rund ab. Also kein Abdriften in schwer hörbare Hören. Ohne Noise Cancelling werden die Höhen etwas spitzer dargestellt, doch auch hier war kein Kreischen zu vernehmen.
Wie Sony bei den Höhen justiert hat, lässt sich aber auch beim Song Fugitive (Richard X Extended Mix) von den Pet Shop Boys hören, der sich auf dem Album Fundamental befindet. Regelt man diesen auf vielen Kopfhörern hoch, so werden die enthaltenen Höhen doch recht nervig dargestellt. Eines meiner Lieblingsstücke, bei dem ich ganz gerne mal auf Anschlag drehe, aber auch hier kamen die Höhen auf den Punkt, ebenso der Rest der elektronischen Klänge in dem Song. Alternativer Anspieltipp für Bässe und Höhen wäre dann auch noch Inner Sanctum im Carl Craig C2 Juices Rmx (ebenfalls PSB, auf Spotify).
Auch in Sachen basslastiger Rap-Musik ließ mich der Kopfhörer nicht im Stich, momentan läuft hier viel Vinnie Paz und ähnliches (u.a. auf den Alben Season of the Assassin & Ritual of Battle von Jedi Mind Tricks). Auch hier hatte man den Bass platziert und punktgenau auf dem Ohr und nicht zu sehr übersteuert.
Fazit:
Es bleibt schwer einem Leser zu erklären, wie ein kabelloser Kopfhörer klingt. Ich habe in den vergangenen Jahren schon einige auf den Ohren gehabt ich muss für mich persönlich sagen, dass der Sony MDR-1000X in meiner persönlichen Gunst derzeit weit oben liegt. Das betrifft nicht nur den reinen Klang, sondern auch die Funktion Noise Cancelling. Das ist wirklich sehr fein. Doch frei von meiner Kritik ist auch der Sony MDR-1000X nicht. An die Steuerung muss man sich kurz gewöhnen, zudem ist es bei einem Kopfhörer in der Preisklasse 399 Euro schon ein Unding, dass sich die Ohrpolster nicht austauschen lassen.
Ich kann weiterhin nur empfehlen: Wer sich Kopfhörer anschaffen will – und dafür bereit ist etwas an Geld auszugeben: Gerne auch einmal Vorjahresmodelle ausprobieren. Diese sind nicht viel schlechter, aber man spart einiges. Ich habe im Vorfeld dieses Tests mal unsere „Ehemaligen“ in Sachen Preis verglichen – hier war schon ein sehr starker Preisverfall zu beobachten. Selbst der zum gleichen Preis gestartete beliebte Bose QC35 ist schon um einiges im Preis gesunken.
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Ich habe den Kopfhörer auch hier, habe aber ein Problem mit ihm.
Der Lautsprecher in der rechten Ohrmuschel ist nicht perfekt abgeschirmt. Wenn ich z.B. einen Anruf bekomme, dann hört man dieses Geklicker auf dem rechten Ohr. Ist das bei dir auch so oder habe ich nur ein Montagsmodell? Danke!
Caschy, hast du den Kopfhörer nur mit deinem iPhone getestet? Das minderwertige iPhone kann den Kopfhörer gar nicht richtig ausreizen, weil Apple mal wieder inkompatibel zum Standard sein will und iOS kein aptX per Bluetooth unterstützt.
Mit Android-Phones, die aptX per Bluetooth unterstützen, kann man mehr aus dem Kopfhörer herausholen.
@Chris: iPhone + Pixel XL (hat kein aptX). 320kbps macht da bei mir keinen Unterschied auf den Ohren
Kann den Kopfhörer auch nur empfehlen. Ich hatte ihn zusammen mit meinen Sony Z5C getestet. Dann läuft die Verbindung mittels LDAC-Codec. In Sachen Klangqualität das Beste was ich bisher über Bluetooth hören durfte. Kein Vergleich zum Bose, der locker 1 bis 2 Klassen schlechter klingt.
Hat der KH auch ein Mikro zum telefonieren?
Ich habe auch schon die Augen verdreht, als ich das Foto oben mit Caschys iPhone gesehen habe.
iPhones liefern hier ohne aptX einfach minderwertige Soundqualität und sind für so einen Test nicht wirklich geeignet.
Das ist so, als würde man einen neuen High-End-Fernseher testen wollen, indem man einen minderwertigen DVD-Player anschließt und einen alten Film abspielt.
iPhone und hochertiger Bluetooth-Sound, das passt halt nicht zusammen. Testbericht vermasselt.
Caschy hat nicht explizit erwähnt, dass sein geliebtes iPhone kein aptX unterstützt. Oder als Apple-Fan absichtlich verschwiegen?
@Harald: Lies meinen Kommentar zum Pixel. Und hey: Netter Versuch, kommt aber bei mir nich an. Aber mach dir nichts draus, irgendwann klappt es mit dem echten trollen. Wenn du groß bist! Ganz bestimmt!!!111
Das iPhone und der Kopfhörer beherrschen aber AAC über BT. Also müssen zumindest iTunes oder Apple Music nicht in SBC umgewandelt werden und klingen genauso gut wie mit APTX.
@Stefan: Interessant ist aber dahingehend, dass Sierra eigentlich aptX können sollte, in meinem Fall über das BT-Debugging nur SBC anzeigte.
Ich habe den MDR-ZX770BN. Ist das NC denn besser geworden? Irgendwie höre ich bei meinem fast keinen Unterschied zwischen NC an und aus (natürlich mit der „Dämmung“ durch over Ear).
hattest Du den Bose QC 35 auch mal ausprobiert? Wie würdest Du die beiden vergleichen?
Genau, der Vergleich zum QC35 interessiert hier wohl einige. Kannst du dazu was sagen?
Mir ist das NC schon sehr wichtig, kommt das mit dem Böse mit?
Aloha! Tja, den QC35 hatte ich nicht, den hatte unser Benjamin im Test. Von daher kann ich mich nicht aus dem Fenster lehnen:
http://stadt-bremerhaven.de/testbericht-bose-qc35-wie-sie-hoeren-hoeren-sie-nichts/
Ich hatte zuletzt nur den Around Ear, den kann man nicht vergleichen.
http://stadt-bremerhaven.de/testbericht-bose-soundlink-around-ear-2/
in der aktuellen C’t wird der Kopfhörer auch getestet und die Störung durch Handyverbindungen auf dem linken Ohr wird dort auch aufgeführt. Ist also ein Feature und kein Bug 🙂 Die haben dort übrigens auch einen Sennheiser getestet der das wohl nicht hat dafür aber kein AAC. Nun ja, jeder wie er mag. 400 Ocken ist ja auch eine Ansage.
Das Pixel kann doch, genauso wie die Nexus Modelle, kein APT-X, oder?
@Dennis: Leider nein, siehe auch:
https://www.aptx.com/products?field_product_category_tid=126
Sony bietet zwar noch LDAC an, aber das ist ja auch nur deren Kram. Für andere Geräte hat man deshalb DSEE (Digital Sound Enhancement Engine) mit eingebunden. Fungiert als Optimizer für MP3, ACC, ATRAC und WMA und soll angeblich High-Resolution Audio-Qualität erreichen. Hier müsste man aber echt mal blind hören. Ist ja auch immer viel Esoterik mit bei 🙂
Btw: habe ich mir noch nie ein Phone nach Codec ausgesucht.
@Dennis
Nein, Pixel kann auch kein aptX. Ist auch eher sinnlos wenn auf dem Telefon in 99% der Fälle MP3 oder AAC gehört wird. Der Kopfhörer sollte also im besten Fall auch MP3 oder AAC beherrschen. Selbst wenn es über aptX gehen würde, dann wird es doppelt transkodiert und das ist schlecht.
Lustig wie wieder mal versucht wird krampfhaft Scheisse über’s iPhone zu labern. Sucht mal einen Blindtest bei dem die Teilnehmer zwischen Lossless und AAC unterscheiden konnten. Könnt ihr nicht finden sagt ihr? Liegt daran dass es den nicht gibt.
@caschy
Wenn du schon mehrere Bluetooth-Geräte gepaart hast nutzt ein Audiogerät SBC oder AAC (letzteres wenn es unterstützt wird). Ich denke mal da hat Sony bei den Treibern etwas nachzuholen. Das tritt bei anderen Kopfhörern auch manchmal auf.
Wenn du alle entfernst und den Kopfhörer zuerst paarst wird er aptX nutzen. Oder du lädst dir die Hardware IO Tools von der Entwickler-Seite bei Apple runter. Mit dem Bluetooth-Explorer lässt sich aptX forcieren. Das ist ne permanente Einstellung. Macht aber wirklich nur Sinn wenn man Lossless hört.
Würde mich echt mal interessieren, ob man (ich) den Unterschied zwischen SBC, aptX und AAC hört.
@Kalle: Hatte SBC auch nach BT-Reset und Neuverbindung. Aber diese Frickeleien dürfen nicht sein
@Mr.C: Ich denke, dass du – je nach Setup – SBC und aptX unterscheiden kannst, aptX und AAC aber eher nicht
Hey!
Ich wollte mir den Sony MDR-1000X auch mal genauer anschauen, da ich bezüglich In- & On-Ear Kopfhörer gleicher Meinung wie du bin. Bei mir sind es vorallem In-Ear Kopfhörer mit denen ich nicht klar komme und bei denen mich der fehlende Tragekomfort stört.
Nachdem der Sony bei dir weit oben auf der Liste steht, werde ich morgen zum Kopfhörer-Mann meines Vertrauens (;-)) gehen und mir das Gerät mal genauer anschauen. Mal schauen was er dazu sagt.
Danke für deine Einschätzung!
Was machen sich die Leser hier Sorgen um High-End Klang usw.? Es ist ein BT Kopfhörer, egal ob aptX oder nicht er wird niemals High-End Klang bieten können! Es ist ein mobiler Kopfhörer welcher quasi zur Berieselung dient aber doch nichts, um ernsthaft Musik zu hören und dafür reicht das Teil allemal mit und ohne aptX…