1492: Amazon entdeckt das Gesundheitswesen

Amazon ist stets bemüht, anderen einen Schritt voraus zu sein. Sei es super bequemes einkaufen, die Bindung der Kunden durch vollgestopfte Bundle-Angebote oder eben auch direkt im Bereich der Technik. Mit Echo war der erste Smart Speaker großflächig verfügbar, jahrelang waren die Kindle e-Reader praktisch konkurrenzlos. Muss nicht immer klappen, mit dem FirePhone war Amazon seiner Zeit ein bisschen voraus. Jetzt soll das Unternehmen ein Gebiet betreten haben, das vor allem Microsoft, Google und Apple aufhorchen lassen wird: Das Gesundheitswesen.

CNBC will dazu ein paar Informationen aus nicht näher genannten Quellen haben. Amazon hat für das Gesundheitswesen ein sogenanntes Skunkworks Lab eingerichtet, also eine Abteilung, die relativ freie Hand hat, was die Verwirklichung von Ideen angeht. Dieses Team wird von Amazon 1492 genannt, wohl eine Referenz auf den Zeitpunkt der Entdeckung Amerikas.

Das geheime Team ist sowohl für die Entwicklung von Software als auch die Entwicklung von Hardware verantwortlich. Konkretes gibt es dazu aber wenig. Das Team soll sich damit beschäftigen, wie man Gesundheitsdaten von medizinischen Aufzeichnungsgeräten erhalten kann und solche auch mit welchen versorgt. Der Datenaustausch im medizinischen Bereich hat hohe Ansprüche an Privatsphäre, die Daten sind sehr sensibel.

Darüber hinaus möchte Amazon eine Plattform für „Telemedizin“ gestalten, man kann also einen Arzt aufsuchen, ohne ihn aufsuchen zu müssen. Eine solche Plattform sollte indes für Amazon kein allzu großes Problem darstellen, mit Chime hat man bereits ein Kommunikationssystem, auf das sich aufbauen lässt.

Damit aber immer noch nicht genug, das Team soll außerdem auch ausloten, inwieweit sich Gesundheits-Apps in bestehende Amazon-Hardware integrieren lässt. Unklar ist hingegen, ob Amazon auch an neuen Geräten mit Gesundheitsbezug arbeitet, ausgeschlossen ist dies aber nicht.

Hinweise auf die geheime Gruppe geben auch Stellenangebote, Amazon suchte für das „Special Projects Team“ bereits nach Experten für Machine Learning, aber auch UX-Designer. 1492 ist aber nicht die einzige Abteilung, die sich bei Amazon mit dem Gesundheitswesen beschäftigt.

Amazon Web Services, die große Cloud-Abteilung, ist ebenfalls damit beschäftigt, sich im Business-Umfeld des Gesundheitswesens zu behaupten. Krankenhäuser und Pharma-Unternehmen sind hier das Ziel, Google und Microsoft die Gegner. Und dann ist da natürlich auch noch der Verkauf von medizinischen Produkten, hier hat Amazon ebenfalls eine gute Ausgangsposition.

Es wird spannend bleiben, wie die Unternehmen die Digitalisierung des Gesundheitswesens angehen werden. Und auch inwiefern der Kunde davon profitieren wird, wenn überhaupt. Aber so Dinge wie Telemedizin können auch für den normalen Nutzer sehr hilfreich sein, ebenso wie die genaue Auswertung von erfassten Daten zu einem Gesundheitsproblem.

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12 Kommentare

  1. Zumindest hier in Deutschland wird es Amazon schwierig haben ein Vertrauen aufzubauen, dass die Gesundheitsdaten bei ihnen sicher sind.
    Ich bin wirklich kein Aluhutträger und nutze Google und Co. ausgiebig aber beim überlassen meiner Gesundheitsdaten an einem US Konzern hätte ich schon starke Zweifel.
    Ich glaube da bin ich auch nicht der einzige hier.

  2. Herr Hauser says:

    Hierzulande verkaufen auch sicher genug ihre Seele bzw. Daten wenn es um Beitragsersparnis geht an den Versicherer.

  3. Patienten/Gesundheitsdaten unterliegen hierzulande sehr strengen gesetzlichen
    Regeln.Missbrauch wird daher auch sehr streng bestraft(mehrjährige Gefängnisstrafen). Kann man aber alles im SGB nachlesen.

    d.h.
    Mit ein paar Apps, bekommt da keiner der US-Konzerne einen Fuß in die Tür zum
    deutschen Gesundheitswesen….und dessen Geldtöpfe.

    In den USA vielleciht…aber hierzulande – Nein

  4. Ach ja…und medizinische Produkte verkaufen, dürfte für Amazon in DE auch
    nahezu unmöglich sein. Denn davor steht hierzulande das Medizinproduktegesetz
    Also mehr als in paar Pflaster oder ein Fieberthermometer ist da kaum drin.

    Für richtige „offizielle medizinische Hilfsmittel“…das ist für Amazon ein paar Nummern
    zu groß.

  5. @Dr.Who

    Kannst du das mal bitte etwas genauer Erklären? Aus welchem Grund kann Amazon nicht auch als Onlineapotheke auftreten von denen es doch schon etliche gibt?

    Und im Business-Sektor spielen doch eher bestimmte Gerätezulassungen eine Rolle als Gesetze oder?

  6. Das ist eine gute Nachricht für alle eingefleischten Amazon-Fans! Wenn das Herz total verfettet den Geist aufgibt, weil man vor lauter Dash-Buttons und Echo Dots den Schreibtischstuhl nicht mehr verlassen musste, kann man sich schon bald seine entsprechende kardiologische Diagnose direkt im Amazon-Ökosystem abholen, ohne aus dem Zimmer zu müssen. „Alexa, warum bin ich so kurzatmig…?“ *sarkasmus off*
    Ansonsten: Telemedizin wird kommen und ist zum Teil ja schon da. Aber dann gerne von Firmen, die sich mit medizinischen Gerätschaften und Anwendungen (nein, keine Fitness-Tracker) schon eine Weile länger auskennen.

  7. Wunderbar. Diese Heuschrecken Firma hat ja noch nicht genug. Wer das freiwillig macht gehört mal zu Psychologen (gibt es den dann auch da?)

  8. „Ich bin wirklich kein Aluhutträger und nutze Google und Co. ausgiebig aber beim überlassen meiner Gesundheitsdaten an einem US Konzern hätte ich schon starke Zweifel.“ Du weißt schon, dass nahezu alle ärztlichen Verordnungen (Arzneimittel, Heilmittel usw.usf.) über Daten- bzw. Abrechnungsdienstleister an die Krankenkassen übermittelt werden. Würden Amazon oder Google da mitmischen, gäge es nur noch wenige Daten, die du denen geben müsstest, die hätten schon alles und du würdest es garnicht mitbekommen. Und ja das SGB sieht diesen Datenweg ausdrücklich vor.

    Was die Dienstleister außer den gesetzlichen Zwecken (Übermittlung an die Krankenkasse) noch mit den Daten machen dürfen (Export, Export und Analyse im Ausland???) entzieht sich leider meiner Kenntnis.

  9. @Dr. Who
    Du wärst wahrscheinlich überrascht wie gering die Voraussetzungen sind, um sich für die Abgabe einzelner Hilfsmittel zu präqualifizieren. Ich bezweifele allerdings, dass das Windel- und Rollstuhlgeschäft für Amazon tatsächlich interessant ist.

    Eine Online-Apotheke dürfte tatsächlich aktuell am Fremdbesitzverbot scheitern, außerdem sind die Hürden für die Arzneimittelauslieferung (nur durch pharmazeutisches Fachpersonal) recht hoch.

    Und als recht profunder Kenner des SGB V wäre ich schon interessiert daran, an welchen Stellen das SGB Haftstrafen vorsieht, ist mir total neu.

    „Mit ein paar Apps, bekommt da keiner der US-Konzerne einen Fuß in die Tür zum
    deutschen Gesundheitswesen….und dessen Geldtöpfe.“ Mit Endanwender-Apps nicht, B2B ist da für Datenkraken viel lukrativer. siehe oben

  10. Wenn ich jemandem spontan die Frage beantworten müsste, welche meiner Daten ich am wenigsten gern weitergebe, wären meine Krankenakten wohl nicht das erste, was mir einfiele, vermutlich nicht mal in den Top 10 …

  11. “ jahrelang waren die Kindle e-Reader praktisch konkurrenzlos“ –> von wann bis wann war denn das?

  12. Hey Caschy, danke für das „Aufmerksammachen“. Haben die News und auch einen gesprochen Link in unserem ehealth-podcast erwähnt.
    Grüße vom See
    Christian
    http://www.ehealth-podcast.de

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