Traditionshersteller Blaupunkt ist insolvent
Blaupunkt aus Hildesheim muss Insolvenz anmelden. Die ursprünglich 1923 als Ideal Radiotelefon- & Apparatefabrik GmbH Berlin gegründete Firma soll jetzt neu strukturiert und dann verkauft werden. Ich selbst hänge noch an dem deutschen Anbieter von Unterhaltungselektronik – mein allerletzter Röhrenfernseher war noch ein Blaupunkt-TV, der mir seit meiner Teenie-Zeit treue Dienste leistete. In den letzten Jahren hatte sich das Produktangebot des Herstellers jedoch verändert und man lizenzierte seine Marke verstärkt an Partner aus dem Ausland. Eine ausgefallene Kreditlinie warf Blaupunkt nun endgültig aus der Bahn.
Seit 2008 gehört das zuvor zu Bosch gehörende Unternehmen Blaupunkt zur Aurelius AG. Die wusste mit dem Traditionshersteller aber relativ wenig anzufangen, so dass es für das Unternehmen konstant bergab ging. Laut Geschäftsführer Lars Placke wolle man nun mit der Sanierung beginnen und anschließend klar Schiff für den Verkauf machen. Dabei bleibt das bisherige Management an Bord und nimmt die Restrukturierung selbst in die Hand. Für die Interessen der Gläubiger tritt der Insolvenzexperte Rainer Eckert als Sachverwalter ein. Die Mitarbeiter Blaupunkts erhalten im Rahmen des vorläufigen Insolvenzverfahrens von der Arbeitsagentur für drei Monate ihre Löhne.
Laut einem Sprecher Blaupunkts hätten die Verhandlungen mit Kaufinteressenten bereits begonnen. Es gäbe bereits „ernsthafte Interessenten“. Nach der Übernahme durch die Aurelius AG war die Zahl der Beschäftigten der Firma in Hildesheim von 300 auf 46 gesunken – weltweit von 1800 auf 450. Beispielsweise stieß man das Antennengeschäft ab und konzentrierte sich in erster Linie auf die Lizenzierung der eigenen Marke. Dadurch prangen Logo und Firmenname dann beispielsweise auf Tablet-PCs chinesischer Fertiger.
Jener recht gut laufende Zweig ist dann auch nicht Teil des Insolvenzantrags, der sich hauptsächlich auf Blaupunkt Technology bezieht – also die Abteilungen für das ursprüngliche Kerngeschäft rund um Radios, Navigationsgeräte, Lautsprecher und Verstärker für Fahrzeuge. Blaupunkts Problem ist allerdings, dass es speziell im Bereich für Car-Audio nur noch wenig Wachstumspotential gibt. Die Zeiten in denen sich außerhalb der Bastel-Szene viele Fahrer selbst dicke Subwoofer und Boxen in die Autos schraubten, sind mittlerweile vorbei. Stattdessen sind komplette In-Car-Entertainment-Systeme mit Multimedia-Funktionen und Internetzugriff im Kommen.
Wie viele Hersteller, speziell aus Deutschland, ist Blaupunkt also in einem Markt ins Hintertreffen geraten, in dem das Unternehmen früher zu den wichtigsten Vertretern zählte. Auch der Traditionsherstelller Loewe etwa musste zwischenzeitlich Insolvenz anmelden und gehört mittlerweile der Münchner Investor Stargate Capital GmbH. Grundig wurde aufgespalten – die Grundig Intermedia ist mittlerweile Teil einer riesigen, türkischen Unternehmensgruppe. Metz musste in Mai 2015 Insolvenz anmelden und wurde ebenfalls verkauft. Von der ehemals angesehenen, deutschen TV-Industrie ist also leider nur noch wenig geblieben.
Wäre interessanter wenn du über den systemweiten Ausfall von Amazon Video auf allen Fire TV Geräten berichten würdest. Amazon selbst schweigt dazu und teilt es einem erst mit wenn man dort anruft und nachfragt. Wahrscheinlich soll der Ausfall noch den ganzen Tag dauern.
@Patrick: Komisch, habe wegen dir extra getestet. Geht hier 😉 Getestet im Web, am TV und Pascal hat eben an seinem iPhone getestet.
Hintertreffen? Ich hätte jetzt geschrieben das sie nicht auf den Markt geachtet hatten und es einfach verschlafen haben sich einen neuen Markt zu suchen.
Dass Blaupunkt Insolvenz anmeldet war nur eine Frage der Zeit. Jedes Mal bei Gängen durch Saturn oder MediaMarkt habe ich mich selbst schon gefragt wie lange es noch gut geht, dass man den Namen an billige China-Produzenten abgibt, Ist das selbe Schicksal wie das von Grundig, aber so ist das mit Herstellern, die sich nicht entwickeln oder mit der Zeit gehen ^^
Was hat Grundigs Schicksal mit dem von Blaupunkt gemeinsam?
Der Türkische Elektronikriese Beko hat sich die Rechte an Grundig gesichert und verkauft unter diesem Namen seine Fernseher hier.
Ja, aber was hat das mit Grundigs Schicksal zu tun? Grundig war schon zu Max Grundigs Zeiten am Ende, weil er ein Patriarch, ein Alleinherrscher war. Er hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt und die falschen Entscheidungen getroffen. Er wollte sich durch eine Allianz mit Sony im heiß umkämpften Videorecorder-Markt retten. Auch hier wollte er „herrschen“, aber Sony hat nur freundlich gelächelt. Das war das Ende für Video 2000 und für Grundig.
Ganz nebenbei: In einer Grundig-Doku hat ein Grundig-Mitarbeiter geäußert, das Video 2000 auch deshalb kein Erfolg wurde, weil der katholische Max Grundig verhindert hat, das auf seinem System keine Schmuddelfilme veröffentlicht wurden. Ein ganz wichtiger Markt waren damals die aufkommenden Videotheken: https://youtu.be/FzOcEWxtb-M .
Alles was danach kam, ist eine Entscheidung Grundigs „Nachfahren“ (Philips, Kathrein usw.).
Was ich damit sagen will: „Grundig“ hat seinen guten Namen zu einem Zeitpunkt „verscherbelt“, wo Grundig schon lange nicht mehr Grundig war. Blaupunkt dagegen hat seinen Namen „verscherbelt“, wo Blaupunkt noch Blaupunkt ist/war.
Beko macht gute Grundig Fernseher. Keine Ahnung was da dein genaues Problem ist, aber ich bin mit meinem absolut zufrieden.
Echt traurig!
Ein weiteres Traditionsunternehmen geht den Bach runter.
Na ja, wie viele Traditionsunternehmen gehen den Bach runter, sehr viele. Dafür entstehen neue Unternehmen, denen man dann in paar Jahrzehnten wieder hinterher trauern kann. Passt schon. Man sollte im übrigen der Qualität und nicht dem Namen hinterher trauern.
Schade, gerade die Autoradios waren immer Bombe.
@Patrick: Das ist kein „systemweiter Ausfall auf allen Fire TV Geräten“ bei mit läuft es einwandfrei.
@Patrick
dafür läuft bei mir g+ nicht. (kbw/UM)
wer sich auf dem Erfolg vergangener Zeiten ausruht geht unter, schade für die Angestellten aber ansonsten gut so.
Und das Management, das den Karren nun endgültig in den Dreck gefahren hat, übernimmt jetzt auch noch die Restrukturierung (und Sanierung?). Bin ich der einzige, der dabei an das Sprichwort vom Bock und vom Gärtner denkt?
So endet es, wenn man Know-How jahrzehntelang ins Ausland transferiert, um den Aktionären durch Produktion in Billiglohnländern die Taschen zu füllen. Irgendwann können die ehemaligen Billiglöhner alles selber bauen, und schon wird der ehemalige „Arbeitgeber“ vom ehemaligen Produkthersteller zum Kaufvieh degradiert. Es bleibt der Name, auf Ramsch.
Toll, dumpfe Stimmungsmache ohne jegliche Basis.
@ patrick – ist ja wohl offtopic… oder willst Du auzch noch ein Pizza Rezept?
Waren meiner Meinung nach die besten Autoradios die es je gab, Schade drum
Soweit ich weiß, wurden die Tablets in einer Blaupunkt-eigenen Fabrik in Malaysia produziert, genauso wie die Audioanlagen für Autos, Navis usw. Daher kommt auch die deutlich höhere Arbeiterzahl „weltweit“ als in DE.
Allerdings habe ich das vor längerer Zeit (aber deutlich nach der Übernahme) gelesen und habe darum keinen Link dazu.
@wollid
Den Fehler haben schon viele Firmen vorher gemacht, und tun einige aktuell immer noch. Ist mir auch unbegreiflich wie man derart dumm handeln kann. Aber immerhin hat es bei ein paar Firmen mittlerweile schon wieder klick gemacht und sie haben eingesehen, dass es nicht die beste Idee war die Substanz Ihres Unternehmens freizügig jedem Auftragsfertiger im Ausland zur Verfügung zu stellen und rudern wieder zurück.
Viel zu spät, wo die Auswirkungen sichtbar werden.
Das stimmt allerdings.
Schade eigentlich….ich habe selbst ein Blaupunkt Radio und bin damit vollkommen zufrieden. Es holt sozusagen das beste aus den Serienlautsprechern ;D
Aber es stimmt schon, gerade im Bereich Autoradios kann man nicht mehr viel machen. Ich habe ein Auto Baujahr 2006 und musste schon einen sündhaft teuren Einbaurahmen für mein Radio kaufen, bei manch anderen Fahrzeugen ist das noch schwerer.
Ich finde hier sollten die Fahrzeughersteller auch wieder mehr Optionen offen lassen, dass man sein eigenes Radio verwenden kann.
und RFT, du hast RFT vergessen…die waren 40 Jahre lang Marktführer 😉
Nun ja… 46 Mitarbeiter in Deutschland, 450 weltweit. Ist doch eh nur noch eine Randnotiz wert.
Hier wird eins übersehen: Den aktivsten Kern von Blaupunkt der letzten Jahre vor 2008 gibts immernoch, und der ist auch noch bei Bosch. Bosch hat beim Verkauf nämlich die OEM Sparte behalten und fertigt weiter. Man konnte aber damals schon sehen das DIN Schächte und Nachrüst Radios in Autos ein sterbender Markt sind, also hat man die totgeweihten Teile samt Namen Blaupunkt rausverkauft. Es ist nicht alles von dem Unternehmen tot….
Die Aussage dass „Aurelius recht wenig mit Blaupunkt anzufangen wusste…“ ist schon extrem freundlich. Es war schon sehr früh offensichtlich, dass es Blaupunkt unter Aurelius nicht mehr lange geben wird. Dazu gibt es jede Menge Infos im Netz, unter anderem: http://www.finance-magazin.de/strategie-effizienz/ma/aurelius-zerstueckelt-blaupunkt-1132482/
Sieht alles in allem nicht so aus, als ob das ungeplant so gelaufen wäre. Schade um die Firma, um den Namen und ide Leute, die lange Jahre ihr Herzblut da reingesteckt haben. Und auch Bosch ist aus meiner Sicht nicht ganz unschuldig daran.