WOT: Mozilla und Google kegeln die beliebte Erweiterung raus
Ihr habt es die Tage vielleicht mitbekommen, wir haben ja auch darüber berichtet: Der NDR hatte recherchiert und konnte ordentliche Datensätze einkaufen, die in irgendeiner Form Rückschluss auf den Nutzer zuließen. So konnte man über Links zu einem Online-Speicher einem Manager aus Hamburg etwa „Kontoauszüge, Architektenzeichnungen, Lohnabrechnungen mit Hinweisen auf das Bonus-System des Arbeitgebers, eine Kopie des Personalausweises und detaillierte Auszüge aus den Unterlagen zu einem Bankkredit“ zuordnen. Über die Dokumente waren der volle Name des Managers, seiner Frau, die Anschrift und weitere persönliche Daten wie die Telefonnummern und E-Mail-Adressen ersichtlich.
Der große Fokus lag dabei auf der beliebten Erweiterung WOT (Web of Trust), die ich hier im Blog im Jahre 2008 mal vorstellte. Irgendwann hat bei WOT wohl ein Umdenken stattgefunden und so fing man an Profile zu erstellen. Anschließend wandern die Daten zu Zwischenhändlern, welche sie weiter verkaufen. So kam auch der NDR an die Datensätze. Nach diesen Vorwürfen hat man jetzt bei Mozilla und Google die Handbremse angezogen – und dies sicherlich nicht nur auf Basis der Vorwürfe, sondern aufgrund eigener Nachforschungen.
Begonnen hat Mozilla, wie die FAZ berichtet.
Die Mozilla-Stiftung teilte dem Medium mit: „Mozilla entfernt Browser-Erweiterungen, wenn wir feststellen, dass Erweiterungen unsere Richtlinien für Add-ons verletzen. Wir haben Beschwerden über ‚Web of Trust‘ erhalten, die damit zusammenhängen, wie transparent das Add-on arbeitet.“ Man habe schließlich entschieden, „dass das Add-on diese Richtlinien verletzt“. Deshalb sei es aus der Download-Kollektion entfernt worden, „bis der Hersteller diese Dinge korrigiert.“.
Gegenüber der FAZ teilte das Unternehmen mit, dass auf der Mozilla-Seite die alten Datenschutzrichtlinien nachzulesen waren, auf der Homepage habe man aber neue gehabt. „Aus Versehen“ sei dies (das Aktualisieren der Infoseite) nicht bei der Firefox-Version geschehen. Die neuen Datenschutzrichtlinien von WOT sprechen von einer anonymisierten Datensammlung, die „Ihre IP-Adresse, Ihren Standort (zum Beispiel Frankreich, Kanada etc.), den Typ des Gerätes, genutztes Betriebssystem und Browser“ ermittelt und überträgt. Dass das anonymisiert geschehe, steht allerdings auch irgendwie konträr zu den NDR-Ergebnissen.
Als Erweiterung für Firefox und Chrome steht WOT also nicht mehr zur Verfügung, wohl aber gibt es noch eine Android-App im Google Play Store.
Das läuft ja hier wie
*Das läuft ja hier wie in den Printmedien und im TV. Glückwunsch. Nach den Snowdenenthüllungen gab es 2 Wochen Medienpräsenz und Diskurs, inzwischen interessiert sich keine Sau mehr für Datenschutz.
Und was hat es bewirkt ?
Sind die Leute massenhaft von Microsoft (nachweislich PRISM-Partner) Windows zu Linux gewechselt ? Nein ! Nutzen die Leute inzwischen VPN, Tor oder andere Verschleierungstaktiken ? (Ich weiß, Tor wird unter anderem von US-Geheimdiensten gesponsert) Nein ! Gab es einen Unterschied bei den Wahlen ? Wurde die eine deutsche Partei gewählt, die wenigstens den Ruf hat, sich kompetent mit dem Internet auseinanderzusetzen ? (Nein, ausdrücklich keine Wahlwerbung für die Piraten) Nein !
[Zum Polarisieren, Stichwort Divide et impera ist sind die vor aus Deutschland exportierten Waffen fliehenden Menschen vermutlich auch besser geeignet.]
Aber Datenschutz ist uns halt egal, es wäre ja auch viel zu aufwändig und unbequem, die eigenen Gewohnheiten nur aufgrund von neu erworbenem Wissen zu ändern. Kognitive Dissonanzen sind da besser zu ertragen als das Einarbeiten in ein neues Betriebsystem. (als Beispiel)
Für alle, die noch empört genug sind, bei sich etwas zu verändern, aber nicht wissen, wo und womit sie einen Anfang machen könnten: „www.prism-break.org“ Dort finden sich Alternativen.
In diesem Sinne: Danke für die Aufmerksamkeit und die Gewissheit, den Inhalt dieses Kommentars in 10 Minuten wieder vergessen / verdrängt zu haben.
Google schmeißt WOT raus, das ist ungefähr so, als wenn die Mafia einen kleinen Ladendieb an die Polente verpfeift :-).
@ Alav:
1000 Dank für den Link
https://www.privacytools.io/#about_config
Wenn ich diese Berichte so lese bin ich jedesmal heilfroh über meinen Wechsel zu Linux.
Ohne all die Hiobsbotschaften wäre ich wohl voller Naivitaet auch bei Windows geblieben. Bei mir war W10 jedenfalls der Grund zu wechseln.
Das Gefühl,ein OS zu haben, wo bei jeder Datei explizit bekannt ist was sie macht und welche Daten rausgehen sowie die einfache Moeglichkeit zu verschluesseln ist hier einzigartig.
Die Aussage „Ich hab doch nichts zu verbergen“ kenne ich nur zu gut. Frueher habe ich mich da noch zu Diskussionen hinreissen lassen, heute entlockt mir das lediglich ein müdes Laecheln.
Die Vorurteile und das „schraeg-angesehen-werden“ der Kollegen wenn die von Linux erfahren ebenso.
Der Browser wurde jetzt gemaeß Alav’s Link angepasst (einiges war schon geaendert).
Add-ons fliegen raus.
Für mich ist Windows kaum noch benutzbar-W7 dreht eine Schleife nach der anderen und findet doch keine Updates. Für Office muss man jährlich bezahlen um seinevDateien standarsmäßig bei MS zu speichern und die Neuinstallation dauert Stunden bis alles eingerichtet ist.
Nein Danke. Nie wieder.